Yoga Flightclub (eBook)
110 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-6196-7 (ISBN)
Das Jahr 2000 war für mich ein Jahr der Neuentdeckungen. Nachdem ich 13 Jahre lang gezwungen wurde in der Schule zu sitzen und danach noch einmal 13 Monate lang Zivildienst ableisten musste, war ich endlich frei. Schon lange begleiteten mich die großen Fragen des Lebens und ich hoffte auf einer Reise nach Australien und Neuseeland endlich ein paar Antworten zu finden. Aus geplanten sechs Monaten wurden fast drei Jahre. Als mir irgendwann das Geld ausging, bemerkte ich, dass ich trotz guten Abiturs, eigentlich nichts wusste und noch weniger konnte. Das war der Startschuss in ein neues Leben. Ich begann damit mir jede Menge Fertigkeiten anzueignen. Praktische, sowie philosophische. Irgendwie musste man ja überleben. Als eines Tages mir ein Freund die ersten Sonnengrüße zeigte, war ich sofort infiziert. Die Mischung aus bewusster Atmung und Bewegung löste etwas aus in mir, was ich vorher noch nie so gespürt hatte. Es war als wenn ein perfekt passendes Puzzleteil in mein Leben integriert wurde, von dessen Fehlen ich bis dato keine Ahnung hatte. Seither befinde ich mich auf dem Weg und bin sehr dankbar dafür viele inspirierende Menschen getroffen zu haben, die mir immer wieder neue Impulse und Richtung geben konnten. In allen Jahren seither, in Studium, Arbeit, Familie, Freundschaft und Beziehungen war Yoga das gleichbleibende und erdende Element. Yoga lehrt die Architektur des Friedens. Jeder einzelne kann zum Architekten werden. Frieden ist die Grundlage einer würdevollen Existenz. Frieden, so scheint es, ist wieder einmal sehr zerbrechlich geworden. Je mehr ich über die Techniken und die alten Schriften der Yogis lerne, umso mehr bekomme ich die Fähigkeit in das Paradox des Lebens und der damit verbundenen Sterblichkeit hinein zu entspannen. Je mehr ich innerlich entspanne, umso mehr antwortet das Leben in all seiner Tiefe über alles Glück oder Unglück hinaus. Frieden kommt von innen, um sich dann im Außen zu manifestieren. Yoga bietet jedem ein Werkzeug tiefen, inneren Frieden zu finden. Es ist mir jedes Mal eine Freude, wenn ich diese Erfahrung mit den Menschen teilen kann. Mehr Informationen über mich und meine Kurse in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf meiner Webseite: http://www.yoga-ck.com
VORWORT
Millionen von Menschen praktizieren heute Yoga. In den Städten überall auf der Welt schießen Yoga Studios aus dem Boden wie Pilze im Wald. Egal ob „nur“ als kunstvolle Gymnastik oder als ganzheitliche, spirituelle Lebens – Praxis; Menschen kommen zusammen um gemeinsam zu schwitzen und zu atmen, um zu sitzen und zu meditieren.
Die meisten von Ihnen werden mit den sog. Yoga Asanas, den allseits bekannten Körperübungen aus dem traditionellen Hatha Yoga erstmal „abgeholt“, bevor man sich dann vielleicht später auch in die etwas subtileren Aspekte einer ganzheitlichen Yogapraxis vertieft.
Hunde, Katzen, Kobras und Schildkröten warten auf die Leiber um sich zu biegen und zu dehnen. Die Mischung aus Atem und fließender Bewegung, aus Hingabe und Herausforderung ist für jung und alt eine wunderbare Gelegenheit den Alltag zu brechen. Nicht wenige bleiben sofort dabei und wollen mehr. Als ob eine alte Maschine frisch geölt wird und plötzlich wieder die Leichtigkeit des Seins zu spüren beginnt, verlangt der Körper und auch der Geist nach der stetigen Wiederholung des „Rituals“.
Fast alle stolpern dabei auch irgendwann einmal über den Handstand, der für viele eine der ultimativen Herausforderungen dieser Tage zu sein scheint. Aber was haben Handstände eigentlich mit Yoga zu tun?
Yoga ist das zur Ruhe bringen der Fluktuationen des Geistes (also des stetigen und unwillkürlichen Gedankenstroms), um somit in seinem wahren Wesen zu ruhen. In etwa so beschreibt Pattanjali vor ca. 2500 Jahren gleich am Anfang der Yoga Sutren was Yoga ist.
