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Außergewöhnlich, Direkt, Hilfsbereit, Stark -  Katharina Lühring

Außergewöhnlich, Direkt, Hilfsbereit, Stark (eBook)

Das AD(H)S-Mutmachbuch für Eltern
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
238 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86684-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
(CHF 17,55)
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Eltern von Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S kennen es gut: Ob von Lehrer_innen, Ärzt_innen oder anderen Familien - stets wird ihr Kind als »Problemfall« abgestempelt. Dabei brauchen Kinder mit der Diagnose AD(H)S vor allem eines: eine liebevolle Begleitung, die ihre Stärken - und davon gibt es viele! - in den Fokus rückt. In diesem Buch gibt Katharina Lühring Eltern zahlreiche ressourcenorientierte und ganzheitliche Übungen an die Hand, die Kinder in ihrem Alltag zu Hause, aber auch in Kita und Schule, bestmöglich unterstützen. Mit Fallgeschichten betroffener Familien, Impulsen zur Stärkung der Eltern-Kind-Bindung sowie Hinweisen zu Therapie- und Beratungsmöglichkeiten ist dieses Buch der ideale Begleiter für Familien, die sich täglich mit AD(H)S auseinandersetzen.

Dr. Katharina Lühring ist Gründerin und Institutsleiterin am VIGESCO-Institut für psychologisch-pädagogische Bildung und Entwicklung mit einem bundesweiten Ausbildungsprogramm sowie lerntherapeutischer Praxis. Sie ist psychologische Beraterin, Lern-, Entspannungs- und Hypnotherapeutin und Vorsitzende des Fachverbandes für ganzheitliche Entwicklung und Therapie 4Kids 2GET e. V. Sie promovierte zum Thema AD(H)S.

Potenzial statt Problem!


Wir können Tatsachen immer von zwei Seiten betrachten. Wir können nur die negativen Dinge sehen und alles schlechtreden. Aber vieles im Leben kann man auch von seiner guten Seite her betrachten. Was bringt es Positives mit sich, und wo kann ich etwas Gutes daran erkennen? Die Kunst liegt darin, den realistischen Blick zu behalten – aber mit einer Tendenz zur positiven Seite. Denn was Kinder über sich hören und wie andere sie wahrnehmen, beeinflusst ihr Selbstwertgefühl in hohem Maße. Bei Kindern mit AD(H)S ist das besonders wichtig, denn sie bekommen durchaus mit, dass sie von anderen Kindern und Familien als »irgendwie anders« und vielleicht sogar als »schwierig« gesehen werden. Dabei haben so viele positive Eigenschaften, die nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen! Wenn Sie Ihr Augenmerk auf die Ressourcen Ihres Kindes richten, wird sich vieles ändern. Ihr Kind selbst lernt dadurch, die eigenen Stärken zu erkennen und einzusetzen, und wird so ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.

Ein bunter Alltag


Haben Sie sich schon häufiger bei dem Gedanken ertappt: Was haben wir bloß falsch gemacht? Was ist nur mit meinem Kind los? Der Alltag in der Familie ist hin und wieder anstrengend, denn Kinder mit AD(H)S haben ihren eigenen Kopf und wollen damit manchmal auch buchstäblich durch die Wand. Dadurch entstehen Ängste, Wut und Traurigkeit sowohl bei den Eltern, aber auch bei ihrem Kind. Wichtig dabei ist: Weder Sie noch Ihr Kind haben etwas falsch gemacht! Ihr Kind hat eine andere Art und Weise, die Welt wahrzunehmen. Auch wenn Sie sich sicher sind, dass die wohlverdiente Schokolade genauso gut später noch gegessen werden kann, will Ihr Kind sie sofort haben. Es quengelt so lange, bis Sie entnervt nachgeben. Denn dieser sogenannte Belohnungsaufschub ist für ein Kind mit AD(H)S kaum auszuhalten. Alles muss sofort und gleich passieren.

Oder kennen Sie das? Sie haben gerade ein wichtiges Telefongespräch, und Ihr Kind möchte Ihnen ausgerechnet jetzt unbedingt etwas erzählen? Sie flüstern »Ich komme gleich«, doch Ihr Kind möchte sofort mit Ihnen sprechen. Sie werden vielleicht wütend, weil Sie Ihr Gespräch nicht ungestört zu Ende bringen können, und schimpfen mit Ihrem Kind. Doch Ihr Kind kann nicht anders, denn das Gefühl, abwarten zu müssen, ist in diesem Moment nicht zu ertragen.

Wieder andere Kinder sind nicht vom Spielen wegzubekommen, wenn es zu einem vereinbarten Termin gehen soll. Sie können Ihren Sohn oder Ihre Tochter zigmal auffordern, sich von Lego, Malbuch oder anderen Dingen zu lösen, Ihr Kind scheint völlig in seiner Fantasiewelt versunken. Auch in solchen Situationen werden Sie sicherlich häufig ungeduldig, und es fällt Ihnen schwer, die Ruhe zu bewahren.

Das sind kleine Beispiele aus dem Alltag, die sicher noch endlos weitergeführt werden könnten. Doch bedenken Sie, es gibt immer zwei Sichtweisen auf eine Situation. So, wie Sie die Situation wahrnehmen, muss Ihr Kind es nicht tun, und mit Sicherheit hat es eine ganz andere Meinung dazu. Veranschaulichen wir das mal anhand einiger Beispiele:

Die Situation aus Sicht der Eltern: Mein Kind …


  • muss dauernd ermahnt werden.

  • wirft ständig etwas um.

  • braucht immer viel zu lange beim Anziehen.

