Des Hundes bester Freund (eBook)
320 Seiten
Gräfe und Unzer Autorenverlag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
978-3-8338-8215-9 (ISBN)
Simon Garfield wurde 1960 in London geboren. Er ist Journalist (BBC, The Independent, The Observer) und Autor vieler erfolgreicher Sachbüchern, darunter mehrere Bestseller. In 'On The Map' oder 'Karten' geht Simon Garfield der Geschichte der Kartographie auf den Grund - von den alten Griechen bis zu Google Maps. Es wurde 2014 als Wissensbuch des Jahres in der Kategorie 'Überblick' ausgezeichnet.
Simon Garfield wurde 1960 in London geboren. Er ist Journalist (BBC, The Independent, The Observer) und Autor vieler erfolgreicher Sachbüchern, darunter mehrere Bestseller. In "On The Map" oder "Karten" geht Simon Garfield der Geschichte der Kartographie auf den Grund - von den alten Griechen bis zu Google Maps. Es wurde 2014 als Wissensbuch des Jahres in der Kategorie "Überblick" ausgezeichnet.
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Impressum
Eine Freundschaft fürs Leben
Einleitung: Das Hundehafte des Hundes
1. Das unauslöschliche Bild
2. Wie es mit dem Hund anfing
3. Von Treu und Namen
4. Was Darwin nicht über Hunde wusste (ist auch nicht wirklich wichtig)
5. Hunde heilen
6. Die schlauesten Hunde der Welt und des Universums
7. Wie wir zu Jackshi-tzu kamen
8. Schleifensammler
9. Hundegeschichten
10. Showtime!
11. Die Kunst, flauschig zu sein
12. Schwere Zeiten
13. Geliebt und unvergessen
14. Entdeckt Hunde!
Dank
Weiterführende Literatur
Bild- und Textquellen
Der Autor
Einleitung: Das Hundehafte des Hundes
Warum ist er hier?
Warum liegt mein Hund, während ich das hier schreibe, wie ein Halbmond eingerollt zu meinen Füßen? Seit wann mag ich seinen warmen und gleichzeitig leicht aufdringlichen Geruch? Warum ist sein fischiger Mundgeruch immer wieder Gegenstand witziger Bemerkungen, wenn Freunde zum Abendessen da sind? Warum blättere ich Jahr für Jahr über 1000 Pfund für seine Versicherung hin? Und warum liebe ich ihn so sehr?
Ludo ist kein außergewöhnlicher Hund. Er ist einer von vielen Labrador Retrievern; allein in Großbritannien leben ungefähr 500.000 von ihnen. Ludo hat mit all diesen Hunden viel gemeinsam. Er spielt gern Ball, und natürlich kann er gut apportieren. Er könnte das ganze Futter des Universums auffressen und den anderen Hunden kein Krümelchen übrig lassen. Er neigt zu Hüftdysplasie. Besonders gut macht er sich auf einem Plüschkissen in einem Haus mit Zentralheizung – weit, weit weg von der neufundländischen Heimat seiner Vorfahren.
Trotz alledem ist Ludo für mich und seine übrige Menschenfamilie einzigartig. Mit seinen zwölfeinhalb Jahren ist er mittlerweile ein älterer Herr, und wir würden so ziemlich alles dafür tun, dass er glücklich ist. Es macht uns nichts aus, bis auf die Knochen nass zu werden, wenn er im Park spannende Gerüche verfolgt. Unsere Tage sind nach seinen Bedürfnissen getaktet: seine Mahlzeiten, seine Spaziergänge, die Einnahmen lebenswichtiger Medikamente (weil unser armes Schätzchen an Epilepsie leidet), und wir geben einen absurd großen Teil unseres verfügbaren Einkommens für ihn aus.1 Ich freue mich, dass ich ihn kennenlernen durfte. Nur der Himmel weiß, wie wir damit fertig werden, wenn er eines Tages stirbt.
Dieses Wochenende will ich in einem Messezentrum im Osten Londons eine Veranstaltung besuchen, bei der Hunde Agility- und Obedience-Prüfungen ablegen. Ich werde dort Gelegenheit haben, 200 Hunderassen kennenzulernen, von denen einige leicht in meine Tasche passen würden, während für andere sogar mein Auto zu klein wäre. Ich werde dort zudem unzählige Artikel für Hundebesitzer und allen möglichen anderen Mist kaufen können, darunter Ölgemälde, Kleidung und Geschirr mit Aufdrucken wie »Wenn ich meinen Hund nicht mitbringen darf, komme ich nicht« oder »Ich würde jetzt lieber mit meinem Schnauzer Gassi gehen«. Um Ludo dafür zu entschädigen, dass er nicht mitkommen kann, weil man zu dieser Veranstaltung das eigene Tier nicht mitbringen darf, werde ich am darauffolgenden Freitag zusammen mit ihm eine Vorstellung von Rocketman im Exhibit Cinema im Süden Londons besuchen. Zwar ist Ludo kein ausgewiesener Elton-John-Fan, aber er wird seinen eigenen Sitzplatz neben mir, eine Decke und Hundesnacks bekommen. An diesem Abend haben Hunde freien Eintritt, und im Gegenzug dürfen die Kinoangestellten sie knuddeln. Während der Vorführung wird das Licht im Saal außerdem nur gedimmt und nicht abgeschaltet, damit die Dunkelheit die Hunde nicht stresst.
