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Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr (eBook)

Spiegel-Bestseller
Das ultimative Lesekonfetti für Postjugendliche ab 50

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
240 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-24635-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr -  Sabine Bode
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Dass Sabine Bode älter wird, merkt sie daran, dass sie an der Käsetheke »junge Frau« genannt wird oder die Friseurin fragt: »Na, wollen wir's mal ein bisschen frecher machen?« Aber das macht nichts, denn Älterwerden ist gut. Man hat keine Hemmungen mehr und strotzt vor Selbstbewusstsein. Unverblümt nimmt die Komikerin Familie und Freunde, die Werbung und den eigenen Körper aufs Korn und zaubert dem Mittelalterweib von heute ein herzliches Lachen ins Gesicht. Es gibt so viel, was frau ab 50 einfach nicht (mehr) braucht und muss! Vor allem darf sie sie selbst sein und pfeift auf Selbstoptimierung.

Sabine Bode arbeitete nach dem Studium der Anglistik, Germanistik und Publizistik als Journalistin und Übersetzerin sowie als Gagschreiberin für das Who's who der deutschen Comedyszene. Inzwischen ist sie selbst als Komikerin und Autorin erfolgreich. Sie hat mit ihrem Buch »Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr« einen Megabestseller geschrieben. Sie zählt sich zur Randgruppe »verheiratet, zwei Kinder, kein Weber-Grill« und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Spieglein, Spieglein: Brief von Mutter Natur


Du merkst, dass du älter wirst, wenn dein täglicher Blick in den Spiegel einer eindeutigen Botschaft von Mutter Natur gleicht. Und die geht folgendermaßen:

Liebes Erdenwesen,

die Weiblichkeit ist ein Geschenk, das du in tiefer Dankbarkeit und Ehrfurcht vor der Schöpfung annehmen solltest.

Du bist als Mädchen auf die Erde gekommen. Das war ein Versehen, eigentlich warst du nur als Klumpen Lehm geplant, aus dem ein paar Brennnesseln wachsen, aber dann habe ich mir gedacht: Ach komm, hau raus.

Ich habe dir ein sympathisches Lächeln geschenkt, das der Welt signalisieren soll: »Seht her, ich verdiene zwar 21 Prozent weniger Geld als ein Mann, aber hey, was soll’s, dafür gibt es doch Mädchenförderprogramme und rosafarbene Gartenscheren, also will ich mal nicht so rumzicken!« Aber der Reihe nach:

Von Anfang an habe ich ein ausgeklügeltes System angewendet, damit du das nötige Rüstzeug hast, dich in einer oftmals unerfreulichen Welt zu behaupten. So habe ich dir extrem dünne, blasse Gesichtshaut und ausgeprägte Dyspraxie mitgegeben, damit du zu Weihnachten immer den Mitleidsbonus gegenüber anderen Kindern hast und mehr Geschenke bekommst. Das hast du mir aber gründlich versaut, denn mit vier Jahren hast du das erste Mal einen Herrenrasierer in deinem moppeligen Gesicht Evel Knievel spielen lassen und auf der Familienweihnachtsfeier 1974 an Onkel Winfried die Frage gerichtet: »Wo ist bei dem Witz ›Ist egal, was es wird, Hauptsache der Junge ist gesund!‹ eigentlich die Pointe?« Von da an liefst du eigentlich nur noch so im Hintergrund.

Ich habe dich außerdem mit dünnem dackelbraunem Haar ausgestattet, damit du seit 1983 das Grundwasser konsequent mit Wasserstoffperoxid (Polycolor Nr. 2488 »Opossum«) und FCKW belasten darfst. Kurz, ohne dein Dazutun wäre der Fischbestand in der Emscher nicht so drastisch gesunken, und die Renaturierung wäre gar nicht erst beschlossen worden. Ja, wir sind alle Teil eines großen Plans, ist das nicht wunderbar?

Auch habe ich deinen Blick durch 5,5 Dioptrien getrübt, weil ich wusste, du bist zu eitel für einen gläsernen Nasenaufsatz. So musstest du die Erniedrigung nicht erdulden, dass so ziemlich alle Gleichaltrigen wesentlich besser aussahen als du (inklusive der moppeligen Anne Neubauer, die so sehr unter ihrer Figur gelitten hat, dass sie schon die Telefonseelsorge anrufen wollte, aber mit ihren dicken Fingern immer in der Wählscheibe stecken blieb). Du dachtest zwei Jahre lang, du hättest eckiges Obst in der Pausenbrotdose, und hast erst erfahren, was ein Zauberwürfel ist, als rote und grüne eckige Aufkleber auf deinen Schneidezähnen klebten.

