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Neue Fischer Weltgeschichte Band 3 (eBook)

Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
688 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402403-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Neue Fischer Weltgeschichte Band 3 -  Reinhold Kaiser
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Band 3 der hochkarätigen Neuen Fischer Weltgeschichte - ein Panorama des frühmittelalterlichen Lebens in Europa und dem Mittelmeerraum Vom spätantiken Imperium Romanum und den Invasionen fremder Völker bis zum oströmischen Reich unter Justinian, von den Franken und Langobarden bis zu Karl dem Großen, von Byzanz bis zu den neuen Reichen seit dem Hochmittelalter entfaltet der Band das ganze Panorama Europas vom 4. bis zum 11. Jahrhundert. Dabei gelingt Reinhold Kaiser außer einer faszinierenden Erzählung auch ein neuer, globaler Blick auf den Kontinent und seine überregionalen Verflechtungen. Themen sind u.a. Handel und Herrschaft, Kirche und Religion, Bildung und Wissenschaft, Bevölkerung und Gesellschaft. Eine Gesamtdarstellung auf höchstem Niveau, die auf lange Sicht Maßstäbe setzt.

Reinhold Kaiser war Professor für Geschichte des frühen Mittelalters an der Universität Zürich und lebt am Bodensee. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen ?Das römische Erbe und das Merowingerreich? (1993 und 2004), ?Trunkenheit und Gewalt im Mittelalter? (2002) sowie ?Die Burgunder? (2004). 2011 wurde ihm der Ehrendoktortitel der Universität Nancy 2 (Frankreich) verliehen.

Reinhold Kaiser war Professor für Geschichte des frühen Mittelalters an der Universität Zürich und lebt am Bodensee. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen ›Das römische Erbe und das Merowingerreich‹ (1993 und 2004), ›Trunkenheit und Gewalt im Mittelalter‹ (2002) sowie ›Die Burgunder‹ (2004). 2011 wurde ihm der Ehrendoktortitel der Universität Nancy 2 (Frankreich) verliehen.

eine nicht nur interessante sondern auch angenehm zu lesende und unterhaltsame Lektüre

Einleitung


1. 700 Jahre Übergang?


Die Zeit vom Anfang des 4. bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts, von Konstantin dem Großen bis zum Vorabend des Investiturstreits, ist eine sonderbare Zwischenepoche, sie hat teil am Späten und am Frühen, denn sie gehört sowohl zur Spät-Antike als auch zum Früh-Mittelalter. Sie wird oft als Übergangszeit bezeichnet. Doch sieben Jahrhunderte Übergang sind entschieden zu lang, der Übergang hätte länger gedauert als das weströmische Kaisertum von seinen Anfängen unter Augustus (†14 n. Chr.) bis zu seinem Erlöschen im Jahr 476. Eine Zeit also zwischen den Zeiten? Ohne Namen, ohne Spezifisches, oder eine eigengewichtige Zeit, eine Zeit eigener Prägung? Tatsächlich ist es die Zeit der Verwandlung der antiken Mittelmeerwelt und der Grundlegung der mittelalterlichen Reiche und Kulturen.

Unter dem Titel »The Transformation of the Roman World« hatte die European Science Foundation in den Jahren 1993 bis 1998 ein ambitioniertes, monumentales Forschungsprojekt durchgeführt, um Klarheit über den Charakter dieser Epoche zu gewinnen und zugleich über das Ende der Antike und den Beginn des Mittelalters. Markante Daten werden für Ende und Beginn ins Feld geführt: der Beginn der Alleinherrschaft Konstantins 324, der Hunnensturm und der Beginn der Völkerwanderung 375, die Teilung des Reiches in eine West- und eine Osthälfte 395, das Ende des weströmischen Kaisertums 476, die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig 496/498, der Tod Justinians 565, das Auftreten Mohammeds 622 oder die Kaiserkrönung Karls des Großen. Vergessen wird darüber oft, dass das Römerreich im Osten als byzantinisches Reich noch ein Jahrtausend bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453, mindestens aber bis zur Eroberung durch die Kreuzfahrer, also von 330 bis 1204, Bestand hatte und die römischen beziehungsweise griechischen Traditionen weiterführte. Byzanz war der eigentliche Nachlassverwalter des Imperium Romanum und der griechisch-römischen Kultur in all ihren Facetten: im Bereich des Politisch-Staatlich-Institutionellen des Kaisertums ebenso wie bei seiner bürokratischen Ordnung und rituell-zeremoniellen Untermauerung, auf dem Gebiet des Kirchlichen (Stich- und Schlagwort: Caesaropapismus) ebenso wie bei der Wirtschaftsordnung mit einer mediterran geprägten Landwirtschaft, einer stabilen Geldwirtschaft, im Bereich der Fiskalordnung mit intakter Steuerverwaltung ebenso wie im Militärischen. So konnte das byzantinische Reich mit seiner immer wieder Angriffen standhaltenden Hauptstadt Konstantinopel, der größten Stadt des Mittelalters, als Bollwerk gegen die arabisch-islamische oder bulgarische Expansion erscheinen.