  • verliert ständig seine Sachen in der Schule.

  • kann sich nicht an die Hausaufgaben erinnern.

  • räumt das Zimmer nicht auf.

  • braucht viel zu lange für die Hausaufgaben.

Die Situation aus Sicht des Kindes:


  • Ständig bekomme ich Ärger, weil ich wieder etwas falsch gemacht habe.

  • Ich versuche immer aufzupassen, trotzdem werfe ich etwas um, obwohl es mich genauso ärgert wie meine Eltern.

  • Ich beeile mich schon so sehr, ich brauche einfach noch etwas Zeit.

  • Es ärgert mich sehr, dass ich dauernd meine Schulsachen verliere, aber das passiert einfach von allein.

  • Als es klingelte, musste es plötzlich so schnell gehen. Da habe ich es nicht geschafft, mir die Hausaufgaben zu notieren, deshalb habe ich versucht, sie mir zu merken.

  • Ich möchte meine Spielsachen in meinem Zimmer nicht wegräumen, damit ich sofort wieder damit weiterspielen kann. Mich stört die Unordnung gar nicht.

  • Schon wieder muss ich mich konzentrieren, dabei könnte ich jetzt viel spannendere Dinge tun. Ich möchte jetzt nicht hier sitzen und schreiben oder rechnen.

Versuchen Sie, sich in jeder noch so kleinen Situation in Ihr Kind hineinzuversetzen

  • Erinnern Sie sich an das Gefühl, als Sie das letzte Mal etwas nicht abwarten konnten. Dieser kaum auszuhaltende Drang, etwas sofort und gleich haben zu wollen.

  • Erinnern Sie sich an die Dinge, die Sie voll und ganz mitreißen. Wann waren Sie das letzte Mal so in einen Film vertieft, dass Sie alles um sich herum vergessen haben?

Sie haben nun einige Beispiele gelesen, die Ihnen vielleicht bekannt vorkommen und Ihren Alltag belasten. Aber wollten wir nicht positiv denken? Dann nehmen Sie sich einen Moment Zeit und denken Sie an die vielen wunderbaren Erfahrungen mit Ihrem Kind. Ich stelle immer wieder fest, dass wir Erwachsenen uns viel häufiger etwas von den Kindern abgucken sollten. Zum Beispiel ihre Leichtigkeit. Ein Kind mit AD(H)S ist im Hier und Jetzt – es spielt und ist vertieft und denkt nicht an Aufgaben, Erledigungen oder Aufträge. Nein, es genießt den Moment und versinkt in seinem Tun. Eine Eigenschaft, die uns leider häufig abhandenkommt, denn unser Alltag ist von Organisation und To-do-Listen bestimmt. Oder wie ist es mit Auseinandersetzungen? Kinder mit AD(H)S sind selten nachtragend. Da wird zwar gezofft, aber im nächsten Moment ist alles vergessen. Ich finde, das ist eine wunderbare Eigenschaft. Das ist auch ein Grund, warum ich so gern mit Kindern arbeite: Sie sind einfach ehrlich und sagen unverblümt ihre Meinung. Sie teilen uns mit, wenn sie etwas blöd finden (und das manchmal ziemlich direkt), sagen aber auch, was ihnen gefällt. Diese Eigenschaft haben AD(H)S-Kinder ganz besonders. Gerade durch ihre Begeisterungsfähigkeit können sie Ihnen mitteilen, was ihnen Spaß macht. Darin steckt ein großes Potenzial, auch Ihren Alltag fröhlicher zu gestalten. Nutzen Sie die Begeisterungsfähigkeit Ihres Kindes und lassen Sie sich mitreißen! Und sollte mal etwas nicht klappen, haben Sie einen ganz wertvollen Trostspender an Ihrer Seite. Natürlich soll es nicht die Aufgabe Ihres Kindes sein, Sie zu trösten, wenn etwas schiefläuft, aber es erwärmt mit Sicherheit Ihr Herz, wenn Ihr Kind Sie liebevoll und vielleicht auch ungestüm in den Arm nimmt.

AD(H)S-Kinder und ihre Geschwister


Konflikte kommen in allen Familien vor – egal ob mit oder ohne AD(H)S, das ist ganz normal. Im Alltag von Familien mit AD(H)S-Kindern kann es aber immer wieder zu großen Spannungen kommen, vor allem wenn nicht betroffene Geschwisterkinder im Spiel sind. Für Geschwister, insbesondere jüngere Geschwister, ist es manchmal nicht leicht zu verstehen, warum sich der Bruder oder die Schwester oft so anders verhält. Es kommt häufig zu Streitereien und Machtkämpfen. Dabei kann es passieren, dass das AD(H)S-betroffene Kind die eigenen Kräfte nicht richtig einzuschätzen weiß, sodass es hin und wieder auch Verletzungen geben kann. Vermeintliche Rangeleien um Kleinigkeiten arten dann in handfeste Auseinandersetzungen aus. Und Sie finden sich wieder im täglichen Spagat zwischen der viel geforderten Aufmerksamkeit vonseiten des AD(H)S-Kindes und der Sorge, dass das zweite oder dritte Kind dabei zu kurz kommt. Wichtig ist, in der Familie offen und klar über AD(H)S zu sprechen. Erklären Sie im Familienkreis, was AD(H)S bedeutet und dass Ihr Kind nicht böswillig agiert. Das fördert sowohl das Verständnis aufseiten der Geschwisterkinder, und auch Ihr AD(H)S-betroffenes Kind wird sich so besser...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-407-86684-4 / 3407866844
ISBN-13 978-3-407-86684-4 / 9783407866844
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