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Gefahr für unser Geld? (eBook)

Die neuen Propheten des Geldes und die Zukunft unseres Währungssystems

, (Autoren)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
146 Seiten
Vahlen (Verlag)
978-3-8006-6827-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gefahr für unser Geld? - Hanno Beck, Aloys Prinz
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Wie ruiniert man eine Währung?
Geld kann nicht Unrecht tun, heißt es - doch Politiker, die für unser Geld verantwortlich sind, schon. Im vergangenen Jahrzehnt wurde im Namen der Banken- und Staatenrettung Geld gedruckt, als gäbe es kein Morgen mehr. Und da Politiker nie um eine Erklärung für ihr politisch motiviertes Verhalten verlegen sind, haben sie sich die Ideen der Modern Monetary Theory auf die Fahnen geschrieben, die postuliert, dass der Staat so viel Geld drucken kann, wie er braucht. Infrastruktur, grüne Wende, Arbeitsbeschaffungsprogramme - das alles kann, darf, soll der Staat mittels Druckerpresse finanzieren.
Schaut man sich die aktuelle Lage in der Euro-Zone an, so zeigt sich, dass die Ideen dieser Theorie bereits dabei sind, sich in den wirtschaftspolitischen Alltag einzuschleichen. Aber ist es wirklich so einfach? Ist die Druckerpresse unsere Rettung? Und wie soll das funktionieren?
Dieses Buch deckt die Schwachstellen, sowie die beträchtlichen Risiken und Nebenwirkungen dieser Politik auf und zeigt, dass sich die Eurozone bereits gefährlich nahe an einen Punkt bewegt hat, an dem unser Geld- und Finanzsystem droht, ernsthaften Schaden zu nehmen.
Prof. Dr. Hanno Beck ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim.
Prof. Dr. Aloys Prinz ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

VIIEinleitung: Angst essen Geld auf


Wenn Sie dieses Buch in die Hand genommen haben und begonnen haben, zu lesen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie sich Sorgen machen, Angst haben oder sich gar fürchten – Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft oder auch der deutschen Wirtschaft, Angst vor einer Vernichtung Ihrer Ersparnisse, Furcht vor der möglicherweise daraus resultierenden politischen Radikalisierung. Die vergangenen Jahre, ja fast Jahrzehnte, sind Zeuge eines historisch einmaligen Experiments geworden: Weltweit haben Notenbanken die Wirtschaft mit immer mehr Geld geflutet, haben Zentralbanken die Schulden ihrer Staaten finanziert – ohne genaue Kenntnis darüber, welche Folgen das haben könnte.

Es wird Zeit, sich diesen Ängsten zu stellen, und der erste Schritt ist dabei zu verstehen, was da geschieht, die Argumente der Befürworter dieser Politik zu kennen und zu würdigen. Denn es gibt auch Befürworter dieser Politik, manche gehen sogar noch weiter in ihren Forderungen: Sie wollen dem Staat die Gewalt über die Geldpolitik, über die Notenpresse geben und sehen darin die Lösung all unserer Probleme. Die Vertreter dieser Position sprechen von der Modernen Monetären Theorie (MMT). Diese Theorie, so sagen sie, erlaubt die Lösung vieler Probleme. Ist das so? Vertreter der herkömmlichen Theorien hingegen teilen die Befürchtungen der Bevölkerung, teilen ihre Sorgen, Ängste und Furcht und sehen in der MMT einen gefährlichen Irrweg. Wie so oft gilt auch hier: zwei Experten, drei Meinungen.

Wir wollen Ihnen mit diesem Bändchen die Möglichkeit bieten, sich Ihr eigenes Urteil zu bilden. Wir wollen Sie erstens darüber informieren, wie unser Geldsystem funktioniert, Ihnen zweitens zeigen, welche Neuerungen die MMT den traditionellen Konzepten der Geldpolitik entgegensetzt, und drittens ausloten, inwieweit die Ideen der MMT bereits Eingang in die geldpolitische Praxis gefunden haben. Wir wollen Ihnen dabei aber nicht verhehlen, dass wir uns eher als Vertreter der traditionellen Geldtheorie und -politik sehen, und wir haben auch gute Gründe dafür.

