Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Im Rücken steckt das Messer

Geschichten aus der Gerichtsmedizin

(Autor)

Buch | Softcover
256 Seiten
2003
Goldmann Verlag
978-3-442-15203-2 (ISBN)
CHF 12,60 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen;
    keine Neuauflage
  • Artikel merken
Der renommierte Pathologe und Bestsellerautor mit heiteren und ernsten Geschichten, die sich zwischen weißen Göttern, schwarzen Schafen der Medizin und ihren Patienten zugetragen haben.

Wenn eine Ärztin einen Totenschein auf Herzversagen ausstellt und die 16 Messerstiche im Rücken der Leiche nicht bemerkt, so kann sich der erfahrene Pathologe Hans Bankl darüber nicht wundern. Nach 35 Berufsjahren und 30.000 Obduktionen ist er überzeugt, dass viele Ärzte nicht in der Lage sind, ohne Obduktion die wirkliche Todesursache eines Menschen festzustellen. Deshalb solle man, so rät er, auch den Statistiken darüber, woran Menschen in der Regel sterben, nicht allzuviel Glauben schenken.Glauben sollte man auch nicht unbedingt, dass es sich zu Hause besser stirbt. Immer wieder stellen sich unauffällige Herzstillstände als heimtückische Anschläge oder kuriose Unfälle heraus. Wie etwa bei der alten Frau, bei der erst der Leichenbestatter sich wunderte, warum er ihren Mund nicht schließen konnte. Als er genauer hinsah, hatte sie ein Taschentuch tief im Rachen. Oder jener Mann, der im Garten zusammenbrach; erst später bemerkte man, dass er ein Loch in der Brust hatte. Sein Na chbar hatte Schießübungen gemacht und ihn dabei mit einer abgeprallten Kugel tödlich getroffen. Da Bankl als Pathologe häufig mit Mordopfern zu tun hat, gibt er bereitwillig Expertentipps für den perfekten Mord. Mögliche Nachahmer warnt er jedoch, dass die Detektive mit dem Skalpell nicht nur gute Spürnasen und scharfe Instrumente haben, sondern auch über modernste Hightech-Wissenschaft verfügen und nicht einmal davor zurückschrecken, sich von Schmeißfliegen Auskunft über einen Todeszeitpunkt geben zu lassen. Bankl berichtet über die beliebtesten Gifte der Geschichte und über interessante Selbstmorde von Kleopatra über Karl Lütgendorf bis hin zur Baader-Meinhof-Gruppe. Spannend sind die Irrfahrten berühmter Leichen, die oft Jahrhunderte nach ihrem Tod noch nicht zur letzten Ruhe gefunden haben; von mancher blieb gar nur noch ein halber Kopf übrig wie im Fall des Gesichts von Kardinal Richelieu. Ganz arg erging es dem englischen Parlamentarier Oliver Cromwell im 17. Jahrhundert. Z wei Jahre nach seinem Tod wurde er von Königstreuen wieder ausgegraben, erst aufgehängt und dann enthauptet. Bankl bewahrt übrigens die Schädel seiner Vorfahren zu Hause auf, um sie vor solchen Unbilden zu schützen. Schließlich warnt Bankl vor ganz neuen Gefahren, die zum Tod in delikaten Lebenslagen führen können. Allem voran bei unvorsichtiger Verwendung des Potenzmittels Viagra. Da kann Liebe schnell tödlich sein.
Ein humorvoller und informativer Streifzug durch die Welt gewaltsamer Tode von einem Meister aus der Zunft der Detektive mit dem Skalpell.

Univ.Prof. Dr. Hans Bankl habilitierte 1972, 31-jährig, zum damals jüngsten Dozenten Österreichs. Ab 1977 war er Vorstand des Pathologischen Institutes eines großen Krankenhauses. Von ihm stammen zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen.

