Faszientraining für Rücken und Nacken (eBook)
80 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-6795-8 (ISBN)
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Faszientraining für Rücken und Nacken
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FASZIEN – NETZWERK DER GESUNDHEIT
Das weiße Geflecht, das den ganzen Körper durchzieht, ist viel mehr als eine »Muskelverpackung« – dies bringen neuere Forschungen zunehmend ans Licht. Die Weichteilkomponenten des Bindegewebes sind entscheidend für die Körperwahrnehmung und für vieles andere. Gut trainierte, geschmeidige Faszien bilden die Basis von schmerzfreier und kraftvoller Beweglichkeit und einer entspannten, stabilen Körperhaltung. Das gezielte Faszientraining stärkt Ihnen im ganzheitlichen Sinne den im Alltag oftmals so strapazierten Rücken.
ALLROUND-FASERN MIT UNGEAHNTEM POTENZIAL
Faszien sind so viel mehr als nur ein Verbundstoff oder passives Füllmaterial. Sie teilen, trennen, verbinden und ordnen, darüber hinaus sind sie wichtiger Träger von Nerven sowie von Gefäßen zur Versorgung anderer Strukturen im Körper. Oft werden sie daher als eigenes Organ gesehen, zumal sie eine wichtige Rolle bei der Eigenwahrnehmung (Propriozeption) spielen.
WAS SIND EIGENTLICH FASZIEN?
Sie kennen die Faszien vielleicht von der Fleischzubereitung: Das widerstandsfähige weißliche Geflecht umschließt jeden Muskelstrang. Auch im menschlichen Körper ist es allgegenwärtig. Es umhüllt und verbindet sämtliche Muskeln und Muskelfasern, Knochen und Organe, und das vom Scheitel bis zu den Zehen. Das Netzwerk der Faszien hält sozusagen den ganzen Körper zusammen.
Faszien sind aus Kollagen und Elastin (das sind sogenannte Strukturproteine) aufgebaut. Diese Fasern verleihen ihnen und damit uns zum einen Stabilität, zum anderen Elastizität. Faszien sind unentbehrlich für die muskuläre Kraftübertragung und verleihen unserem Körper seine Form, einen Großteil seiner Spannkraft und Beweglichkeit. Gleichzeitig wirken sie wie ein innen gelegener Stoßdämpfer, der den Organismus vor Schäden durch von außen auf ihn einwirkende Kräfte bewahrt.
Der sechste Sinn
Das körperumgreifende Bindegewebe funktioniert zusätzlich wie ein Hochspannungsnetz oder auch wie ein Rechenzentrum: Im Faszienverbund befinden sich mehr als 80 Prozent der freien Nervenenden, nicht wie früher angenommen in den Muskeln. Diese Sinnesrezeptoren – spezialisierte Zellen, die dem Nervensystem Informationen liefern – dienen der Eigenwahrnehmung des körperlichen Befindens und der Körperstellung im Raum, der sogenannten Propriozeption. Dieser »Bewegungssinn« ermöglicht uns komplexe, harmonische Bewegungsabläufe und die laufende Korrektur von Fehlhaltungen.
An dieser Abbildung der großen Faszienketten der Körperrückseite wird deutlich, wie das Fasziensystem alles im Körper verbindet – vom Scheitel bis zu den Zehen. Deshalb ist für einen starken und entspannten Rücken das Training des ganzen Körpers so wichtig.
VON GROSS NACH KLEIN: REISE ZU DEN FASZIEN
Im ursprünglichen Wortsinn des lateinischen fascis sind die Faszien ein Verbund. Faszien sind also das, was verbindet, sogar den kleinen Zeh mit den Ohren. Dabei sind sie aber nicht einfach ein passiver Verbundstoff. Vielmehr ermöglichen sie mit ihren vielfältigen Fähigkeiten das Funktionieren unseres Bewegungsapparates, von feiner Fingerfertigkeit bis zum kraftvollen Sprung. Kein Wunder also, dass Bewegungstherapeuten wie Osteopathen und Physiotherapeuten sowie Sportmediziner sich zunehmend mit der überragenden Bedeutung der Faszien auseinandersetzen.
