Toxic Positivity (eBook)
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46603-2 (ISBN)
Whitney Goodman ist die charmante und ehrliche Psychotherapeutin hinter dem beliebten Instagram-Account @sitwithwhit und Inhaberin von 'The Collaborative Counseling Center', einer privaten Therapiepraxis in Miami, Florida. Sie hilft Einzelpersonen und Paaren, vergangene Wunden zu heilen und das Leben zu schaffen, das sie sich immer gewünscht haben. Über ihre Arbeit wurde in Dutzenden von Publikationen und Programmen berichtet, darunter die New York Times, Teen Vogue, New York Magazine, InStyle und Good Morning America. Whitney lebt in Miami, Florida, mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihren beiden Hunden Luna und Charlie. www.collabcounseling.com
Whitney Goodman ist die charmante und ehrliche Psychotherapeutin hinter dem beliebten Instagram-Account @sitwithwhit und Inhaberin von "The Collaborative Counseling Center", einer privaten Therapiepraxis in Miami, Florida. Sie hilft Einzelpersonen und Paaren, vergangene Wunden zu heilen und das Leben zu schaffen, das sie sich immer gewünscht haben. Über ihre Arbeit wurde in Dutzenden von Publikationen und Programmen berichtet, darunter die New York Times, Teen Vogue, New York Magazine, InStyle und Good Morning America. Whitney lebt in Miami, Florida, mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihren beiden Hunden Luna und Charlie. www.collabcounseling.com
Authentisch sein ist wichtig
Ich bin davon überzeugt, dass wir oftmals eigentlich helfen wollen, wenn wir Plattitüden äußern. Meist liegt es uns fern, mit solchen positiven Phrasen jemanden zu verletzen. Unter anderem deshalb kann uns toxischer Optimismus so triggern. Denn unweigerlich fragen wir uns: Wie kann mein Verhalten toxisch sein, wenn ich doch nur helfen will?
In krisenhaften oder schmerzlichen Momenten ist es wichtig, aufrichtig und authentisch zu sein. So können wir anderen zur Seite stehen, bewusst zuhören und verstehen. Das gelingt uns zwar nicht immer und bei jedem Menschen, doch wenn es darauf ankommt, sind wir dazu imstande. Durch authentisches Auftreten – ohne toxisch positive Phrasen – bestätigen wir unserem Gegenüber, dass sein Erleben real ist, und zeigen uns empathisch, statt das Geschehen zu leugnen oder schönzureden. Selbst wenn wir nicht vollständig einverstanden damit sind, wie der oder die Betreffende die Situation interpretiert oder damit umgeht, versuchen wir, da zu sein und authentisch zu bleiben. Wir hören der Person in Ruhe zu und ermöglichen es ihr, sich ganz zu öffnen (selbstverständlich so, dass unsere eigenen Grenzen gewahrt bleiben).
Denken wir zurück an die Freundin, die dich trösten wollte, nachdem du deinen Job verloren hattest. Mit ihren toxisch positiven Sprüchen wie: »Immerhin hast du jetzt richtig viel Freizeit! Ach komm, es könnte viel schlimmer sein. Versuch, so viel wie möglich draus zu lernen.« Natürlich wollte sie dir nicht wehtun. Solche krampfhaft positiven Sprüche kommen uns ja nicht spontan in den Sinn, sondern sie sind seit Langem tief in uns verwurzelt. Wir haben es verinnerlicht, diese hohlen Phrasen immer wieder anzubringen, und sind es von Kindheit an gewohnt, sie von anderen zu hören. Wir sind davon überzeugt, dass dieses Positivdenken tatsächlich funktioniert (sogar wenn wir finden, dass es uns selbst kein bisschen nützt). Es ist beinahe so, als hätten wir Angst, es zu hinterfragen, weil uns so oft gesagt wurde, dass es hilft. Deine Freundin ist also weder toxisch noch ein schlechter Mensch, sondern wiederholt lediglich, was sie in Ratgebern und den sozialen Netzwerken gelesen hat oder von Freunden und Verwandten zu hören bekam.
Der Haken ist nur, dass Sprache eine Wirkung hat – unabhängig von der jeweiligen Absicht. Sie beeinflusst, wie wir uns selbst und die Welt wahrnehmen. Die von uns gewählten Worte verändern unser Gehirn und wirken sich tiefgreifend auf unsere Beziehungen aus. Wenn wir wirksam kommunizieren und Mitmenschen hilfreich zur Seite stehen wollen, müssen wir zunächst ein Verständnis für deren Lebenswelt entwickeln. Wenn wir toxisch positiv agieren, äußern wir uns vor allem so, wie wir es jahrelang gelernt haben, statt einem Menschen in schwieriger Lage wirklich zuzuhören, sich ihm verbunden zu fühlen und zu erfahren, was ihn belastet.