Wie ist es so weit gekommen, dass der Hund zum Chef geworden ist? Wie kann es sein, dass Hunde ins Kino gehen? Wie und wann haben wir gemerkt, dass Hunde dem Menschen nicht nur bei der Jagd helfen können, sondern auch bei der Bombenentschärfung und Krebserkennung? Warum haben wir Menschen eines Tages einfach klein beigegeben und es zugelassen, dass unser Alltag – unsere Arbeitszeiten, wie sauber unsere Teppiche sind, wo wir unseren Urlaub verbringen – von nun an durch die Bedürfnisse eines Tiers bestimmt werden, das ursprünglich draußen gelebt und für sich selbst gesorgt hat? Wann und warum haben das Sofa und Fertigfutter die Suche nach fressbaren Abfällen ersetzt?
Dieses Buch geht der Frage nach, wie sich die starke gegenseitige Verbindung über Jahrhunderte hinweg herauskristallisiert und auf welche Weise sie das Leben von Millionen Menschen und Hunde verwandelt hat. Wenn es zumindest ein Stück weit stimmt, dass die Welt »aufgrund des Verstands der Hunde existiert«, wie Nietzsche es behauptete, dann stimmt es möglicherweise auch, dass uns eine Betrachtung des Hundes wertvolle Selbsterkenntnisse ermöglicht.
Warum ist er hier?
Warum macht dieser Mann etwas, bei dem diese leisen, klopfenden Geräusche entstehen, und warum seufzt er dabei immer wieder? Wie oft holt er sich noch etwas Heißes zu trinken und unterbricht dabei das Klopfen? Warum stellt er mir mein Mittagessen niemals pünktlich hin? Warum erinnert sich dieses Hundebett mit sogenanntem Memory Foam nicht daran, wie ich mich gestern hineingekuschelt habe? Warum macht es mich so glücklich, bei diesem Menschen zu sein?
Das Vermenschlichen von Hunden ist kein neues Phänomen. Auf meinem Schreibtisch steht ein Foto aus dem 19. Jahrhundert, das einen schwarzen Labrador zeigt, der mit Jackett und Zylinder bekleidet ist und eine Pfeife im Maul hat. Praktisch seit es den Tonfilm gibt, kommen in Filmen sprechende Hunde vor. Doch die Kollusion von Hund und Mensch hat noch nie derart üppige, fantasievolle und absurde Früchte hervorgebracht wie heute. Das Wesen unserer Verbindung, unsere gegenseitige Hingabe, scheint sich im Laufe der letzten 50 Jahre vertieft zu haben – nicht zuletzt, weil Erkenntnisse in der Genetik unser wissenschaftliches Verständnis vom Hund verändert und unsere soziologische Interpretation des Hundeverhaltens uns mehr Möglichkeiten erschlossen hat, uns mit ihm zu beschäftigen. Leider hat eine solch heftige Leidenschaft nicht immer ein Happy End. Neben dem Foto des viktorianischen Hunde-Gentlemans steht eines von einem Hund, der mit Kangol-Mütze und Brille aussieht wie Samuel L. Jackson. Auf meinem Computer habe ich Bilder von Hunden, die lesen, segeln oder Fahrrad fahren. Ich weiß, dass diese Bilder in gewisser Weise unmoralisch sind, doch kann ich ihnen einfach nicht widerstehen und speichere in meinem Ordner ständig neue ab.
Immer häufiger erhalten Hunde Namen, die man eigentlich Kindern gibt. Statt Fido und Major heißen sie jetzt Florence oder Max. Vor 30 Jahren war das noch anders. Die heutigen Hundenamen sind oft auch die Namen menschlicher Helden. Nelson ist immer noch beliebt, und bald werden wir viele Gretas haben. Britische Rechtsanwälte nennen ihren Hund gern Shyster (»Winkeladvokat«), Architekten bevorzugen Zaha (nach der inzwischen verstorbenen Star-Architektin Zaha Hadid), und es tollen derzeit massenhaft junge Fleabags umher (dank einer gleichnamigen britischen Fernsehserie). Nur in der Welt der Rapmusik hält man es mit den Namen andersherum: Snoop Dog, Phife Dawg, Nate Dogg, Bow Wow.
