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Weißt du, was du wirklich willst? (eBook)

Eine Therapeutin nimmt uns mit in zwölf Sitzungen über unsere wahren Wünsche | Psychologische Lebenshilfe: Bedürfnisse erkennen und glücklich leben
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46554-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Weißt du, was du wirklich willst? -  CHARLOTTE FOX WEBER
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Wie wir endlich erkennen, was wir wirklich wollen - und die richtigen Entscheidungen für unser Leben treffen Viele psychische Probleme oder Erkrankungen haben ihren Ursprung in unseren Wünschen. Weil wir nicht gelernt haben, sie zu erkennen und zu erfüllen. Weil wir sie bewusst verdrängen. Weil wir begehren, was uns schadet. Charlotte Fox Weber ist Psychotherapeutin und hat in unzähligen Sitzungen mit ihren Patient*innen erkannt, dass es zwölf universelle Wünsche gibt, die alle Menschen teilen: 1) Der Wunsch zu begehren 2) Der Wunsch nach Kontrolle 3) Der Wunsch nach dem, was uns schadet 4) Der Wunsch nach Macht 5) Der Wunsch nach Aufmerksamkeit 6) Der Wunsch, etwas zu erschaffen 7) Der Wunsch zu gewinnen 8) Der Wunsch nach Verbundenheit mit anderen 9) Der Wunsch zu lieben und geliebt zu werden 10) Der Wunsch nach Sicherheit 11) Der Wunsch zu erkennen, was man will 12) Der Wunsch dazuzugehören Sie nimmt uns mit in zwölf fiktive Therapiesitzungen und zeigt eindrucksvoll, wie es uns gelingt, unsere wahren Wünsche zu erkennen und endlich danach zu leben. Ein erhellendes wie praktisches Buch, das verblüffende Einblicke gibt in die wahren Beweggründe unseres Denkens und Handelns.

Charlotte Fox Weber, geboren 1983, aufgewachsen in Paris und den USA, ist Psychologin und Psychotherapeutin. Sie arbeitet für das Bildungs- und Lebenshilfe-Unternehmen 'The School of Life', das auch in Deutschland Niederlassungen hat. Sie lebt in London.

Charlotte Fox Weber, geboren 1983, aufgewachsen in Paris und den USA, ist Psychologin und Psychotherapeutin. Sie arbeitet für das Bildungs- und Lebenshilfe-Unternehmen "The School of Life", das auch in Deutschland Niederlassungen hat. Sie lebt in London.

Was Tessa wusste


Meine erste Stelle als Psychotherapeutin hatte ich in einer recht hektischen Londoner Klinik. Ich gehörte zu einem Team, das Schwerkranken und ihren Angehörigen eine Kurzzeittherapie anbot. Privatsphäre war mehr oder weniger inexistent, unsere »Praxis« ein Notbehelf. Wir arbeiteten am Bettrand sitzend, in Abstellkammern oder auf dem Flur. Ich war unerschütterlich optimistisch. Ich glaubte, dass die Psychotherapie den Menschen etwas zu bieten hatte, gleichgültig wie die äußeren Umstände und Bedingungen aussehen mochten. Das glaube ich übrigens heute noch. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie wir unser Leben verbessern können.

Der erste »Überweisungsschein« für unser Team kam von einer der Stationsschwestern. In altmodischer Handschrift – welche ich nur mit Mühe entziffern konnte – hatte ein Mann geschrieben, dass seine Frau, die in den Sechzigern war und Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium hatte, gerne mit jemandem reden würde. Wofür so bald als möglich ein Termin vereinbart werden sollte.

Ich ging auf die offene Station, wo die Frau lag, und kam mir sehr erwachsen vor mit meinem Namensschild, das an einem Band um meinem Hals hing und mich als Fachpersonal auswies. Ich war so unglaublich stolz auf mein Namensschild – zum ersten Mal las ich hinter meinem Namen die Bezeichnung »Psychotherapeutin« –, dass ich es manchmal sogar schon vor meinem Dienst bzw. danach noch trug. Die Schwester führte mich in einen Raum voller Patientinnen und Patienten, dort an das Bett einer auffallend eleganten Frau. Obwohl Tessa krank war, verbreitete sie eine Aura sanfter Vitalität und Weiblichkeit. Ihr Haar sah aus, als käme sie frisch vom Friseur, und sie trug Lippenstift. Sie saß aufrecht im Bett, von mehreren Kissen gestützt. Auf ihrem Bett lag die Financial Times, auf dem Tischchen neben ihr ein Stapel Bücher und Karten. Während auf der Station eine Atmosphäre von Krankheit und Chaos herrschte, umgab Tessa ein kleines Areal wohlbedachter Ordnung. Neben ihrem Bett saß ein vornehmer Herr, der sich, sobald er mich erblickte, sofort erhob und sich mir als ihr Mann David vorstellte. Er entschuldigte sich höflich und ohne jede Befangenheit und meinte, er würde in einer Stunde wiederkommen.

