Kräuterwastls Weg
Frischluft-Edition (Verlag)
978-3-9814605-6-8 (ISBN)
Sebastian Viellechner entwickelt bereits als Kind eine große Leidenschaft für essbare Pflanzen und Kräuter im beheimateten Mangfalltal. Während der Arbeit in einem Gotzinger Forstamt verstärkt sich seine Vorliebe für den Wald, das Leben in Einklang mit der Natur wird fortan zu seiner Lebensmaxime. Als staatlich anerkannter und zertifizierter Kräuterpädagoge fühlt er sich dazu berufen, sein fundiertes Wissen in Form von Kräuterwanderungen, Seminaren und Vorträgen an seine Mitmenschen weiterzugeben. Bekannt geworden ist der „Kräuterwastl“ auch durch die Sendung „Gesundheit!“ im Bayerischen Fernsehen.
Leben im Einklang mit der Natur Wenn ich, der Viellechner Wastl, ein alter weißhaariger Mann, mich auf meine Bank an der Mangfall setze und ausruhe, lasse ich gerne die Gedanken kreisen. Dabei denke ich auch immer wieder an den Weg zurück, den ich bereits hinter mir habe. Ist meine Stimmung gut, leben sogar die schönen Kindheitserinnerungen noch einmal auf. Wenn ich mich mit meiner Körperfülle so sehe und daran erinnere, dass mich die Volksschule in Neukirchen wegen Unterernährung erst ein Jahr später aufgenommen hat, kann ich mir ein stilles Lächeln nicht verkneifen. Zuhause kannten wir den Überfluss nicht, sparsam ging es zu. Die Selbstversorgung spielte für das Überleben eine wichtige Rolle. Meine Mutter Rosa zeigte mir schon im Frühjahr, was man aus der Natur ernten und wie man ein Essen daraus machen kann. Weil sie arbeitete und oft krank war, musste ich ihr schon als Kind in der Küche helfen. Ich lernte viel und war stolz darauf, zum Beispiel aus Kartoffeln, Zwiebeln, Wilder Möhre und Kräutern eine Suppe zubereiten zu können. Diesen Stolz und auch die Freude habe ich mir bis heute bewahren können. Ich koche leidenschaftlich gerne. Einfache und natürliche Speisen haben es mir angetan! Von Kunst- oder Show-Kochen halte ich gar nichts. Wenn mir die leeren Teller nach dem Essen sagen: „Es hat geschmeckt“, freue ich mich auf ehrliche Weise.Als einziger Bub in der Volksschulklasse fiel für mich der Werkunterricht aus. Stattdessen musste ich in der Mädchenhandarbeit Stricken, Sticken und Nähen lernen. In der Miesbacher Oberrealschule blies mir der raue Wind schon manchmal kräftig ins Gesicht. Auch damals gab es Wohlbetuchte und solche mit einfacher Kleidung. Ich hatte jedoch das Glück, mit Dr. Franz Mulzer einen hervorragenden Biologielehrer zu haben. Sein Wissen faszinierte mich, ich passte auf, machte die Hausaufgaben und bekam eine Eins. Eine wichtige Weiche für meine Zukunft war gestellt. Wenn ich bei meinen Streifzügen durch Wiesen und Wälder Ausschau hielt, begegnete mir oft mein Nachbar, der Lehner Franzl, ein angesehener Heilkundiger.Bereitwillig erklärte er mir Bäume, Kräuter und Heilpflanzen und berichtete über deren Verwendung. Vieles habe ich erst heute richtig begriffen. Bei unterschiedlichen Krankheiten konnte der Franzl mittels der Natur und altem Wissen helfen. Ich passte auf und lernte. Bald reifte in mir der Wunsch, Förster zu werden. Ich konnte den ersten Ferientag kaum erwarten, um beim Forstamt Gotzing als kleiner Holzknecht, wie man damals sagte, zu arbeiten. Dank der nachhaltigen Eindrücke hat sich meine Verbindung zur Natur noch intensiviert. Ich habe den Baum als ein Lebewesen schätzen gelernt, das Mutter Erde geschaffen hat und dem Menschen überlegen ist. Oder schafft es der Mensch vielleicht, den genialen Wasserkreislauf von der Wurzel bis zur Blattspitze flächendeckend in sein hochtechnisiertes System zu übertragen? Der einzigartige Geruch