Speed-Dating mit der Arbeit von morgen (eBook)
244 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-0667-0 (ISBN)
Christian Schwedler hat ursprünglich Architektur studiert. Seine Karriere führte ihn über drei Kontinente durch verschiedenste Jobs und Abenteuer. Er arbeitete als Architekt in Sydney und bei Stararchitekt Norman Foster in London; in Santiago de Chile gründete er ein Studio für digitale Visualisierung. Heute arbeitet er als Autor und Speaker in München. Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit ist er interner Berater im Bereich Produktionsstrategie und Digitalisierung in einem DAX-Konzern. www.christianschwedler.com
CHECK-IN
Auslöser für dieses Buch war folgende Frage:
»Aber Herr Schwedler, wie soll ich denn den Tapetenwechsel schaffen, wenn gar keine Wand mehr da ist?«
Damit drückte ein Seminarteilnehmer seine Orientierungslosigkeit darüber aus, wie er den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt begegnen solle.
Etwas konkreter könnte das so klingen: Nehmen mir Roboter den Job weg? Muss ich jetzt Programmieren lernen? Aber auch: Wie nutze ich New Work für mehr Erfüllung, Selbstbestimmung und Freude im Job? Fragen wie diese stehen stellvertretend für die Unsicherheit und den Umbruch in unserer Zeit.
Digitalisierung und New Work sind zwar in aller Munde, doch nur die wenigsten haben eine genaue Vorstellung davon, was das für sie persönlich bedeutet. Kein Wunder, denn fast alle Publikationen zu diesem Thema richten sich an Führungskräfte und Entrepreneure. Die Berichterstattung über das Thema bleibt oft vage, Studien und Meinungen widersprechen sich, Zusammenhänge sind komplex. Das wollte ich so nicht hinnehmen. Der Wandel der Arbeitswelt geht nicht nur die oberen tausend Manager und KI-Kenner etwas an, sondern alle Menschen, die sich trotz Unsicherheiten ihre Lust auf die eigene Zukunft nicht nehmen lassen wollen. Also habe ich mich auf den Weg begeben, um Expertenkenntnisse allen leicht verständlich zugänglich zu machen und das Wirrwarr zu entwirren.
Dieses Buch heißt nicht nur Speed-Dating, sondern funktioniert auch so: Du wirst kurzweilig und kompakt die wichtigsten Trends kennenlernen. Jedes Speed-Date steht für ein eigenes Thema, sodass du schnell eine Übersicht gewinnst. Es ist der 360-Grad-Blick. So kannst du wertvolle Impulse aus allen entscheidenden Zukunftsfeldern mitnehmen. Dabei zeige ich dir auch smarte Tricks, wie du mit kleinen Schritten große Fortschritte erzielst. Denn Zeit haben wir alle sowieso schon zu wenig.
MEIN ANTRIEB
Ich werde oft gefragt, woher meine Passion kommt, Menschen anzustiften, sich auf den Wandel der Arbeitswelt vorzubereiten. Dazu muss ich zwei Erlebnisse aus meiner Vergangenheit erzählen. Beide haben mit einem absoluten Kontrollverlust zu tun.
AUS DEM GLEICHGEWICHT
Wir befinden uns in den 1990er-Jahren. Ich hatte gerade meinen Führerschein erhalten, da schlug mein bester Freund vor, einen Ausflug nach Essen zu unternehmen. Seine Freundin und deren Freundin hätten Tickets für ein Musical, und wir beide könnten uns währenddessen einen coolen Tag im Ruhrpott machen. So der Plan.
Eine Woche später saßen wir zu viert im Mietwagen. Die erste Stunde Autofahrt verlief »wie am Schnürchen«. Als Autofahrer war ich ja noch ein blutiger Anfänger, und dies war meine erste längere Fahrt. Trotzdem hatte ich alles unter Kontrolle. Ich fühlte mich wie ein König, war ich doch der Einzige mit Führerschein. Wir hatten eine Menge Spaß, lachten und blödelten, so wie es vier 18-Jährige eben tun. Doch dieser perfekte Zustand hielt nicht lange an.
Es begann schleichend. Ein diffuses Unwohlsein eroberte meinen Körper, mir war ein bisschen schummrig. Irgendwann konnte ich mein Unbehagen nicht mehr verbergen und verlautbarte, dass ich dringend eine kurze Pause bräuchte.
Nach ein wenig frischer Luft und den unvermeidbaren Späßchen der anderen – wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen – ging es mir ein bisschen besser, und wir setzten die Reise fort. Doch zurück am Steuer nahm der Schwindel wieder zu, sodass langsam, aber sicher Panik in mir aufstieg. Jetzt begannen auch die anderen drei sich Sorgen zu machen. Mit höchster Konzentration und größter Kraftanstrengung schaffte ich es nach Essen in die Innenstadt. Schwindelgefühl und Autofahren – keine gute Kombination.
Als wir am Hauptbahnhof entlangfuhren, hatte mein Kumpel die Idee, die dortige Bahnhofsmission aufzusuchen. Die hätten doch medizinisches Personal und vielleicht eine schnelle Diagnose, ein Medikament oder sonstige Unterstützung. Gesagt, getan. Dieser »Boxenstopp« endete damit, dass ich mit einem Rettungswagen ins nächste Krankenhaus gebracht wurde. Nach einem kurzen Check-up war die Diagnose: keine. Die Ärzte konnten keine Ursache feststellen und entließen mich nach zwei Stunden wieder. Der Schwindel war aber nach wie vor vorhanden. Ich konnte kaum geradeaus schauen, alles drehte sich. Der Tag war natürlich gelaufen, und wir machten uns wieder auf den Heimweg. Wie wir nach Hause gekommen sind, ist eine Geschichte für sich – das klammere ich an dieser Stelle aus.
