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Oma werden, Oma sein -  Gundi Mayer-Rönne,  Carina Manutscheri

Oma werden, Oma sein (eBook)

Der eigene Weg in ein gutes Miteinander mit Enkeln und Kindern
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
278 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86703-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
18,99 inkl. MwSt
(CHF 18,55)
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Die Freude über das Enkelkind ist riesengroß, und gerne möchte die Oma die junge Familie unterstützen. Andererseits ist da das Bedürfnis, das eigene Leben unabhängig zu gestalten und langgehegte Träume zu verwirklichen. Wie viel Oma möchten und können wir sein? Dieses Buch macht Mut, die neue Rolle im Familienkosmos nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Dazu gehört eine offene Kommunikation über unterschiedliche Vorstellungen zum Erziehungsstil sowie zu den eigenen Zeit- und Kraftressourcen. Gundi Mayer-Rönne, Psychologin und Oma, und Carina Manutscheri, Autorin und Mama, zeigen: Der Blick auf das eigene innere Kind, die eigene Geschichte und Entwicklung stärkt auch die Kinder, Schwiegerkinder und Enkel. Mit Hintergrundwissen aus Psychologie und Wissenschaft, zahlreichen Tipps, Übungen und persönlichen Erfahrungen weisen sie Wege, die die Beziehungen zwischen den Generationen gelingen lassen.

Dr. Gundi Mayer-Rönne ist als Psychologin und Psychotherapeutin in eigener Praxis auf die Beratung zu Beziehungssystemen spezialisiert. Die Mutter dreier Kinder und vierfache Großmutter lebt mit ihrem Mann in Wien. www.mayer-roenne.at

Kapitel zwei

Leeres Nest. Volles Nest


Großmutter zu werden, ist wie alles im Leben ein Prozess. Wir Großmütter sind in einem Lebensabschnitt angekommen, in dem wir hoffentlich mit Selbstschätzung, Humor und Gelassenheit auf das eigene Leben zurückblicken können. Vieles haben wir erlebt und vieles gelernt. Und dennoch, solange wir leben, haben wir Aufgaben zu bewältigen, können wir uns Ziele setzen und an Herausforderungen wachsen.

In den nächsten Kapiteln möchten wir Themen ansprechen, die im Laufe der Zeit fast jedes Großmutterleben betreffen können. Ganz besonders am Herzen liegt uns das Thema Frauenstärkung, denn hier gibt es einen Auftrag, der nicht nur auf unser eigenes Familiensystem einwirkt. Wenn wir hier aktiv werden, können ganze Generationen davon profitieren. Männer, Frauen, Großmütter und Großväter – aber vor allem die Kinder. Manche Themen mögen weit weg erscheinen und uns momentan nicht berühren, aber es kann der Zeitpunkt kommen, da Fragen rund um die alltäglichen Krisen aufkommen. Unsere Oma-Schatzkiste, gefüllt mit Humor, Gelassenheit und Wertschätzung, gibt uns und unseren Lieben auch in schweren Zeiten die Basis, positiv zu bleiben und mit unserer Haltung zu unterstützen. Damit dies gelingen kann, möchte ich dir jemanden vorstellen: dein inneres Kind.

Trost und Verständnis für das innere Kind


Die ersten Schritte ins Omasein sind getan. Dein Enkelkind ist unterwegs – es ist die Zeit der Neugier und der behutsamen Vorfreude. Gleichzeitig gibt es noch keine Aufgaben und Aufträge für die werdende Oma. Jetzt ist Gelegenheit, sich um das eigene »innere Kind« zu kümmern, nochmals zurück in die eigene Kindheit zu gehen: Wie haben wir uns als Kind begleitet und unterstützt gefühlt? Die Erfahrungen der eigenen Kindheit, die Erlebnisse und Gefühle dazu sind tief in uns gespeichert und prägen unser Verhalten und unsere Interaktionen mit anderen mehr, als uns bewusst ist.

In seinem Buch Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben widerlegt der Psychiater Ben Furman den Mythos, eine schlimme Kindheit bedinge automatisch ein unglückliches Erwachsenenleben.3 Selbstreflexion, Verständnis und Liebe für sich selbst – manchmal auch mit professioneller Begleitung – können helfen, eine schwierige Kindheit oder Momente, die in unserer Kindheit Schaden angerichtet haben, zu überwinden. Es ist auch meine Erfahrung, dass wir Kinder und Enkelkinder nur dann einfühlsam begleiten können, wenn wir unser eigenes inneres Kind gut kennen und wenn nötig geheilt haben.

Viele Menschen fühlen sich beklommen, wenn vom »inneren Kind« die Rede ist. Dabei geht es hierbei so gar nicht um eine esoterische Kontaktaufnahme mit der Vergangenheit oder um das Wühlen in der Schmutzwäsche. Ist es die Angst, auf Themen der Vergangenheit zu stoßen, an die man lieber nicht mehr denken möchte? Oder die Vorstellung, dass Vergangenes vergangen ist? Was immer der Grund sein mag: Ich möchte dich ermutigen, dich auf diesen Prozess einzulassen. Du wirst erkennen, wie stärkend und ermutigend er für dich ist. Ja, es kann durchaus sein, dass dir auf deinem Weg Themen begegnen, die dich aufwühlen, die dir zu denken geben und die du bearbeiten möchtest. Dieser Prozess kann Tränen auslösen, kann Trauer, Schmerz und auch Einsamkeitsgefühle hochkommen lassen. Scham- und Schuldgefühle können angestoßen werden, und ganz oft spüren wir die verbale oder physische Gewalt unserer Eltern, gegen die wir als Kinder nichts ausrichten konnten. Viele Menschen wollen daran nicht erinnert werden, weil sie der Meinung sind, das sei »vergangen und vorbei, ich kann daran nichts ändern; ich erinnere mich lieber an die glücklichen Momente«.