Der gängige Positivsprech ist meist undifferenziert und wenig mitfühlend oder interessiert. Häufig sind es Pauschalaussagen, die darüber belehren, wie man sich fühlen soll und dass dieses momentane Gefühl falsch ist. Diese beiden Aspekte zeigen sofort, warum krampfhafte Positivität nur selten hilfreich ist. Wer jemandem wirklich beistehen möchte, will dabei gewiss kein schlechtes Gewissen bei seinem Gegenüber auslösen. Hohle Phrasen können besonders dann toxisch wirken, wenn eine Person sich öffnet und verletzlich zeigt, Emotionen preisgibt oder zu erklären versucht, welche Nöte oder Schmerzen sie quälen.
Die Wirkung von Positivdenken oder positiver Sprache hängt daher entscheidend vom Zeitpunkt, vom Gegenüber und vom jeweiligen Thema ab.
Der richtige Zeitpunkt
Häufig verfallen wir viel zu schnell ins überzogen Positive, weil wir jemandem aufrichtig wünschen, dass es ihm wieder besser geht. Wenn wir das Richtige sagen, so hoffen wir, wird dies seinen Schmerz lindern. Diese Hoffnung hegen wir auch ganz eigennützig, um ein schwieriges Thema zu wechseln und nicht zu lange mit dem Leid anderer konfrontiert zu werden. Denn zugegebenermaßen ist es nicht leicht, die Gegenwart eines weinenden, verzweifelten oder leidenden Menschen auszuhalten. Wir möchten dann rasch für Linderung sorgen.
Wenn man es dabei überstürzt, kann dies jedoch auf allen Seiten zu Enttäuschung führen. Zum einen, weil die Person, die wir trösten wollen, sich unverstanden fühlt und beschämt ist, und zum anderen, weil wir nichts erreicht haben und die emotionale Verbundenheit leidet.
Daher ist der Zeitpunkt entscheidend. Bevor wir jemandem ans Herz legen, etwas positiv zu sehen, sollten wir zuvor Folgendes bedenken:
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Zeit heilt keineswegs alle Wunden. Menschen verarbeiten Erfahrungen in unterschiedlichem Tempo und bestimmen selbst, wie ihr Heilungsprozess verläuft.
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Jeder Mensch reagiert auf Belastungen anders. Sofern die damit verbundenen Gefühle deines Gegenübers nicht gefährlich oder lebensbedrohlich für dich oder schutzbedürftige Personen (wie Kinder oder Senioren) werden, sind sie vollkommen okay. Du musst nichts dagegen unternehmen.
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Oft müssen Betroffene die Tragweite einer schwierigen Situation zunächst erkennen und annehmen, ehe sie sich damit auseinandersetzen können.
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Nicht immer sind Lichtblicke oder positive Aspekte erkennbar. Manche Ereignisse sind wirklich schwer zu verkraften, das müssen wir akzeptieren.
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Zusehen zu müssen, wie jemand Schmerzhaftes erlebt, ist schwer. Geh daher auch mit dir selbst behutsam um.
Versuche, in folgenden Momenten nichts krampfhaft Positives zu äußern:
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Wenn jemand weint oder offensichtlich eine schwierige Emotion durchlebt.
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Unmittelbar nach dem Eintreten eines problematischen Ereignisses (z.B. bei einer Kündigung).
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Bei einer Beerdigung und wenn jemand im Sterben liegt.
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Wenn sich jemand von dir wünscht, dass du einfach nur zuhörst.
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Wenn jemand explizit sagt, dass er/sie keine Ratschläge von dir möchte.
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Während ein schlimmes Ereignis unmittelbar geschieht.
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Wenn du nicht vollständig überblickst, was gerade passiert.
Das Gegenüber
Ungeachtet unserer Absicht haben wir keinen Einfluss darauf, wie unsere Worte wirken. Diejenigen, denen wir damit zur Seite stehen wollen, bestimmen, ob unsere Motivationssprüche für sie hilfreich sind oder nicht. Deshalb ist es so wichtig zu bedenken, wer unser Gegenüber ist.
