Wild Family (eBook)
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60338-6 (ISBN)
Dr. Eliane Retz ist Pädagogin, systemische Beraterin und Mutter von zwei Kindern. Seit vielen Jahren berät sie Eltern mit Babys und Kleinkindern bindungsorientiert, nach dem systemischen Ansatz und basierend auf aktuellen Erkenntnissen der Bindungs- und Entwicklungsforschung. Warum Kinder sind, wie sie sind, steht dabei im Mittelpunkt. Die Suche nach Lösungen erfolgt gemeinsam mit den Eltern. Auf Instagram erreicht Eliane Retz als @dr.retzel eine breite Leserschaft.
Dr. Eliane Retz ist Pädagogin, systemische Beraterin und Mutter von zwei Kindern. Seit vielen Jahren berät sie Eltern mit Babys und Kleinkindern bindungsorientiert, nach dem systemischen Ansatz und basierend auf aktuellen Erkenntnissen der Bindungs- und Entwicklungsforschung. Warum Kinder sind, wie sie sind, steht dabei im Mittelpunkt. Die Suche nach Lösungen erfolgt gemeinsam mit den Eltern. Auf Instagram erreicht Eliane Retz als @dr.retzel eine breite Leserschaft. Christiane Stella Bongertz ist Autorin und Kommunikationswissenschaftlerin und lebt mit ihrer Familie in Schweden. Zu ihren Schwerpunktthemen zählen Kleinkind, Familie und Psychologie – mit dem Fokus auf konstruktiver Kommunikation. Sie schreibt für zahlreiche Magazine und Zeitungen wie "Eltern", "Flow" oder "Emotion". Außerdem arbeitet sie als Co-Autorin und Ghostwriterin. Mehrere der von ihr (mit)verfassten Bücher schafften es auf die SPIEGEL-Bestsellerliste.
Ein paar Worte vorab oder: Was ist eine wild family?
Lesezeit: 6 Minuten
Eine wild family hat viele Gesichter.
Sie kann aus Mutter, Vater, Kind oder Kindern bestehen. Ebenso gibt es Familien mit zwei Mamas, mit zwei Papas. Es gibt Familien mit adoptierten Kindern, Familien, in denen die Großeltern, Tanten oder Onkel die Kinder vollständig oder teilweise erziehen. Es gibt Familien, in denen es einen Papa und zwei Mütter gibt oder zwei Papas und eine Mutter. Es gibt Patchworkfamilien mit Bonuselternteilen und Bonuskindern. Es gibt freiwillig Alleinerziehende, die ihr Kind oder ihre Kinder dank einer Samenspende bekommen haben. Es gibt Mütter oder Väter, die alleinerziehend sind, nachdem Partnerin oder Partner gestorben ist. Es gibt getrennt erziehende Eltern, die gemeinsames Sorgerecht haben. Es gibt Familien in Kinderdörfern, es gibt Großfamilien und Kleinfamilien. Und noch alle möglichen Konstellationen mehr.
Wie sie auch aussieht, immer gilt: Eine wild family ist eine Familie mit mindestens einem wild child, die die vielfältigen Anforderungen des Familienalltags im besten Fall mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen meistert, so herausfordernd sie auch manchmal sein mögen.
Bei diesem Vorhaben hilft den Eltern einerseits ein Verständnis von kindlicher Entwicklung: Wann kann mein Kind über seine Gefühle reflektieren? Wie entwickelt sich Empathie? Wie lange sind Wutausbrüche eigentlich normal? Und so weiter.
Andererseits unterstützt Eltern das Wissen um das faszinierende Zusammenspiel der einzelnen Elemente im System Familie. Kurz: der Familienmitglieder. Denn unsere Erfahrung zeigt eindeutig: Selbst wenn wir nur ganz sanft an einer Stelle im System etwas ändern, verschiebt sich das gesamte Gefüge. Wer weiß, wie alles zusammenhängt, kann so häufig mit wenigen Lösungsschritten aus der Balance Geratenes erstaunlich schnell wieder ins Lot bringen. Unser Buch vermittelt das wertvolle Wissen um die Meilensteine kindlicher Entwicklung und die kleinen und großen »Stellschrauben« in der Familie.
