Food Story (eBook)
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46434-2 (ISBN)
Elise Museles ist zertifizierte ganzheitliche Gesundheitscoachin, Ernährungspsychologin und Begründerin der Food-Story-Methode. Ihr Wunsch ist es, Menschen eine gesündere und positivere Haltung gegenüber der eigenen Ernährung zu ermöglichen. In jungen Jahren selbst Opfer des Schlankheitswahns, kämpfte sich die ehemalige Anwältin erfolglos durch zahlreiche Diäten, bis sie erkannte, dass sie ihre Beziehung zum Essen heilen muss. Sie ist Produzentin des Podcasts Once Upon a Food Story, in dem sie andere Menschen dazu ermutigt, ihre Food Story zu teilen. Elise Museles praktiziert Vinyasa-Yoga, kocht für ihr Leben gerne und wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihren beiden Hunden in den USA. https://elisemuseles.com/
Elise Museles ist zertifizierte ganzheitliche Gesundheitscoachin, Ernährungspsychologin und Begründerin der Food-Story-Methode. Ihr Wunsch ist es, Menschen eine gesündere und positivere Haltung gegenüber der eigenen Ernährung zu ermöglichen. In jungen Jahren selbst Opfer des Schlankheitswahns, kämpfte sich die ehemalige Anwältin erfolglos durch zahlreiche Diäten, bis sie erkannte, dass sie ihre Beziehung zum Essen heilen muss. Sie ist Produzentin des Podcasts Once Upon a Food Story, in dem sie andere Menschen dazu ermutigt, ihre Food Story zu teilen. Elise Museles praktiziert Vinyasa-Yoga, kocht für ihr Leben gerne und wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihren beiden Hunden in den USA. https://elisemuseles.com/
Teil 2
Lass los, was dir nicht länger entspricht
Kapitel 5
Verabschiede dich von deiner alten Food Story
Nur wenn wir alte Muster abschütteln, die uns behindern, können wir einen Schritt nach vorn tun und sinnvolle und befreiende Veränderungen vornehmen. Eines der wirksamsten Mittel ist, sie aufzuschreiben. Schreiben befreit. Wer regelmäßig Tagebuch führt, weiß, wovon ich spreche. Aber selbst wer kein Tagebuch führt, kennt sicher das entlastende Gefühl, eine Aufgabenliste zu schreiben und aufzuhängen. So muss das Gehirn nicht mehr dauernd darum kreisen und hat Platz für anderes. Wenn wir Gedanken in Wörter auf einem Blatt Papier verwandeln, werden sie auf seltsame Weise realer und beherrschbarer. Schreiben sortiert nicht nur die Gedanken, es hilft uns auch, Erfahrungen und Gefühle auf neue und oft unerwartete Weise zu verstehen. Wenn du deine Food Story aufschreibst, ist das, als würdest du abgestandenes Wasser ausschütten und Platz für Bewegung, für deine neue Food Story, schaffen. Und wenn wir unsere Geschichten teilen, erkennen wir, dass wir auf dieser Reise nicht allein sind.
2012 ließ ich mich zur Ernährungspsychologin fortbilden und als Teil der Ausbildung musste ich schriftliche Aufgaben zu meinem persönlichen Verhältnis zum Essen erledigen. In den Jahren, die ich mit der Heilung meiner Wunden und dem Schreiben einer neuen Geschichte verbracht hatte, hatte ich nie wirklich ein einziges Wort niedergeschrieben. Umso erstaunter war ich, wie überwältigend die Erfahrung war, alles schriftlich festzuhalten. Meine Erkenntnisse tauchten mit nie gekannter Klarheit vor meinen Augen auf. Während ich meine Hand über das Papier bewegte, erkannte ich etwas Wichtiges, das lange an mir genagt und mich zurückgehalten hatte: Meine Food Story war etwas, das meinem eigenen Gehirn entsprang.
Jahrelang hatte ich mich an den Glauben geklammert, dass irgendwo eine perfekte Ernährungsweise existiert und dass diese perfekte Diät mir einen makellosen Körper schenken würde. Dieser makellose Körper würde mich dann für ewig glücklich machen. Erst als ich meine Geschichte wirklich aufschrieb, wurde mir klar, wie sehr mich dieser Glaube die ganze Zeit gelähmt und dafür gesorgt hatte, dass ich nicht weiterkam und unglücklich war, weil ich auf die Erlösung wartete. Der Glaube an die perfekte Diät brachte mich nicht weiter und ich würde nie ich selbst sein können, wenn ich mich nicht von ihm verabschiedete. Als ich das tat, war es eine riesige Erleichterung.