des Waldes – das gefällte Holz, wenn es in der Sonne trocknete; das Vollaroma der Tanne zur Advent- und Weihnachtszeit – faszinierte mich. Und auch auf meinen Lohn von damals 1,71 DM war ich stolz. Als mein Vater meinte, dass ich als Förster oft versetzt würde und gewiss nicht in Gotzing bliebe, änderte ich meinen Entschluss und wechselte nach dem Schulabschluss in das Metallhandwerk. Die Berufsausbildung zum Installateur, Spengler und Heizungsbauer schloss ich mit sehr gutem Erfolg ab. Doch dann sorgte das Gespenst einer nicht gekannten Rezession für Unsicherheit. Beim Gedanken an Familie und Kinder strebte ich Sicherheit und Stabilität für die Zukunft an. Deshalb nahm ich beim Freistaat Bayern eine Stelle im sicherheitsrelevanten Bereich an und setzte dort mein handwerkliches und technisches Wissen erfolgreich um. Meine Dienstzeit wurde leider durch schwache Entscheidungsträger, überspürbare parteipolitische Einflussnahme und unverständlichem Bürokratismus getrübt. Das natürliche Menschsein ging im Behördensystem allzu oft unter. Glücklicherweise hatte ich zum Ausgleich meine Liebe zu Wald und Gebirge sowie zum eigenen Garten. Der Weg in den Garten ist für mich bis heute auch im partnerschaftlichen und familiären Bereich ein verbindender Pfad. Jeder Schritt tut gut.Positiv war auch der Lerneffekt aus der Staatsdienst-Episode. Ich verstehe bis heute, für mich Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, was mir viel Ärger und Energie spart. Ein unkompliziertes „natürliches“ Denken und Handeln brachten wieder Freude. Meine Mutter riet mir treffend: „Mit Jammern ist noch nie etwas besser geworden!“ Es war die Schutzwürdigkeit meiner Heimat, die mich aus der Lethargie befreite. Über viele Jahre hatte ich auf mehreren Ebenen kommunalpolitische Verantwortung mitgetragen. Doch mein Herz schlägt seit jeher für die Natur, ich bin ein Teil davon und habe auch keine Angst vor ihr. Die Naturkräfte und Gewalten, Sturm und Blitz haben weit weniger Menschen zu Tode gebracht als die Machtbesessenen, Religionsfanatiker und Kriegstreiber, vor denen man sich wirklich fürchten kann. Statt die direkte Konfrontation zu suchen, machte ich lieber einen Umweg, auf dem ich Gleichgesinnte treffe und manchen guten Rat erhalte. Das Ziel, die Natur zu schützen, hatte ich nie aus den Augen verloren. Dies war letztlich die Triebfeder für meine Ausbildung zum „staatlich anerkannten Kräuterpädagogen“. Ich bin stolz auf mein Zertifikat und sehe es als meine Verpflichtung an, mein Wissen mit Freude an all jene Mitmenschen weiterzugeben, die dies wünschen. Dabei habe ich meinen Schwerpunkt auf die Erwachsenenbildung gelegt. Nicht nur die theoretische, sondern auch die praktische Anwendung von Erlerntem soll das Spektrum weiten. Ich stelle über 170 verschiedene Produkte her und biete bei Führungen, Seminaren und Vorträgen auch Verkostungen an. Verkaufen werde ich auch künftig nicht, denn ich ärgere mich nicht mit Behörden und Preisfeilschern herum. Über die Herstellung und Zubereitung mache ich kein Geheimnis. Der vom Landkreis Miesbach verliehene Umweltpreis sollte mich in meiner Überzeugung bestärken, mich auf dem „richtigen Weg“ zu befinden. Für Natur und Umwelt einzutreten, ist gewiss nicht leicht, aber viel leichter als man sich das vorstellt. Meine Erholungsphasen am Taubenberg, an der Mangfall, am Farn- und Heiterbach, an der Sonnleiten und in der Kräuterwerkstatt geben mir viel Kraft und Stärkung. Hier kann ich mich auf meine Talente, zu zeichnen, mit der Feder zu schreiben und auf meiner kleinen Zither zu spielen, besinnen. Auch ohne Notenkenntnisse lasse ich einige Lieder und Harmonien, aus dem Gehör gespielt, anklingen. Wenn entlang der stillen Wege an Bach, Fluss und Quelle vom tiefen Rauschen über das rhythmische Tropfen bis hin zum Murmeln und Plätschern stille Wassermelodien erklingen, dann spricht die Natur mit Dir und mir. Der Wasserstimmenchor lädt zum Mitsummen ein. Jetzt habe ich verraten, dass ich ein echter Romantiker bin! Stimmungen, Schwingungen und wachsende Zufriedenheit werden beim Blick in die Zukunft zu gedanklichen Wegbegleitern. Zukunftsängste können das Wohlbefinden gewaltig mindern. In meiner „Naturwelt“ habe ich gespürt, wie die Ängste kleiner werden – selbst die Angst vor dem Tod habe ich verloren. Hätte mir das jemand vor vielen Jahren prophezeit, ich hätte es niemals geglaubt. Seit einigen Jahren ist die Kräuterwerkstatt zum wichtigen Wegweiser geworden. Sie ist mein Reich, meine Stätte der Geborgenheit, Zuflucht und Rückzugsmöglichkeit. Hier kann ich nach Belieben Weine und Liköre, Heiltees, Essig und Kräuteröle, Marmeladen und Gelees, Räucherzeug und Kräuterauszüge herstellen oder Kochkurse und Seminare abhalten. All diese Aktivitäten lassen die Anstrengungen vergessen, die der mit eigenen Händen geschaffene Bau erforderte. Das Dach der Kräuterwerkstatt schützt nicht nur vor Wind, Schnee, Eis und Regen, sondern alles, was es zu bewahren gilt: die Gedanken, das aktive Handeln, die guten Absichten zum Erhalt unserer Natur, ein besseres Verstehen und Begreifen. Auch mein Mitgestalten und Mitwirken als Protagonist für die Sendung Gesundheit! im Bayerischen Fernsehen ist für mich eine große Herausforderung. Auf diese Weise kann ich mein Wissen auch an die Zuschauer weitergeben und naturbewusstes Verhalten vorleben.Auf meiner Zeitreise sind mir zahlreiche Warnhinweise, Einschränkungen und Beschreibungen untergekommen. Umsicht gab mir Sicherheit, Rücksicht brachte mir Verständnis, Vorsicht bewahrte und schützte mich, Nachsicht lehrte mich verzeihen, Voraussicht trieb mich an und die Zuversicht wartete auf mich. Heute fühle ich mich frisch, nicht alt. Das Alter kann warten, denn ich weiß schon, was ich morgen tun möchte. Es lebe die Vorfreude! Euer Kräuterwastl
Leben im Einklang mit der Natur Wenn ich, der Viellechner Wastl, ein alter weißhaariger Mann, mich auf meine Bank an der Mangfall setze und ausruhe, lasse ich gerne die Gedanken kreisen. Dabei denke ich auch immer wieder an den Weg zurück, den ich bereits hinter mir habe. Ist meine Stimmung gut, leben sogar die schönen Kindheitserinnerungen noch einmal auf. Wenn ich mich mit meiner Körperfülle so sehe und daran erinnere, dass mich die Volksschule in Neukirchen wegen Unterernährung erst ein Jahr später aufgenommen hat, kann ich mir ein stilles Lächeln nicht verkneifen. Zuhause kannten wir den Überfluss nicht, sparsam ging es zu. Die Selbstversorgung spielte für das Überleben eine wichtige Rolle. Meine Mutter Rosa zeigte mir schon im Frühjahr, was man aus der Natur ernten und wie man ein Essen daraus machen kann. Weil sie arbeitete und oft krank war, musste ich ihr schon als Kind in der Küche helfen. Ich lernte viel und war stolz darauf, zum Beispiel aus Kartoffeln, Zwiebeln, Wilder Möhre und Kräutern eine Suppe zubereiten zu können. Diesen Stolz und auch die Freude habe ich mir bis heute bewahren können. Ich koche leidenschaftlich gerne. Einfache und natürliche Speisen haben es mir angetan! Von Kunst- oder Show-Kochen halte ich gar nichts. Wenn mir die leeren Teller nach dem Essen sagen: "Es hat geschmeckt", freue ich mich auf ehrliche Weise.Als einziger Bub in der Volksschulklasse fiel für mich der Werkunterricht aus. Stattdessen musste ich in der Mädchenhandarbeit Stricken, Sticken und Nähen lernen. In der Miesbacher Oberrealschule blies mir der raue Wind schon manchmal kräftig ins Gesicht. Auch damals gab es Wohlbetuchte und solche mit einfacher Kleidung. Ich hatte jedoch das Glück, mit Dr. Franz Mulzer einen hervorragenden Biologielehrer zu haben. Sein Wissen faszinierte mich, ich passte auf, machte die Hausaufgaben und bekam eine Eins. Eine wichtige Weiche für meine Zukunft war gestellt. Wenn ich bei meinen Streifzügen durch Wiesen und Wälder Ausschau hielt, begegnete mir oft mein Nachbar, der Lehner Franzl, ein angesehener Heilkundiger.Bereitwillig erklärte er mir Bäume, Kräuter und Heilpflanzen und berichtete über deren Verwendung. Vieles habe ich erst heute richtig begriffen. Bei unterschiedlichen Krankheiten konnte der Franzl mittels der Natur und altem Wissen helfen. Ich passte auf und lernte. Bald reifte in mir der Wunsch, Förster zu werden. Ich konnte den ersten Ferientag kaum erwarten, um beim Forstamt Gotzing als kleiner Holzknecht, wie man damals sagte, zu arbeiten. Dank der nachhaltigen Eindrücke hat sich meine Verbindung zur Natur noch intensiviert. Ich habe den Baum als ein Lebewesen schätzen gelernt, das Mutter Erde geschaffen hat und dem Menschen überlegen ist. Oder schafft es der Mensch vielleicht, den genialen Wasserkreislauf von der Wurzel bis zur Blattspitze flächendeckend in sein hochtechnisiertes System zu übertragen? Der einzigartige Geruch des Waldes - das gefällte Holz, wenn es in der Sonne trocknete; das Vollaroma der Tanne zur Advent- und Weihnachtszeit - faszinierte mich. Und auch auf meinen Lohn von damals 1,71 DM war ich stolz. Als mein Vater meinte, dass ich als Förster oft versetzt würde und gewiss nicht in Gotzing bliebe, änderte ich meinen Entschluss und wechselte nach dem Schulabschluss in das Metallhandwerk. Die Berufsausbildung zum Installateur, Spengler und Heizungsbauer schloss ich mit sehr gutem Erfolg ab. Doch dann sorgte das Gespenst einer nicht gekannten Rezession für Unsicherheit. Beim Gedanken an Familie und Kinder strebte ich Sicherheit und Stabilität für die Zukunft an. Deshalb nahm ich beim Freistaat Bayern eine Stelle im sicherheitsrelevanten Bereich an und setzte dort mein handwerkliches und technisches Wissen erfolgreich um. Meine Dienstzeit wurde leider durch schwache Entscheidungsträger, überspürbare parteipolitische Einflussnahme und unverständlichem Bürokratismus getrübt. Das natürliche Menschsein ging im Behördensystem allzu oft unter. Glücklicherweise hatte ich zum A
Erscheint lt. Verlag | 15.10.2020 |
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Zusatzinfo | Fotografien, Herbarium und Illustrationen von Sebastian Viellechner |
Verlagsort | Weyarn |
Sprache | deutsch |
Maße | 165 x 235 mm |
Gewicht | 400 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Natur / Ökologie | |
Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Naturführer | |
Schlagworte | Bayerisches Fernsehen • Blüten • Bräuche • Ernährung • Gesunde Ernährung; Ratgeber • gesunde Kost • Gesundheit • Gesundheit! • Gesundheit; Ratgeber • Herbarium • Kochen/Kochbuch; Gewürz-/Kräuterküche • Kochen/Kochbuch; Gewürzküche/Kräuterküche • Kosmetik • Kräuter • Kräuterküche • Kräuterkunde • Kräuterpädagoge • Kräuterwastl • Lebensweisheiten • Likör • Naturführer • Pflanzen • Philosophie • Räuchern • Rezepte • Wildkräuter • Wildpflanzenrezepte |
ISBN-10 | 3-9814605-6-1 / 3981460561 |
ISBN-13 | 978-3-9814605-6-8 / 9783981460568 |
Zustand | Neuware |
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