Tessa sah mir in die Augen. »Kommen Sie doch näher«, forderte sie mich auf.

Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihr, der sich noch warm anfühlte, da ihr Mann dort gesessen hatte. Irgendetwas wurde in mir lebendig. Ich zog den Vorhang um uns herum zu, um wenigstens eine Andeutung von Privatsphäre zu schaffen, ein zumindest symbolisches therapeutisches Umfeld. Ich erklärte ihr, dass wir fünfzig Minuten hätten. Ich wollte so eine Art professioneller Autorität vermitteln. Aus der Nähe konnte man sehen, dass Tessas Hände blauviolett von Blutergüssen waren, was mir zeigte, wie gebrechlich sie war, obwohl sie das, so gut sie konnte, zu verbergen versuchte.

»Ich habe keine Zeit zu verschwenden. Kann ich mit Ihnen wirklich reden?«, fragte sie und sprach mit einer Deutlichkeit und Klarheit, an der ich mich aufrichtete. Ich antwortete mit Ja, natürlich, deswegen wäre ich ja da.

»Ich meine wirklich reden. Offen und ehrlich. Keiner lässt mich das. Ich nehme an, Sie sind auf so etwas vorbereitet. Die Schwestern, die Ärzte, meine Familie, alle versuchen, mich abzulenken und es mir so angenehm wie möglich zu machen. Immer wenn ich wage, anzusprechen, was passieren wird, werden sie nervös und wechseln das Thema. Ich will das Thema aber nicht wechseln. Ich will dem Ganzen ins Gesicht sehen.«

»Welche Dinge sind es denn genau, denen Sie ins Gesicht schauen möchten?«, fragte ich.

»Mein Tod. Mein Leben. Ich möchte mir all das ansehen. Mein Leben lang habe ich die Augen verschlossen, und dies ist für mich die letzte Gelegenheit, richtig hinzuschauen.«

Ich horchte aufmerksam auf jedes Wort, das sie sagte, und darauf, wie sie es sagte.

Die Art und Weise, wie Menschen beim Erstgespräch Dinge beschreiben, kann sehr aufschlussreich sein für die Jahre, die dann folgen. Mit Feuereifer hielt ich einige ihre Äußerungen fest, schrieb einzelne Fragmente auf, wobei ich strikt darauf achtete, dass wir so viel Augenkontakt wie möglich hielten, damit diese Sitzung zu einer gemeinsamen Erfahrung von uns beiden wurde. Ihr dort zu begegnen, wo sie war, war alles, was ich ihr anbieten konnte. Also hielt ich mich immer wieder dazu an, einfach mit ihr da zu sein.

»Ich spüre, wie ich jeden Tag weniger werde. Ich möchte meine Angelegenheiten in Ordnung bringen. Aber dazu muss ich über zwei Dinge unbedingt mit jemandem sprechen. Genauigkeit war immer eine meiner Stärken. Ich habe noch nie zuvor eine Therapie gemacht. Im Prinzip ist das ja ein Gespräch, bei dem ich frei reden kann, bei dem ich die Wahrheit über ein paar Sachen herausfinden, vielleicht auch so etwas wie Sinn erkennen und sehen kann, was möglich ist. Sehe ich das richtig?«

»Ja, auf jeden Fall«, sagte ich und nickte zustimmend. Das traf es sogar sehr genau.

»Aber als Erstes würde ich gerne eine Abmachung mit Ihnen treffen. Ich folge dem ersten Eindruck, den ich von Ihnen habe. Er beruht nicht auf eben viel, aber ich habe das Gefühl, dass ich mit Ihnen reden kann. Also lassen Sie uns genau das tun. Ich möchte nicht, dass das hier eine einmalige Angelegenheit bleibt. Ich bin keine Frau für einen One-Night-Stand. Also verständigen wir uns doch darauf, dass Sie wiederkommen und mich so lange besuchen, bis ich nicht mehr in der Lage bin, mit Ihnen zu sprechen.«

»Wir können gerne mehrere Sitzungen vereinbaren«, sagte ich.

»Um es noch einmal ganz klar zu formulieren: Sie kommen so lange, bis es bei mir nicht mehr geht. Wenn ich Ihnen erzähle, was wirklich in mir vorgeht, dann muss ich die Gewissheit haben, dass bei all dem, was sonst noch passiert, ich mich auf das hier, auf Sie, verlassen kann, und zwar für die ganze Zeit, die mir noch bleibt. In Ordnung?«

»Ja, in Ordnung.« Mein Vertrag sah zwar eine strikte Obergrenze von zwölf Therapiestunden pro Patientin vor, und ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit Tessa noch haben würde, aber wie hätte ich in diesem Fall nicht zustimmen können? Sie hatte das Kommando übernommen, und in Anbetracht ihrer Situation schien mir das gut und richtig. Wir hatten eine therapeutische Allianz geschlossen, die auf Sicherheit, gegenseitigem Einvernehmen und Vertrauen beruhte.