Irgendwie raffte ich kurze Zeit später all meinen Mut zusammen und teilte meine Erkenntnisse in einem Blogbeitrag auf einer beliebten Website. Heute sprechen viele darüber, wie wichtig es ist, über Verwundbarkeit zu sprechen, doch damals waren die Menschen für persönliche Probleme noch nicht so offen. Man sprach nicht öffentlich über Persönliches.
Ich las meinen Beitrag bestimmt zweihundert Mal durch (ich bin nun mal Perfektionistin) und weiß noch, dass meine Hände zitterten, als ich ihn abschickte. Zu meiner großen Überraschung waren die Reaktionen erstaunlich positiv! Leser*innen von überallher schrieben mir, wie sehr sie meine Geschichte an sie selbst erinnerte, und berichteten von ihren eigenen Problemen. Das verdeutlichte mir, dass niemand perfekt ist und dass ich meine ewige Suche nach absoluter Kontrolle aufgeben musste, weil sie zu nichts führte. Seitdem sind für mich das Aufschreiben und das Teilen meiner Erfahrungen wichtige Werkzeuge für die Entwicklung meiner eigenen Food Story. Daher möchte ich dich ermuntern, es auch zu tun.
Schreib es auf
Warum soll man sich aber die Mühe machen, seine Food Story aufzuschreiben? Weil Schreiben einem hilft, Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Du wirst erstaunt sein, wie sehr sich deine geschriebenen Überlegungen von den in deinem Kopf herumschwirrenden Erinnerungen unterscheiden. Beim Schreiben können wir unsere Gedanken besser sortieren und sinnvollere Erkenntnisse aus ihnen ziehen, als wenn wir nur darüber nachgrübeln. Vermutlich hätte ich die allem zugrunde liegende einengende Überzeugung, die den Kern meiner Food Story bildet, nie erkannt, wenn ich mir nicht die Zeit genommen hätte, alles niederzuschreiben. Beim Schreiben können wir innehalten, uns konzentrieren und unsere Vergangenheit verstehen.
Worte sind mächtig und schenken uns wie unser Atem Energie. Schreiben schenkt uns Energie! Wenn man seine Geschichte erst einmal auf Papier (oder dem Bildschirm) sieht, wird sie real und man fühlt erstmals die Verantwortung, sie zu ändern.
Beim Schreiben förderst du vermutlich auch ein paar Dinge zutage, die sich erst einmal unangenehm anfühlen. Das ist aber okay. Lass diese Gefühle einfach wertungsfrei zu. Sieh es einmal so: Diese Dinge können dir tiefe Einsichten über dich selbst vermitteln und werfen vermutlich ein neues Licht auf die veralteten Ideen, die dir eine klare Sicht versperren. Behalte das größere Bild im Auge: Bald kannst du deine Food Story neu schreiben.
Teile deine Food Story
Das Aufschreiben deiner Food Story ist ein kathartischer Prozess. Natürlich kannst du sie für dich behalten. Aber wenn du dich mutig genug fühlst, sie mit jemandem zu teilen, ist das ein großer Schritt in Richtung einer großen Verwandlung. Warum? Weil es sich anfühlt, als würde einem eine ganze Gerölllawine vom Herzen fallen, wenn man etwas, für das man sich so lange geschämt hat, das man so lange verborgen hat (wie unseren Kampf mit der Ernährung), endlich jemandem anvertraut. Scham ist ein schweres, erdrückendes Gefühl. Es engt uns ein, hält uns zurück, lässt uns ausweichen. Es lastet so schwer auf uns, dass wir nicht schlafen, leben oder aufblühen können. Scham kann so lähmend sein, da wir oft nicht erkennen, dass ein unsichtbares Gewicht auf uns liegt – bis wir unsere Geschichte aufschreiben, teilen und damit freigeben.
Es mag ein wenig unheimlich (oder wenn wir ehrlich sind, absolut erschreckend) sein, einen bisher verborgenen Teil unserer Geschichte preiszugeben, aber es ist die Gelegenheit, uns Erleichterung zu verschaffen. Und vor allem hilft es, Verbundenheit zu empfinden, mit sich selbst, der Person, der man sich anvertraut, und natürlich unserer inneren Weisheit.
Als ich mich erstmals traute, meine Geschichte persönlich öffentlich vorzutragen, war ich Hauptrednerin bei einem Wellness-Event und stand vor einhundertfünfzig Menschen. Ich holte tief Luft und sprach dann offen und ehrlich über meine Beziehung zum Essen und wie mir das Reflektieren meiner Essgewohnheiten geholfen hatte, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich ließ all den Schmerz tief aus mir sprechen und am Ende war ich erschöpft.
