Geheimnisse schöner Haut (eBook)
256 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-560274-4 (ISBN)
Prof. Dr. Volker Steinkraus, Facharzt für Dermatologie, wurde 1954 geboren. Er war kommissarischer Ärztlicher und Geschäftsführender Direktor der Universitäts-Hautklinik Hamburg, gründete das Dermatologikum Hamburg sowie das Skin Biology Center, das Hautforschungsinstitut ?SIT? und die ?Stiftung Dermatologikum Hamburg?, die Stipendien an junge Hautärzte aus medizinisch unterversorgten Ländern vergibt.
Prof. Dr. Volker Steinkraus, Facharzt für Dermatologie, wurde 1954 geboren. Er war kommissarischer Ärztlicher und Geschäftsführender Direktor der Universitäts-Hautklinik Hamburg, gründete das Dermatologikum Hamburg sowie das Skin Biology Center, das Hautforschungsinstitut ›SIT‹ und die ›Stiftung Dermatologikum Hamburg‹, die Stipendien an junge Hautärzte aus medizinisch unterversorgten Ländern vergibt.
2. Die flexible Hülle
Kann man sich ein Leben ohne Haut vorstellen?
Nein, ein Leben ohne Haut ist genauso wenig vorstellbar wie ein Leben ohne Herz. Die Haut ist nicht nur ein Organ, sie ist gleichsam ein Kosmos für sich. Alle lebenden Organismen haben eine Haut. Die Haut grenzt uns von der Außenwelt ab und schützt eine hoch komplexe Innenwelt.
Also doch nur eine Hülle. Mehr nicht.
Sie ist eine flexible Hülle, elastisch und dehnbar. Das ist aber nicht alles. Was die Haut leistet, dient dem ganzen Organismus. Sie »atmet«, sie empfängt und transportiert Sinnesreize. Sie reguliert die Körpertemperatur und schützt vor schädlichen Umwelteinflüssen, vor Kälte, Hitze, auch vor Strahlung. Außerdem bewahrt sie uns davor, Wasser und Wärme zu verlieren. Daneben kann sie Hormone produzieren und Vitamine aktivieren. Sie schützt vor chemischen, aber auch mechanischen Schädigungen durch Stöße oder durch Druck. Sie verfügt über einen Säureschutzmantel und ein ausgefeiltes Immunsystem, das fremde Mikroorganismen davon abhält, in den Körper einzudringen. Das heißt, die Haut ist ein echter Alleskönner.
Und ab und an schwitzt sie.
Gott sei Dank. Der Kreislauf reguliert die Durchblutung aller Organe, so auch der Haut. Halten wir uns in einer sehr warmen Umgebung auf, wird es für den Körper schwierig, unsere Kerntemperatur auf Normalmaß zu halten. Ein ähnliches Phänomen entsteht bei körperlicher Belastung, zum Beispiel beim Sport. Dann kommt es zur Aktivierung der Schweißdrüsen, die die Körperoberfläche befeuchten. Beim Verdunsten des Schweißes entsteht eine Verdunstungskälte auf der Haut, die es unserem Organismus erleichtert, sich durch Wärmeabgabe zu kühlen. Ein Mensch kann viele Liter Schweiß am Tag abgeben. Durch die im Schweiß enthaltenen Natrium- und Chloridionen schmeckt dieser salzig. Bei sportlichen Höchstleistungen kann der Salzverlust manchmal so groß sein, dass auch er, wie der Flüssigkeitsverlust, durch Zufuhr von so genannten Elektrolyten – Natrium-, Chlorid-, Magnesiumionen und anderen – ausgeglichen werden muss.
Wenn es dagegen kalt wird …
… muss unser Körper ebenfalls seine Kerntemperatur aufrechterhalten.
Was bewirkt das?