Byzanz konnte indessen nicht verhindern, dass seiner Herrschaft im 7./8. Jahrhundert durch die arabischen Eroberungen der gesamte Süden des Mittelmeerraumes verlorenging und bald islamisiert wurde. Die arabischen Eroberungs- und Unterwerfungskriege, eine besondere Art der »Völkerwanderung«, führten nicht zur Integration der Araber in die antik-mediterrane Kulturwelt, trotz Übernahme der vorgefundenen staatlichen Strukturen, insbesondere der effizienten Steuerverwaltung, und trotz der Rezeption römisch-griechischer Wissensstoffe. Ein Hindernis für die Integration war die religiös begründete Dominanz des Arabischen als Sprache des Korans, die eine Romanisierung beziehungsweise Hellenisierung ausschloss. Der Raum von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Indien bildete politisch, religiös und kulturell einen eigenen, muslimischen Kulturkreis. Zwar führten die arabischen Eroberungen nicht zur Schließung des westlichen Mittelmeeres, zur Unterbrechung der Verkehrs- und Handelbeziehungen zwischen Ost und West und unmittelbar zur Schwerpunktverlagerung aus dem Mittelmeerraum nach Nordwesteuropa – so die berühmte These von Henri Pirenne (1936). Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich. Die reichen Länder des südlichen Mittelmeerraumes, wo die Wiege des Christentums, des Mönchtums und der Patristik (Kirchenväterliteratur) lag und es eine spätantike Blütezeit gab, wurden definitiv vom römisch-griechisch-christlichen Kulturkreis getrennt. Die Eroberung des westgotischen Spaniens (711) machte den größeren und reicheren Teil der iberischen Halbinsel zu einem Teil des muslimischen nordafrikanisch-nahöstlichen Kulturkreises, der mit Europa eher in konflikthaften als in kulturellen Kontakten stand. Kontakte waren insgesamt im behandelten Zeitraum ohnehin spärlich und, wie zu zeigen sein wird, durch gegenseitiges Unverständnis geprägt. Der Sieg Karl Martells bei Poitiers, der 732 die Expansion der Araber nördlich der Pyrenäen verhinderte, wurde bezeichnenderweise von den Zeitgenossen als Sieg der Europäer (Europenses) – das Wort wird im Mittelalter eher selten gebraucht – gesehen, ein eindrückliches Zeugnis für das sich abzeichnende Bewusstsein einer eigenen, eben einer europäischen Identität.