VIIIEs sind also drei Grundthemen, die sich durch dieses Buch ziehen:

(1) Thema Nummer eins ist unsere Geldordnung, die Frage, was Geld ist und wie es funktioniert. In der heutigen Zeit, so glauben wir, ist es unerlässlich, wenigstens in Grundzügen zu verstehen, wie Geld funktioniert, wie und wann Inflation entsteht und welche Wirkungen Geld in einer Volkswirtschaft entfalten kann.

(2) Das zweite Thema sind die Ideen der MMT, die derzeit aus den USA über den Atlantik nach Europa schwappen. Die Grundidee der MMT ist, dass ein Staat nie pleitegehen und so viel Geld bereitstellen kann, wie er zur Bewältigung aller seiner Aufgaben benötigt. MMT verspricht so etwas wie ein wirtschaftspolitisches Schlaraffenland: Arbeitsbeschaffungsprogramme, ökologische Modernisierungsprogramme, Sozialprogramme – all das kann der Staat mittels neu geschaffenen Geldes finanzieren. Ist es wirklich so einfach? Wir wollen in den folgenden Kapiteln die Ideen der MMT erklären und ihre problematischen Schwachstellen aufzeigen.

(3) Das dritte Thema ist die aktuelle geldpolitische Lage und Politik in Europa, die in einigen Teilen eine gefährliche Nähe zu den Ideen der MMT aufweist. Wir wollen Ihnen zeigen, wo und wie sich die Europäische Zentralbank auf das glatte Eis einer inflationären Geldpolitik begeben hat – ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Im Folgenden finden Sie zunächst einen Überblick über das, was wir Ihnen in den einzelnen Kapiteln dieses Buches bieten, samt einer Zusammenfassung der wichtigsten Thesen. Das abschließende Kapitel 6 bildet dabei eine Abschlussdiskussion. Also, was können Sie von diesem Buch mitnehmen?

Kapitel 1: Ein paar Begriffe und Grundlagen


Wir starten mit einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Inflation, beschreiben deren Ursachen und Folgen. Dann erläutern wir eine der wichtigsten, grundlegenden Ideen der Geldtheorie, die sogenannte Quantitätsgleichung. Sie soll den elementarsten Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation beschreiben. Zudem zeigen wir Ihnen, welche Löcher diese Theorie hat. Und das können Sie im Einzelnen aus diesem Kapitel mitnehmen:

1. IXInflation ist der Anstieg aller Preise, des Preisniveaus, auf breiter Basis und nicht nur der Anstieg einzelner Preise. In ihrer extremen Form, der Hyperinflation, führt sie zu einem Zusammenbruch des gesamten Wirtschaftssystems. Selbst in moderaten Formen aber bewirkt sie wirtschaftliche Verwerfungen, schadet dem Wachstum und geht vor allem zulasten ärmerer Bevölkerungsschichten. Zudem reduziert ein Anstieg des Preisniveaus die reale Schuldenlast des Staates, weshalb der Staat von Inflation profitieren kann.

2. Ursachen der Inflation sind vielfältig. Wenn beispielsweise der Staat Schulden aufnimmt und mit Hilfe dieser geliehenen Gelder die Nachfrage im Inland stimuliert, obwohl die Produktionskapazitäten ausgelastet sind, führt das zu einem Anstieg des Preisniveaus. Diese Politik nennt man „defizitfinanzierte Ausgabenpolitik“. Bekommt der Staat das Geld, das er für diese Ausgabenprogramme benötigt, direkt von der Notenbank, so steigen die Inflationsgefahren deutlich. Ebenfalls zu Inflation führt eine Lohn-Preis-Spirale: Steigende Preise führen zu höheren Lohnforderungen durch die Gewerkschaften, und sind diese Forderungen erfolgreich, führt das wiederum zu steigenden Preisen. Bisher kaum beachtete Gründe für Preisniveausteigerungen können auch auf der Güterangebotsseite einer Volkswirtschaft liegen. Eine Pandemie wie die gerade erlebte Coronavirus-Pandemie und ein Krieg wie der gerade tobende Ukraine-Krieg können zu einem Rückgang der Produktion führen. Bei konstanter gesamtwirtschaftlicher Nachfrage bewirkt das sehr wahrscheinlich eine höhere Inflationsrate.