Genau die Regierung, die wir verdienen. Pluto, Minister für Arbeit und Renten, sagt: »Ich kann es kaum erwarten, endlich loszulegen.«
Immer öfter bemühen wir den Hundevergleich. Ein taffer Radiointerviewer ist ein Rottweiler, ein allzu nachgiebiger ein Pudel (oder Welpe). Freundliche, loyale Figuren in Romanen sind Labradore, korrupte und dabei erfolgreiche Geschäftsleute Pitbulls. Jemand, der nie aufgibt, ist ein Terrier, ein Detektiv folgt dem Verdächtigen wie ein Bluthund. Sie verstehen schon. Sie verstehen, weil Sie flink sind wie ein Windhund und schlau wie ein Schäferhund.
Seit Langem müssen Hunde herhalten, wenn wir unser Handeln und unsere Gefühle beschreiben. Nachdem wir gearbeitet haben wie ein Hund, sind wir hundemüde. Sind wir krank, ist uns hundeelend. Bei schlechtem Wetter jagen wir keinen Hund vor die Tür. Finden wir nach langer Suche die Ursache für etwas, dann liegt dort der Hund begraben. Haben wir eine erhellende Erkenntnis, ist das des Pudels Kern. Manchmal stehen wir da wie ein geprügelter Hund oder wie ein begossener Pudel, wir heulen wie die Schlosshunde. Gelegentlich beißt sich der Hund in den Schwanz, und wir alle kennen einen Menschen, der bekannt ist wie ein bunter Hund. Wir verachten den Underdog, bellen den falschen Baum an und gehen schließlich vor die Hunde.
Ich beendete die Arbeit an diesem Buch im virusgeplagten April 2020, und Ludo war als Einziger in der Familie nicht gedrückter Stimmung. Stattdessen war er erschöpft. Es wurde schon vielfach festgestellt, dass Hunde von der Pandemie profitieren: Sie müssen nicht mehr so lange alleine zu Hause bleiben und werden beinahe öfter Gassi geführt, als sie verkraften. Freunde und Nachbarn betteln darum, sie sich »ausleihen« zu dürfen, denn wer einen Hund hat, hat einen Grund, aus dem Haus zu gehen. Die Tierheime berichten von einer Flut von Anfragen. Das Messezentrum, in dem wenige Monate zuvor die Veranstaltung Discover Dogs stattgefunden hatte, ist in ein Krankenhaus mit 4000 Betten umgewandelt worden. In den sozialen Netzwerken wird man mit Corona-Hundevideos und -Hundecartoons förmlich überschüttet. Der Sportreporter Andrew Cotter hat seine Labradore Olive und Mabel zu Internetstars gemacht. Allein lebende Hundebesitzer sind ihren Vierbeinern für die Gesellschaft, die sie ihnen leisten, dankbarer als je zuvor.
Auch wenn man selbst noch nie Hunde hatte, weiß man, dass unsere Beziehung zu Hunden vielschichtig, verwirrend und kompliziert ist – ebenso vielschichtig, verwirrend und kompliziert wie unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Hunde sind zunehmend nicht einfach nur Teil des Haushalts, sondern ein vollwertiges Familienmitglied. Die Beziehung zu ihnen ist die engste, die wir uns trauen, mit einer anderen Spezies einzugehen.
Dieses Buch beleuchtet unsere menschlichen Versuche, diese Beziehung noch weiter auszubauen, um aus dem Hund das perfekte Tier zu machen und ihm menschenähnliches Verhalten zu bescheinigen. In vielerlei Hinsicht sind Hunde zu einer Erweiterung unseres Selbst...
Erscheint lt. Verlag | 5.10.2021 |
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Reihe/Serie | GU Mensch-Hund-Beziehung | GU Mensch-Hund-Beziehung |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | bester Freund • Beziehung • Erziehung • Ethologie • Freundschaft • GU • Haushunde • Haustiere • Heimtiere • humorvoll • Hund • Hunde • Hundebesitzer • Hundehaltung • Hundepsychologie • Hunderassen • hund mensch beziehung • informativ • Leben mit Hunden • Leben und Lebewesen • liebstes Haustier • Mensch • Mops • Partner • Rassen • Ratgeber • simon garfield • Stadthund • Tiere und Tierwelt • Timekeepers • Verhaltensweisen • Zeitfieber |
ISBN-10 | 3-8338-8215-8 / 3833882158 |
ISBN-13 | 978-3-8338-8215-9 / 9783833882159 |
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