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Unser erstaunliches Immunsystem (eBook)

Wie es uns schützt, wie es uns heilt - und wie wir es jeden Tag stärken können
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
208 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43742-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unser erstaunliches Immunsystem -  Marianne Koch
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Das Wunderwerk der Körperabwehr: Alles, was wir über unser Immunsystem wissen müssen Millionen von Mikroorganismen besiedeln uns: Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten. Die meisten sind harmlos, einige aber bösartige Erreger. Ohne ein funktionierendes Immunsystem könnten wir nicht überleben. Mit welchen Mechanismen es der Körper schafft, die Erreger abzuwehren, wie er Fehlsteuerungen im Inneren des Organismus korrigiert und vor allem: Was wir selbst jeden Tag für unsere Körperabwehr tun können, veranschaulicht die Ärztin und preisgekrönte Medizinpublizistin Marianne Koch.

Dr. med. Marianne Koch gab ihre internationale Filmkarriere für die Tätigkeit als Internistin auf. Sie arbeitet als Medizinjournalistin und Buchautorin, auf Bayern 2 hat die Medizinerin die Rundfunksendung >Gesundheitsgespräch<. Marianne Koch wurde mehrfach auf dem Gebiet der medialen Kommunikation von Medizin ausgezeichnet, u.a. wurde ihr 2019 die Paracelsus-Medaille verliehen, die höchste Auszeichnung der Bundesärztekammer. 2023 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

Dr. med. Marianne Koch gab ihre internationale Filmkarriere für die Tätigkeit als Internistin auf. Sie arbeitet als Medizinjournalistin und Buchautorin, auf Bayern 2 hat die Medizinerin die Rundfunksendung ›Gesundheitsgespräch‹. Marianne Koch wurde mehrfach auf dem Gebiet der medialen Kommunikation von Medizin ausgezeichnet, u.a. wurde ihr 2019 die Paracelsus-Medaille verliehen, die höchste Auszeichnung der Bundesärztekammer. 2023 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

IMMUNSYSTEM – DAS KLINGT zunächst noch einfach: ein Instrument, das dem Körper zur Verfügung steht, um sich gegen Gefahren zu schützen. In Wirklichkeit ist es ein unglaublich komplexes, vielgestaltiges, sich ständig änderndes Ineinandergreifen von unterschiedlichen Zellen, ganzen Organen, Eiweißstoffen und speziellen Molekülen. In seiner Wirksamkeit abhängig von unserem allgemeinen Gesundheitszustand, auch vom Alter, von der Ernährung, dem Schlaf und sogar von unserer seelischen Befindlichkeit. Mit einem Teil davon kommen wir bereits auf die Welt (mit dem »angeborenen System«), den anderen Teil erwerben wir erst im Lauf des Lebens, durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt oder durch Impfungen. Beide sorgen für unser Überleben.

Ich möchte Ihnen dieses System in seinen Einzelheiten schildern. Und wundern Sie sich nicht, wenn die Sprache dabei ziemlich kriegerisch klingt – schließlich geht es um Sein oder Nichtsein.

Das allgemeine oder angeborene Immunsystem


Haut und Schleimhäute


Unsere schöne, zarte Haut ist nicht nur ein Schutz gegen Austrocknung, Hitze und Kälte, sondern außerdem eine starke Abwehr gegen alle Krankheitserreger, die diese Mauer nur sehr schwer, zum Beispiel bei Verletzungen, überwinden können. Verstärkt wird die Abwehr durch das salzig-saure Sekret an ihrer Oberfläche, den Säureschutzmantel, der wie ein Desinfektionsmittel wirkt. Welche Bedeutung diese intakte äußere Barriere hat, erkennt man auch an einer gar nicht so seltenen Krankheit, der Neurodermitis, bei der kleine Defekte im Erbgut Risse und brüchige Stellen in unserem »Schutzpanzer« verursachen, sodass sich dort Partikel von fremden Stoffen, Milben oder Krankheitskeimen festsetzen können. Das Immunsystem reagiert darauf wütend mit allergischen Reaktionen und so kommt es zu Entzündungen und dem teuflischen charakteristischen Juckreiz. (Mehr lesen Sie darüber in Kapitel 7, ab Seite 103.)

Das menschliche Immunsystem besteht aus einer Vielzahl von Organen, die perfekt zusammenarbeiten.