»Erziehung ist Beispiel und Liebe – sonst nichts!«
Dieses wunderbare Zitat stammt vom Pädagogen Friedrich Fröbel, dem Erfinder des Kindergartens und Schüler von Heinrich Pestalozzi. Nicht nur Kinder lernen am besten am Beispiel, auch Erwachsene. Darum – und das ist das Herzstück unseres Buches – zeigen wir Ihnen anhand echter Beispiele aus der systemischen bindungs- und bedürfnisorientierten Beratungspraxis von Dr. Eliane Retz, wie Sie typische und dabei manchmal ziemlich vertrackt wirkende Schwierigkeiten lösen. Oft geht das verblüffend einfach, obwohl die Situation anfangs häufig verfahren und kaum entwirrbar scheint – lassen Sie sich überraschen.
Echte und sehr typische Beispiele, die wir so aufbereitet haben, dass jede Familie – ob mit einem Kind, mit zwei Kindern oder vielen – daraus absolut anwendbare praktische Impulse mitnehmen kann, um das Familienleben zu entspannen, Geschwister zu verbünden, Stress zu reduzieren und den Spaß ins Zusammensein zurückzuholen.
Und warum sind Familie und Kinder bei uns wild?
Wir finden, dass der Begriff wild child kleine und auch schon etwas größere Kinder sehr gut beschreibt: Sie sind von Natur aus wild, denn sie sind lebensfroh und wollen die Welt kennenlernen und entdecken. Oder besser gesagt: Sie müssen es sogar, denn es ist ja kein Zufall, dass alle Kinder in die Autonomiephase kommen und in dieser beginnen, sich von den Eltern zu lösen – dieses Loslösen ist ein Prozess, der von nun an viele Jahre dauern wird. Das ist das Programm, das die Evolution uns Menschen mitgegeben hat.
Darum haben wir unser erstes Buch Wild Child genannt. Damals wie heute verstehen wir den Begriff wild sehr grundlegend, nämlich im Sinne von ursprünglich und unverfälscht. Ein wild child folgt seinen Emotionen. Das bedeutet nicht, dass ein wild child unbedingt ein besonders lautes oder extrovertiertes Kind sein muss oder eines, das mehr als andere auf Konfrontation aus ist. Ja, ein wild child kann zwar genau so sein, aber es kann ausdrücklich auch ein ruhiges, mehr in sich gekehrtes Kind sein. Auch ein schüchternes Kind ist ein wild child. Und Eltern grundsätzlich eher introvertierter, scheuer Kinder wissen: Auch diese können manchmal ziemlich laut und ungestüm werden.
In einer »wilden« Familie ist immer etwas los – und das ist gut so!
Die »Wildheit« eines Kindes, sein Ausprobieren, auch sein Toben hat einen Sinn, denn es muss immer selbstständiger werden. Es bewegt sich zwischen den Polen Bindung und Autonomie. Dieses evolutionäre »Programm« zu verstehen, zu unterstützen und zu fördern, ist eine gute Idee. Das heißt keineswegs, die Dinge laufen zu lassen und an das Kind oder die Kinder keine Ansprüche zu stellen.
Wir Menschen sind soziale Wesen, und darum ist es wichtig, dass Kinder lernen, sich in einer sozialen Gruppe zu bewegen, sodass eine Balance zwischen ihren eigenen Interessen und Bedürfnissen und denen der anderen zustande kommt. Nur so sind soziale Systeme funktionsfähig.
Auch eine Familie ist ein soziales System, und auch in Familien gibt es eine Balance, die – wenn sie hergestellt ist – es allen Familienmitgliedern erlaubt, stabile und liebevolle Beziehungen untereinander zu pflegen, die für alle Beteiligten, ob groß oder klein, förderlich sind.
