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Kumakan-Karate -  Silvia Freifrau von Röhl

Kumakan-Karate (eBook)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
288 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-9775-1 (ISBN)
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Die asiatischen Kampfkünste, insbesondere das Okinawa- Karate, sind für ihre starken Traditionen und besonderen Gepflogenheiten sehr bekannt. Viele dieser in Asien selbstverständlichen Verhaltensregeln stoßen in unserer westlichen Welt aber häufig auf Unverständnis und führen hier zur Befremdung. Als Europäer haben wir es oft schwer, uns an die besonderen Regeln der asiatischen Kultur zu gewöhnen und wissen nicht, wie wir richtig damit umgehen sollen. Dieses Buch möchte hier eine Hilfestellung geben und auf einige Besonderheiten, auf welche wir in den asiatischen Kampfkünsten vielfach stoßen, hinweisen und zu einem besseren Verständnis dieser fremdartig anmutenden Verhaltensweisen beitragen. In den folgenden Kapiteln wollen wir daher auf die ungewohnten asiatischen Begriffe und die einzelnen Zeremonien vor, im und nach dem Unterricht, sowie auf die technischen Gesichtspunkte des klassischen Karate eingehen und diese erklären. Ein weiterer Bereich dieses Handbuches sei den Lesern gewidmet, die sich über die technischen Besonderheiten des klassischen Karate hinaus auch für die geschichtlichen und geistigen Hintergründe dieser alten Kampfkunst interessieren. In seiner Gesamtheit soll das vorliegende Werk also Leitfaden und Informationsmedium für Karate-ka und außenstehende Interessierte sein.

Silvia Freifrau von Röhl (geb. 1977) ist Trägerin des 10. Dan Kumakan-Karate / Stilgründerin (Soke) und europaweit die einzige Frau, die den japanischen Budo-Ehrentitel "Renshi" von einem, durch das japanische Kaiserhaus anerkannten Großmeister des okinawanischen Shorin-Ryu Karate erhalten hat. Somit ist sie derzeit eine der wenigen Frauen, die in Okinawa / Japan als Großmeisterin des okinawanischen Karate anerkannt ist und diesen japanischen Ehrentitel dort offiziell auch als Nichtjapanerin führen darf. Darüber hinaus wurde Soke Silvia v. Röhl im Jahre 2012 als erste weibliche Kampfkunstmeisterin des Okinawa-Karate vom Abt des chinesischen Shaolin-Tempel unter dem Dach des Shaolin-Ordens als Großmeisterin anerkannt. Dies stellt eine besondere Auszeichnung dar, da sie somit weltweit die einzige Frau im Okinawa-Karate ist, der diese hohe Ehre zuteil wurde. Ihr umfangreiches Wissen in den asiatischen Kampfkünsten erwarb sich Soke Silvia von Röhl in einem mittlerweile über 30-jährigen Studium des Okinawa-Karate, der klassischen Kampfkünste des Shaolin-Ordens und der traditionellen Filipino Martial Arts. Aus der Symbiose dieser drei alten Kampfkunstsysteme generierte sie zusammen mit ihrem Mann Mario René Freiherr von Röhl und ihrem Sohn Dominick Freiherr von Röhl nach jahrzehntelangem Studium ihren eigenen, unverwechselbaren Kampfkunststil, das"KUMAKAN-KARATE" welches mittlerweile sowohl durch das Deutschen Patent- und Markenamt als eingetragenes Kampfkunstsystem lizensiert wurde, wie auch durch zahlreiche asiatische Großmeister und den Internationalen Kampfkunstverband MAA-I weltweit als traditionsbasierter Kampfkunststil anerkannt ist. Mit diesem Handbuch stellt Soke Silvia von Röhl nunmehr erstmals ihr ultimatives Kumakan-Karate einer breiteren Öffentlichkeit vor.

Die Dojokun


(Das Benimm-Dich-Ein-mal-Eins der Kampfkünste)

Barmherzigkeit
Selbstbeherrschung
Bescheidenheit
Demut
Achtung
Rechtschaffenheit
Vertrauen
Wille
Ausdauer
Beharrlichkeit
Geduld
Mut

Die Entstehung der Dojokun

Bodhidharma (der Vater der Kampfkünste) brachte nach seiner 9-jährigen Meditation neben dem Chan (Zen)-Buddhismus, dem Shaolin Kung Fu und einigen Qi Gong-Übungen etwa um das Jahr 527 n. Ch. auch das „Wûde2“ in den Shaolin Tempel.

