Dating Sabbatical (eBook)
256 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45960-7 (ISBN)
Lena Lamberti, Jahrgang 1988, entschied sich nach erfolgloser Suche nach Mr. Right für einen Selbstversuch: Ein Jahr lang verzichtete sie auf Dates und Sex, um den wahren Grund für ihr Beziehungspech zu finden. Über ihre Erkenntnisse schrieb sie auf ihrem Blog oneyearnoguy.org. Sie arbeitet als Ärztin im Bereich Psychosomatik und Psychotherapie.
Lena Lamberti, geboren 1988, ist Ärztin und Bloggerin. 2017 wagte sie einen ungewöhnlichen Selbstversuch und verzichtete 365 Tage lang auf Sex und Dates, um zu sich selbst und damit auf die Spur der wahren Liebe zu finden. Über ihre Erfahrungen fürhte sie einen Blog: oneyearnoguy.org. Lena Lamberti lebt in Hamburg.
Teil I
Nähe will gelernt sein
1
Grenzen setzen
Ein Tag – zwei Trennungen
Die Entscheidung für mein Dating Sabbatical fiel im Oktober 2017 in einer emotional aufwühlenden Nacht in einem Berliner Hotelzimmer, nachdem ich mich an einem Tag gleich von zwei Männern getrennt hatte. Über Jahre hatte ich mich ungeliebt gefühlt, hatte den Eindruck gehabt, dass Männer sich dann zurückzogen, wenn ich anfing, mich emotional auf sie ein- und mehr Nähe zuzulassen. Ich verstand nicht, warum ich in der Liebe immer wieder enttäuscht wurde und an Männer geriet, die entweder noch verheiratet waren, sich mitten in einer Trennung oder in deren Nachwehen befanden, viel zu weit weg auf einem anderen Kontinent lebten oder aus sonstigen Gründen nicht bereit für etwas »Festes« waren. Andere Frauen schienen es doch auch zu schaffen, einen Mann für eine Beziehung zu finden. Und genau das wollte ich auch!
Fast hatte ich den Glauben verloren, dass es zwischen mir und Männern noch einmal funktionieren würde. Ich fühlte mich emotional leer, hilflos, und die Verzweiflung über meine Situation war mir in dieser Nacht in meine bitterlich weinenden Augen geschrieben. Ich wusste, dass in meinem Liebesleben etwas ganz dramatisch falsch lief. Ich spürte, dass ich dringend etwas ändern musste. Daher nahm ich all meinen Mut zusammen und traf an diesem Tag ein paar längst überfällige Entscheidungen.
Zuerst trennte ich mich von einer zweieinhalb Jahre andauernden On-Off-Beziehung, die mir nicht guttat. Wir hatten unser Zusammensein während dieser Zeit immer wieder beendet – und konnten dann doch nicht die Finger voneinander lassen. Der Mann war auf seine Art so faszinierend und besonders, dass es mir schwerfiel, ihn endgültig loszulassen. Vom ersten Tag unseres Kennenlernens an verband uns etwas Besonderes, das wir zunächst platonisch und später auch körperlich auslebten. Das Problem war nur, dass Christian mehr als fünfundzwanzig Jahre älter als ich war und sich gerade erst aus einer zwanzigjährigen Ehe gelöst hatte.
Am Anfang hatte ich es ein wenig absurd gefunden, mich auf einen so viel älteren Mann einzulassen. Seine Lippen fühlten sich beim Küssen bereits etwas schrumpelig an, und ich spürte sein Alter daher auch mit geschlossenen Augen. Gleichzeitig war er so lebenserfahren, dass er mir in vielerlei Hinsicht die Welt erklären konnte. Ich liebte die tiefgründigen Gespräche mit ihm, die wir bei mehr als einem Glas Wein bis in die Morgenstunden führten.