Ich habe dich mit einem sehr exotischen Geschmackssinn ausgestattet, der dich hat glauben lassen, dass gelbe Vanilla-Hose und Collegejacke gepaart mit einem Knotenshirt mit Flamingomotiv ein harmonisches Gesamtbild ergeben, und man mit einem Foto von Stefanie Powers zum Frisörsalon »Cut-Haar-Strophal« gehen kann. Nun, die Folgen davon kennst du. Du musstest im Weihnachtsstück der Klasse 5b den Esel spielen und brauchtest kein Kostüm.

Die Phase deiner heranblühenden Weiblichkeit wusstest du hernach faszinierend unter schwarzen wallenden Kleidern und vogelnestförmig drapiertem Haar zu verbergen, was gut war, denn für eben jenes Heranblühen habe ich mir die Form einer Flaschenbirne zum Vorbild genommen. Ja, ich bin schon ein Wunderwerk der Technik: Ich kann Insekten erschaffen, die aussehen wie ein vertrocknetes Blatt, Säugetiere, die sich bei Überpopulation kollektiv eine Klippe herunterstürzen, und Wesen wie dich, deren Überlebensstrategie heißt: Möglichst hinten sitzen und nicht bewegen.

Dann habe ich dich zur Alma Mater geschickt, meiner ollen Schwippschwägerin, die meint, sie wäre was Besseres. Hier hast du sieben Jahre lang Dinge gelernt, die du hernach nie wieder brauchen würdest. Aber das ist nicht schlimm, ich habe schon viele Kreaturen geschaffen, die keinem irgendwas bringen, ich sage nur Bernd Stelter oder Julia Engelmann.

In stickigen Hörsälen und bei überfüllten Semesterpartys habe ich dir den Facettenreichtum des anderen Geschlechts nahegebracht, indem ich dir Männer präsentiert habe, deren Sprachkompetenz auf den Paarungsruf eines Pavians beschränkt oder deren Sehvermögen schon in jungen Jahren so getrübt war, dass sie dich für einen holländischen Imbissautomaten gehalten haben, dem sie dreimal täglich portionierte lauwarme Nahrung entnehmen können. Ich weiß, ich hätte es dir auch einfach machen können und gleich sagen können: »Lass dich nie mit einem Mann ein, der zu Mike & The Mechanics tanzt.« Aber die Erfahrung musstest du schon selbst machen.

Nun denn, auch eine blinde Henne findet mal ein Korn, so sagt man ja, und so war es dann eines Tages so weit: Ich habe dich mit dem Wunder des Gebärens gesegnet. War es nicht ein erhabenes Gefühl, plötzlich auserwählt zu sein, deinen Genpool zur Erhaltung der Menschheit zur Verfügung zu stellen? Plötzlich im Supermarkt einen Weinkrampf zu kriegen, weil deine Lieblingskekse nicht da waren? War es nicht wunderbar, wie auf einmal all deine Sinne geschärft waren, du das Deo eines Mitreisenden zwei ICE-Abteile weiter noch riechen konntest und du quer auf den Straßenbahnschienen geparkt hast, um schnell im Reformhaus noch deinen »Ich MUSS den jetzt essen, sonst STERBE ich!«-Brotaufstrich zu holen?

Hat es deine Verbindung mit dem Wunder des Lebens nicht enorm gestärkt, im Jahrhundertsommer mehr Wasser in deinen Waden einzulagern als das städtische Freibad im Juli? Und dir dann von einer Ärztin mit den Worten »Scheiß Bereitschaftsdienst, hatte nur zwei Stunden Schlaf, und welcher Vollidiot hat mir hier wieder das falsche Skalpell hingelegt?« samstags morgens um sieben den Bauch aufschneiden zu lassen wie der Großmutter von Rotkäppchen?

Nur kurze Zeit später hast du erfahren, dass der Mensch auch mit nur drei Stunden Schlaf (aufgeteilt in drei × 45 Minuten und ein paar Dämmerzuständen zwischen Diesseits und Jenseits) zurechtkommen kann, wenn er seinen Tagesablauf auf das Nötigste beschränkt: stillen, wickeln, vergessen sich anzuziehen, und das Ganze wieder von vorn.

Ich habe dich gelehrt, fünf Jahre nur in Baumwollhosen mit Gummizugbund herumzulaufen, damit du der Frucht deines Leibes aufs Klettergerüst nachkraxeln kannst, und den potenziell den Familienfrieden gefährdenden Männerblicken von Anfang an keine Chance zu geben. Als du endlich wieder dein Ausgangsgewicht erreicht hattest, ließ ich die nächste Frucht in deinem Schoß wachsen. Du weißt ja, Wiederverwendbarkeit und Nachhaltigkeit werden dieser Tage ganz großgeschrieben.