Am nächsten Tag fuhr ich in die HNO-Klinik, die mir einen Gleichgewichtsausfall attestierte. Ich wurde von Kopf bis Fuß untersucht: MRT, Blutbild, Ultraschall … Doch auch hier konnte keine Ursache festgestellt werden. Im Nachgang hörte ich, dass vermutlich ein Virus diese Symptome ausgelöst hatte.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist das traumatische Erlebnis im Zustand der anhaltenden Gleichgewichtsstörung. Du bist total hilflos, torkelst umher, kannst dich auf nichts konzentrieren und bist dementsprechend für nichts zu gebrauchen. Das ist der totale Kontrollverlust. Und niemand – ich selbst schon gar nicht – konnte es erklären oder etwas dagegen tun. Error, Systemfehler. Out of order. Nur dass in diesem Fall die IT-Hotline nicht antwortet, um dir zu helfen.
Ich lag zwei Wochen im Krankenhaus. Während dieser Zeit wollte ich nicht mal Besuch empfangen. Ich war nicht ich selbst, sondern im mentalen und funktionalen Ausnahmezustand. Nach einigen Wochen besserte sich mein Zustand zum Glück. Seitdem bin ich wieder hundertprozentig fit und hatte nie wieder derartige Probleme. Was aber bleibt, ist die Erinnerung an diese Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein.
BEBEN
2009 war ich mit meiner Frau und unserer Tochter nach Santiago de Chile gezogen. Dort wohnten wir in einem Appartement im 12. Stock eines 1980er-Jahre-Hochhauses.
Es war der 27. Februar 2010. Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich schielte verschlafen an die Decke und bemerkte, dass die Pendellampe munter hin- und herschwenkte. Wie kann das sein, was ist hier los? Nach drei Schrecksekunden war mir die Ursache klar: ein Erdbeben.
ERDBEBEEEEEEEEN!
Auf einen Schlag war ich hellwach und sprang aus dem Bett, weckte meine Frau. Als meine Füße den Boden berührten, merkte ich, wie dieser sich wie auf einem Schiff hin- und herbewegte. Ich musste mich an der Wand abstützen, um nicht zu stolpern. Da wir uns im 12. Stock befanden, schwankte das Gebäude wie ein Grashalm im Wind. Alles im Raum knarzte, bewegte sich, die Trockenbauwände rissen. Im Kopf schwirrten panische Gedanken in roten Großbuchstaben: Scheiße! Scheiße! Scheiße! Das kann nicht wahr sein. Sag, dass das nicht wahr ist. Mir passiert so was doch nicht. Das kommt doch nur in Hollywood-Filmen vor!
Das Gebäude schwankte mittlerweile so heftig, dass der Fernseher auf dem Abstelltisch umkippte und die Bücher aus den Regalen purzelten. Nerventötende Geräusche von klirrendem Glas und reißenden Trockenbauwänden komplettierten das Horrorszenario.
Und da war es wieder, dieses Gefühl der Ohnmacht, des Kontrollverlusts, des Ausgeliefertseins. Was willst du auch tun gegen diese brachiale Naturgewalt? Den Notausknopf drücken? Da fühlst du dich ganz schnell ganz klein.
Aber ich bin doch ein schlauer Typ. Egal. Aber ich habe doch studiert. Egal. Aber ich habe doch immer einen Plan und kreative Ideen. Nichts wert. Ein kleines zerbrechliches Würstchen war ich in diesem Moment. Da waren alle Maßstäbe, Errungenschaften und Eitelkeiten von einer Sekunde auf die andere null und nichtig.
Das ist jetzt keine Übertreibung: Diese Sekunden und Minuten dort oben im 12. Stock waren eine Art Nahtoderfahrung. Mir gingen Gedanken des Abschieds durch den Kopf. Das war eine Mischung aus Trauer und Entsetzen auf der einen Seite und von Überlebensdrang und verzweifelter Suche nach Rettung auf der anderen. Das Fiese in dem Fall: Diese eklige Erfahrung erstreckte sich über Minuten. Bei anderen Tragödien, etwa bei einem Unfall, geschieht das tragische Ereignis in Sekundenbruchteilen. Hier waren es Minuten im 12. Stock, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit.
Zum zweiten Mal in meinem Leben erfuhr ich, wie ein Ausnahmezustand mich überraschte und über mich hereinbrach. Wieder war ich absolut machtlos.
Jetzt wirst du zu Recht fragen, was die beiden Erlebnisse mit dem Thema des Buchs zu tun haben. Im direkten Sinn: gar nichts.
MEIN LEARNING
Auf den zweiten Blick aber durchaus, zumindest in meiner persönlichen Schlussfolgerung. Nach dem Erdbeben, zusätzlich verstärkt durch die Erfahrung des Gleichgewichtausfalls, realisierte ich: In diesen Ausnahmesituationen hätte ich alles dafür gegeben, die Kontrolle zu übernehmen und aktiv die Situation zu verändern. Und so schwor ich mir: Wenn es in Zukunft Risiken oder Gefahren gibt, gegen die man etwas unternehmen kann, werde ich all meine Kraft daransetzen, es auch zu tun. Ich werde die Möglichkeit, selbst etwas tun zu können, als Geschenk betrachten. Dieses Geschenk werde ich...
Erscheint lt. Verlag | 22.2.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
ISBN-10 | 3-7557-0667-9 / 3755706679 |
ISBN-13 | 978-3-7557-0667-0 / 9783755706670 |
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