Die »Faszien-Matrjoschka«
Der Vergleich mag nicht hundertprozentig passen, er hilft aber, eine erste Vorstellung vom prinzipiellen Aufbau des Fasziensystems zu bekommen. Sie kennen die traditionellen Holzpüppchen russischer Handwerkskunst: Öffnet man die erste Figur durch Drehen um ihre Hüften, kommt eine zweite, kleinere zum Vorschein und so weiter. Jede hat ihre ganz eigene Bedeutung, ihren eigenen Raum, ihre Zone, die sie abtrennt, und doch ist sie gleichzeitig mit dem großen Ganzen verbunden.
Es gibt in der genaueren Beschreibung unterschiedliche Ansichten und Begrifflichkeiten. Osteopathen folgen eher der Aufteilung im Zuge der embryonalen Entwicklung, Schulmediziner eher der Anatomie, sprich Erkenntnissen aus den Untersuchungen an Leichen.
RAFFINIERT KONSTRUIERT!
Schält und zerteilt man eine Orange, erhält man im Inneren ein perfektes Bild vom Aufbau unseres Fasziensystems: Umfassend vernetzt und verzweigt, vermeintlich chaotisch und doch in perfekter Ordnung bieten Faszien dem menschlichen Körper ein Gerüst, vielseitiger; als das knöcherne Skelett es tun kann. Sie sind die innere Struktur, an der sich alle anderen Gewebe orientieren. Könnte man ein Foto nur vom Fasziensystem Ihres Körpers machen, wären Sie darauf bestens erkennbar!
Saugfähig wie ein Badeschwamm
Das Fasziengewebe will gut durchspült sein: Wie bei einem Badeschwamm wird durch unsere Bewegungen laufend verbrauchte Gewebeflüssigkeit aus den Faszien gedrückt. Folgt anschließend eine Entspannung des Gewebes, kann frische Flüssigkeit nachfließen. Der »Schwamm« wird entleert und saugt sich voll – im stetigen Wechsel. Möglich ist das, weil in den Faszien auch Blut- und Lymph‑ gefäße eingebettet sind. So regeln die Faszien den Austausch wasserlöslicher Stoffwechselprodukte von der Grundsubstanz in die Zellen.
Gespannt wie ein Flitzebogen
Als Kind Pfeil und Bogen selbst herzustellen, das war herrlich! Die Wahl des Holzes für den Bogen fiel auf junge, elastische und vor allem dehnbare Zweige mit Rebound-Effekt (also der Fähigkeit zum Zurückfedern), etwa von Weide oder Haselnussstrauch: Dieses Holz speichert die Energie des Zurückziehens und Biegens und gibt sie mit spontaner Intensität frei. Wie Ihre Faszien! Dies lässt sich bei einigen der schnellsten Sprinter der Welt nachvollziehen, die ihre Plantarfaszie in der Fußsohle zum Einsatz bringen, indem sie nur den Vorfuß in kurzen Bodenkontakten federn lassen.
Flexibel wie ein Spinnennetz
Die kunstvollen Netze von Spinnen weisen nicht nur eine erstaunliche Festigkeit gegenüber Wind, Wetter und fetter Beute auf, sondern sind durch ihre Konstruktionsweise auch höchst anpassungsfähig. Im Fachjargon spricht man bezüglich dieser Flexibilität vom Prinzip »Tensegrity« – dieses beschreibt die Fähigkeit zur Anpassung. Hier bestätigen die Faszien eines der wichtigsten osteopathischen Prinzipien der Osteopathie (siehe Kasten >): Struktur folgt Funktion. Das bedeutet, dass die gesunde Struktur von Körpergeweben und die gesunde Beanspruchung eben dieser Gewebe einander bedingen.