Wenn ich meine Community im Netz auffordere, von ihren Erfahrungen mit toxischem Optimismus zu berichten, haben viele Antworten mit Religion oder Gott zu tun. Zahllose Beispiele à la »Nun ist er/sie bei Gott« oder »Das gehörte alles zu Gottes Plan« landen dann in meinem Posteingang. Das ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, warum es so wichtig ist, uns unser Gegenüber zu vergegenwärtigen. Glaube, Religion und Gott können für manche Menschen enorm stärkend sein, für andere dagegen überhaupt nicht. Wenn wir jemandem mit unseren eigenen Werten oder unserer Religion versuchen Trost zu spenden, ignorieren wir dessen Bedürfnisse. Stattdessen gehen wir kurzerhand davon aus, dass etwas, was uns Kraft gibt, andere in gleichem Maße stärkt.
Dies trifft ebenfalls auf Personen zu, die unter Depressionen leiden. Die meisten Betroffenen wünschen sich von Herzen, glücklich zu sein. Zugleich wissen sie genau, wie schwer das für sie zu erreichen ist. Wenn wir also einen depressiven Menschen auffordern, doch »einfach glücklich« zu sein, werden wir unserem Gegenüber nicht gerecht. Wir bagatellisieren seinen täglichen Kampf und lassen ihn trivial erscheinen. Wenn »einfach glücklich sein« so leicht wäre, hätten es dann nicht längst alle Menschen geschafft? Wäre es so leicht, gäbe es wohl weltweit nicht so viele Depressionserkrankungen.
Die Person, der du zur Seite stehst, entscheidet darüber, welche Art von Unterstützung ihr hilfreich erscheint, und du entscheidest, ob du diese leisten kannst und willst. Wir müssen berücksichtigen, was wir über die momentane Situation und Problematik einer Person wissen, und sollten sensibel damit umgehen.
Hier sind einige Punkte, die es dabei zu bedenken gilt:
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Hat die betreffende Person mir mitgeteilt, wie sie unterstützt werden möchte?
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Habe ich nachgefragt, wie ich sie unterstützen kann?
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Reagiert die Person üblicherweise darauf, wenn ich aufmunternde Motivationssprüche äußere? Bedankt sie sich dafür oder signalisiert, dass sie hilfreich sind? Scheint es ihr danach besser zu gehen?
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Bricht das Gespräch ab, wenn ich solche aufmunternden Sprüche anbringe oder die betreffende Person auffordere, positiver zu denken?
Es ist wichtig, das jeweilige Gegenüber im Blick zu haben und herauszufinden, welche Hilfe angebracht ist. Im Zweifelsfall einfach nachfragen! Nur so kann man anderen Menschen wirkungsvoll zur Seite stehen.
Schwierige Themen
Manche Themen sind sehr belastend und für viele Menschen schwer zu ertragen. Meine Recherchen und die Arbeit in meiner Praxis zeigen, dass toxisches Positivdenken und banale Motivationssprüche wenig hilfreich – und geradezu schädlich – insbesondere in Bezug auf folgende Themen und Situationen...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
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Übersetzer | Franka Reinhart |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | alte Glaubenssätze • Angewandte Psychologie • an Krisen und Konflikten wachsen • Befreiung von alten Mustern • besser miteinander reden • Beziehungen verbessern • bücher selbstliebe • denkmuster ändern • emotionen unterdrücken • Emotionen verstehen • Empathie lernen • geburtstagegeschenk freundin • Glaubenssätze • Good vibes • good vibes only • Grenzen setzen • happyself • Inneres Wachstum • Krisen bewältigen • Krisen meistern • lebenshilfe bücher • Lebenshilfe Coaching • Lebenshilfe Ratgeber • mental health buch deutsch • mit Gefühlen umgehen • Mut machen • negative Emotionen • negative Gefühle zulassen • negative Glaubenssätze • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • positive Einstellung • Positives Denken • positives Mindset • #positivity • Positivity • Praktische Lebenshilfe • Praxisbuch Psychologie • Psychologie • psychologie bücher • Psychologie Ratgeber • Psychologischer Ratgeber • Psychologisches Praxisbuch • radikaler Optimismus • Ratgeber • Ratgeber Psychologie • resilienz stärken • Selbstbestimmt Leben • Selbstbestimmung • Selbstbewusstsein • selbstbewusstsein buch • Selbstfürsorge • Selbsthilfe Coaching • Selbsthilfe Psychologie • Selbstliebe und Selbstbewusstsein • selbstwertgefühl stärken • selfcare geschenk • sich selbst annehmen • social pressure • sozialer Druck • Toxic Positivity • toxic positivity deutsch • toxische Positivität • toxische Positivitität • toxischer Optimismus • Übungen zur Selbsthilfe • #unfollow • Was passiert wenn man nur positiv denkt • Whitney Goodman • Zufriedenheit |
ISBN-10 | 3-426-46603-1 / 3426466031 |
ISBN-13 | 978-3-426-46603-2 / 9783426466032 |
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