Auch die SSchleimhäute, die unsere Atemwege, den Verdauungstrakt und die Geschlechtsorgane auskleiden, also dort, wo der Körper ebenfalls mit der Außenwelt in Berührung kommt, besitzen Eigenschaften, die speziell der Abwehr von Schadstoffen und fremden Lebewesen dienen. So sind Luftröhre und Bronchien mit einer Schleimschicht und unzähligen kleinen Flimmerhärchen besetzt, die wie Fangarme Staub und andere Fremdkörper packen und wieder nach oben bzw. nach draußen befördern.

Die Scheide besitzt besonders viele Schleimzellen und ist bevölkert von einer bunten »Flora«, freundlichen Lebewesen, die dafür sorgen, dass sich krankmachende gar nicht erst ansiedeln können.

Im Mund und in der Speiseröhre sorgen ebenfalls Barrieren – robuste Häute – dafür, dass fremde Bakterien, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, möglichst nicht ins Körperinnere gelangen. Sollten sie es bis in den Magen schaffen, werden sie dort von einem See aus saurer Flüssigkeit empfangen, der zwar hauptsächlich der Verdauung dient, gleichzeitig aber vielen Erregern den Garaus macht. Dem Rest von ihnen geht es im Darm auch nicht besser. Dort sind die Wände dicht mit Mikroben und Immunzellen besetzt, was dann das Ende der Invasion bedeutet.

Die Wächter hinter den Barrieren


Die Zellen, die dort Wache schieben, gehören zu den Phagozyten (der Name kommt vom altgriechischen »phagein« = fressen) und können sowohl lebendige als auch unbelebte fremde Stoffe (wie zum Beispiel Feinstaubpartikel) aufnehmen und unschädlich machen. Unterstützt werden die Fresszellen von merkwürdig aussehenden Gebilden, den Dendritischen Zellen (»dendritisch« = verzweigt), die man so genannt hat, weil ihr Zellkörper verästelt ist wie ein Bäumchen. Die Äste dienen hier als Fangarme, mit denen sie Bakterien oder andere Erreger packen und dann zur Begutachtung zu den Lymphknoten oder gleich zu den Fresszellen schleppen, die kurzen Prozess mit ihnen machen.

Sollten sich böse Mikroben, zum Beispiel Viren, dennoch in Körperzellen einschleichen, senden diese mittels chemischer Botenstoffe einen Hilfeschrei aus, der dann eine andere Truppe, die »Natürlichen Killerzellen«, auf den Plan ruft, die solche virusinfizierten Zellen prompt als »krank« erkennen und ebenfalls vernichten.

Diese Abwehrzellen gehören zum angeborenen System und sind weder spezialisiert noch sehr wählerisch in der Auswahl ihrer Beute. Es ist ihnen egal, was sie da beseitigen. Sie stürzen sich auf alles Schädliche, das in den Körper eindringt.

Das spezielle oder erworbene Immunsystem


Den Feind erkennen und gezielt vernichten


Anders arbeitet die Armee der Immunzellen des »erworbenen Immunsystems«, die wir erst später, im Lauf unseres Lebens bilden. Da sind vor allem die Lymphozyten, weiße Blutkörperchen, die im Knochenmark und in der Milz entstehen. Sie haben die fantastische Fähigkeit, eindringende Krankheitserreger zu unterscheiden, zu identifizieren und sie dann mit den jeweils wirksamsten Waffen anzugreifen.

Zwei Formen gibt es davon: T-Lymphozyten, die zunächst als unreife Gebilde aus dem Knochenmark in die Blutbahn gelangen und von dort in ein »Trainingslager« geschickt werden – nämlich in die Thymusdrüse hinter dem Brustbein. Dort lernen sie eine elementare Lektion, nämlich zwischen »Ich« und »Nicht-Ich« zu unterscheiden, also zwischen eigenen Körperzellen, die sie ja auf keinen Fall angreifen dürfen, und fremden Zellen. Eine extrem wichtige Fähigkeit, über die wir noch viel hören werden. Ein T-Lymphozyt, der diese Schulung durchlaufen hat, ist dann ein zuverlässiger Kämpfer gegen Viren und Bakterien.