Der Westen des Imperium Romanum war vordergründig schon in der Zeit der »Völkerwanderung« zusammen- oder eher auseinandergebrochen, im engeren Sinne verstanden als die Zeit vom Auftauchen der Hunnen um 375 bis zum Einfall der Langobarden in Italien 568. In dieser Zeit ließen sich fremde, meist germanischsprachige Völker innerhalb der Grenzen des Imperiums nieder und gründeten neue Reiche. Im Englischen wird diese Epoche »age of migrations« genannt, im Französischen »époque des grandes invasions germaniques« oder »barbares«. Das Englische vermeidet den problembeladenen Begriff des »Volkes« oder der »Völker« und lässt offen, in welcher Form die Migranten vergesellschaftet waren. Das Französische betont die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Barbaren/Germanen und Römern, ganz aus der Sicht Roms, die als die eigene übernommen wird. Von migratio(nes) gentium sprachen deutsche Humanisten seit dem 16. Jahrhundert und verstanden darunter die Wanderung von Völkern, die den Raum des späteren Deutschland berührt hatten, also auch von Kelten, Markomannen und anderen. Die Völkerwanderung im engeren Sinne ist in dieser Sicht nur ein Teil, eine kurze Phase der seit der vorgeschichtlichen Zeit zu beobachtenden Migrationen. Diese berührten das Imperium an der Rhein- und Donaugrenze und ließen schließlich anstelle der Einheit des Römerreiches eine Vielzahl von Herrschaften unterschiedlicher Festigkeit und Dauer entstehen. Zum Stillstand kamen die Völkerbewegungen in Europa erst mit der Niederlassung der Ungarn in der Donau-Theiß-Ebene und mit der Annahme des Christentums durch dieses Reitervolk sowie mit dem Abklingen der Raub- und Plünderungszüge der Wikinger und Waräger von Skandinavien aus nach Westen und nach Osten. Wendepunkte, aber keineswegs Abschluss waren die Gründung der Normandie und des Kiewer Reiches im 10. Jahrhundert.

Am Ende dieser langen, durch Migrationen bestimmten Epoche vom 4. bis zum beginnenden 11. Jahrhundert zeichneten sich die Konturen des hochmittelalterlichen und neuzeitlichen Europa ab: an die Stelle des einen Imperiums war eine Vielzahl von Reichen getreten, mit sehr unterschiedlichen Graden der Staatlichkeit. Statt Einheit war also Vielfalt entstanden, in einer neuen, nicht mehr primär staatlich-politisch-institutionell, sondern kirchlich-kulturell bestimmten Ordnung der ecclesia, in der regnum und sacerdotium zusammengefasst sind, anders gesagt: in der Ordnung der mittelalterlichen christianitas, unterschieden in einen lateinisch-katholischen und einen griechisch-orthodoxen Kulturkreis. Im Wandel vom antiken Imperium zur mittelalterlichen christianitas erweist sich die Kirche als die stärkere Kraft, die das spätantike Vermächtnis an Europa bewahrte. In religionsgeschichtlicher Sicht ist die Zeit vom 4. bis zum 11. Jahrhundert eine Phase, in der sich der Monotheismus in engster Anlehnung an den Staat beziehungsweise den Herrscher durchsetzte. Das Imperium wurde verchristlicht und im Gegenzug das Christentum eingestaatet. Mit der konstantinischen Umklammerung begann aus der vergeistigten Sicht der Moderne die schmerzhafte Phase der Kirche »au pouvoir des laïques« (Augustin Fliche). Aus der Sicht der Zeitgenossen war es jedoch die mit der heilsgeschichtlichen Wende, der »religiösen Revolution der Spätantike« (Peter Brown) unter Konstantin, beginnende Einheit von regnum und sacerdotium, die Zeit der Kohärenz. Sie wurde seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Investiturstreit und in der Frühscholastik von der Diastase abgelöst, mit der im hochmittelalterlichen lateinischen Europa das Trennungsdenken als Merkmal der europäischen Kultur der Neuzeit einsetzte. Regnum und sacerdotium, Staat und Kirche, traten auseinander. Damit begann um die Wende des 11./12. Jahrhunderts eine neue Zeit.

In den sieben Jahrhunderten der Kohärenz löste sich das Imperium Romanum auf, und es bildeten sich drei Kulturräume im mediterranen und europäischen Rahmen, der arabisch-islamische im Süden, der griechisch-orthodoxe im Osten und der...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2014
Reihe/Serie Neue Fischer Weltgeschichte
Neue Fischer Weltgeschichte
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Antike • Byzanz • Europa • Gallien • Heiliges Römisches Reich • Italien • Justinian • Karl der Große • Karl III. • Karolinger • Konstantin der Große • Konstantinopel • Krise • Langobarden • Merowinger • Mittelalter • Mittelmeer • Otto I. • Otto III. • Papst • Rom • Sachbuch • Spanien • Spatantike
ISBN-10 3-10-402403-0 / 3104024030
ISBN-13 978-3-10-402403-5 / 9783104024035
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