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Das Abc der Gefühle -  Udo Baer,  Gabriele Frick-Baer

Das Abc der Gefühle (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
205 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86649-3 (ISBN)
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Entdecken Sie Ihre Gefühle! In diesem Buch stellen die Gefühlsexperten Dr. Udo Baer und Dr. Gabriele Frick-Baer rund 60 Gefühle von Angst, Eifersucht, Liebe über Neid, Scham, Trauer bis hin zu Vertrauen und Zuversicht vor. Dabei folgen sie der Vorstellung, jedes dieser Gefühle sei ein individuelles Wesen, das sie befragen: Wer bist du, was sind deine versteckten Seiten? Wofür bist du gut, was ist dein Sinn und Nutzen? Und: Wovor hast du Angst - was bringt Gefühle dazu, zu verblassen oder ganz zu verschwinden? Die beiden renommierten Autoren erklären die Bedeutung der Gefühle für unser Leben und unsere Gesundheit, sie beschreiben, wann Gefühle uns Glück und Balance vermitteln und wie wir mit ihren »störenden Geschwistern« umgehen können. Ein ungewöhnlicher Zugang zu unseren Gefühlen, der tiefe Einsichten unterhaltsam vermittelt.

Dr. Udo Baer ist Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI), Vorsitzender der Stiftung Würde und Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin. Autor u.a. von »Das große Buch der Gefühle«, »Das Abc der Gefühle« und »Wie Kinder fühlen«. Udo Baer ist Mitinitiator der Kinderwürde-Plattform, die sich an alle wendet, die sich für die Würde der Kinder engagieren. Ganz gleich, ob Sie Eltern sind oder Erzieher*innen oder Lehrer*innen, Therapeut*innen oder andere pädagogische Fachkräfte. Zur Kinderwürde gehört, allem entgegenzutreten, was diese Würde verletzt und bedroht.

Vom Sinn und Nutzen der Gefühle


Wenn ein Mensch in seinem Schmerz versinkt und die Trauer ihn blind macht für all das, was in seinem Leben erfreulich ist, wenn der Jähzorn unkontrollierbar aufsteigt und Menschen verletzt, die man gar nicht verletzen möchte, wenn die Angstgefühle jemanden nachts aus dem Schlaf reißen – dann sind Gefühle oft eine als sinnlos schmerzhaft empfundene Last.

Doch wenn die Trauer hilft, von etwas Vergangenem loszulassen, wenn der Zorn auf jemanden, der uns verletzt hat, bewirkt, dass wir uns diese Person vom Leib halten, wenn die Angst uns vor einem Unfall bewahrt – dann sind die Gefühle sinnvoll.

Und die Lust am und im Fühlen macht auch Sinn, denn sie ist gespürte Belohnung und Antrieb zugleich.

Gefühle machen Sinn. Besser ausgedrückt: Sie machen in der Regel Sinn, auch wenn sie zu Leiden führen und Ausdruck von Leiden sein können.

Wie sind Gefühle in den Gesamtorganismus eingebunden?

Die Fähigkeit, zu fühlen und zu erleben, ist immer schon vorhanden, sobald wir lebendig werden. Die phänomenologische Philosophie, der wir uns verbunden fühlen, benutzt dafür den Begriff »Leib«. Dieses Wort stammt vom indogermanischen »lib« und bedeutet »Leben«, »lebendig«. Der Leib, der sich und seine Welt erlebende Mensch, ist die Grundlage, auf der sich Gefühle und ähnliche Regungen entwickeln. Bevor wir ein Gefühl bemerken, war es schon da.

Gefühle gehören zu den »unwillkürlichen Lebensvollzügen« (Fuchs 2008, S. 97) wie Atmen, Gehen, Weinen usw. Wir können sie insoweit beeinflussen, als wir auch unser Atmen und Gehen beeinflussen können. Doch in der Regel atmen und gehen wir so unwillkürlich, wie wir fühlen.

Unser Leib ist immer schon da und wir können ihn bewusst erleben.

Unser Atem fließt, unabhängig von unserer Aufmerksamkeit, ebenso sind die Gefühle Teil unseres Leibes, unserer Lebendigkeit, und wir können sie achtsam spüren. Dies zu wissen ist wichtig. Denn Gefühle sind nicht nur die dramatischen Spitzen unseres Erlebens, nicht nur der Tränenschwall, der Zornesausbruch oder die Liebeserschütterung. Gefühle sind immer da, sind auch klein und unscheinbar, können unbewusst bleiben oder durch Achtsamkeit erspürt werden. Das achtsame Erspüren von Gefühlen kann wiederum Rückwirkungen auf das Fühlen selbst haben und Gefühle verstärken oder abschwächen.

Gefühle ohne Körpererleben gibt es nicht. Sie sind immer mit körperlichen Aktivitäten, und seien es noch so schwache und kaum bemerkbare, verknüpft. Diese Verbindung zeigt sich in zahlreichen Redewendungen: Der Zorn rast, die Furcht ist beklemmend, der Neid nagt an jemandem, die Trauer zerreißt das Herz usw. Angst und Enge haben den gleichen Wortstamm. Gefühle verändern den Atem und das vegetative Nervensystem und rufen Veränderungen im gesamten Körper hervor. Manchmal spürbar, oft unmerklich – wobei die Folgen sich nach Jahren zeigen können. Es gibt keine Gefühle ohne Körper, deswegen wird der Körper auch als »Bühne der Gefühle« bezeichnet (Damasio 1997, S. 213). Der Körper ist aber nicht nur passive Bühne, sondern es gibt Rückkopplungen zwischen den körperlichen und den emotionalen Aspekten der Lebendigkeit. Vielen Menschen helfen zum Beispiel Atemübungen oder Joggen gegen zu starke Ängste oder andere emotionale Überforderungen.

