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Beziehungs-Tango (eBook)

Wie wir unbewusst die Liebe sabotieren
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
192 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-76035-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Beziehungs-Tango -  Ernst-Marcus Thomas
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Wie man seinen Mustern auf die Spur kommen und eine realistische, glückliche Beziehung eingehen kann. Unbewusste Muster, die wir mit uns herumschleppen, vermiesen uns nicht selten die Liebe. Wie hilfreich wäre es, diese 'Programme' frühzeitig zu erkennen und uns damit viel Leid und energieraubende Beziehungen mit Partnern, die überhaupt nicht zu uns passen, zu ersparen. Denn oft erkennen wir die Wahrheit erst viel zu spät, manchmal sogar erst nach vielen Jahren Ehe. Die entscheidenden Konflikte wurzeln meist in der Kindheit, 'feuern' aus dem Unterbewussten und machen uns das (Liebes-)Leben schwer. Im Buch 'Beziehungs-Tango' geht es um diese unerkannten Muster, die bei zwei Liebespartnern eine Art Tanz aus Anziehung und Abstoßung auslösen. Einen Tanz, der nie zum Happy End führt und den wir doch immer wieder tanzen. Das Buch ist eine Anleitung, die unbewussten 'Programme' zu erkennen und aufzulösen, wobei uns der Autor auch an seinen eigenen Erfahrungen teilhaben lässt. Der Ratgeber beinhaltet viele praktische Übungen, die sofort umgesetzt werden können.

Anstelle eines Vorworts:
Hängen wir unsere Masken an die Garderobe


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|12|„Jeder Mensch, dem wir im Leben begegnen, kämpft einen Kampf, von dem wir nichts ahnen.“

|13|Das Zitat stammt nicht von mir, sondern von Sandra Mona1, einer Frau, mit der ich eine kurze und intensive Beziehung in Zürich hatte. Wenn ich an die Zeit mit ihr zurückdenke, kann ich mich an kein einziges Gespräch erinnern, das nicht inspirierend gewesen wäre. Ist es nicht das, was wir in der Liebe suchen? Inspiration. Mit einer längeren Partnerschaft ist es am Ende nichts geworden. Warum nicht? Die ehrliche Antwort lautet: Weil ich es nicht auf die Reihe gekriegt habe. Da treffe ich eine Frau mit Potenzial für etwas Großes – und verbocke es. Etwas konkreter: Sandra Mona hat damals bei mir einige Knöpfe gedrückt. Und ich habe reagiert. Dass sie diese Knöpfe gedrückt hat, war aber gar nicht das Problem. Die wahre Ursache für das Scheitern dieser Liebe lag darin, dass sie die Knöpfe überhaupt drücken konnte; dass sie vorhanden waren. Und das hatte gar nichts mit ihr zu tun, sondern mit meiner eigenen Geschichte.

Genau darum geht es in diesem Buch: um Knöpfe, die im Laufe der Jahre und Jahrzehnte in uns entstehen, und um Menschen, die sie in einer Beziehung oder einer Kennenlernphase drücken. Es ist ein Buch über die Liebe und darüber, warum es so unglaublich schwer ist, den richtigen Partner zu finden. Überhaupt zu merken, dass man einen tollen Menschen gefunden hat, der zu einem passt. Und dann das Richtige zu tun.

Ich habe im Nachhinein viel über Sandra Monas Satz mit dem verdeckten Kampf, den Menschen kämpfen, nachdenken müssen: Wie viel einfacher wäre es doch, wenn wir von Anfang an wüssten, welchen Kampf jemand kämpft! Gerade in Beziehungen. Aber niemand lässt sich gerne in |14|die Lebenskarten schauen. Anstatt unser Blatt auf den Tisch zu legen, investieren wir Unmengen von Energie darin, unser wahres Ich zu verschleiern und stattdessen eine geschönte Version von uns zu inszenieren. Auf Dating-Apps wie Tinder präsentieren wir uns so, wie wir gerne wären, aber nicht, wie wir wirklich sind. Im Alltag übrigens auch. Dort inszenieren wir uns halt nicht digital mit einem Profil, sondern analog in der persönlichen Begegnung.

Eigentlich müssten Tinder und die vielen anderen Dating-Apps ganz dringend eine neue Rubrik einführen. Die Rubrik: „Diesen Kampf kämpfe ich im Leben“. Dann wüsste man gleich von Anfang an, woran man ist und ob die Lebenskämpfe überhaupt zusammenpassen. Manchmal kommen die Partner erst nach vielen Jahren Ehe dahinter, wenn es schon zu spät ist. In Deutschland hält eine Ehe im Schnitt 15 Jahre; Beziehungen enden im Durchschnitt nach nur vier Jahren, bevor jeder wieder seiner Wege geht.

Ehen und Beziehungen sind ein zerbrechliches Gut geworden. Was einmal für die Ewigkeit angelegt war, hält heutzutage oft nur für einen flüchtigen Moment. Nicht nur unser Arbeitsleben wird immer flexibler – unser Beziehungsleben wird es auch. Früher war es völlig normal, bei einem Arbeitgeber in die Lehre und am Ende eines Arbeitslebens auch in Rente zu gehen. Heute ist Jobhopping völlig normal. Loyalität gibt es immer seltener; weder auf Arbeitgeber- noch auf Arbeitnehmerseite. Alles wird immer unverbindlicher und so ist es auch in der Liebe. Unsere Loyalität gilt dann nicht mehr einem besonderen Menschen, sondern nur diesem einen Moment, was auch mit der Erziehung zu tun hat. Kindern wird heute beigebracht, vor allem im Moment glücklich und sich gegenüber loyal zu sein, und dagegen ist auch gar nichts einzuwenden.