Diese Regeln waren und sind eine wichtige Grundvoraussetzung zum Lernen und dem verantwortungsvollen Umgang mit den Kampfkünsten. Sie sichern das Kontrollieren und Bestehen eines reinen Herzens, ohne welches man in den Kampfkünsten nicht voranschreiten kann.

Der Überlieferung nach brachte Tôde Sakugawa diese „Regeln“ gegen 1750 von seinem Besuch des chinesischen Shaolin- Klosters mit nach Okinawa und begann diese Tugenden in leicht abgeänderter Form in die Ausbildung des "Tôde" mit aufzunehmen. In vielen Kampfkunstschulen sind diese abgeänderten und zwischenzeitlich auch stark verkürzten Dojokun, zurückgehend auf Tôde Sakugawa noch heute existent.

Die im Kumakan-Karate gelehrten Dojokun beziehen sich auf die ursprünglichen, aus dem Shaolin- Kloster stammenden Regeln des „Wûde“, welche auch Meister Sakugawa in China erlernt hatte und wurden bei uns zusätzlich um einige Tugenden und Begrifflichkeiten aus dem ritterlich- preußischen Wertekontext, welcher sich auf frappierende Weise oft mit den alten Werten des Shaolin-Tempels gleicht, erweitert.

Barmherzigkeit/ Mitgefühl


Die Barmherzigkeit ist eine wichtige Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not. Barmherzigkeit/Mitgefühl ist eine der Haupttugenden in der Kampfkunst, welche es zu kultivieren gilt.

Im Buddhismus wird die Barmherzigkeit als Mitgefühl bezeichnet und ist im Kern das Ergebnis einer tiefen meditativen Einsicht und Erfahrung.

Voraussetzung hierfür ist die Achtung vor dem Leben, da diese zur Achtung vor dem Mitmenschen führt. So hat der wahre Kampfkünstler auch wenn sein Körper und Können einer gefährlichen Waffe ähnelt, dennoch ein friedvolles und barmherziges Herz.

Das Motto lautet hier: “Durch die Kampfkünste den Frieden bewahren“.

Mitgefühl geschieht jedoch nicht nur gegenüber anderen, auch gegenüber mir selbst muß ich lernen mitfühlend zu sein.

Einhergehend mit dem Mitgefühl ist die Begeisterungsfähigkeit. Ein Mensch, der mit anderen mitfühlen kann, ist jemand, der sich auf die Belange, Wünsche und Nöte eines anderen einstellen, sich für diese begeistern kann und diese in sich aufnimmt / sie wahrnimmt. Gleiches gilt natürlich auch für unsere eigenen Wünsche, Nöte und Begierden.

Was es mit dieser Dojokun auf sich hat und wie die Begeisterungsfähigkeit eine Auswirkung und auch einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Mitgefühl und der Barmherzigkeit hat, zeigt vielleicht folgendes Gleichnis auf ausgezeichnete Weise.

Einst saßen zwei Indianer –ein Großvater und sein Enkel- am Lagerfeuer vor ihrem Wigwam. „Weißt du Enkel, zwei Wölfe kämpfen in meiner Brust“, bricht der Alte das Schweigen. „Der eine Wolf ist laut, arglistig, misstrauisch, eifersüchtig, aggressiv und rechthaberisch – eben rundherum böse. Der andere aber ist freundlich, geduldig, herzlich, verständnisvoll, einfühlsam und leise – eben lieb und gut.“

„Und, Großvater, welcher der beiden Wölfe wird gewinnen?“ fragte der Junge. „Der, den ich stärker füttere“, lautete die Antwort.

Sicher geht es auch uns häufig, wie dem Großvater: Zwei Wölfe kämpfen in unserer Brust. Aber füttern wir den bösen Wolf überhaupt? Oder wie können wir den guten Wolf füttern?

Ich befürchte, daß wir dem bösen Wolf in uns fließbandmäßig Nahrung in den Rachen schmeißen: zum Beispiel, wenn wir uns über den Nachbarn ärgern, der am Sonntag um neun Uhr früh den Rasen mäht, dann beschimpfen wir den Kerl häufig innerlich. Oder wir lesen die Zeitung und finden Zeile für Zeile genug Gründe, um aggressiv, eifersüchtig, neidisch oder besserwisserisch zu werden.

