Wir leben mit deiner Trauer (eBook)
272 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
978-3-641-26334-8 (ISBN)
Ein Mensch ist in Trauer: Was können Freunde und Angehörige tun? Wie können sie mit eigenen Ängsten und Unsicherheiten umgehen? Wo finden sie selbst Hilfe?
Die erfahrene Trauerbegleiterin Chris Paul zeigt Begleitenden, wie sie konkrete Unterstützung geben können. Mit ihrem grafisch umgesetzten Kaleidoskop des Trauerns zeichnet sie ein leicht verständliches Bild der wiederkehrenden Themen eines Trauerprozesses. Völlig neu ist in diesem Band die Fokussierung auf die privaten UnterstützerInnen. Damit ist es das erste Selbsthilfebuch für unterstützende Angehörige. Neben dem Kaleidoskop ist ein weiteres wiederkehrendes Strukturelement die Benennung der Unterstützungsrollen als 'Stabile Person', 'Praktische UnterstützerIn' und/oder als 'Rücksichtsvoller Mitmensch '. So gelingt es, den gemeinsamen Alltag mit einem trauernden Freund oder Angehörigen geduldig und respektvoll zu gestalten. Dafür gibt es viele konkrete Informationen und lebensnahe Vorschläge und in dieser Nachauflage zahlreiche Praxisübungen, die die Autorin als Hör- bzw. Videobeispiele auf ihrer Homepage bereitstellt: www.trauerkaleidoskop.de.
- Das Zusammenleben mit Trauernden gestalten
- Neu bearbeitet und um viele Übungen ergänzt.
- Verständnis ist der Schlüssel!
- Die Balance finden zwischen Unterstützung und Normalität
Chris Paul ist Soziale Verhaltenswissenschaftlerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Trauerberatung. Als Trainerin, Fachautorin und viel gefragte Referentin setzt sie sich seit über 20 Jahren für die angemessene Begleitung trauernder Menschen ein. Ihre Bücher sind Standardwerke, und sie gilt über Fachkreise hinaus als eine der renommiertesten Trauerexpertinnen Deutschlands. In ihrem eigenen Trauerinstitut in Bonn bietet sie Langzeitfortbildungen an. Mit szenischen und musikalischen Vorträgen und zwei eigenen Bühnenprogrammen engagiert sie sich für ihren Leitspruch: »Trauern ist die Lösung, nicht das Problem!«
Mitmenschlichkeit, Stabilität und praktische Unterstützung
Wenn jemand, den man sehr gern hat, einen Verlust durchlebt, beeinflusst das auch das eigene Leben. Rund 800.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland – jeder Tod verändert das Leben von durchschnittlich mindestens vier bis sechs Menschen, die dann »Hinterbliebene« oder »Trauernde« genannt werden. Diese Trauernden leben aber nicht in einem luftleeren Raum, sie haben jeweils wieder Angehörige und Freunde: Es kann sein, dass die Frau Ihres Bruders gestorben ist oder das Kind Ihrer besten Freundin. Vielleicht ist Ihr neuer Partner verwitwet oder Sie stehen ratlos vor dem Verlustschmerz Ihrer Mutter. Mindestens achtzig Prozent aller Trauernden kommen ohne fachliche Unterstützung aus. Aber nicht ohne andere Menschen! Alle Trauernden brauchen auf ihrem Trauerweg Mitgefühl und Ermutigung durch die Menschen, mit denen sie zusammenleben. Familienmitglieder, Partner und Freunde können vieles tun und sein, was Fachleuten nicht zur Verfügung steht: schon lange befreundet sein, eine gemeinsame Zukunft haben, das ganze Leben teilen. Auf der langen Reise durch den eigenen Trauerprozess brauchen Trauernde Menschen, die sie mit langem Atem unterstützen. Sie brauchen FreundInnen, die mit ihnen weinen, aber auch wieder lachen können. Sie brauchen Familienangehörige, die Feiertage so gestalten, dass Schmerz und Erinnerung darin einen Platz haben. Sie brauchen NachbarInnen und Bekannte, die weiterhin grüßen und die Blumen gießen und darüber hinaus vielleicht auch einen Kuchen vor die Tür stellen oder die Kinder zum Sport fahren. Praktische Unterstützung wie das Rausstellen der Mülltonnen für eine betagte Nachbarin, die vor einigen Monaten ihren Mann verloren hat, ist manchmal hilfreicher, als eine Frage nach Trauer und Befinden. Mitmenschliche Normalität in einem rücksichtsvollen Miteinander, das KollegInnen, MitschülerInnen und alle, die einem Trauernden begegnen, zeigen können, hilft mehr als ungebetene Ratschläge. Befangenheit und Abwehr, Pathologisierung und die Aufforderung »Sei doch wieder wie früher!« vertiefen Krisen und Leid. Geduld, Humor und Freundlichkeit helfen dabei, sie durchzustehen.