Die Durchblutung der Peripherie wird auf ein Mindestmaß reduziert, um unnötige Wärmeverluste zu vermeiden. Eine ähnliche, jedoch lebensbedrohliche Umverteilung kann es bei Unfällen und Schocksymptomen geben. Auch hier wird die Haut vom Zentralkreislauf abgekoppelt, sie wird blass und kalt. In diesen Fällen ist die mangelhafte Durchblutung der Haut mit kaltem Schweiß und Blässe neben den schlechten Kreislaufwerten ein wichtiges Indiz für den Notarzt, dass das Herz-Kreislauf-System dringend stabilisiert werden muss.
Wie große ist die Fläche der Haut?
Die Haut ist je nach Körpergröße bis zu zwei Quadratmeter groß. Damit ist sie das größte Organ des Menschen. Würde man sie auf eine Waage legen, dann betrüge das Gewicht etwa zwischen vier und zehn Kilogramm. Außerdem ist die Haut eben auch das größte Sinnesorgan.
Weil sie auf Berührung reagiert?
Weil sie Sinnesreize aller Art empfängt und damit für den ganzen Organismus eine Art vorgeschaltete Informations- und Alarmanlage ist. Über die Haut nimmt der Mensch Schmerz, Druck, Berührung und Temperatur wahr. Der Mensch kann seine Umwelt ertasten, Nähe, Zuwendung und Lust empfinden. In der Haut sind Rezeptoren als Empfangsstationen für SinnesreizeSinnesreize eingerichtet, die unterschiedliche Empfindungen aufnehmen, verarbeiten und an Nerven, Gehirn oder vegetatives Nervensystem weiterleiten. Man denke zum Beispiel an die Blindenschrift
An Wärme kann man sich gewöhnen …
… an Schmerz nicht. Und das muss auch so sein, weil die Haut dadurch ihre Wächterfunktion aufrechterhält. Eine intakte Haut ist für den Gesamtorganismus unerlässlich. Wir können auf unsere Milz und unsere Mandeln oder auf die Hälfte unserer Lunge verzichten, nicht aber auf die Haut. Schon der Verlust von etwa 20 Prozent unserer Körperoberfläche, wie es zum Beispiel bei Verbrennungen vorkommt, kann einen Menschen das Leben kosten.
Trotz aller Schutzfunktionen: Die Haut kann auch Stoffe in den Körper leiten.
Aber sicher. Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten oder Fremdstoffen, die über die Haut aufgenommen werden. Denken Sie an Stoffe wie Östrogene oder Nikotin, die durch Pflaster auf der Haut in den Organismus gelangen. Außerdem ist die Fähigkeit, Stoffe aufzunehmen, natürlich besonders wichtig, wenn man Hautkrankheiten behandelt oder den Regenerationsprozess der Haut unterstützt. So können Kortisonsalben der Haut helfen – und bei falschem Gebrauch schaden. Auch Umweltgifte und zahlreiche Schadstoffe, mit denen der Mensch heute konfrontiert wird, können über die Haut in den Körper gelangen. So kann zum Beispiel eine Dioxinvergiftung mit Talgdrüsenvergrößerungen und der typischen Chlorakne Folge einer Aufnahme des Giftes über die Haut sein.
Hierfür wäre als jüngstes Beispiel Viktor Juschtschenko zu nennen.
Genau, der ukrainische Staatspräsident Juschtschenko leidet an einer Dioxinvergiftung mit den eben beschriebenen Folgen, die nicht vollständig reparabel sind. In diesem Fall ist freilich unklar, wie das Gift tatsächlich in seinen Körper gelangte. Man kann davon ausgehen, dass alle Stoffe, die auf die Haut aufgetragen werden, letztlich auch von den Zellen unserer inneren Organe »gesehen« werden. Wie gut Stoffe von außen durch die Haut nach innen dringen, hängt von der Molekülgröße sowie von den physikalischen und chemischen Stoffeigenschaften ab. Kleinere Moleküle mit hoher Fettlöslichkeit können die Haut besonders gut durchdringen, wohingegen es für größere wasserlösliche Moleküle deutlich schwieriger ist.
Wie ist die Haut aufgebaut oder was sollte man darüber wissen?