Die B-Lymphozyten sind die Zellen, die Krankheitserreger und deren besondere Merkmale – die »Antigene« – präzise erkennen, wobei sie sich jeweils auf ein bestimmtes Feind-Antigen spezialisieren. Sie lassen die Daten solcher Viren, Bakterien oder auch Pilze sofort in den Lymphknoten überprüfen: Kennen wir diese Feinde bereits? Wenn nicht, beginnen sie mit der Produktion von genau passenden Waffen – den Antikörpern –, und zwar Abermillionen pro Minute. Diese spezifischen Antikörper ketten sich wie mit Handschellen an die Antigene der eingedrungenen Feinde und neutralisieren diese oder lösen sie auf.

Unsere vielgestaltigen Immunzellen haben jeweils unterschiedliche Aufgaben.

Oder aber sie rufen weitere Zellen zu Hilfe, nämlich andere weiße Blutkörperchen wie die Fresszellen, genauer gesagt Granulozyten, Mastzellen oder Makrophagen. Diese dürfen die Beute dann verschlingen und verdauen.

So findet in unserem Körper schon bei einer einfachen Erkältung eine regelrechte Schlacht statt, von der wir ein paar Tage lang höchstens leichtes Fieber oder Husten und vielleicht ein Schwächegefühl spüren.

Wenn die Feinde besiegt sind, werden ihre Daten in Gedächtniszellen gespeichert. Sollten die gleichen Erreger irgendwann einmal wieder angreifen, dann wehe ihnen! Sie treffen in diesem Fall auf eine bereits mit den speziellen Antikörpern hochgerüstete Abwehr, gegen die sie machtlos sind. Das heißt, der Mensch ist gegen sie immun und bleibt in diesem Fall gesund.

Dies ist übrigens auch das Prinzip einer Impfung (über die Sie in Kapitel 6 alles Wichtige erfahren werden).

Noch mal in Kürze

Ganz schön verwirrend, meinen Sie? Das kann man wohl sagen. (In Wirklichkeit sind diese Vorgänge noch komplizierter – auch durch die Produktion von chemischen Substanzen des Immunsystems.) Aber Sie brauchen sich das nicht alles zu merken. Vielleicht nur so viel: Bestimmte weiße Blutkörperchen bilden eine Art Körperpolizei, die ständig patrouilliert, um eventuell eingedrungene Krankheitserreger rechtzeitig zu erkennen und möglichst abzutöten und um fehlerhafte eigene Körperzellen zu vernichten.

Die Lymphknoten


Stellt man sich die Immunzellen als Streifenpolizei vor, so wären die Lymphknoten so etwas wie Polizeistationen. Dorthin schleppen die Immunzellen ihre Beute, hier laufen die Informationen über die Feinde zusammen. Hier werden auch die Lymphbahnen gefiltert, dünne Schläuche, die ähnlich den Blutgefäßen den ganzen Körper durchziehen und von überall her Abfälle aus den Muskel- und Fettgeweben transportieren. Auch dieser Müll wird in den Lymphknoten begutachtet und dann entsorgt.

Normalerweise kann man die kleinen bohnenförmigen Gebilde nicht tasten, obwohl sie in regelmäßigen Abständen überall im Körper vorhanden sind. Erst wenn etwas nicht stimmt, wenn es in ihrer Nähe eine Infektion oder andere Entzündungsvorgänge gibt oder wenn sie womöglich selbst betroffen sind, schwellen sie an und man kann sie dann unter der Haut fühlen.

(Sie haben sicher schon einmal eine Halsentzündung gehabt und dann bemerkt, wie plötzlich dicke Knubbel unter dem Kiefer oder am Hals entstanden waren.)

Milz und Leber


Die Milz, ein stark...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2020
Zusatzinfo Mit vierfarbigen Illustrationen von Jörg Mair
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Allgemeinmedizin
Schlagworte Allergie • Allergie Buch • Autoimmunerkrankung • Bewegung • Dietrich Grönemeyer • ernährungs docs • Gesunde Ernährung • gesunde Ernährung Darm • gesunde Ernährung Ratgeber • Gesundheit • Immunabwehr • Immunschwäche Buch • Immunsystem • immunsystem aufbau • immunsystem buch • Immunsystem stärken • Ratgeber • Ratgeber Gesundheit • Schlaf
ISBN-10 3-423-43742-1 / 3423437421
ISBN-13 978-3-423-43742-4 / 9783423437424
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