Dieses Buch ist für die, die bleiben möchten, wenn nahe Menschen durch einen tiefen Verlust durcheinandergeraten und in eine Lebenskrise kommen. Als Partnerin, Freund oder Angehöriger wissen Sie vieles über den Menschen, der trauert. Aber Sie werden ihn oder sie in den kommenden Wochen, vielleicht sogar Jahren auch von neuen Seiten kennen lernen. Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass nicht alles wird wie früher. Es wird anders, vielleicht nur ein bisschen anders, und es kann sogar besser werden als früher. Ich möchte Ihnen Mut machen, diesen Weg mitzugehen. Es ist ein kostbarer Weg für den anderen, aber auch für Sie selbst!
Trauern ist die Lösung, nicht das Problem
Ich glaube: Trauern ist die Lösung, nicht das Problem! Menschen wissen beim Tod eines sehr vertrauten Menschen nicht, wie es weitergehen soll. Doch die menschliche Seele hat eine Art Programm entwickelt, um das eigene Weiterleben zu ermöglichen – das ist der Trauerprozess. Er führt durch die Zeiten von einem Leben mit diesem Menschen, der gestorben ist, hin zu einem aushaltbaren Leben ohne ihn. Auch wenn Trauernde keine Ahnung haben, wie sie den Schmerz und die Unsicherheiten nach einem Tod überstehen sollen – in ihnen liegt die Fähigkeit, es zu tun. Vieles macht man automatisch »richtig«, wenn man auf sich selbst hört und wenn man daran nicht gehindert wird. Vertrauen ist ein guter Ratgeber, wenn es um trauernde Menschen geht! In diesem Buch erläutere ich die vielen Facetten eines Trauerprozesses und das, was Sie tun können, um das Trauern zu unterstützen. Dabei sind SIE mir auch wichtig – niemand hat etwas davon, wenn Sie sich aufreiben!
Die vielen Facetten des Trauerns
Der Trauerprozess beinhaltet deutlich mehr als Vergessen und Weitermachen. Trauern, so wie ich es erfahren habe, ist auch deutlich mehr als das Gefühl »Traurigkeit«. Trauerprozesse enthalten viele starke Gefühle und gleichzeitig viele wirre Gedanken. Sie bringen die mühsame Gewöhnung an ein verändertes Leben mit sich und die Auseinandersetzung mit spirituellen Fragen. Vor allem bestehen Trauerprozesse aus Erinnerungen. Das menschliche Überlebensprogramm nach dem Tod von anderen Menschen ruft die vielen Erinnerungen an den Verstorbenen ins Gedächtnis und sortiert sie nach ihrer bleibenden Bedeutung. Es ist wie eine sehr große Kiste voller Fotos und Videos, die angesehen werden. Irgendwann ist klar, welches die wichtigsten und stimmigsten Bilder sind. Zu diesen Bildern gibt es Geschichten, die auf den Punkt bringen, wer dieser Mensch war und was er im Guten hinterlassen hat. Trauerprozesse enden nicht mit Vergessen, sie münden irgendwann in »leichtes Gepäck«. Keiner weiß im Voraus, wann das so weit sein wird. Es dauert aber auf jeden Fall länger als sechs Wochen. Für viele dauert es länger als das berühmte »erste Trauerjahr«. In diesem Buch habe ich die einzelnen Facetten des Trauerns mit feststehenden Begriffen benannt, die Sie immer wieder finden werden. Mitten in einem Trauerprozess fühlt es sich chaotisch und unübersichtlich an. Das löst Gefühle von Hilflosigkeit aus, die lähmend und entmutigend wirken können. Deshalb stelle ich Ihnen diese Struktur zur Verfügung, damit Sie ab und zu einen Blick auf die Situation werfen können und ein bisschen Orientierung finden. Die sechs Facetten des Trauerprozesses sind von Anfang an alle zugleich präsent. Sie formen ein Kaleidoskop verschiedener Formen und Farben, die sich immer neu mischen. Anders als in einem Programm, das von Schritt eins bis Schritt sechs nacheinander abgearbeitet wird, beschäftigt sich Ihr trauernder Freund oder Angehöriger meistens mit mehreren Facetten gleichzeitig.
