Wahre FührungsKraft (eBook)
190 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45355-2 (ISBN)
Michael Jahn war nach seinem Pädagogikstudium selbst angestellte Führungskraft vom Projekt- und Teamleiter bis zum Vorstandsvorsitzenden, bevor er sich als Trainer und Coach selbstständig machte. Seine Beratungsfirma mit inzwischen vier Standorten in Deutschland bietet unkonventionelle Team- und Führungstrainings an. Außerdem ist er auch als Keynote-Speaker gefragt.
Michael Jahn war nach seinem Pädagogikstudium selbst angestellte Führungskraft vom Projekt- und Teamleiter bis zum Vorstandsvorsitzenden, bevor er sich als Trainer und Coach selbstständig machte. Seine Beratungsfirma mit inzwischen vier Standorten in Deutschland bietet unkonventionelle Team- und Führungstrainings an. Außerdem ist er auch als Keynote-Speaker gefragt.
Die Wirtschaft folgt heute dem Mantra des ewigen Wachstums. Ohne Wachstum gibt es keine steigenden Unternehmensgewinne, keine neuen Arbeitsplätze, keine sichere Rente. Und wie sieht unsere eigene Rolle im Wirtschaftsgeschehen aus? Auch da ist Wachstum längst das Maß der Dinge. Wir folgen der Vorstellung des Wachstums blind und überlegen bereits bei der Berufswahl, wie wir am besten Karriere machen können. Natürlich ist das selten die einzige Überlegung. Aber sie spielt eine sehr zentrale Rolle. Berufe, die keine oder nur sehr wenige Aufstiegschancen versprechen, haben zunehmend ein Nachwuchsproblem. Bereits das Wort »Karriere« ist im Sprachgebrauch allgegenwärtig. Es gibt Karriere-Ratgeber, Karriere-Apps, Karriere-Tage und Karriere-Coachs. »Karriere« hat einen verheißungsvollen Klang. Dabei geht es um Selbstverwirklichung, aber auch um finanziellen Erfolg und den damit verbundenen sozialen Aufstieg. Noch vor dem Ende der Ausbildung geht es oft schon los mit der Karriereplanung. Einerseits sollen uns dann möglichst alle Türen offenstehen. Andererseits darf nichts dem Zufall überlassen werden. Aus Träumen sollen konkrete Ziele werden, die sich ambitioniert verfolgen lassen. Einfach mal irgendwo anfangen, Dinge ausprobieren und den Rest sich ergeben lassen, wirkt zu riskant.
Wer heute »Karriere« sagt, der sagt im nächsten Halbsatz meist »Führung«. Karriere machen und Führungsverantwortung übernehmen scheinen unweigerlich zusammenzugehören. Führungskräfte in Unternehmen und anderen Organisationen sind nun einmal Teil einer Hierarchie – und Hierarchien bringen es mit sich, dass man in ihnen aufsteigen kann. Führung verheißt also Karriere. Das macht Führungspositionen so attraktiv, und zwar gleich in zweifacher Hinsicht: Es geht um Selbstverwirklichung, und es geht um Geld. Der Drang nach Selbstverwirklichung ist in unserer Gesellschaft stark ausgeprägt. »Ich muss etwas aus mir machen«, höre ich schon von Jugendlichen. Einmal in einem Beruf angekommen, sind keinesfalls Stillstand und Bequemlichkeit angesagt. Ständige Weiterentwicklung und lebenslanges Lernen lauten die Stichworte. Auch in meiner Generation der um die Fünfzigjährigen geht es immer wieder um neue Horizonte und Herausforderungen. Und warum auch nicht? Wir leben heute länger und sind gesünder als frühere Generationen. Wir wollen die Zeit, die uns gegeben ist, sinnvoll nutzen. Als Führungskraft komme ich im Idealfall alle paar Jahre in eine höhere Position mit neuen Perspektiven, erweiterten Verantwortlichkeiten und unbekannten Herausforderungen. So bleibt das Berufsleben spannend.
Schon etwas problematischer ist der zweite Aspekt, der Führungspositionen attraktiv macht: das Geld. In unserer Gesellschaft bedeutet Geld nicht allein Konsum, sondern auch Status. Ich leiste etwas, kann mir etwas leisten und gelte dann etwas. Die Aussicht auf Geld und Status ist verlockend. Manchmal vielleicht zu verlockend, sodass die Frage zu kurz kommt, welchen Preis ich für Wohlstand und Ansehen möglicherweise zahle. Hinzu kommt, dass das Mantra des ewigen Wachstums auch beim Geld unsere Vorstellungen beeinflusst. Wir fragen uns heute kaum noch, wie viel Geld angemessen oder genug wäre oder womit wir auf Dauer zufrieden sein könnten. Unser Motto lautet: Mehr ist mehr. Auch beim Thema Geld ist die Führungskarriere also verheißungsvoll. Einerseits erscheint sie, im Gegensatz zur Karriere als Rapperin oder Fußballer, planbar. Andererseits verspricht sie enorme finanzielle Steigerungsmöglichkeiten. Konzernvorstände beziehen Jahresgehälter in Millionenhöhe. Die erfolgreichsten Gründerinnen und Gründer, Investorinnen und Investoren verdienen noch mehr. Es motiviert uns, wenn wir zumindest eine Chance sehen, in solche Regionen vorzustoßen.