Aber auch in so alltäglichen Dingen wie z. B. dem Straßenverkehr füttern wir ständig unseren bösen Wolf, wenn wir uns über den „dämlichen“ Anfänger ärgern, weil er bei Gelb bereits an der Ampel stehenbleibt, anstatt weiterzufahren, wie alle anderen.

So gesehen haben wir wirklich viele Möglichkeiten unseren bösen Wolf mit Nahrung zu versorgen, und wir tun dies auch fleißig – und leider häufig mehr oder weniger gedankenlos.

Die Aussage des alten Indianers hat mir erst richtig vor Augen geführt, wie leichtsinnig wir oft den bösen Wolf in uns füttern, häufig mehrmals täglich….

Aber füttern wir auch den guten Wolf in uns so ausgiebig?

Um ehrlich zu sein, glaube ich das nicht. Es ist vielmehr so, dass wir dies wohl eher ziellos und damit möglicherweise zu wenig tun. Na klar, ich bin nett und freundlich, höflich zu meiner Umgebung. Doch reicht diese tägliche Routine und anerzogene Verhaltensregel aus, damit der nette Wolf in meiner Brust sich gegen den bösen Wolf erfolgreich durchsetzen kann?

--

Eine gute Möglichkeit, kräftige Nahrung für den guten Wolf zuzubereiten wäre zum Beispiel die Begeisterung. Und damit meine ich eine gründliche und ganz persönliche Begeisterung für eine Sache, für eine Aufgabe, für ein Projekt, für ein Ziel eine Vision oder ganz simpel für die Natur.

Ich könnte mich aber auch für einen Menschen und dessen Leistungen begeistern, oder für mich selbst, für meine Leistungen. Die Auswahl der begeisterungsfähigen Objekte ist nahezu grenzenlos und sehr situations- und personenbedingt.

Mit meiner Begeisterung füttere ich aber nicht nur meinen guten Wolf, sie ist auch ein Jungbrunnen für Körper und Seele. Der Kreislauf wird angeregt, der Stoffwechsel verbessert sich, nervöse Verspannungen werden abgebaut. Mein Geist wird lebendig und beweglich und sendet positive Signale aus; meine Aufmerksamkeit und Achtsamkeit schärfen sich und ich baue negativen Stress ab.

Durch die positiven Signale wirke ich dann auch entspannter auf andere und erfahre somit einen zusätzlichen Nutzen, da sich die möglichen Probleme mit meinen Mitmenschen infolge meiner positiveren Ausstrahlung zwangsläufig reduzieren.

Der böse Wolf hingegen zehrt an meinen Abwehrkräften und schwächt spürbar mein Immunsystem. Wenn ich dieses Tier mit negativen Gedanken und Bildern füttere, fühle ich mich hinterher oft ganz elend und deprimiert. Meine Körperhaltung ist entsprechend schlaff und ich sehe wie leergelaufen aus.

Ganz anders geht es mir bei positiven Gedanken und Erlebnissen. Mein Geist regt sogleich die Ausschüttung von Erfolgsboni, sogenannten Glückshormonen an, meine Mundwinkel ziehen nach oben und ich strahle Freude und Energie aus.

Gibt es also noch eine Frage, welchen Wolf wir in uns nähren sollten?

Ich denke – nein.

Wir sollten uns ab sofort ausdrücklich und nachhaltig um den guten Wolf in uns kümmern und bewußter darauf achten, dem bösen Wolf keine neue Nahrung mehr zuzuführen.

Ganz aus den Augen verlieren, darf ich den bösen Wolf aber nicht, zu groß ist die Gefahr, wieder in den alten Trott zu gelangen und unbewußt negative Nahrung für die schlechte Seite in mir zu produzieren.

Achte ich nun darauf, dem guten Wolf in mir täglich genügend Nahrung zuzuführen, entwickle ich nahezu automatisch ein natürliches Mitgefühl für mich und meine Umgebung.

Die Dojokun der Barmherzigkeit und des Mitgefühls lebt somit ständig in und mit uns und wir kommen dem Ideal des wahren Kampfkünstlers ein gutes Stück näher.

Mitgefühl und Barmherzigkeit haben demnach eine enge Bindung zu unserer Begeisterungsfähigkeit. Diese Begeisterungsfähigkeit gilt es daher zu ergründen und auszubauen.

Selbstbeherrschung


Selbstbeherrschung ist für einen Kampfkünstler notwendig um sich niemals zu einem unnötigen Kampf...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-7481-9775-6 / 3748197756
ISBN-13 978-3-7481-9775-1 / 9783748197751
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