Bali verstehen lernen (eBook)
192 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-8807-0 (ISBN)
Als Informatiker war ich über 15 Jahre im Hochschulbetrieb tätig. 2002 kam ich zum ersten Mal nach Bali und wie viele andere Touristen habe ich mich in diese Insel verliebt. Wahrscheinlich auch weil Bali in vielen Dingen anders funktioniert, als ich es als wissenschaftlich erzogener Mensch kannte. Mich hat es über die Jahre immer wieder nach Bali gezogen. 2007 habe ich mich auch noch in eine Balinesin verliebt und diese 2009 geheiratet. Seitdem ist die hinduistische Religion ein Bestandteil meines Lebens.
5 BETEN
Balinesen beten viel und häufig. Es gibt viele Feiertage und dementsprechend auch viele Zeremonien. Fast alle Balinesen freuen sich, wenn sich Gäste aus anderen Ländern hierfür interessieren. So passiert es auch durchaus nicht selten, dass wir zu einer Zeremonie eingeladen werden. Für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, ist das natürlich sehr aufregend, allerdings auch mit sehr vielen Fragen verbunden. Insbesondere wenn es eine größere Zeremonie in einem öffentlichen Tempel ist, sehe ich häufig verunsicherte Blicke von Touristen, wie sie sich verhalten sollen und was das alles zu bedeuten hat. Es gibt auch durchaus einige Regeln die zu befolgen sind. Die meisten davon sind allerdings fast selbstverständlich. Das wichtigste ist es erstmal, dass wir bei einer Zeremonie oder einem Tempelbesuch die richtige Kleidung tragen.
5.1 KLEIDUNG
Bei jeder Zeremonie oder religiösen Veranstaltung und insbesondere bei einem Tempelbesuch gilt es die passende Kleidung zu benutzen. Hierbei gibt es unterschiedliche Bekleidung für Männer und für Frauen. Zudem variiert die Bekleidung etwas in Abhängigkeit der Veranstaltung. Für Touristen werden deutlich lockerere Bedingungen akzeptiert.
5.1.1 BEKLEIDUNG FÜR TOURISTEN
Für den Besuch in einem Tempel und für die meisten Zeremonien benötigen Touristen nur einen Sarong als Rock gebunden, einen Hüftschal als Gürtel und ein T-Shirt oder ein Hemd, welches Schulter und Bauch bedeckt. Das Oberteil sollte möglichst nicht zu dunkel sein. Weiß, rot, orange und alle Cremefarben sind geeignet. Bei Frauen wird der Sarong lediglich im Uhrzeigersinn um die Hüfte gewickelt. Dabei sollte der Sarong fest sitzen aber immer noch einen bequemen Schritt ermöglichen. Das T-Shirt oder die Bluse wird über den Sarong getragen und zum Schluss der Schal um die Hüfte gebunden. Frauen sollten lange Haare nicht offen tragen, sondern zu einem Zopf binden.
HHiinnwweeiiss ffüürr FFrraauueenn:: Während ihrer Menstruationsphase ist der Besuch eines Tempels nicht gestattet, da nach dem Glauben die Reinheit des Tempels durch das Blut beschädigt wird.
Es ist zwar im Grunde kein Problem, wenn Männer den Sarong auch nur um die Hüfte wickeln, dies ist aber nicht die übliche trageweise für Männer. Männer falten den Sarong mit der rechten Seite mehrfach übereinander, so dass vorne mittig eine Art Ziehharmonikaeffekt entsteht. Allerdings gibt es hier durchaus unterschiedliche Falttechniken. Die folgende Bildserie illustriert diese Anlegetechnik.
Männern empfiehlt es sich zudem einen Udeng auf dem Kopf zu tragen. Steht kein Udeng zur Verfügung kann dieser bei einem einfachen Tempelbesuch ohne Zeremonie aber auch weggelassen werden.
Für einen Tempelbesuch ohne Zeremonie insbesondere für eine reine Besichtigungstour ist diese Bekleidung ausreichend. Bei einer Zeremonie werden wir uns aber wohler fühlen, wenn wir uns genauso kleiden wie die Balinesen, zudem sehen Erinnerungsfotos später deutlich schöner aus.
5.1.2 ZEREMONIEKLEIDUNG FÜR FRAUEN
Die Frauen sind für eine Zeremonie sehr farbenfroh gekleidet. Der Dress besteht aus einem Sarong, einer Kebaya (Bluse), einem Korsett, einem Hüftgürtel und Schuhen. Die Kleidung ist farblich aufeinander abgestimmt. Da die Kebaya meist eine durchsichtige Bluse ist, wird unter die Kebaya ein meist schwarzes Korsett angezogen. Touristen können aber einfach ein Tanktop unter der Kebaya tragen. Die Haare der Frauen werden entweder hochgesteckt oder zu einem Zopf getragen. Das Anziehen der Kleidung unterliegt keiner besonderen Technik. Der Sarong wird einfach um die Hüfte gewickelt und der Hüftgürtel oder Hüftschal über die Kebaya angelegt.
5.1.3 ZEREMONIEKLEIDUNG FÜR MÄNNER
Die Zeremoniekleidung der Männer besteht aus etwas mehr Komponenten und auch das Anziehen benötigt etwas mehr Kenntnisse und Geschick. Über den Sarong wird ein weiteres Tuch (Saput) angezogen. Dieser wird so über den Sarong gebunden, dass dieser unten noch etwas zu sehen ist. Der Saput ist im Allgemeinen einfarbig mit Verzierungen am unteren Rand. Die Öffnung beim gebunden Saput zeigt nach vorn. Über den Saput wird ein Hüftschal (Selendang) gebunden. Das traditionelle Oberteil (Kemeja) wird über den Hüftschal getragen. Häufig wird anstatt dem sehr traditionellen Oberteil auch einfach ein kurzärmliges Hemd angezogen.
