Abenteuer Wildnis (eBook)
128 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-6478-0 (ISBN)
Klaus Schiegel wurde 1956 in Hannover geboren und ist von dem unabhängigen Leben in der unberührten Natur begeistert. Seine Reisen führten ihn zunächst in den Südwesten und Westen der USA, wo er sich überwiegend in den einsamen Canyonregionen in Utah und Arizona aufhielt. In den letzten Jahren entdeckte er die wunderschöne Natur Nordwest-Kanadas und Alaskas, wo er regelmäßig Kanutouren auf den dortigen einsamen Flüssen unternimmt. Viele Fotos seiner Reisen sind auch auf seiner Homepage unter www.kanusa.org zu finden. Der Autor hat bereits zwei weitere Hefte veröffentlicht, die eben-falls durch BoD hergestellt und verlegt wurden und im Buchhan-del erhältlich sind: 1. Brauni Braunbärs Abenteuer (Kinderbuch) ISBN: 9783739248011 2. Brauni Braunbär und die Kanufahrer auf dem Sheenjek River ISBN: 9783746057163
5. Reisebegleitung und -planung
Am kommenden Montag rufe ich Werner und Amie an und wir vereinbaren, uns am Mittwoch um 19:00 Uhr bei mir zu treffen.
„Die Route steht fest und die Tour soll im Juli stattfinden,“ erkläre ich den beiden gleich nach ihrem Eintreffen. Scheinbar ist das kein Problem, so dass der genaue Reisezeitraum schnell vereinbart ist. Abflug soll am Samstag, den 4.7. sein, am 25.7. wollen wir wieder zurückkommen. Wir setzen uns gleich an den Computer, um die Flüge zu buchen. Wir haben uns entschieden, dass wir gleich hintereinander, aber getrennt von einander buchen. „Condor“ fliegt diese Route direkt und es gelingt uns, drei günstige Tickets mit Sitzplätzen nebeneinander zu buchen. Das „Zugzum-Flug Ticket“ kaufen wir gleich mit, so dass wir ab Hannover direkt mit dem ICE nach Frankfurt-Fernbahnhof und zurück fahren.
Kerstin hält mich jetzt zwar für total verrückt, aber sie akzeptiert meinen Reisewunsch.
Nun teile ich Rolf noch die genauen Reisedaten mit, dass wir mit drei Personen kommen, auf dem Alatna-River paddeln wollen und bitte ihn um entsprechende Organisation. Bereits am folgenden Tag antwortet er mir. Der Preis für die Buschflüge wird etwas teurer, da wir aufgrund des höheren Gewichts nun mit einer „Beaver“ fliegen müssen und nicht mehr mit der günstigeren „Cessna“. Aber bei den schon ohnehin hohen Kosten kommt es auf diese Kostensteigerung auch nicht mehr darauf an.
Rolf bestätigt mir umgehend diesen Reiseplan und wir sollen alle Kosten vor Ort bezahlen. Eine Vorauszahlung ist nicht vorgesehen. Wir werden auch mit zwei Kanus fahren, da die Packboats nur für zwei Personen ausgelegt sind und wir entsprechend viel Gepäck zu transportieren haben. Sämtliche Unterlagen drucke ich aus und hefte sie in einem schmalen Ordner ab. „Jetzt haben wir wohl alles beisammen“, denke ich. Aber weit gefehlt.
Aber dann kommt einige Tage später noch eine Mail von Rolf: „Denkt aber bitte noch an die Einreiseformalitäten, sonst dürft ihr nicht einreisen“! „Ihr müsst noch ein „ESTA-Visum“ beantragen, dass ihr über das Internet beantragen könnt. Außerdem habt ihr die maximale Zuladung des Buschflugzeugs zu beachten, die bei insgesamt etwa 500 kg liegt. Hierbei wird alles gewogen, auch euer Eigengewicht“.
Aha, denke ich, sogar noch eine Eintrittskarte für den Zoo. Gut, wenn das so ist. Ich informiere noch Werner und Amie und rufe die entsprechende Website auf. Gegen eine geringe Gebühr und nach Beantwortung von vielen Fragen erhalte ich kurz darauf meine Genehmigung. Ich bin in den USA also ein erwünschter Bürger! Was auch sonst, ich habe mir noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Auch Werner und Amie erklären mir am nächsten Tag, dass sie die Einreisegenehmigung erhalten haben.
Man muss wirklich an so viele Dinge denken! Jetzt stellt sich noch die Frage, was ich alles von Zuhause mitnehmen muss. Dabei habe ich auf das Höchstgewicht meines Gepäcks von 23 kg zu achten oder muss Zusatzgepäck dazubuchen. Das nächste Wochenende ist für diese Planung reserviert und ich entwerfe eine Liste aller Dinge, die ich wahrscheinlich unterwegs benötige:
Zelt
Iso-Matte (mindestens 10 cm Stärke)
Schlafsack
Regenponcho
Hut (regenfest)
Hosen (für warme, kalte und regnerische Tage)
Jacken (für warme, kalte und regnerische Tage)
Neoprenjacke
Strümpfe
Reservebrille
Unterwäsche (mehrfach)
Handschuhe
Essgeschirr (Teller, Tasse, Messer, Gabel, Löffel)
Wildniskanne (zum Tee oder Kaffee kochen)
Kochtöpfe
Notfallset
Buschmesser
Fiskars-Säge
Wasserbeutel 10 L
Streichhölzer mit Brandbeschleuniger
Wasserfilter
Beutel (wasserdicht)
Packsäcke (wasserdicht)
Fotoausrüstung
Notrufsender oder Satellitentelefon
Vielleicht fällt mir mit der Zeit noch mehr ein. Aber das dürfte schon einmal eine gute Grundausstattung sein. Rolf hat mir gesagt, dass wir keine Waffen benötigen, da diese ohnehin nicht von uns mitgeführt werden dürfen und er uns jeweils eine Dose Bärenspray mitgibt.
Was diese ganzen Utensilien wohl wiegen? Gleich nach Feierabend am nächsten Tag suche ich mir die bereits vorhandenen Materialien aus meinem Bestand und unserer Kleider-Wäschekammer heraus, um jedes einzelne Teil zu wiegen. Alles zusammen liegt bei 24 kg. Den 5 kg schweren Fotokoffer mit den drei Kameras kann ich als Handgepäck mitnehmen und das große Zelt gegen das etwas Kleinere austauschen. Dann habe ich Reserve, falls mir noch etwas einfällt.
Mein Zimmer sieht inzwischen aus, als wollte ich ausziehen. Überall liegen Sachen herum, die ich mitnehmen muss. Werner und Amie geht es ebenso. Wir sind in regelmäßigem Ideenaustausch und wollen uns vor der Abreise noch einmal Ende Juni bei mir treffen. Werner erwähnte zwischendurch, dass wir unseren Reisepass noch einmal bezüglich der Gültigkeitsdauer überprüfen sollten. Denn dieser hat bei Einreise noch eine Mindestgültigkeit von drei Monaten aufzuweisen. Meinen Pass hatte ich erst letztes Jahr neu erhalten und daher muss ich mich nicht um eine etwaige Verlängerung oder Neuausstellung kümmern.
Im letzten Mailschriftwechsel informierte mich Rolf, dass er uns ein Satellitentelefon leihen kann, er ausreichend Packsäcke, Planen und Geschirr zur Verfügung stellen kann. Einen Wasserfilter und andere eventuell noch fehlende Dinge können wir vor der Abreise noch im Supermarkt einkaufen. Von diesem Angebot machen wir gerne Gebrauch, so dass sich das Reisegewicht noch einmal deutlich reduziert.
Heute Nachmittag sind wir zum Kaffeetrinken bei Nachbarn eingeladen. Auch andere Bekannte sind anwesend und zwangsläufig fällt das Gesprächsthema wieder auf meine bevorstehende Abenteuertour. Scheinbar haben sich meine Reisepläne inzwischen überall herumgesprochen. „Wo willst Du hin?“, und „Was hast Du gefährliches vor?“, werde ich ständig gefragt. Inzwischen macht es mir sogar schon Spaß, Schauermärchen über Angriffe von Bären oder Wölfen zu erzählen. „Letzte Woche erst hat ein wild gewordener Bär ein Lager überfallen und ist über die Reisenden hergefallen. Als sie nicht am vereinbarten Abholtreffpunkt ankamen, wurde eine Suchaktion eingeleitet. Sie wurden gefunden, aber keiner von ihnen hat den Angriff überlebt“. Die Geschichte stimmt zwar nicht, aber mir bereitet es Vergnügen, die Gefährlichkeit meines Vorhabens zu verdeutlichen. Selbst glaube ich nicht an derartige Übertreibungen. Wir werden ja sehen.
Die nächsten Tage und Wochen vergehen sehr schnell, und heute Abend wollen wir uns zu unserem Abschlussgespräch noch einmal bei mir treffen. Pünktlich um 18:00 Uhr stehen Amie und Werner vor der Tür. „Und was ist, wenn wir uns nicht verstehen, uns vielleicht unterwegs streiten?“, fragt Amie. „Ganz einfach. Dann wird der Störenfried einfach zurückgelassen“, antwortet Werner, und meint das natürlich nicht ernsthaft. Denn das könnte für den Zurückgebliebenen lebensgefährlich werden. Da wir uns inzwischen gut kennen, glauben wir, damit keine Probleme zu bekommen.
Ein wichtiges Thema ist natürlich die Gefahr durch Bären und Wölfe. So stand in der örtlichen Presse, dass erst letzten Monat eine Frau von einem Bären angegriffen und getötet wurde. Ihr Mann kam leider einen Moment zu spät, hat den Bären sofort erschossen, aber seine Frau war so schwer verletzt, dass sie später im Krankenhaus gestorben ist. Das kommt immer mal wieder vor. Oft sind dabei aber die Menschen schuld, die sich einfach nicht richtig verhalten. Letztlich ist uns aber allen drei bewusst, dass wir uns in die Wildnis begeben und immer ein gewisses Restrisiko verbleibt.
Dann kann es auch immer noch zu anderen Unfällen kommen, wo wir dringend medizinische Hilfe benötigen, stellen wir im Gespräch fest. Davor haben wir keine Angst, denn im Notfall benutzen wir ein Satellitentelefon, mit dem wir Rettung anfordern können. Für kleine „Wehwehchen“ haben wir außerdem einen Arzt dabei, denn Werner ist Zahnarzt. So besprechen wir an diesem Abend viele Fragen und Anregungen, stellen dabei fest, dass wir wunderbar zueinander passen und jeder von uns die Abreise kaum noch erwarten kann.
Mir fehlt nun noch eine große Reisetasche, möglichst wasserdicht. Im „Outdoorladen“ ganz in Wohnortnähe finde ich das passende Teil. Die Firma Ortlieb hat verschiedene Größen im Angebot. Ich entscheide mich für das 140 Liter große Exemplar. Es soll wasserdicht sein und ich kann es an stabilen Rollen hinter mir her ziehen. Zuhause beginne ich bereits, meine Utensilien einzupacken. Den meisten Platz benötigen mein Zelt, die Iso-Matte sowie der Schlafsack. Damit ist die Tasche bereits zur Hälfte gefüllt. Auch wenn Rolf sein Geschirr verleiht, nehme ich doch lieber mein eigenes mit. Letztlich muss ich die Tasche noch quälen,...
Erscheint lt. Verlag | 10.12.2019 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport |
ISBN-10 | 3-7504-6478-2 / 3750464782 |
ISBN-13 | 978-3-7504-6478-0 / 9783750464780 |
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