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Ich will so bleiben, wie ich war (eBook)

Spiegel-Bestseller
Glücks-Push-up für die Frau ab 40

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44290-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich will so bleiben, wie ich war -  Monika Bittl
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Das neue Buch von der Autorin des Bestsellers 'Ich hatte mich jünger in Erinnerung': Ein augenzwinkerndes, ironisches Buch über das Älterwerden. --- Schauen wir heute in den Spiegel, hatten wir uns nicht nur jünger in Erinnerung - wir wünschen uns auch oftmals die Leichtigkeit der jungen Jahre zurück. Denn seltsamerweise vermehren sich mit dem Älterwerden nicht nur die Falten, sondern auch die Schrullen und heiklen Gemütszustände. Auch in Monika Bittls Umfeld treibt das Alter seltsame Blüten. So verfestigt sich von Jahr zu Jahr die Hypochondrie ihres Mannes - ein Schnupfen wird für ihn zur dramatischen Nahtoderfahrung. Und die attraktive beste Freundin ist überzeugt, das sie nie Glück hat in der Liebe - und treibt mit ihrem Pessimismus noch den hartnäckigsten Verehrer in die Flucht. In ihren herrlich unterhaltsamen Alltagsgeschichten nimmt Monika Bittl die Tücken des Lebens in der Lebensmitte auf's Korn.

Monika Bittl (1963-2022), in einem kleinen bayrischen Dorf aufgewachsen, hat nach einer journalistischen Ausbildung und Auslandsaufenthalten in Sizilien, Ägypten und Island Germanistik, Psychologie und Film in München studiert. Als freie Autorin schrieb sie mit großem Erfolg Drehbücher, Sachbücher und Romane. Ich hatte mich jünger in Erinnerung stand ein halbes Jahr auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und zwei Jahre lang unter den Top 20.

Monika Bittl, 1963 in einem kleinen Dorf im Altmühltal geboren und dort aufgewachsen, hat nach einer journalistischen Ausbildung und Auslandsaufenthalten in Sizilien, Ägypten und Island Germanistik, Psychologie und Film in München studiert. Seit 1993 ist sie freie Autorin und schreibt mit großem Erfolg Drehbücher, Sachbücher und Romane. "Ich hatte mich jünger in Erinnerung" stand ein halbes Jahr auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und 2 Jahre lang unter den Top 20. Monika Bittl lebt mit ihrer Familie in München.

Warteschlangen und andere Schicksalsschläge


Hochsommer, Freitagabend: Ich bin mit meiner Freundin Dorothee vor einem Münchner Biergarten verabredet, und ich muss mich beeilen, denn Dorothee ist immer auf die Minute pünktlich. Sie würde mir eher verzeihen, ein Nacktfoto von ihr auf Facebook zu posten, als sie warten zu lassen. »Gutes Zeitmanagement«, so lautet das Lebensmotto meiner 52-jährigen, quirligen Freundin. »Anders hätte ich das alles gar nicht geschafft.«

»Das alles« heißt: Sie hat zwei Kinder alleine großgezogen und es nach einem Dolmetscherstudium noch zur Abteilungsleiterin in einer Versicherungsgesellschaft gebracht. »Organisation ist alles!«, erklärt Dorothee gerne stolz. Gemütlichkeit sei etwas für Rentner oder faule Familienväter – und nebenbei auch für die meisten ihrer Kollegen, über die sie mit Vergnügen lästert.

 

Kindererziehung und Job unter einen Hut zu kriegen, ist ein Kunststück für sich. Wenn frau dann aber noch eine kleine Karriere hinlegen will, ist das mehr als ein Kunststück. Kein Wunder, dass 39 Prozent der Alleinerziehenden auf Grundsicherung angewiesen sind, fünfmal mehr als Paarfamilien, weiß Dorothee. Das Pensum, das Alleinerziehende stemmen müssen, bringt viele an ihre Grenzen. Dorothee sagt, das liege auch daran, dass es für so etwas höchste Managementkünste brauche, die viele nicht haben.

Dorothee ist eine jener Personen, die im Supermarkt sofort rufen: »Zweite Kasse, bitte!«, wenn mehr als drei Leute anstehen. Zeitersparnis sei eine wichtige Säule in Sachen Managementkunst. Wie das geht, erzählt sie mir immer wieder: So eilt sie in der Mittagspause aus dem Versicherungsgebäude, um im nächsten Supermarkt schnell Lebensmittel zu besorgen. Eigentlich würde sie ja lieber im Bioladen einkaufen, aber der liegt zwanzig Gehminuten entfernt. In ihrer kostbaren, aber begrenzten Mittagsfreizeit würde ein Ökoeinkauf bedeuten, anschließend nicht mehr zum Essen zu kommen. Und darauf will die rundliche Dorothee nicht verzichten. Sie hadert zwar mit ihrem Gewicht, entscheidet sich aber meistens doch für ein schmackhaftes Mittagessen – sonst habe sie ja schließlich wenig, was sie in ihrem Leben genießen könne. Ja, wenn sie einen Partner hätte, dann würde sie sicher von alleine abnehmen. Aber wahrscheinlich kriege sie erst gar keinen Partner, weil sie zu rundlich sei.