Während bei den meisten Zeremonien ein helles Oberteil, ein heller Saput und ein weißer Udeng getragen werden, kommen bei Hochzeitszeremonien dunkler Farben, meist braun zum Einsatz. Ist jemand verstorben, sind die Farben noch dunkler, meist wird hier ein dunkelblaues oder schwarzes T-Shirt getragen.
5.2 VERHALTEN BEI EINER ZEREMONIE
Die Möglichkeit zu haben an einer von einem Priester geleitete Zeremonie teilzunehmen ist für die meisten Touristen ein Highlight ihrer Balireise. Es gibt viele Arten von Zeremonien und in ihrem Ablauf unterscheiden sich diese zum Teil erheblich. In diesem Kapitel wollen wir erst einmal schauen, was uns als Tourist erwartet und wie wir uns verhalten sollten. Bestimmte Details betrachten wir dann etwas später. Die gute Nachricht ist, dass so eine Zeremonie insgesamt deutlich lockerer ist, als z.B. ein Gottesdienst in einer christlichen Kirche. Wir sollten der Zeremonie zwar den nötigen Respekt zollen und nicht zu laut sein, die meiste Zeit können wir uns aber durchaus mit unserem Nachbarn unterhalten und es darf auch durchaus dabei gelacht werden. Beginnen wir aber von Anfang. Wie bekomme ich die Möglichkeit an einer Zeremonie teilzunehmen? Am einfachsten ist es einfach mal im Hotel nachzufragen, wann und wo die nächste Zeremonie stattfindet und ob wir an dieser teilnehmen dürfen. Meistens freuen sich die Angestellten über das Interesse und da diese höchstwahrscheinlich auch zu den Zeremonien hingehen werden, findet sich meist jemand der uns dorthin begleitet. Manchmal kann dies natürlich auch ein professioneller Guide sein, den wir für seine Hilfe und Erklärungen etwas bezahlen müssen. Wenn wir bereits mit Balinesen etwas freundschaftlich ins Gespräch gekommen sind, können wir auch diese jederzeit fragen. Balinesen gehen eigentlich nie alleine zu einer Zeremonie, weswegen es auch als Tourist relativ einfach ist sich so einer Gruppe anzuschließen. Die im vorherigen Kapitel vorgestellte Zeremoniekleidung wird uns in diesen Fällen fast immer ausgeliehen und auch beim Anziehen stehen die Balinesen mit Rat und Tat zur Seite. Für eine Zeremonie benötigen wir zusätzlich ein paar Blüten und Räucherstäbchen. Aber auch diese werden uns im Allgemeinen von den uns begleitenden Balinesen bereitgestellt. Da wir im Vorfeld nie wirklich wissen, wie lang so eine Zeremonie ist, sollten wir auf jeden Fall etwas Trinkwasser mitnehmen.
Es gibt keine exakte Uhrzeit, wann eine Zeremonie beginnt oder endet. Die Zeremonien in den öffentlichen Tempeln werden kontinuierlich abgehalten, d.h. es finden etliche Zeremonien hintereinander statt und wir müssen gegebenenfalls warten, bis die aktuelle Zeremonie beendet ist und wir den inneren Teil des Tempels betreten dürfen. Nachdem wir den inneren Teil des Tempels betreten haben und während die Balinesen ihre Opfergaben nach vorne bringen, setzen wir uns an einem freien Platz im Schneidersitz in Richtung der Opfergaben schauend auf den Boden.
Frauen können auch gerne kniend sitzen. Wer Probleme mit den Knien hat, kann die Beine weiter öffnen oder zur Seite legen, sollte dabei aber beachten, die Füße niemanden entgegenzustrecken, da diese aufgrund des direkten Kontakt zum Boden als unrein gelten und das Entgegenstrecken als unhöflich empfunden wird. Anschließend positionieren wir ein glimmendes Räucherstäbchen vor uns auf dem Boden und können mit einer Blume, die zwischen unseren zusammengefalteten Händen vor unsere Stirn gehalten wird, unseren Geist frei machen, Gott begrüßen und uns so für die Zeremonie bereit machen.
Im Zweifel können wir einfach beobachten, wie die Balinesen sich verhalten und es ihnen gleichtun.
Bis zum eigentlichen Gebet gibt es für uns nicht mehr viel zu tun und wir können den Ablauf der Zeremonie genießen und auch von unserem Sitzplatz mal ein paar Fotos oder ein Video zu machen ist im allgemeinen kein Problem. Meist ruft der Priester nach etwa zweidrittel der Zeremonie zum Gebet der Tri Sandhya auf. Dieses Gebet ist vergleichbar mit dem christlichen Vaterunser. Den genauen Ablauf und den Inhalt betrachten wir im nächsten Kapitel. Während der Tri Sandhya bringen wir unsere Hände in Form einer Lotusblüte vor unsere Brust und schließen die Augen, um den sechs Versen der Tri Sandhya zu folgen.
Es kann aber auch durchaus vorkommen, dass die Tri Sandhya ausgelassen wird, insbesondere wenn viel Andrang herrscht und viele Zeremonien hintereinander durchgeführt werden. Nach der Tri Sandhya folgt mit einem kleinen zeitlichen Abstand das Ritual Kramaning Sembah. Hierbei fordert der Priester die Anwesenden auf gemeinschaftlich insgesamt fünfmal zu beten. Wie bereits zuvor führen wir...
Erscheint lt. Verlag | 5.8.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
ISBN-10 | 3-7519-8807-6 / 3751988076 |
ISBN-13 | 978-3-7519-8807-0 / 9783751988070 |
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