Und dann … Stille.
Stille, bei der man eine Nadel hätte fallen hören können.
»Halten mich jetzt alle für verrückt?«, fragte ich mich. All meine Selbstzweifel, mein Perfektionismus und meine Schuldgefühle waren wieder da und fluteten den Raum in mir, den ich gerade geleert hatte.
Dann hob eine Frau namens Lila ihre Hand und sagte, sie fühle sich unwohl, wenn sie mit ihrem Mann und ihren Kindern zu Tisch sitze, wisse aber gar nicht, warum. Schon seit Jahren nage dieses Schuldgefühl an ihr, dass sie das Essen mit ihrer Familie nicht genießen könne, besonders wenn sie an ihre drei Kinder denke. Aber als sie nun mir zuhörte, inspirierte meine Geschichte sie dazu, über ihre eigene nachzudenken, obwohl beide nichts miteinander zu tun hatten.
Plötzlich erkannte Lila, dass die Essen ihrer Kindheit durch einen alkoholkranken Vater und eine diätbesessene Mutter eher Furcht als Freude auslösten. Ihr wurde klar, welche Erlebnisse bis heute ihre Food Story prägten. Da sie die Zusammenhänge nun verstand, war sie in der Lage, die Scham abzulegen und ihre Geschichte neu zu gestalten.
An diesem Tag passierte etwas Magisches: Ein ganzer Raum voller Frauen fühlte sich dazu beflügelt, aufzustehen und Teile ihrer Food Story zu erzählen. Wir entdeckten, dass wir mit unseren Problemen nicht allein waren. Unsere Food Storys, so verschieden sie auch waren, verbanden uns mit unserem Inneren und mit allen anderen im Raum.
Aber keine Angst, du musst nicht auf eine Bühne. Es kann schon sehr befreiend und heilsam sein, sich einer einzelnen Person zu öffnen. Einmal habe ich in einem Yogastudio über Food Storys gesprochen. Kurz darauf erhielt ich eine E-Mail von einem Mann, dessen Frau meinen Vortrag gehört hatte. Er schrieb: »Naomi kam gerade nach Hause und hat mir zum ersten Mal ihre Food Story erzählt!« Nach zehn Jahren Ehe begann für sie nun ein neues Kapitel, in dem sie einander von Problemen mit dem Essen erzählen und sich gegenseitig unterstützen konnten. Darüber zu reden fördert nicht nur den Heilungsprozess, sondern stärkt auch unsere Beziehung zu den Menschen, die wir lieben.
Unsere Geschichte zu hören kann andere dazu ermutigen, die Hand zu heben und zu sagen: »He, ich habe damit auch Probleme …« Wo immer ich meine Food Story erzähle, sind Menschen berührt und berichten von sich selbst, sei es in den sozialen Medien, in meinem Blog, in Podcasts oder vor einem Publikum. Die Reaktion kommt immer sofort.
Du kannst mit den Menschen sprechen, die du liebst, ihnen deine Probleme anvertrauen, ihnen aber auch sagen, dass du für sie da bist. Indem du deinen Partner oder deine Partnerin, deine beste Freundin, deine...
Erscheint lt. Verlag | 19.8.2022 |
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Übersetzer | Wolfgang Beuchelt, Brigitte Rüßmann |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Beziehung zu anderen • Binge Eating Selbsthilfe • Einstellung zum Essen • Elise Museles • emotionales essen überwinden • Ernährungsberatung • Ernährungsexpertin • Ernährungsgewohnheiten • Ernährungsplan • Ernährungspsychologie • Ernährungsratgeber • essattacken stoppen • Essen für die Seele • essen für gute Stimmung • essensrituale • Essen und Psyche • Ess-Geschichte • Essstörung • Essstörung Selbsthilfe • Essverhalten ändern • food stories • food story • Geistige Gesundheit • Gestörtes Essverhalten • gesünder ernähren • gesund genießen • Gesundheit • Gesundheitstipps • Kochen für die Seele • Kochen nach Stimmung • Positive Lebenseinstellung • Ratgeber • Ratgeber Gesunde Ernährung • Rezepte • Rezepte mit Fisch • Rezepte zur Heilung • Selbstentfaltung • Selbsthilfe • Umgang mit Emotionen • Vegane Rezepte • veganes essen rezepte • Vegetarische Rezepte • vegetarisches essen rezepte |
ISBN-10 | 3-426-46434-9 / 3426464349 |
ISBN-13 | 978-3-426-46434-2 / 9783426464342 |
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Größe: 14,4 MB
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