Die Haut besteht aus zwei Hauptschichten: der Oberhaut – Epidermis – und der Lederhaut – Dermis. Darunter liegt die Unterhaut – Subkutis – mit besonders viel Fett. Deshalb spricht man auch von Unterhautfettgewebe.
Wie dick ist die Oberhaut?
Es sind zwar fünf Schichten, dennoch ist die Oberhaut nur etwa 0,1 Millimeter dick. Bei Schwielen oder den Fußsohlen ist sie natürlich dicker – bis zu fünf Millimeter sogar, wobei hier insbesondere die oberste Schicht der Oberhaut, die Hornschicht, verdickt ist. Die Oberhaut ist frei von Blutgefäßen. Die unteren Schichten enthalten lebende Zellen, die oberen bestehen dagegen aus verhornten, abgestorbenen Zellen, die sozusagen nach außen durchgereicht werden und unsere Hornhaut bilden, deren Unversehrtheit übrigens von enormer Wichtigkeit für ihre Funktion als Barriere ist.
Das heißt, der Mensch häutet sich ständig?
So kann man sagen. Etwa alle 20 bis 30 Tage findet ein kompletter Austausch der Oberhaut statt, wobei man die Häutung beim Menschen im Gegensatz zur Reptilien nicht sieht. Das liegt daran, dass sich die abgestorbenen Zellen unserer Oberhaut nicht alle gleichzeitig, sondern kontinuierlich Zelle für Zelle und daher unsichtbar abstoßen.
Verliert man deshalb seine Bräune?
Das hat damit zu tun, dass in der untersten Schicht der Oberhaut die so genannten Melanozyten sitzen. Das sind Zellen, die das dunkelbraune Pigment Melanin produzieren. Mit dem normalen Verlust oberflächlicher Zellen geht natürlich auch das in ihnen gespeicherte Melanin verloren. Melanin gibt der Haut die dunkle Farbe und sorgt für die Bräunung …
… aber nicht, weil es so gut aussieht …
… gewiss nicht. Die AbwehrzellenOberhautzellen schützen mit diesem Pigment ihr empfindliches genetisches Material im Zellkern vor den Krebs auslösenden Wirkungen der Sonne. Das Pigment schützt vor den gefährlichen UV-Strahlen und hindert diese daran, Veränderungen an der Erbsubstanz, der DNS, und anderen empfindlichen Strukturen der Zelle auszulösen. Funktioniert dieses Schutzsystem nicht, können die Hautzellen durch UV-Strahlen geschädigt werden, entarten und ihre Funktion nicht mehr wahrnehmen.
Darüber werden wir noch ausführlicher sprechen müssen. Was ist mit den untersten Schichten der Oberhaut?
Man spricht von einer Basalzell- und einer Stachelzellschicht mit lebenden Zellen. Die Basalzellen teilen sich ständig und sorgen gleichsam für Hautnachschub, um den Schutzschild zu erhalten oder wenn Wunden geschlossen werden müssen. Übrigens, bei Menschen, die unter einer Schuppenflechte leiden, ist der Prozess der Zellteilung derart beschleunigt, dass die Oberhautzellen sich in einer Woche und nicht wie gewöhnlich in drei bis vier Wochen neu bilden. Warum das so ist, wissen wir bisher erst ansatzweise.
Gibt es spezielle Abwehrzellen in der Oberhaut?
Ja, die gibt es. Hierbei handelt es sich um die so genannten Langerhanszellen, die zwei bis fünf Prozent der Zellen in der Epidermis...
Erscheint lt. Verlag | 15.5.2015 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Schönheit / Kosmetik |
Schlagworte | Äderchen • Akne • Allergie • Altersflecken • Antiaging • Botox • Cellulite • Haarausfall • Haut • Hormon • Körperhaar • Kosmetik • Laser • Muttermal • Nagelprobe • Nesselfieber • Oberhaut • Östrogen • Peeling • Pickel • Ratgeber • Schweiß • Seife • Sonnenbank • Sonnenschutz • Vitamin • Warze |
ISBN-10 | 3-10-560274-7 / 3105602747 |
ISBN-13 | 978-3-10-560274-4 / 9783105602744 |
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