3. Eine steigende Geldmenge kann eine weitere wichtige Ursache von Inflation sein: Zu viel Geld jagt eine zu geringe Gütermenge. Das ist die Kernaussage der sogenannten Quantitätstheorie. Steigt die Geldmenge bei unverändertem Bruttoinlandsprodukt, und wechselt das Geld auch nicht langsamer als bisher den Besitzer, so steigt das Preisniveau. Allerdings sind dabei mehrere Dinge unklar: Es gibt nicht „die“ Geldmenge, sondern verschiedene Definitionen der Geldmenge, und die Notenbank kann die meisten Geldmengen nicht exakt oder sogar kaum steuern. Nicht zuletzt gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Vermögenspreisen, der wiederum den Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation beeinflusst.

XKapitel 2


Im zweiten Kapitel widmen wir uns dem Mysterium Geld – was ist es, wo kommt es her, wie funktioniert Geld? Das sind die wichtigsten Erkenntnisse dieses Kapitels:

1. Geld ist alles, womit man bezahlen kann. Es muss drei Funktionen erfüllen: Man muss damit seine Schulden begleichen können, man muss damit bezahlen können. Zugleich darf Geld im Lauf der Zeit nicht seinen Wert verlieren. Und man muss mit Geld feststellen können, welchen Wert Güter haben: Geld ist eine Recheneinheit.

2. Geld ist nicht notwendigerweise ein staatliches Geschöpf. Banken haben schon oft ohne den Staat Geld geschaffen, und Kryptowährungen wie Bitcoin zeigen, dass es auch nichtstaatliche Währungen gibt. Der Staat kann zwar festlegen, mit welchem Geld Steuern gezahlt werden müssen, darüber hinaus aber ist die Existenz von nichtstaatlichem Geld möglich.

3. Geld entsteht regelmäßig durch Verschuldung. Der Staat gibt Schuldscheine, Staatsanleihen genannt, aus, und leiht sich mittels dieser Schuldscheine Geld von den Banken. Die Banken erhalten das Geld, das sie dem Staat leihen, wiederum, indem sie die Staatsanleihen, die sie vom Staat bekommen, an die Notenbank weiterreichen, die den Banken dafür im Gegenzug Geld gibt. Eine weitere Quelle der Geldschöpfung sind Unternehmen, die sich bei Banken verschulden: Sie nehmen Kredit bei den Banken auf und geben den Banken im Gegenzug einen Schuldschein (den man Unternehmensanleihe nennt). Die Banken reichen diesen Schuldschein weiter an die Notenbank und erhalten im Gegenzug von der Notenbank Geld, das sie an die Unternehmen weiterleiten (das ist dann der Kredit). Darüber hinaus können Notenbanken (sowie Ausgeber von Kryptowährungen) Geld aus dem Nichts schaffen. Bei Notenbanken wird dieses Geld allerdings als Schuld der Notenbank in ihrer Bilanz verbucht.

4. Auch Banken schaffen Geld. Das Geld, das die Kunden der Bank auf ihren Girokonten deponieren, verleihen die Banken weiter an andere Kunden, dadurch entsteht zusätzliches Geld, das sogenannte Giralgeld.

5. XIGeldschöpfung in der Modern Monetary Theory. Die Modern Monetary Theory (MMT) geht davon aus, dass der Staat sich grundsätzlich und ausschließlich über jeweils neu geschaffenes Geld finanziert. Der Staat kauft mit dem von ihm geschaffenen Geld Waren und Dienstleistungen bei den Unternehmen und Bürgern ein. Damit kommt das Geld in Umlauf, und damit finanziert der Staat seine Ausgaben. Die Bürger akzeptieren dieses Geld, weil sie damit ihre Steuerschulden bezahlen können. Folglich hat der Staat immer genügend Geld, um seine Ausgaben zu finanzieren – schließlich druckt er dieses Geld selbst. Steigt nun aber die Inflationsrate, weil die Wirtschaft überhitzt, erhebt der Staat Steuern, um auf diesem Weg Kaufkraft und damit Nachfrage abzuschöpfen. Dadurch wird Inflation gebremst oder sogar verhindert. Nach den Vorstellungen der MMT erhebt der Staat also nicht Steuern, um sich zu finanzieren, sondern um Inflation zu...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Geld / Bank / Börse
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Staat / Verwaltung
Wirtschaft Volkswirtschaftslehre
Schlagworte Inflation • Modern Monetary Theory • Nullzins • Staatsschulden • Strafzinsen
ISBN-10 3-8006-6827-0 / 3800668270
ISBN-13 978-3-8006-6827-4 / 9783800668274
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