Der Handstand ist eine Position, die uns sofort und unmittelbar an die Leistungsgrenze unseres Körpers und gleichzeitig unseres Geistes heran führt und uns unmittelbar ins Hier und Jetzt zwingt. Der Kopfstand mag ja noch gerade so irgendwie funktionieren aber nur auf den Händen zu balancieren bringt uns direkt mit einer unserer Tiefsten Urängste in Kontakt – die Kontrolle zu verlieren und ins Leere zu fallen.
Der Handstand ist eine motorische und koordinatorische Meisterleistung. Viele Praktizierende geben nach ein paar erfolglosen Versuchen schnell wieder auf oder bleiben über Jahre hinweg beim Üben an der Wand „kleben“, weil sie die direkte Auseinandersetzung mit dieser Angst scheuen. Die Gedanken mischen sich vehement ein und flüstern immer wieder und wieder zu:
- „Das schaffst Du nie!“
- „Lass das, das ist nichts für Dich!“
- „Dafür bist Du schon zu alt!“
- „Du bist nicht kräftig genug!“
- „Du bist zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, etc...“
Der Geist erfindet aus Angst die Kontrolle zu verlieren alle möglichen Ausreden, warum wir uns am besten gar nicht erst damit befassen sollten.
Wir haben in unserer Gesellschaft den natürlichen Kontakt zu unserem Körper verloren und bewegen uns allgemein viel zu wenig. Warum auch? Theoretisch könnte man heutzutage alles von zu Hause erledigen ohne jemals vor die Tür zu gehen. Die Freude an der Bewegung, am Herumtollen und spielen, die wir vielleicht noch als Kind besaßen, geht vielen von uns im Erwachsenenalter verloren. Der große Yogaboom ist deshalb auch eng mit der tiefen Sehnsucht verbunden sich einfach bewegen zu wollen, auch ohne irgendeinen sportlichen Wettbewerb dahinter.
Natürlich ist Herausforderung gut aber nicht unbedingt im Wettkampf mit anderen. Die eigentliche Herausforderung ist das Leben mit sich selbst. Der Handstand ist in diesem Sinne nur ein Platzhalter, der uns daran erinnert, dass wir auch über die direkte Körpererfahrung unsere Existenz als Mensch transzendieren oder zumindest intensivieren können.
Der Handstand ist eine Herausforderung, die wir nur spielerisch meistern können. Nur über die Wiederentdeckung des inneren Kindes in uns können wir die Macht des Geistes brechen und genug Selbstvertrauen aufbauen, um uns wieder und wieder dieser Herausforderung zu stellen.
Bereits als Kinder werden wir dazu gezwungen 10,12,13 Jahre sitzend auf Stühlen in der Schule zu verbringen. Erwachsene, die wir heute selbst sind, unterdrücken den natürlichen Spieltrieb. „Sitz still!“ oder „Hör auf zu spielen und pass auf!“ hören wir wieder und wieder und wieder...
Später im Beruf oder an der Uni sieht es oft nicht anders aus. Wir sitzen unsere Körper steif. Muskeln und Sehnen verkürzen. Wir zwingen unseren Geist in die durchaus fragwürdigen Konzepte unserer Gesellschaft und unser Körper verspannt vor Stress. Nicht selten schleicht sich das auch unmerklich über die Jahre ins Gemüt ein.
Wie oft höre ich in meinen Workshops: „Das habe ich ja schon seit Jahren nicht mehr gemacht.“ oder „Als Kind konnte ich das noch super.“
Wir sind eine Gesellschaft, die es verlernt hat spielerisch mit sich und dem Leben umzugehen.
Wer wirklich „ernsthaft“ den Handstand meistern will, muss deshalb wieder beginnen spielen zu lernen.
Alle Yoga Asanas (die Körperübungen der Yogis) und insbesondere der Handstand können nur als Aufruf angesehen werden, auch mit unserem erwachsenen Körper so viel wie möglich zu spielen. Das macht nicht nur Spass, sondern wirkt auch therapeutisch in vielerlei Hinsicht.
Wie sonst sind die tausenden von teilweise schon irrwitzig anmutenden Verrenkungen der Yogis zu erklären, die diese Verspieltheit förmlich auf die Spitze treiben? Wie sonst als eine Ermutigung auch als Erwachsener weiterhin zu experimentieren, offen zu bleiben für Neues und auch über sich selbst lachen zu können!
Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk der Beweglichkeit. Die Yogis haben dieses Wunder bis auf den tiefsten Grund erforscht und dabei viele Entdeckungen gemacht, die unter anderem auch Spass machen und gleichzeitig uns dabei helfen können unsere direkte Wahrnehmung, unser (Er)Leben und unser Verständnis dieser Realität erheblich zu intensivieren. Es ist kein Wunder, dass Yoga als Kunst, als Wissenschaft und Philosophie in den letzten Jahrzehnten geradezu explodiert in einer Gesellschaft, die in veralteten Konzepten fest steckt und ein vollkommen verzerrtes Bild vom Körper hat. Auch und ganz besonders der Handstand lädt uns dazu ein unsere Perspektive zu wechseln!
Wer den Handstand übt, lernt zwangsläufig auch das Fallen. Genau wie jemand, der das Jonglieren übt, das sich bücken lernen wird. Als Kinder haben wir uns einige blaue Flecken und Schrammen abgeholt, als es daran ging die koordinatorische und motorische Meisterleistung des Laufens oder später des Fahrradfahrens zu lernen. Und natürlich kann man sich auch bei der Übung des Handstandes mal weh zu tun. Darüber muss man sich im Klaren sein und mit Achtsamkeit und der nötigen Portion Respekt ihm sich annähern. Kein Meister ist je vom Himmel gefallen. Wer sich selbst die Zeit läßt und mit Geduld, Gelassenheit und genug Verspieltheit übt, wird früher oder später Erfolge zu verzeichnen haben. Und selbst wenn es mal weh tun sollte, ist das noch lange kein Beinbruch und man kann auch dadurch seinen Körper wieder auf intensivere Weise erleben.
Die Belohnungen mit denen der Handstand aufwarten kann sind enorm. Kopfüber die Welt betrachtend, werden die koordinatorischen Fähigkeiten und das gesamte Bewusstsein für unseren Raumanzug aus Blut und Fleisch immens geschärft. Wir nehmen ihn intensiver in seiner Gesamtheit von den Finger- bis in die Zehenspitzen wahr, die strukturelle Integrität des Körpers wird gestärkt, wir werden kräftiger und agiler gleichzeitig.
Die vielen spielerischen Übungen bringen uns wieder in Kontakt mit unserer kindlichen Seite und der Angst vorm Fallen. Die Essenz aus Beidem ist eine gehörige Prise Selbstvertrauen sowie vor allem auch Gelassenheit und Spass für das Alltags-Da-Sein. Wir lernen wieder mehr unserem Körper zu vertrauen, werden geradezu ins Hier und Jetzt gezwungen und beruhigen so ganz automatisch die Fluktuationen des Geistes, dem eigentlich Ziel hinter jeder Yoga Praxis.
Der Handstand wirkt auf allen Ebenen therapeutisch. Physisch und psychisch. Sobald unser Geist sich meldet und uns wieder ein mal seine negative Sicht auf das was wir da tun kund tun sollte, haben wir die Möglichkeit inne zu halten, diese Tendenzen wahr zu nehmen, zu lächeln und sofort wieder mit Kick Ups, Jump Ups, Plank Challenges etc. daran zu arbeiten unsere störrischen Hüften hoch zu schwingen, um den Planeten auf den Händen zu tragen.
Das ist Yoga! Selbsterkennung auf spielerische Art und Weise. Das sieben Schritte in den Handstand Konzept ist über mehrere Jahre und in vielen Workshops zu diesem Thema gewachsen. Aus einem Skelett ist ein Körper geworden. Auch durch das konstruktive Feedback und den Erfahrungsaustausch mit den Yogis überall. Wer ein mal den Handstand richtig verstanden hat, hat gleichzeitig alle Armbalancen im Yoga verstanden. Der Handstand ist der König der Armbalancen.
Mit der Schritt für Schritt Herangehensweise, den vielen Tips und Tricks in diesem Buch und einer regelmäßigen Praxis wird etwas passieren. Wer konstant mit Gelassenheit übt und sich tatsächlich die...
Erscheint lt. Verlag | 6.4.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
ISBN-10 | 3-7519-6196-8 / 3751961968 |
ISBN-13 | 978-3-7519-6196-7 / 9783751961967 |
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