Die Zeit mit ihm fand ich spannender als mit gleichaltrigen Männern, die noch sehr in ihrer Sturm-und-Drang-Phase verhaftet waren und an den Wochenenden von einer Party zur nächsten tingelten. Erfahrung und charakterliche Tiefe hatten ihren Reiz, aber damit einher kam die Tatsache, dass wir uns in sehr unterschiedlichen Lebensphasen befanden. Ich wollte eine Familie und Kinder, und Christian hatte das alles schon hinter sich. Ich wollte Commitment und Beständigkeit, er suchte nach der Trennung von seiner Frau erst einmal Freiheit ohne Verbindlichkeiten. Ich hoffte, dass wir eine Möglichkeit finden könnten, dauerhaft glücklich zu sein – und war am Ende meiner Kräfte, wenn es nicht gelang. Zwar bewegten wir uns bei jedem Anlauf ein Stück vor, aber nicht weit genug, als dass ich meine Bedürfnisse nach Nähe und Sicherheit erfüllt fand.
Herz und Kopf
Da unsere Treffen jedes Mal so schön waren, wollte ich ihn nach jeder Trennung zumindest als platonischen Freund behalten und weiterhin die gemeinsamen Momente genießen. Schließlich hatte es so begonnen, und ich hoffte, dass wir dahin zurückfinden könnten. Leider scheiterten wir damit meist kläglich, da er seine Finger nicht von mir lassen konnte und ich damals große Probleme damit hatte, Nein zu sagen und ihn in die Schranken zu weisen. Ich hatte Angst, dass ich ihn verlieren würde, wenn ich ihm nicht das gab, was er körperlich wollte. Meine eigenen Bedürfnisse stellte ich dabei zurück. Daher wachte ich oft doch wieder in seinem Bett auf – obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nach unseren Diskussionen nach Hause zu fahren. Es war frustrierend, und wir drehten uns im Kreis.
Da wir ein offenes Miteinander vereinbart hatten, bei dem sich jeder auch abseits unserer Verbindung ausleben konnte, landete ich auf der Suche nach beständiger Nähe stets in den Armen anderer Männer. Ich wollte mir beweisen, dass ich ihn nicht brauchte, um glücklich zu sein, und weinte still, wenn ich im Zusammensein mit einem anderen Typen auch nicht das fand, wonach ich Ausschau hielt. Das Problem dabei war, dass ich mit diesen Männern nicht nur Sex hatte, weil ich mit ihnen Sex haben wollte, sondern weil ich hoffte, dass einer von ihnen es endlich schaffen würde, mich von Christian wegzubringen – und das, obwohl ich es selbst nicht schaffte, den Schalter in mir umzulegen. Es gelang mir nicht, mich klar von ihm zu distanzieren. Nach jeder Trennung hielt ich emotional weiter an ihm fest. Selbst wenn ich jemand anderen datete, waren mein Herz und meine Gedanken weiterhin bei ihm. Zwischen uns bestand ein Band, das ich nicht zerschneiden wollte. Und doch wusste ich, dass ich mich von ihm lösen musste, um den Platz an meiner Seite frei für einen Menschen zu machen, mit dem ich die Beziehung führen konnte, die ich mir so sehr wünschte.
Etwas muss anders werden
Da ich damals große Angst vor dem Alleinsein hatte und um jeden Preis versuchte, dies zu vermeiden, begann ich bereits einige Wochen vor diesem Abend im Hotelzimmer – quasi als Vorbereitung auf die anstehende Trennung von Christian – mit einem Mann in meinem Alter anzubändeln. Auch wenn ich wusste, dass dieser Romanze für eine langfristige Beziehung die Basis fehlte, ließ ich mich darauf ein. Er war die perfekte Ablenkung in einer Phase, in der ich Zerstreuung suchte. Wieder einmal wollte ich eine Brücke weg von Christian bauen. Zu spät merkte ich, dass das, was als unterhaltsamer Zeitvertreib begonnen hatte, direkt in die nächste Liebeseinbahnstraße führte. Zwar gewöhnte ich mich schnell an seine Nähe, war gleichzeitig aber noch gar nicht bereit für eine neue Liebe. Anstatt die Beziehung zu Christian zunächst einmal zu verarbeiten, trug ich all den angestauten Frust mit in die neue Verbindung, was zu falschen Erwartungen und unfairen Reaktionen ihm gegenüber führte. Er musste all das ausbaden, was sich während der Zeit mit Christian in mir angesammelt hatte. Schnell kam es zu Konflikten. Alles, was mich an Christian und das erinnerte, was ich mit ihm erlebte hatte, wies ich abrupt von mir und verlangte im Gegenzug eine Art Nähe und Planbarkeit, die sich erst über die Zeit hätte entwickeln können. Ihm gegenüber war das mehr als unfair, weil ich ihm keinen Raum gab, er selbst zu sein. Mit ihm wollte ich nur die Löcher füllen, die in meinem Leben gerade präsent waren.