Allerdings bekommt jede Familie im Alltag immer wieder kleine oder auch große Schubser, wodurch sie vorübergehend aus der Balance gerät. Das ist völlig normal, denn Friede, Freude, Eierkuchen gibt es höchstens in der Werbung. Solche Anstöße können Probleme sein, wie das, dass ein Kind nach den Ferien nicht mehr in den Kindergarten möchte. Oder auch große Veränderungen, wie die Geburt eines Geschwisterkindes oder die Trennung der Eltern, die das familiäre System in Bewegung bringen. Dadurch können Schwierigkeiten auftauchen, die Familien vor allem dann belasten, wenn sie nicht wissen, wie sich das Gleichgewicht wiederherstellen lässt, und sie sich angstvoll fragen: Bleibt das jetzt für immer so?
In solchen Situationen möchten wir helfen, die Balance wiederherzustellen, bis sie dann den unvermeidlichen nächsten Schubser erfährt.
Mit unserem Vorgängerbuch Wild Child haben wir Eltern vor allem die Grundlagen bindungs- und bedürfnisorientierter Erziehung vermittelt. Außerdem haben wir auf die bindungsgerechte Bewältigung wiederkehrender alltäglicher Situationen – vom Anziehen über das Abholen vom Kindergarten bis zum Zähneputzen – mit Kindern in der Autonomiephase geschaut. Dabei hatten wir vor allem die Keimzelle der Bindung, die Beziehung von Elternteil und Kind, im Blick.
Mit Wild Family gehen wir also einen Schritt weiter: Wir schauen uns komplexe Situationen und Schwierigkeiten an, in die Familien geraten können. Komplexe Situationen, die übers tägliche Anziehen und das Aus-dem-Haus-Kommen hinausgehen und die den betroffenen Familien wie ein schreckliches Tohuwabohu erscheinen.
Um es mit einem alten, leicht abgewandelten Sprichwort zu sagen: Wenn Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, helfen wir Ihnen, den oder die Bäume zu finden, die gerade ein wenig Extrapflege benötigen – damit Sie anschließend wieder alle zusammen Ihren Familienwald genießen können.
So nutzen Sie dieses Buch
Wir haben jedes Kapitel mit einer Angabe über die ungefähr erforderliche Lesezeit versehen. So sehen Sie auf einen Blick, ob Sie gerade Zeit und Muße haben, diesen Abschnitt vollständig zu lesen.
Im Theorieteil haben wir das Wichtigste zu bindungsorientierter Erziehung in den jeweiligen Phasen kindlicher Entwicklung zusammengefasst. Dabei erklären wir Ihnen nicht nur die relevanten Entwicklungsschritte, damit Sie verstehen, was gerade mit und in Ihrem Kind los ist. Wir haben uns auch von praktischen Fragen leiten lassen: Wie schaffen Eltern eine sichere Bindung? Wie funktioniert Co-Regulation? Wie helfen Eltern Ihren Kindern, erste...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Familie / Erziehung |
Schlagworte | 4 bis 7 Jahre • artgerecht • Attachment Parenting • Autonomiephase • autoritativ • Bedürfnisorientierte Erziehung • Beratung • Bestseller • Bindungsorientiert • Das gewünschteste Wunschkind • dr.retzel • Elternratgeber • Erziehung • Erziehungstricks • Familienalltag • Gelassenheit • Geschwister • Geschwisterstreit • Grenzen setzen • Kleinkind • Konfliktlösung • Probleme • Ratgeber Erziehung • Trotzanfall • Trotzphase • Wackelzahnpubertät • weniger schimpfen • Wild Child • Wutausbrüche • Wutmonster |
ISBN-10 | 3-492-60338-6 / 3492603386 |
ISBN-13 | 978-3-492-60338-6 / 9783492603386 |
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