»Quatsch!«, entgegnete ich ihr schon mehrmals. »Männer stehen doch auf Kurven.«

Dorothee lässt sich nicht beirren. Beim Management ihres harten Lebens als »Ein-Familie« – so glaubt sie – bleibe zwangsläufig einfach etwas auf der Strecke: Ausgehen, Flirten und sich nach einem neuen Partner umgucken. Karriere und Kinder – da sei kein Haarspalt mehr Platz für einen Kerl. Verheiratete oder Kinderlose oder Jüngere mit emanzipierten Männern hätten leicht reden, denn die würden unterstützt. Und Männer … ach … über die könne sie nur lachen! Keinen ihrer männlichen Kollegen habe sie jemals in der Mittagspause abgehetzt beim Einkauf gesehen. Die genehmigten sich in aller Ruhe als »Auszeit« ein Essen beim Italiener, Asiaten oder in der Salatbar um die Ecke. Wohingegen sie seit Jahren in der Mittagspause noch extra alles besorge, denn abends oder gar freitags sei die Warteschlange doppelt so lang. Und wie gesagt, Zeitmanagement ist alles!

Wenn ich dann zaghaft einwerfe, dass die Kinder doch inzwischen schon ausgezogen sind und studieren, kann Dorothee sofort eine weitere Begründung für ihren Mittagspausenstress liefern: Die Kinder kämen ja immer wieder spontan zu Besuch, und darauf möchte sie vorbereitet sein. Wenn es um Nahrung geht, bleiben Kinder Kinder, und Mutter bleibt Mutter, ganz egal, wie groß die Kleinen sind. Und, na ja, für sich selbst habe sie auch ganz gerne einen Vorrat daheim. Schließlich tröstet Schokolade die Seele doch nachweislich. Eine Flasche Wein gehört sowieso immer ins Haus, falls überraschend Gäste kommen. Kurzum: Wenn das Leben nicht so viele andere Genüsse zu bieten hat, soll wenigstens immer die kulinarische Basis stimmen!

Was das angeht, hat Dorothee ein perfektes System ausgetüftelt. Im Hochsommer reserviert sie einen Bürokühlschrank zur Hälfte für sich, in dem sie die eingekauften Lebensmittel bis zum Feierabend zwischenlagert. Manchmal freut sie sich diebisch darüber, dass die anderen Kolleginnen (auch da seien selten die Männer unterwegs, zumindest nicht die mit einer Partnerin), die jetzt erst losziehen, nun doppelt so lange an der Kasse anstehen müssen.

So wie ich heute. Wir haben kein Konzept für unsere Einkäufe, sie verlaufen nach völlig chaotischen Mustern. Mal kauft mein Mann ein oder meine Kinder oder ich, und ständig fehlt etwas, vor allem nachts um drei Uhr Schokolade. Wie oft telefonieren wir dem jeweils Einkaufenden hinterher, um schnell noch etwas Dringendes nachzumelden. Oder gleich, um den ganzen Einkaufszettel durchzugeben, weil der natürlich auf dem Küchentisch liegengeblieben ist. Stimmt schon, das kostet Zeit und Nerven. Vielleicht sollte ich mir an Dorothee ein Beispiel nehmen und einen Wocheneinkaufsplan mit meiner Familie erstellen?

An all das denke ich, während ich ganz schnell zum Biergarten radle, um nur ja pünktlich zu sein. Dorothee steht schon am Eingang, und wir ergattern mit etwas Glück einen Schattenplatz im dichtbesetzten »Geheimtipp« Münchens. Wobei – Glück trifft es nicht ganz. Es ist natürlich meiner Freundin zu verdanken, dass wir unter einer Kastanie zum Sitzen kommen. Als sie sieht, dass in weiterer Ferne gerade zwei Leute aufstehen, stürzt sie sofort los. Ich hätte das in dem ganzen Gewimmel übersehen, aber Dorothee ist einfach fix und hat Adleraugen. Sie kommt gerade noch rechtzeitig vor zwei anderen Frauen an den Tisch und zwinkert mir vor Freude über ihren Sieg begeistert zu.