SIE KÖNNEN NOCH MEHR
Unser Bindegewebe überrascht Praktiker in therapeutischen Berufen ebenso wie Wissenschaftler immer wieder. Ohne funktionierende Faszien würden sämtliche Stoffwechselsysteme zusammenbrechen. Faszien sind nicht nur die einzige Struktur des Körpers, die alle anderen miteinander verbindet, sie begleiten und dirigieren alle notwendigen Zu- und Abflüsse für Organe und Muskeln. Ohne eine optimale Versorgung mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut können Muskeln, Organe, auch das Gehirn nicht effektiv arbeiten. Das Gleiche gilt für den Abtransport von venösem, verbrauchtem Blut und Lymphflüssigkeit aus verletzten, entzündeten Bereichen: Ohne freie Faszien ist kein Durchkommen.
Andrew Taylor Still, der Gründervater der Osteopathie, formulierte in diesem Zusammenhang die arterial rule, die Regel der optimalen Versorgung über das Blut und andere Flüssigkeiten als Grundlage jeder Heilung.
Sogar bei der Immunabwehr, so neueste Forschungsergebnisse, spielen die in den Faszien gespeicherten Botenstoffe eine tragende Rolle. Dies bestätigt eine der grundlegenden Aussagen von A. T. Still in seinem Grundlagenwerk »Philosophie der Osteopathie«: »Faszien sind der Ort, an dem man die Ursachen für Krankheit suchen muss, sie sind aber auch der Ort, an dem die Heilung beginnt.«
Neueste Forschungen deuten darauf hin, dass Faszien weitere wichtige Aufgaben haben.
Unterschätztes Sinnesorgan
Die Faszien sind reich durchbaut mit verschiedenen Arten von Sinnesrezeptoren (siehe auch >). Forscher gehen davon aus, dass diese Messstationen oder Fühler eines der zentralen Sinnesorgane der Körperwahrnehmung oder Propriozeption bilden. Neben Sensoren für Druck, Schmerz, Bewegung und chemische Reize enthalten sie offenbar weitere, noch zu erforschende Arten. Wir dürfen gespannt sein!
...
| Erscheint lt. Verlag | 12.11.2018 |
|---|---|
| Reihe/Serie | GU Faszien-Training |
| GU Multimedia Körper, Geist & Seele | |
| GU Multimedia Körper, Geist & Seele | Körper, Geist & Seele |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Fitness / Aerobic / Bodybuilding |
| Schlagworte | Aerobic • Bandscheiben • Bandscheibenvorfall • Behandeln • Beschwerden • Bindegewebe • Blackroll • Black Roll • brust-wirbelsäule • Brustwirbelsäule • dehn-übungen • Faszienrolle • Faszien-Rolle • Faszien-Training • Feldenkrais • Frauen • Gesund • GU • hals-wirbelsäule • Halswirbelsäule • Heilen • Kinderkrankheiten • Körpergewicht • Kraftsport • Lendenwirbel • Lendenwirbelsäule • Lenden-Wirbelsäule • Männer • Muskel-Knochensystem • Muskeln und Muskulatur • Myofaszial • Nackenschmerzen • Nacken-Schmerzen • Prävention • rücken-beschwerden • Rückenbeschwerden • rücken-buch • Rückenschmerz • Rückenschmerzen • Rücken-Schmerzen • Rückenschule • Rücken stärken • Schmerzen • Schmerzen und Schmerzmedizin • Schule • Selbst • Stärken • Stretching • Thera-Band • Training • Übungen • Verdauungsbeschwerden • Verspannung • Wasseranwendungen • Wirbelsäule • Wirbelsäulengymnastik • Zuhause |
| ISBN-10 | 3-8338-6795-7 / 3833867957 |
| ISBN-13 | 978-3-8338-6795-8 / 9783833867958 |
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