Trauerwege im Labyrinth
Wenn Sie bisher dachten, der Trauerweg sei wie ein schnurgerader Hürdenlauf, bei dem man vom einen Startpunkt aus in gerader Strecke auf ein Ziel losläuft, dann verabschieden Sie bitte dieses Bild. Der Trauerprozess ist kein geradeaus laufender Weg. Er ähnelt mehr einer Spirale (man läuft größer werdende Runden auf einem Sportplatz) oder einem Labyrinth (man läuft einen Marathon durch eine Stadt und wird in vielen Schleifen und Windungen immer wieder durch dieselben Gebiete geleitet). Jeder trauernde Mensch läuft zudem seinen eigenen Weg im eigenen Tempo, Trauerprozesse sind kein Massenlauf mit der gleichen abgesteckten Wegstrecke für alle. Jeder Trauerweg ist individuell, verschieden von anderen Trauerwegen und doch unterwegs auf denselben Themenfeldern. Trauern muss nicht »vorbeigehen«, da gibt es keine Ziellinie wie bei einem Marathon. Es ist eher, als würden die Kreise immer weiter und dabei kämen immer mehr Facetten hinzu: Facetten des Lebens, in denen der Verlust keine Rolle spielt. Und die Gangart ändert sich, wird weniger anstrengend, kann zunehmend wieder ins Schlendern oder auch mal Hüpfen übergehen. In diesen weiter werdenden Kreisen betreten Menschen in unterschiedlich großen Zeitabständen immer wieder auch eine oder mehrere Facetten des Trauerns. Die wiederkehrende Beschäftigung mit den verschiedenen Facetten des Trauerprozesses führt dazu, dass die meisten Menschen erleben, wie die Wucht des Seelenschmerzes und der Ratlosigkeit mit der Zeit nachlässt. Sie finden einen inneren Frieden mit dem, was geschehen ist, und sie haben hauptsächlich Erinnerungen, die sie genießen können. Das geschieht bei den meisten Trauernden fast von allein – die Unterstützung ihrer Freunde und Angehörigen reicht als Wegbegleitung.
Die eigene Rolle finden
Wie bei einem Marathon, den andere laufen, stehen Sie am Rand, bieten Stärkung und emotionale Wärme an, laufen vielleicht ein kleines Stück mit, aber niemals können Sie sich den Trauernden auf den Rücken laden, um ihm die Anstrengung zu ersparen. Dieses » nur Dabeisein« kann für Sie selbst ab und an anstrengend oder frustrierend sein, deshalb geht es in diesem Buch auch darum, wie Sie unterstützend sein und bleiben können. Ich ermutige zu einer Haltung, die Sie befähigen wird, weder entnervt zu gehen, noch sich selbst aufzugeben. Ich möchte Ihnen Wege aufzeigen, jenseits von Rat-Schlägen und Abwertungen, Ihre eigene Sicht zu äußern. Die ersten Stunden und Wochen erfordern eine andere Kraftanstrengung von Ihnen (und der Trauernden) als das erste Trauerjahr und die weiteren Trauerjahre. Zu Beginn sind Sie vielleicht noch ganz nah dran und tatsächlich unentbehrlich als »stabile Person« und Unterstützerin in allen praktischen Belangen rund um die Todesnachricht und die Organisation von Abschied und Bestattung. Mit jedem Monat, der vergeht, sollten Sie den Trauerweg mehr und mehr dem Trauernden selbst überlassen und sich in Vertrauen üben. Vertrauen ist ein gutes Stichwort, Vertrauen in die Fähigkeit eines Menschen, auch schwere Schicksalsschläge zu überleben, Vertrauen darin, dass die eigene Geduld und Liebe ausreichen. Die eigene Rolle muss sich im Lauf der Trauerjahre wandeln, sonst geht das eigene Leben verloren und Groll oder Abhängigkeit entstehen da, wo Zuneigung, Unterstützung und Anteilnahme waren.
Das Zusammenleben mit einem trauernden Menschen kann eine Herausforderung sein und für Jahre eine Herausforderung bleiben. Alles, was in Ihrer Beziehung vorher schwierig war, ist es nun noch mehr. Kompromisse, die lange Bestand hatten, sind jetzt gefährdet, denn die Unterschiedlichkeit von Bedürfnissen und Ausdrucksformen, die vorher schon bestand, wird deutlicher. Diesem Schärferwerden der Unterschiede steht ein mögliches Schwinden der Gemeinsamkeiten...
Erscheint lt. Verlag | 26.7.2021 |
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Zusatzinfo | durchgeh. vierfarbig |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Daniel Schreiber • die zeit der verluste • eBooks • Gesundheit • Grabgestaltung • Kaleidoskop • Lebenshilfe • Psychologie • Resilienz • Sterben, Tod und Trauer • Trauer • Trauerbegleitung • Trauerbewältigung • Trauercoach • Trauerinstitut • Trost • Verlustbewältigung |
ISBN-10 | 3-641-26334-4 / 3641263344 |
ISBN-13 | 978-3-641-26334-8 / 9783641263348 |
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Größe: 2,3 MB
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