»Gut.« Sie hob den Kopf und schaute mir ins Gesicht, während sie sich ein wenig nach vorn beugte, als hätte sie endlich ihren eigenen Raum gefunden.

»Als Nächstes muss ich mir gleich selbst widersprechen. Halten Sie mich nicht davon ab. Ich habe vorhin zwar gesagt, dass es zu meinen Stärken gehört, mich kurz und bündig auszudrücken, aber wir haben noch ein wenig Zeit, und darum möchte ich jetzt einfach alles aussprechen, was ich loswerden will.« Ihre Stimme klang ganz bestimmt, aber auch ein wenig spitzbübisch.

»Nur zu.« Hätte sie Führung von mir benötigt, hätte ich ihr gezielt Fragen stellen und die Gesprächsrichtung vorgeben können, wie das bei Erstsitzungen üblich ist. Aber das war etwas, was Tessa weder wollte noch brauchte.

»Mein erstes ›Thema‹, wie Leute sagen, die eine Therapie machen – zu meiner Zeit hatten ›Themen‹ noch mit Texten zu tun und nicht mit Gefühlen –, hat mit Reue zu tun. Ich möchte Ihnen von diesem Gefühl der Reue erzählen, und bitte, Charlotte, versuchen Sie nicht, mir das auszureden. Ich muss einfach darüber sprechen.« Ich versprach es ihr.

»Ich wünsche mir, ich hätte mehr mit meinen Jungs gekuschelt. Ich habe zwei Söhne, mittlerweile sind beide erwachsen. Das ist es, wonach ich mich am meisten sehne, während ich an dieses Bett gefesselt bin. Ich vermisse nicht sonderlich viel von meinem Leben – die abendlichen Dinnerpartys, die Reisen, die Kleider, die Schuhe, den Schmuck. Das alles kann ich loslassen. Ich trage gerne Lippenstift, und ich besitze gerne schöne Dinge, aber all das scheint mir jetzt nicht mehr wichtig. Doch es gibt mir jedes Mal einen Stich, wenn ich daran denke, dass ich die zwei viel öfter gedrückt haben könnte. Ich habe beide aufs Internat geschickt. Jung. Bevor sie dafür bereit waren. Gerade unser älterer Sohn. Er wollte absolut nicht ins Internat. Er hat mich angefleht, ihm das nicht aufzuzwingen. Doch damals schien mir ein Internat aus allen möglichen Gründen das Richtige zu sein. David und ich mussten alle paar Jahre in ein anderes Land gehen. Ich will Sie jetzt nicht mit Rechtfertigungen langweilen. Der Punkt ist: Hätte ich wirklich zugehört, dann hätten wir uns wenigstens in die Arme nehmen und einander näher sein können. Uns umarmen, kuscheln – ich kann an fast nichts anderes denken … Ich wünsche mir einfach nur, meine Söhne in die Arme zu nehmen und dass wir miteinander in unserem alten Haus sind, warm und nahe. Sie scheinen noch recht jung zu sein, zu jung, um schon Kinder zu haben. Haben Sie welche?«

»Nein, noch nicht«, platzte ich heraus, obwohl ich wusste, dass mein damaliger Supervisor meine unbedachte Selbstoffenbarung missbilligen würde.

»Nun, irgendwann werden Sie das wahrscheinlich, und wenn Sie welche haben, dann kuscheln Sie mit ihnen. Tun Sie auch alles andere, aber Kuscheln ist sehr wichtig. Das war für mich...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2022
Übersetzer Elisabeth Liebl
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Aufmerksamkeit • Bedürfnisse • Begehren • Entscheidungen treffen • Glück • Glücklich leben • Kontrolle • Kreativität • Liebe • Macht • Menschliche Bedürfnisse • menschliche Psyche • Menschliches Handeln • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung buch • Persönlichkeitsentwicklung Psychologie • Psychoanalyse • Psychologie • psychologie bücher • Psychotherapie • Ratgeber • Ratgeber glücklich sein • Ratgeber Psychologie • Selbstfindung • Selbstfindung Bücher • selbstfindungsbuch • Sicherheit • sich selbst kennenlernen • sich selbst verstehen • Soziales Leben • Soziales Verhalten • Verhaltenspsychologie • Verlangen • Wissenschaft • Wollen • Wünsche • Wünsche erfüllen • Wünschen
ISBN-10 3-426-46554-X / 342646554X
ISBN-13 978-3-426-46554-7 / 9783426465547
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