Genau deshalb ist es auch so wichtig, Altes abzuschließen und sich nicht immer wieder in den losen Enden der letzten Lieben zu verheddern. Oft nehmen wir uns nämlich viel zu wenig Zeit, ein Beziehungsende erst einmal zu verschmerzen. Stattdessen springen wir direkt in die nächste Liebesgeschichte, um den Trennungsschmerz nicht zu fühlen. Diese schmerzt dann allerdings ebenso, weil der nicht verarbeitete Schmerz noch in uns steckt und wir ihn von Beziehungsversuch zu Beziehungsversuch mitnehmen. Aus diesem Grund liegt der Schlüssel im Liebesglück meist nicht in mehr, sondern eher in weniger Dates.
Es war daher nur folgerichtig, mich wenige Stunden nach der Trennung von Christian auch von meinem gleichaltrigen »Übergangsobjekt« zu trennen. Ich musste lernen, das Alleinsein auszuhalten, das ich so lange vermieden hatte. Ich hatte all die Dramen satt. Ich wollte eine Pause von dem Herzschmerz, der mit meinen wechselnden Männergeschichten ständiger Begleiter in meinem Leben gewesen war. Die Tränen in dieser Nacht waren wie ein reinigendes Sommergewitter, das es manchmal braucht, um die angestauten Luftmassen zu klären. Der Regen in meinen Augen spülte langsam den Schmerz der vergangenen Jahre weg. Ich spürte eine neue Hoffnung in mir aufkeimen: Mein Liebesleben könnte anders werden, wenn ich mich darin übte, mich gegenüber all dem abzugrenzen, was ich nicht mehr wollte. Auch wenn ich noch nicht genau wusste, wie ich das anstellen sollte. Ich hatte keine Lust mehr auf all die unnahbaren Typen.
Ich will keine Schokolade …
Mein Dating Sabbatical vergleiche ich gern mit einer Diät, bei der ich vorher meine Schokoladenvorräte verschenke und auch keine neuen anlege, weil ich mich zwingen möchte, auf Süßigkeiten zu verzichten. Meine Chance, mein Vorhaben zu meistern, würde nämlich merklich sinken, wenn überall Schokolade um mich herum wäre und sie mir permanent frech zulächeln würde. Wenn wir Altes loslassen wollen, müssen wir Distanz dazu aufbauen. Wenn ich keine Schokolade mehr habe, kann ich sie auch nicht essen. Und da Männer meine Schokolade sind, entschied ich mich, den Kontakt zu meinen Ex-Partnern und -Liebeleien während meines Dating Sabbatical auf ein Minimum zu reduzieren, um mich vor Rückfällen zu schützen. Es war nicht so, dass sie mir plötzlich nichts mehr bedeuteten, doch ich entschied mich aktiv dafür, einen neuen Weg einzuschlagen und alte Geschichten an der Weggabelung zurückzulassen.
So lernte ich, dass jemanden zu lieben und mit jemandem zusammen zu sein zwei gänzlich verschiedene Dinge sind. Denn auch wenn ich einen Mann zutiefst liebe und für unsere gemeinsamen Momente dankbar bin, muss er nicht der Mann...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Partnerschaft / Sexualität |
Schlagworte | Beziehung • Beziehungen verbessern • Beziehungsfähigkeit • Beziehungsunfähigkeit • Bindungsangst • Dating • Ehe • ein Jahr ohne Sex • Frauen • lebenshilfe bücher • Liebe • Männer • Mr. Right • parship • partner finden • Partnerschaft • Partnersuche • Persönlichkeitsentwicklung buch • Psychologie • Ratgeber • Ratgeber Partnerschaft • Ratgeber Psychologie • Selbstfindung • selbstfindung buch • Selbstfindung Bücher • selbstfindungsbuch • Selbstliebe • Selbstliebe und Selbstbewusstsein • Selbstversuch • self care • Self love • Sex • Sinnsuche • tinder • Trennung • Verlieben • Wahre GEschichte |
ISBN-10 | 3-426-45960-4 / 3426459604 |
ISBN-13 | 978-3-426-45960-7 / 9783426459607 |
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