Aber jetzt kommt das Dilemma: Bei all den Wünschen nach Selbstverwirklichung und dem Streben nach Geld und Status bleibt auf der Strecke, worum es bei Führung wirklich geht. Nämlich ums Führen. Um Arbeit mit Menschen. Diese Arbeit muss ich wollen und auch können, um sie gut zu machen. Bei der Berufswahl und später dann bei der Entscheidung für eine Führungskarriere setzen sich jedoch die wenigsten damit auseinander, ob sie tatsächlich Menschen führen wollen. So habe ich es bei mir selbst erlebt, und so beobachte ich es auch bei anderen. Wir fragen uns am Anfang nicht, was Führung heißt, ob uns Führung tatsächlich liegt und ob wir unter Umständen bereit sind, den persönlichen Preis für einen Führungsjob zu zahlen. Auch in der Berufsberatung, bei Bewerbungsinterviews und in Personalgesprächen ist selten Thema, ob jemand, der entsprechendes Potenzial erkennen lässt, auch wirklich führen will. Fragen wie »Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?« oder »Wie sieht Ihr ideales Arbeitsumfeld aus?« stacheln eher noch zusätzlich dazu an, sich eine Führungsaufgabe zu wünschen. Wenn wir nicht aufpassen, richtet sich unsere Aufmerksamkeit allein auf den Aspekt der Karriere. Führung ist dann nur noch ein Mittel zum Zweck. Was es im Alltag konkret bedeutet, Menschen zu führen, erscheint zweitrangig.
Unternehmen bieten keine Schnupperkurse in Führung
Ich kenne nur wenige Menschen, die ich als sprichwörtliche »geborene Anführerinnen oder Anführer« bezeichnen würde. Ich selbst zähle mich auch nicht dazu. Klar gibt es sie, die Jungs und Mädchen, die schon im Kindergarten gegenüber den anderen Kindern das Sagen haben und später Klassensprecher sind oder Kapitäninnen von Sportmannschaften. Sie als Erwachsene in Führungsrollen wiederzufinden, wundert einen nicht. Das betrifft aber, wie gesagt, nur wenige. Was also motiviert die meisten von uns, eine Führungsrolle zu übernehmen? Natürlich gibt es darauf nicht nur eine einzige Antwort. Klare Tendenzen sehe ich dennoch. Bei manchen ist sicherlich das Elternhaus prägend. Waren meine Eltern bereits Führungskräfte oder Unternehmer, dann haben sie vielleicht früh die Erwartung an mich herangetragen, dass ich eines Tages ebenfalls eine Führungsrolle übernehme. Ob ich mich danach richte oder nicht, ist dann noch einmal eine persönliche Entscheidung.
Weitaus häufiger bestimmen jedoch ganz andere Motive und Schlüsselmomente darüber, ob wir irgendwann eine Führungskarriere beginnen. Vielleicht habe ich mich im Rahmen meiner Karriereplanung schon mit Führungsaufgaben beschäftigt und gemerkt, dass ein solcher Job alles bietet, was mir wichtig ist: Verantwortung, Herausforderung, Abwechslung, Status, Geld. Dann habe ich die feste Überzeugung, dass Führung das Richtige für mich ist. Ich versuche, möglichst früh den ersten Führungsjob zu bekommen. Bei vielen ist das hingegen ein längerer Prozess. Da ist vielleicht der eigene Chef oder die Chefin ein großes Vorbild, und ich frage mich irgendwann, ob ich so einen Job nicht auch machen möchte. Oder ich werde gefragt: »Sie sind lange genug dabei, fachlich qualifiziert und erfahren mit den Abläufen im Unternehmen – wie wäre es denn mal mit mehr Verantwortung?« Der große Boss sähe mich also gerne als kleinen Boss. Da sage ich ungern nein, weil ich mich durch das Angebot wertgeschätzt fühle. Auch wenn ich vielleicht Bedenken habe, ob ich den Vorschusslorbeeren gerecht werden kann. Manche werden schließlich eher aus der Not heraus Führungskraft. Da ist kurzfristig eine Position freigeworden und wenn ich das jetzt mache, spart sich das Unternehmen eine lange Suche. Also sage ich zu. Mehr Gehalt kann hier ein zusätzlicher Anreiz sein, auch und gerade, wenn ich zum Beispiel vor Kurzem eine Familie gegründet und ein Haus gebaut habe. Einige ahnen sicher schon zu diesem Zeitpunkt, dass Geld im Führungsjob auch Schmerzensgeld sein kann.
Alle diese Wege in eine Führungsrolle haben eine Gemeinsamkeit: Es geht um den Karriereschritt, aus welchen Motiven auch immer. Es ist keine bewusste Entscheidung für eine bestimmte Art von Arbeit mit Menschen. Das kann es meistens auch gar nicht sein, denn bevor ich selbst Führungskraft bin, weiß ich in der Regel nicht, was auf mich zukommt. Nach einem Praktikum im Krankenhaus oder Altenheim weiß ein junger Mensch ungefähr, was ihn als Pflegekraft im Alltag erwartet. Die Pfleger und Pflegerinnen werden ihm wahrscheinlich auch bereitwillig Auskunft geben und von den Höhen und Tiefen ihres Jobs berichten. Doch wie unser Alltag als Führungskraft in dieser Firma aussehen würde, wissen wir selbst nach drei oder fünf...
Erscheint lt. Verlag | 8.3.2023 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Schlagworte | Anwendung • Führung • Management • Mentalcoaching • Mitarbeiterführung • Praktische Übungen • Skills • Zeitmangel |
ISBN-10 | 3-593-45355-X / 359345355X |
ISBN-13 | 978-3-593-45355-2 / 9783593453552 |
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