Aber es gibt eben auch die Kehrseite. Wir sind immer weniger bereit, Kompromisse einzugehen. Und ohne Kompromisse gibt es keine langen Beziehungen. Früher war man eher gewillt, sich in der Beziehung aufeinander zuzubewegen. Von beiden Seiten gab es die Bereitschaft, sich anzupassen. Solche Qualitäten kommen immer mehr aus der Mode. Heute heißt es eher: Wir sind beide unabhängig und unser eigenes Raumschiff. Wenn man überhaupt beschließt, sich zusammenzutun, muss es perfekt passen. Und zwar sofort. Falls das nicht der Fall ist, heißt es schnell: Und der Nächste bitte! Eine gute Beziehung aber macht gerade die Balance aus zwischen Anpassung und Unabhängigkeit, Nähe und Distanz.

|15|In der Realität gerät diese Balance immer öfter aus dem Gleichgewicht. Die Nachfrage nach Paartherapien nimmt in den letzten Jahren stetig zu. In Laufe der Zeit haben sich die Erwartungen an einen Partner immer weiter erhöht: Der möge doch bitte alles können und alles sein. Und auch die Beziehung an sich muss heutzutage alles bieten: Man möchte über Probleme sprechen können, sich verstanden und angenommen fühlen, Unterstützung in allen Lebenslagen finden, sich gegenseitig vertrauen können, respektvoll miteinander umgehen und der Sex soll natürlich auch großartig sein. Und zwar immer. Dass es in dieser „Beziehungsmaschine“ auch mal hakt, ist doch eigentlich ganz normal. Schließlich sind wir Menschen. Ich habe manchmal den Eindruck, sowohl Männer als auch Frauen würden sich ihren perfekten Partner am liebsten in immer gleichbleibender Qualität bei IKEA bestellen. Dass sich die Regalwand Södermalm aber auch nur unter Ächzen und Fluchen aufbauen lässt, wird da gerne vergessen. Wenn es also auch auf einem der vielen Gebiete in einer Beziehung einmal nicht so rund läuft, wird entweder gleich das ganze Fundament der Liebe infrage gestellt oder man muss eben daran „arbeiten“, sprich: eine Paartherapie muss her.

Wo die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau immer weiter aufgebrochen wird, nehmen auch die Konflikte zu. Es wird mehr verhandelt. Man feilscht über alle möglichen Aufgaben: Wer bringt wann den Müll runter? Wer wäscht wessen Geschirr? Welcher Partner kommt wann zu welcher Familienfeier mit? Durch dieses permanente Verhandeln kommen die Charakterunterschiede in Partnerschaften viel stärker an die Oberfläche. Und im Untergrund wabern obendrein die individuellen Lebenskämpfe. Paartherapeuten beobachten, dass die Spannungen vor allem bei Paaren in ihren 30ern oder 40ern zunehmen. Gestritten oder verhandelt wird über Themen wie Kindererziehung, Alltagsaufgaben oder das liebe Geld. In der Therapie fällt dann oft der Satz: „Wir können nicht mehr miteinander reden.“ Die ständigen Streitereien münden in einer Art Zweikampf und man überbietet sich gegenseitig mit Argumenten, wer es denn nun schwerer hat.

Durch diesen Wettbewerb vergisst man völlig, den anderen zu würdigen und zu wertschätzen und auch mal ein Kompliment zu machen. Ein Freund und Kollege von mir hat mit seiner Frau ein schönes Ritual entwickelt, um dem entgegenzuwirken. Sie haben zwei Kinder und sind beide |16|berufstätig. Dass der Alltag da schon mal über beide herüberschwappt, können Sie sich vorstellen. Und genau in diesen Alltagssituationen schauen sie sich einen Moment lang gegenseitig in die Augen und sagen dem anderen: „Ich sehe dich!“

Gerade diese Wertschätzung ist so unglaublich wichtig. Wenn wir das Gefühl haben, ständig nicht gesehen oder gar abgewiesen zu werden, geraten wir in Panik und schalten um auf den Angriffs- oder den Fluchtmodus. Ein Klassiker: Ein Partner wird böse und möchte gehört werden: „Nun hör’ mir doch endlich zu!“ Der andere Partner denkt sich: „Ich mach es sowieso nie richtig“ und zieht sich mehr und mehr zurück. Oder beide schalten auf Angriff und haben permanent Streit miteinander. Oder beide Seiten ziehen sich frustriert zurück. Dann ist die Verbundenheit futsch.

Das „Kleine Wurst“-Syndrom


Und? Welchen Kampf kämpfen Sie? Manchmal wissen wir gar nicht, welche Schlachten unser Unterbewusstsein schlägt. Ich mache jetzt etwas, was für Ratgeberautoren vielleicht etwas ungewöhnlich ist: Ich hänge meine eigene Maske an einen imaginären Garderobenständer und da bleibt sie dann auch. Nur so kann ich ein offenes, ehrliches und authentisches Buch schreiben. Ich möchte Ihnen gerne verraten, welchen Kampf ich schon mein ganzes Leben lang kämpfe.

Dazu muss ich ein wenig ausholen und in meine Kindheit zurückgehen. Meine Mutter hat mich alleine großgezogen. Mein Vater hat sich direkt nach meiner Geburt aus dem Staub gemacht und sich erst kurz nach meinem 18. Geburtstag wieder blicken lassen – aber auch erst,...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2020
Verlagsort Bern
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte Autonomie • besitzergreifend • Beziehungsmuster • Bindung • Bindungsstile • Bindungstypen • Dating • Expartner • Paarbeziehung • Partnerwahl • Perfektionismus • Programmierung • Psychotherapie • unbewusste Muster • Verlassensangst
ISBN-10 3-456-76035-3 / 3456760353
ISBN-13 978-3-456-76035-3 / 9783456760353
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