Beides ist richtig: Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Und die glücklichen Momente sind Ressourcen und Fähigkeiten, die uns durchs Leben tragen. Das glückliche innere Kind lässt uns mit unseren Kindern und Enkelkindern wieder spielen, blödeln und lachen. Jedoch übertragen sich auch die tief in der Seele eingegrabenen negativen Erlebnisse unreflektiert auf unser Verhalten Kindern gegenüber, wenn es schwierige Situationen gibt. Wir Menschen wollen aber in schwierigen Momenten unser eigenes Verhalten gar nicht so gern gespiegelt bekommen, wir schieben Unschönes lieber auf andere. Sich mit dem eigenen inneren Kind zu beschäftigen, heißt, seine unbewussten negativen Muster anzuschauen und zu heilen. Das erfordert Mut, es ist aber nie zu spät dafür.

Wenn wir im Alltag regelmäßig mit Kindern zu tun haben, wird unser eigenes inneres Kind mittels unserer Gefühlswelt aktiviert. Wir können einfach glücklich sein, wenn wir unser jauchzendes Enkelkind auf der Schaukel beobachten, und körperlich spüren, wie das ist. Wir können aber auch wütend sein, wenn ein Kind etwas macht, was in uns »verboten« ist oder was bei unseren Eltern einst Schamgefühle ausgelöst hat.

Das ist ein völlig unbewusster Vorgang, der Saiten in uns zum Klingen bringt, die wir lange vergessen haben. Gefühle, von denen wir nicht wissen, dass wir sie haben. Die Großeltern werden sogar auf zwei Ebenen von ihrem »inneren Kind« berührt. Zum einen werden Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle aktiviert, die aus der eigenen Kindheit stammen, zum anderen Gefühle, die sie in der Rolle als Eltern den eigenen Kindern gegenüber erlebten.

Mein Mann hatte eine schwierige Kindheit. Er und seine vier Geschwister erlebten viel Gewalt und totale Überforderung der Mutter am eigenen Leib. Er und seine Geschwister wurden häufig allein gelassen, in ein Zimmer gesperrt. Lediglich zum Essen und Schlafengehen durften sie es verlassen. Die Mutter war am Rande der Verzweiflung, schrie viel und überließ sie in letzter Konsequenz sich selbst. Aber alle haben überlebt.

Erst als er selbst Großvater wurde und erlebte, in welch sicherem Rahmen seine Enkelkinder leben und wie sehr sie von allen Seiten geliebt und im besten Sinne verhätschelt wurden, erkannte er seine tiefen Wunden. Er spürte körperlich, wie gerührt er war und wie nahe ihm diese bedingungslose Liebe der Eltern gegenüber seinen Enkelkindern ging. Traurig darüber, es selbst nicht erlebt zu haben, aber in einem tiefen Frieden mit seinem inneren Kind wusste er: »So gern wäre ich noch einmal drei Jahre alt, in diesem Umfeld.« Er war dankbar zu sehen, wie viel Zuneigung und Verständnis, Fürsorge und Schutz für seine Enkelkinder vorhanden sind. Er konnte deshalb eine große Liebe für sein inneres Kind spüren.

Vor allem in stressigen Situationen, wenn Ärger hochkommt oder wir Trauer und Ohnmacht spüren, ist es sinnvoll, auf unser inneres Kind zu achten. Die Auslöser für diese Gefühle sind vielfältig, und ich bin sicher, dass dir passende Alltagssituationen einfallen. Nun liegt es an dir, diese aufkeimenden Empfindungen nicht zu ignorieren. Hinter Ärger, Stress oder Wut stecken oft Schuldgefühle, große Trauer oder Schmerz. Schließe Frieden damit. Deine Handlungen waren gut gemeint, du wolltest für dein Kind das Beste. Lässt man diese Gedanken unausgegoren oder unterdrückt sie gar, kann es sein, dass die Großmütter in die Ratschlag-Falle tappen. So ist es auch Eva gegangen.

Evas dreijähriger Enkel Benni reizte seine Mama Lisa bis aufs Blut, indem er aus dem Spielzeugregal wahllos Schachteln herausnahm und demonstrativ vor ihr ausschüttete. Es gab ein heilloses Durcheinander. Bennis Mama wollte erst schimpfen, versuchte es aber dann mit einem Gespräch auf Augenhöhe. In Evas Augen löste der Versuch aber gar nichts. Im Gegenteil, Benni schien sich in seinem Unterfangen nur bestätigt zu fühlen. Eva schaltete sich ein: »Ich war viel strenger zu dir, und aus dir ist etwas geworden!«

Ziemlich wahrscheinlich stresst die Aussage der Oma Lisa und Benni noch mehr. Unbewusst trägt Eva zur Eskalation bei, dabei wollte sie nur helfen. Wie könnte die Situation aussehen, wenn Eva sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzt? »Wie wurde ich behandelt, wenn ich etwas getan habe, was meinen Eltern nicht passte? An welche Szenen erinnere ich mich? Wurde mit mir geschimpft, wurde ich bestraft oder sogar geschlagen? Welche Gefühle tauchen auf, wenn ich mir diese Szenen in Erinnerung rufe? Und wie habe ich bei Lisa reagiert, als sie drei Jahre alt war? Möglicherweise kommen Schmerz und Trauer hoch. Darüber, dass ich mit ihr nicht so liebevoll umgegangen bin.«...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-407-86703-4 / 3407867034
ISBN-13 978-3-407-86703-2 / 9783407867032
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