Vom Detektiv mit dem Skalpell zur Hightech-Wissenschaft
Ärzte und Juristen
Es ist höchst erstaunlich, dass sich zwei so grundverschiedene Wissenschaften wie Medizin und Juristerei doch in einem Fachgebiet treffen - der Gerichtsmedizin. Wenn man ärztliche Angelegenheiten in die Hände von Juristen legt, so wird die Sache einem ungewissen Ausgang zusteuern. Denn, so sagen zumindest maßvolle Rechtsgelehrte, es ist niemals sicher, wie ein Rechtsproblem beurteilt wird und ein Rechtshandel ausgeht.
Nicht umsonst heißt es:
"Auf hoher See und vor Gericht ist man nur mehr in Gottes Hand."
Damit bestehen erstaunliche Parallelen und Gemeinsamkeiten zur Medizin. Auch in der Medizin ist die Prognose, d. h. das Vorhersagen, wie es ausgeht, stets zweifelhaft. Aber die Denkweise von Medizinern und Juristen ist grundsätzlich verschieden: Die Juristen berufen sich auf feste Anhaltspunkte und Eckpfeiler. In den Gesetzbüchern gibt es praktisch für alle Situationen entsprechend gültige Paragrafen, die das weitere Vorgehen im juristischen Bereich regeln. Bei den Medizinern ist dies völlig anders. Unsere Lehrbücher weisen eine Beständigkeit von weniger als fünf Jahren auf, dann müssen sie überarbeitet und ergänzt werden, weil neue Kenntnisse hinzugekommen sind und Diagnosemethoden wie Therapien sich geändert haben.
Was ist gerichtliche Medizin?
Gerichtliche Medizin bedeutet, und wir nehmen das dankbar zur Kenntnis, keine Verbindung von Juristerei und Medizin, sondern, wie es der Gerichtsmediziner Leopold Breitenecker (1902-1981) immer bezeichnet hat, medizinische Kriminalistik. Gerichtsmediziner werden mit einer Fragestellung, mit einem völlig undurchsichtigen Problem, mit einer konkreten Spur oder mit der Feststellung von Befunden an einem Tatopfer konfrontiert. Daraus die nötigen Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen, bewegt sich derzeit auf zwei Ebenen:
1. die pathologisch-anatomische Befunderhebung mittels Obduktion. Dies ist die klassische Vorgehensweise der Gerichtsmediziner als "Detektive mit dem Skalpell".
2. Die Anwendung modernster Labormethoden zur Lösung bestimmter Fragen. Das ist die chemisch-analytische und molekularbiologische Vorgehensweise einer "Hightech-Wissenschaft".
In der Praxis ist Gerichtsmedizin das Mitwirken ärztlicher Experten bei der Aufklärung von Kriminalfällen.
Die Gerichtsmedizin hat in den letzten Jahrzehnten einen enormen Wissenszuwachs erfahren und befindet sich heute weltweit in einem technischen, aber auch organisatorischen Umbruch. Hoch spezialisierte Ausrüstung und immer feinere Analysemethoden sind moderne Werkzeuge der einstigen Detektive mit dem Skalpell geworden, die es gestatten, das Netz einer sicheren Beweisführung zur Verbrechensaufklärung immer engmaschiger und sicherer zu knüpfen.
Wie alles begann
Die Geschichte der Gerichtsmedizin begann, als Ärzte von Behörden den Auftrag erhielten, Todesfälle, aber auch Wunden und Verletzungen zu begutachten. In Europa erfolgte dies nicht früher als um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert. Was dem voranging, muss als Urgeschichte der Rechtsmedizin und wissenschaftliche Eiszeit gelten. Weder in der klassischen Antike Griechenlands noch in den frühen Hochkulturen Ägyptens, Assyriens und Babyloniens oder auch in den Vorschriften der mosaischen Bibel werden rechtsmedizinische Probleme angesprochen bzw. tritt der Arzt als Sachverständiger in Erscheinung. Dies ist erstaunlich, da in den Gesetzestexten ganz spezielle Delikte wie Kindestötung, Abtreibung, sexueller Missbrauch von Minderjährigen, Vergiftung, Mord und Totschlag sowie Magie, Hexerei und ärztliche Kunstfehler auftauchen, lauter Delikte, die einer ärztlichen Beurteilung bedurft hätten. Von Seiten des Staates wurden die Ärzte lediglich als Gutachter für das Militär herangezogen. Es war wichtig, ob ein Soldat dienstfähig war oder nicht, ob er als Invalide ausgemustert werden sollte oder ob eine Kriegsverletzung entschädigungspflichtig war. Die ärztlichen B

Reihe/Serie Goldmann Taschenbücher
Sprache deutsch
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 220 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Rechtsmedizin
ISBN-10 3-442-15203-8 / 3442152038
ISBN-13 978-3-442-15203-2 / 9783442152032
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
warum sich im Rettungsdienst zeigt, was in unserer Gesellschaft …

von Luis Teichmann; Saskia Hirschberg

Buch | Softcover (2024)
Goldmann (Verlag)
CHF 25,20
Aufbruch in die Welt von morgen | Das neue Buch der Bestsellerautorin …

von Maja Göpel

Buch | Hardcover (2022)
Ullstein Buchverlage
CHF 27,95
Ursachen und Folgen unserer normopathischen Gesellschaft

von Hans-Joachim Maaz

Buch | Softcover (2024)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 25,20