Als kleines Giveaway hatte ich mir diesmal gedacht, dass dich die Übelkeit und der Brechreiz die ganze Schwangerschaft hindurch begleiten sollten, nicht nur wie üblich die ersten drei Monate und dann erst wieder bei der Ankunft von Grußkarten mit der Aufschrift »Ab sofort gehn bei jedem Schritt zwei ganz, ganz kleine Füßchen mit«.

Die nächsten Jahre waren eine Dauerschleife mit rituellen Begrüßungsliedern, die selbst die Flippers noch intelligenter getextet hätten (»Guten Morgen, guten Morgen, wir winken uns zu, guten Morgen, guten Morgen, erst ich und dann du!«), sozialpsychologischen Studien (»Warum haben alle anderen eine optimale Work-Life-Balance, während ich bei jedem Stopp an der Ampel nach hinten gucke, ob beide Kinder noch drin sind?«) und rhythmischem Allgemeinplätze-Absondern (»Und, schläft sie durch?« – »Ach, die werden so schnell groß« – »Kinder sagen immer die Wahrheit … zumindest, nachdem sie das Zeugnis ausgespuckt haben«).

Und weil du die ganzen Jahre voller Entbehrungen, Selbsthass und literweise Haferschleim auf der Schulter zugebracht hast, belohne ich dich jetzt dafür, dass dir ein paar schöne lange Haare wachsen – am Kinn. Sie sind weiß, sodass du sie immer erst ein paar Tage später siehst als andere, die sich mittags beim Business-Lunch fragen, warum du noch die Glasnudeln von gestern im Gesicht hängen hast. Sorry, aber so viel Spaß muss sein!

Auch habe ich dein körperliches Downgrade stufenweise angelegt, um es dir zu ermöglichen, jede neue Verfallsstufe aufs Neue zu umarmen. Deine Ellbogen sehen aus wie eine alte Pinocchio-Puppe, auf die ein verhaltensgestörtes Kind mit Fußballschuhen draufgehopst ist? Dreiviertelärmel sind das Gebot der Stunde. Dein Bauch passt auch zehn Jahre nach der letzten Geburt noch in die Shirts von bellybutton rein? Dann trag sie halt weiter, aber mach das Etikett raus. Die Knie sind schröbbelig und sehen aus wie die Fratzen von Statler und Waldorf. Maxiröcke sind ja wieder in.

So ging es Jahr für Jahr, und du hast dich mit jeder neuen Verhüllungsstufe abgefunden. Und im letzten Herbst hast du frohgemut gedacht: »Ist schon okay, kann ja wenigstens noch Knöchel zeigen, das ist gerade in bei den jungen Leuten.« Welch törichter Gedanke! Die Jugend braucht ihre eigenen Nischen, und das ist auch gut so. Damit man deine nackten Schienbeine nicht mit denen eines jugendlichen Fashion Victims verwechselt, das auch bei minus zehn Grad seine Knöchel und die darauf in chinesischen Schriftzeichen prangenden China-Restaurant-Weisheiten (»Macht die Hose wieder peng, war’s dem Gung-Wu sein Goreng«) zeigen will, hat sich Mother Nature für dich noch was Besonderes ausgedacht: Genau an dieser letzten noch halbwegs straffen Körperregion ist deine Haut jetzt schuppig, furztrocken und bröckelig wie ein altes Stück Schmirgelpapier, das man (aus welchen Gründen auch immer) im Backofen vergessen hat. So sorge ich dafür, dass...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 50. Geburtstag • 50. geburtstag freundin • 50. Geburtstag Geschenk • Alexandra Reinwarth • Alter & Altern • Botox • Comedian • eBooks • Falten • Frauen ab 40 • Geschenke für Frauen • Gesichtsmaske • Humor • Ich hatte mich jünger in Erinnerung • Isolation • Krise • Lagerkoller • Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga • Lebensmitte • lustig • lustige • Mädelsabend • Monika Bittl • Motivation • Österreich • Positives Denken • Psychologie • Pubertät 2.0 • Quarantäne • Schweiz • Selbstwert • spiegel bestseller • Wechseljahre • Witze • Zoff • Zu hause bleiben
ISBN-10 3-641-24635-0 / 3641246350
ISBN-13 978-3-641-24635-8 / 9783641246358
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