Die Gehirnforschung hat das limbische System im Gehirn als die Region identifiziert, die bei emotionalen Regungen besonders aktiv ist. Sie ist nicht die einzige Region, aber sie ist offensichtlich die für Gefühle besonders zuständige Schaltstelle im Gehirn. Doch Gefühle damit auf Aktivitäten des limbischen Systems zu reduzieren wäre ein Fehlschluss. Liebe ist auch eine Aktivität des limbischen Systems, aber auch eine Aktivität anderer Teile des Gehirns und vor allem ein Ausdruck einer Beziehung zweier oder mehrerer Menschen, ein körperliches Zugewandtsein und vieles andere mehr. Angst ist auch eine Erhöhung des Pulses, aber auch viel mehr, ein Prozess, der den ganzen Körper ergreift bzw. ergreifen kann, das gesamte Erleben in Fleisch und Blut. Ich liebe oder ängstige mich, ich als ganzer Mensch, nicht ein Teil meines Gehirns, nicht eine Funktion meines Körpers.

Ausgehend von solch einem Verständnis der Gefühle, gilt es nun der Frage nachzugehen, welchen Sinn die Existenz von Gefühlen hat.

Lebewesen ohne Gefühle reagieren auf äußere Reize unmittelbar: Nahrung bedeutet Fressen, Bedrohung bedeutet Kämpfen oder Fliehen usw. Solche unmittelbaren Reaktionen haben Menschen und andere Lebewesen mit Gefühlen (wie zum Beispiel Hunde) auch, aber sie bestimmen nicht allein unser bzw. deren Verhalten. Gefühle ermöglichen ein differenzierteres Verhalten, differenzierte Reaktionen und verhelfen damit zu größeren Überlebenschancen in einer komplexen Umwelt.

Diese These über den grundlegenden Nutzen der Gefühle wird verständlicher, wenn wir einzelne sinnstiftende Aspekte der Emotionen genauer betrachten. Dazu ist es wichtig, zu untersuchen, was Gefühle bewirken:

Gefühle regulieren Beziehungen zu anderen Menschen.


Sie kann man als »soziales Organ« bezeichnen.

Bei manchen Gefühlen ist offensichtlich, dass sie sozialen Bezügen entspringen. Das Schamgefühl kann in einer Beschämungserfahrung wurzeln, die Angst in einer Bedrohung. Neid und Eifersucht können aus Vergleichen mit anderen entstehen, Zorn und Hass Reaktionen auf das Verhalten anderer sein.

Bei anderen Gefühlen stehen eher die Wirkungen auf das Sozialverhalten im Vordergrund. Wer sich verloren fühlt, kann sich zurückziehen oder schaumschlagend auftrumpfen und so tun, »als ob«. Wer hilflos ist, kann aggressiv um sich schlagen oder erstarren.

Auch die Gefühle, deren Quelle in Beziehungen zu anderen offensichtlich ist, bewirken differenzierte Veränderungen des Gerichtetseins zu anderen. Die Scham bewirkt Rückzug, Angst führt zu Vermeidung. Liebe zieht zu jemandem hin, Zorn verändert, Hass vernichtet, Freundschaft verbindet usw. Gefühle sind also nicht in einem Menschen isolierte Regungen. Es gibt kein Gefühl ohne den anderen.

Gefühle verhelfen zu Bewertungen.


Das limbische System im Gehirn ist bei jeder Entscheidung beteiligt, ganz gleich, ob es darum geht, was ein Mensch wahrnimmt, was er mag oder was er tut. Die Trennung zwischen Kognitivem und Emotionalem hat sich als ein Märchen herausgestellt. Es gibt kein Denken ohne Gefühle. Bei jeder Bewertung, die ein Mensch vornimmt, bei jeder Entscheidung, die er trifft, sind Gefühle beteiligt.

Besonders deutlich wird dies beim Interesse. Ob ich mich für etwas interessiere und wofür ich mich interessiere, das ist ein wesentlich emotionaler Prozess.

Oft sind solche Bewertungen nicht so bewusst wie bei der Entscheidung, ob ich diese oder jene Frau, diesen oder jenen Mann heirate, doch wirksam sind sie immer.

Bei einigen Menschen wurde der präfrontale Cortex, eine Gehirnregion, durch Unfälle zerstört. Damit ist eine wesentliche Verbindung zwischen limbischem System und den Regionen unterbrochen, die eher beim kognitiven Denken aktiv sind. Diese Menschen können weitgehend genauso rational denken wie andere Menschen, sie orientieren sich aber nur an unmittelbarer Effektivität – und dies maßlos –, ohne Wertmaßstäbe zu haben. Gerechtigkeitsgefühle sind unbekannt und es gibt keine Bremsen gegen Gewalttätigkeit. Moral braucht also Gefühl (Breuer 2007).

Gefühle stoßen Entscheidungen an, vor allem spontane Entscheidungen.


Meine Angst und mein Schrecken helfen mir, beim Geräusch quietschender Bremsen dem Auto auszuweichen. Da reagiere ich emotional und spontan, denn ich habe keine Zeit, nachzudenken und das Für und Wider abzuwägen. Das können Gefühle: spontane Entscheidungen bewirken. Meine Freude über das Geschenk führt zu einem Strahlen und einer Umarmung, mein Ärger über die kränkende Bemerkung meines Kollegen bewirkt, dass ich mich von ihm zurückziehe. Solche spontanen gefühlsgeleiteten...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-407-86649-6 / 3407866496
ISBN-13 978-3-407-86649-3 / 9783407866493
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