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Der Wissenschaftswahn (eBook)

Warum der Materialismus ausgedient hat
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
500 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-41621-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Wissenschaftswahn -  Rupert Sheldrake
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Rupert Sheldrake hat mit dem 'Wissenschaftswahn' ein Standardwerk geschaffen - eine schlagkräftige Antwort auf den 'Gotteswahn' von Richard Dawkins. Der berühmte Biologe zeigt anhand von zehn 'Dogmen', dass die meisten Forscher an Vorstellungen festhalten, die vollkommen überholt und eindeutig widerlegbar sind. Er fordert ein neues und grenzüberschreitendes Denken und plädiert für mehr Offenheit und Neugier in den Naturwissenschaften. Aktualisierte Taschenbuchneuausgabe eines der Hauptwerke des großen Visionärs. Die 10 Dogmen der Naturwissenschaften: 1. Alles ist mechanischer Natur. 2. Materie besitzt grundsätzlich kein Bewusstsein. 3. Die Gesamtheit von Materie und Energie ist immer gleich. 4. Die Naturgesetze stehen ein für alle Mal fest. 5. Die Natur kennt keine Absichten. 6. Biologische Vererbung ist ausschließlich materieller Natur. 7. Der Geist, unser Denken und Fühlen, sitzt im Kopf. 8. Erinnerungen sind materielle Spuren im Gehirn. 9. Unerklärliche Phänomene wie Telepathie sind reine Einbildung. 10. Mechanische Medizin ist die einzig wirksame Medizin. Das materislistische Welt ist obsolet geworden. Nüchtern, sachlich und ohne jede Esoterik zeigt hier ein Naturwissenschaftler, wie fadenscheinig und oberflächlich die Argumente der Vertreter eines reinen Materialsmus geworden sind. sheldrake fodert einen Neuanfang in Philosophie und Wissenschaft, der überfällig ist und Wissenschaft und Spiritualität auf die Dauer zusammenführen wird.

Der Biologe und Bestsellerautor Rupert Sheldrake gehört zu den Vorreitern eines neuen ganzheitlichen Weltbildes, das Naturwissenschaft und Spiritualität miteinander verbindet. Bekannt geworden ist er durch seine Theorie der morphogenetischen Felder. Seine Theorie der morphogenetischen Felder entwirft die Vision eines lebenden, sich entwickelnden Universums, das über eine eigene Form von Gedächtnis verfügt.Rupert Sheldrake hält weltweit Vorträge und ist Autor internationaler Bestseller wie Das Gedächtnis der Natur, Der siebte Sinn der Tiere und Der Wissenschaftswahn.  

Der Biologe und Bestsellerautor Rupert Sheldrake gehört zu den Vorreitern eines neuen ganzheitlichen Weltbildes, das Naturwissenschaft und Spiritualität miteinander verbindet. Bekannt geworden ist er durch seine Theorie der morphogenetischen Felder. Seine Theorie der morphogenetischen Felder entwirft die Vision eines lebenden, sich entwickelnden Universums, das über eine eigene Form von Gedächtnis verfügt.Rupert Sheldrake hält weltweit Vorträge und ist Autor internationaler Bestseller wie Das Gedächtnis der Natur, Der siebte Sinn der Tiere und Der Wissenschaftswahn.  

Vom lebendigen Organismus zur biologischen Maschine


Das Bild von der mechanischen Natur entstand im Europa des siebzehnten Jahrhunderts in einer Zeit verheerender Religionskriege. Das Ansprechende an der mathematisch formulierten Physik lag auch darin, dass sie anscheinend aus allen strittigen Glaubensfragen herausführen konnte, weil sie ewige Wahrheiten offenbarte. Die Pioniere der mechanistischen Naturwissenschaft sagten sich, sie seien auf dem Weg zu einem neuen Verständnis der Beziehung zwischen Natur und Gott, wobei sich der Mensch einer gottgleichen mathematischen Allwissenheit annähere, die ihn über die Beschränkungen des menschlichen Geistes und Körpers erheben würde. Galilei drückte es so aus:

Wenn Gott die Welt hervorbringt, so bringt er einen durch und durch mathematischen Bau hervor, der den Gesetzen der Zahl, der geometrischen Figur und der quantitativen Funktion gehorcht. Die Natur ist ein verkörpertes mathematisches System.[50]

Es gab da jedoch ein beachtliches Problem: Unsere Erfahrung ist größtenteils nichtmathematischer Art. Wir schmecken Speisen, ärgern uns, freuen uns an der Schönheit der Blumen, lachen über Witze. Um das Primat der Mathematik durchzusetzen, mussten Galilei und seine Nachfolger zwischen mathematisch erfassbaren »primären Qualitäten« wie Bewegung, Größe und Gewicht und rein subjektiven »sekundären Qualitäten« wie Farbe und Geruch unterscheiden.[51] Die reale Welt sahen sie als objektiv, quantifizierbar und mathematisch. Persönliche Erfahrung war dagegen subjektiv, das Reich der Meinungen und Einbildungen, nicht zur Wissenschaft gehörig.

Der Hauptvertreter der mechanischen oder mechanistischen Naturphilosophie war René Descartes. Sie offenbarte sich ihm am 10. November 1619 in einer Vision, als er »von Begeisterung erfüllt war und der Grundlagen einer wunderbaren Wissenschaft teilhaftig wurde«.[52] