Der Protein-Optimierer (eBook)
160 Seiten
Hans-Nietsch-Verlag
978-3-86264-856-6 (ISBN)
Funktionalen Eiweißmangel heilen
Für eine optimale Proteinverwertung
Damit unser Körper die Proteine aus der Nahrung richtig verwerten kann, muss der Magen-Darm-Trakt sie in kleinste Bausteine – die Aminosäuren – zerlegen. Dafür sind mehrere Faktoren von Bedeutung:
Zunächst braucht der Magen eine ausreichende Betriebstemperatur, denn nur so wird genug Magensäure produziert.
Die Bauchspeicheldrüse muss ihren Teil beitragen, indem sie Proteasen – eiweißspaltende Enzyme – zur Verfügung stellt.
Die Nahrungseiweiße müssen in möglichst gut verwertbarer Form vorliegen und
ihre Verwertung sollte nicht durch Proteasehemmer oder andere problematische Stoffe gestört werden.
Und wenn die Proteine dann verdaut sind, folgen eine ganze Reihe von weiteren Schritten, bevor unser Körper aus den Aminosäuren körpereigene Eiweißmoleküle zusammensetzen kann:
Die im Darm aufgenommenen Nährstoffe gelangen über die Pfortader direkt in die Leber, das größte Stoffwechselorgan, über das alle Nahrungssubstanzen verarbeitet werden.
Der Transport der Aminosäuren in die Zellen sollte reibungslos verlaufen und sollte nicht durch verklumptes Blut, verdickte Basalmembranen (siehe Seite 23 ff.) oder in der Flüssigkeit zwischen den Zellen eingelagerte Stoffwechselabfälle behindert werden.
Schließlich müssen innerhalb der Zelle die Gene, die für die körpereigene Proteinsynthese zuständig sind, ihre Botschaften an die ausführenden Organellen der Zelle weitergeben, sodass diese schließlich die verschiedenen körpereigenen Proteine aus den zur Verfügung stehenden Aminosäuren herstellen können.
Wichtige theoretische Grundlagen zur Proteinversorgung
Verdauung und Verwertung von Nahrungsproteinen
Im Mund beginnt beim Kauen zwar die Verdauung von Kohlenhydraten und Fetten durch Amylasen und Lipasen, die bei stärkerem Speichelfluss ausgeschüttet werden, doch Proteasen, die proteinspaltenden Enzyme, gehören nicht zum menschlichen Enzymmilieu im Mund. So werden Eiweiße nicht so gut verdaut wie die anderen beiden Makronährstoffe.
Im Magen werden Proteine in Aminosäuren und Peptide (kurze Aminosäureketten) gespalten. Die Magensäure liefert hierzu das passende saure Milieu, in dem die von der Bauchspeicheldrüse produzierten Proteasen ihre Arbeit effektiv verrichten können. Voraussetzung für eine gut funktionierende Spaltung der Eiweiße im Magen ist eine Körpertemperatur, die hoch genug ist (siehe Seite 94 ff.) für die Arbeit der Enzyme und der Bauchspeicheldrüse.
Im Dünndarm muss zunächst der saure Mageninhalt durch Bicarbonat, eine starke Base, neutralisiert werden, damit die empfindliche Darmschleimhaut nicht geschädigt wird. Der Dünndarm hat zwischen seinen Schleimhautzellen sogenannte tight junctions, das sind Kanäle, durch die Aminosäuren und kleinere Peptide in den Körper – genauer gesagt: in die Blutbahnen – aufgenommen werden können. Sind nun aber zu viele große Proteinmoleküle vorhanden, weil die Zersetzung im Magen nicht effektiv genug war, passieren auch diese eigentlich zu großen Proteine die tight junctions, was einerseits die Darmschleimhaut schädigt und andererseits starke Immunreaktionen nach sich zieht. Manche Unverträglichkeiten auf Lebensmittel entstehen vor allem durch eine unzureichende Proteinverdauung.
In der Leber über den Blutkreislauf angelangt, werden aus den Aminosäuren und Peptiden einige wichtige körpereigene Proteine hergestellt. Zu ihnen zählen u. a. Gerinnungsfaktoren für das Blut und Transportproteine wie Albumin, die anderen Nährstoffen ihren Weg durch den Körper erleichtern. Außerdem legt die Leber einen gewissen Vorrat an Aminosäuren an, auf den der Körper zurückgreifen kann. Sie werden dann nach Bedarf über den Blutstrom zu den Zellen gebracht.
In der Zelle werden Aminosäuren zu körpereigenen Gewebeproteinen zusammengesetzt, aus denen z. B. Muskelfasern, Faszien, Bindegewebe und Knochenstrukturen bestehen. In Zellen des Immunsystems werden komplexe Proteine hergestellt, die eine Vielzahl von Aufgaben im Dienst des körpereigenen Abwehrsystems übernehmen.
Die Zellorganellen, die hauptsächlich mit der sogenannten Proteinsynthese zu tun haben, sind die Ribosomen. Diese setzen die von der DNA der speziellen Zellart über mRNA (messenger-RNA) übermittelten Baupläne für die jeweiligen Proteine um. Dazu sind eine ganze Reihe von Mikronährstoffen wie Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine nötig.
Wie gut wird das Nahrungseiweiß verwertet?
Auch für die Proteinsynthese gibt es wichtige Voraussetzungen. Dazu gehören gesunde DNA-Stränge nach den Zellteilungen und eine zügige Reparatur von Zellschäden, sodass die Zellorganellen richtig funktionieren. Außerdem dürfen im Körper keine dauerhaft überhöhten Entzündungswerte vorliegen, denn Entzündungen, die über ihr physiologisch nützliches Maß hinaus bestehen, reduzieren die effektive Herstellung von körpereigenem Eiweiß erheblich.
Es gibt aktuell keine wirklich zuverlässige Untersuchungsmethode, um festzustellen, wie gut die Eiweißverwertung eines Menschen ist. Die Standard-Untersuchung ist die „Stickstoffbilanz“, die nach folgender Überlegung funktioniert: Proteine bestehen aus Aminosäuren, die wiederum Stickstoff enthalten. Wenn man die Menge der aus der Nahrung aufgenommenen Stickstoffs mit der Menge des vom Körper ausgeschiedenen Stickstoffs vergleicht, erhält man die Stickstoffbilanz, die Aufschluss darüber geben soll, ob das Nahrungseiweiß effektiv verwertet wird. Diese Methode hat jedoch zwei Einschränkungen:
1.Es gibt Ausscheidungswege von Stickstoff – wie Harnstoff über die Haut und Ammoniak über die Atemluft –, bei denen die Menge des ausgeschiedenen Stickstoffs kaum genau gemessen werden kann.
2.Stickstoff im Stuhl stammt nicht nur aus dem körpereigenen Stoffwechsel, sondern auch aus dem Stoffwechsel der im Darm angesiedelten Bakterien. Bei Untersuchungen des Stuhls ist es kaum möglich, zu unterscheiden, wie hoch der jeweilige Anteil aus diesen beiden Quellen ist.
Doch auch in Anbetracht dieser Einschränkungen in Sachen „Stickstoffbilanz“ bieten Stickstoffwerte im Urin einen Anhaltspunkt für die Proteinverwertung. Außerdem gibt es natürlich die empirischen Beobachtungen in der Ernährungsberatung oder in der Betreuung von Menschen mit erhöhtem Eiweißbedarf oder besonderen Verwertungsstörungen.
Was ich aus meiner praktischen Erfahrung als Ernährungsberater sagen kann, ist, dass der Prozentsatz an wirklich verwertetem Nahrungseiweiß bei den meisten Menschen so gering ist, dass negative Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden die Folge sind. Eine Proteinverwertung von weniger als 30 bis 50 Prozent ist bei Menschen mit Untergewicht, mit chronischen Entzündungen; bei Menschen, die leicht frieren, und bei älteren Menschen nicht selten. Eine Verwertung von 50 bis 70 Prozent ist vergleichsweise schon ganz gut, aber noch weit von einer idealen Situation entfernt. Spitzenwerte von 85 Prozent oder mehr werden nur von wenigen Menschen erreicht, die eine wirklich gesunde Ernährungsweise und generell einen gesunden Lebensstil pflegen. Diese Zahlen sind aufgrund der fehlenden Überprüfbarkeit keine wissenschaftlich gesicherten Ergebnisse, aber sie sind plausibel, wenn wir Messungen der Stickstoffbilanz und empirische Beobachtungen kombinieren.
Wie viel Eiweiß braucht der menschliche Körper tatsächlich?
Eine schlechte Proteinverwertung kann sowohl zu funktionalem Proteinmangel als auch zu der von Professor Wendt beschriebenen Problematik der Eiweißspeicherung (siehe Seite 23 ff.) führen. Wenn Menschen Symptome von Proteinmangel zeigen, ist es gut möglich, dass sie zwar ausreichend Proteine zu sich nehmen, diese aber nicht dem physiologischen Bedarf entsprechend verwertet werden.
In unserer generell eher über- als unterernährten Welt kommt ein funktionaler Proteinmangel durch schlechte Verwertung tatsächlich viel häufiger vor als ein quantitativer Mangel, der in der Regel nur bei sehr restriktiven Ernährungsweisen wie Obst-Rohkost, strengen Formen der Makrobiotik oder aufgrund von Essstörungen auftritt. Aber im Allgemeinen ist die große Problematik beim Thema „Proteine“ heutzutage die Verwertung. Paradoxerweise können Menschen mit funktionalem Proteinmangel gleichzeitig Belastungen durch Proteinüberschüsse aufweisen, denn nicht verwertetes Eiweiß kann direkt...
Erscheint lt. Verlag | 23.7.2019 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Essen / Trinken |
ISBN-10 | 3-86264-856-7 / 3862648567 |
ISBN-13 | 978-3-86264-856-6 / 9783862648566 |
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