Wir setzen uns neben zwei Männer unseres Alters, die uns freundlich grüßen. Wobei Dorothees Sitznachbar nicht bloß freundlich grüßt, sondern fortan kaum mehr die Augen von ihr lassen kann. Jeans, weißes Hemd, ganz kurze Haare, leicht abstehende Ohren – genau Dorothees »Kragenweite«, wie sie mir mal gestanden hat. Es folgen ein kurzer Smalltalk über das tolle Biergartenwetter, eine schüchterne Geste von Dorothees Nachbarn, und als dann noch ein paar kleine rote, hektische Flecken an Dorothees Hals auftauchen, bin ich mir sicher: Das wird ein spannender Abend. Ich müsste mich gewaltig irren, wenn da nicht längst ein Funke übergesprungen wäre.

Dorothee will Essen und Trinken für uns holen und bietet unseren Tischnachbarn an, ihnen auch gleich noch etwas mitzubringen. »Ich muss mich ja ohnehin anstellen …« Vor der Kasse hat sich eine Warteschlange mit geschätzt fünfzig Leuten gebildet. »Wie können die an einem Freitagabend und bei diesem Biergartenwetter nur eine von drei Kassen öffnen?«, schimpft Dorothee kopfschüttelnd in die Runde, bevor sie loseilt.

Für einen Moment habe ich ein schlechtes Gewissen: Hätte ich nicht besser Getränke und Essen holen sollen? Schließlich bin ich glücklich verheiratet und nicht auf der Suche nach einem Mann. Dorothees »Kragenweite« versucht ganz nebenbei, mich auszuhorchen: »Wo sind denn eure Männer?« Ich kläre ihn bereitwillig über unseren jeweiligen Familienstand auf. Und versuche meinerseits, ihn beiläufig auszuhorchen. »Und wo ist Ihre Frau?«

Volltreffer! Der Typ ist geschieden und ebenfalls alleinerziehend, inzwischen seien die Kinder aber aus dem Haus. Ich wäre am liebsten sofort aufgesprungen, um Dorothee die Neuigkeiten zu stecken. Aber das wäre zu auffällig gewesen. Dann kommt mir die zündende Idee: Ich schicke Dorothee eine SMS!

Aber wo bleibt die eigentlich? Sie scheint mir schon eine gefühlte Stunde weg zu sein. Ich rede mit unseren Nachbarmännern über dieses und jenes und warte auf Wurstsalat, Bier, Brezen – und Dorothee. Mit den Augen suche ich die Warteschlange ab, aber meine Freundin ist nirgends zu entdecken. Ah, doch, sie steht vor der zweiten Kasse, schaut grinsend auf ihr Handy und wartet. Vermutlich hat man ihr versprochen, dass diese Kasse gleich aufmacht. Und jetzt kommt auch schon eine Kassiererin. Prima, gleich können wir essen und trinken. Doch da scheint etwas nicht zu funktionieren. Ich sehe die Kassiererin achselzuckend den Schlüssel aus der Kasse ziehen und an einem Stecker ruckeln. Offenbar funktioniert die Elektronik nicht.

Dorothee schüttelt schnaubend den Kopf und stellt sich missmutig am Ende der Warteschlange der ersten Kasse an. Sie deutet mir mit einer zornigen Geste an, wie sehr sie sich ärgert. Eine Frau wie Dorothee, deren Alltag so durchgetaktet ist, muss es wahnsinnig machen, noch mal anzustehen und zu warten, speziell, wenn an einem Tisch genau ihr Typ Mann sitzt.

Dort üben auch wir uns in Geduld, immer öfter schauen alle zu Dorothee. Hunger und Durst nehmen zu. Meine Freundin ist nun bald an der Reihe, nur noch zwei Leute vor ihr. Doch – es darf nicht wahr sein – eine Minute später gibt nun offenbar auch die Elektronik der ersten Kasse den Geist auf. Ein freundlicher Herr versucht, alle zu beruhigen, und öffnet die dritte Kasse, alle strömen zu ihr, um dort erneut anzustehen, Dorothee drängt wütend mit und gerät dabei offenbar mit einem Mann in eine Auseinandersetzung, ich höre etwas von »Vordrängeln«. Dorothees Gesicht ist rot vor Wut angelaufen, sie streitet sich mit dem Mann, deutet auf die beiden Kassen, an denen sie schon angestanden hat, und kreischt nun so laut, dass es bis zu unserem Platz zu verstehen ist: »Was für ein Scheißladen, was für ein Saftladen, unfähig, alle!« Der Mann neben ihr weicht erschrocken ob dieses Ausbruchs zurück, legt dann...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
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ISBN-10 3-426-44290-6 / 3426442906
ISBN-13 978-3-426-44290-6 / 9783426442906
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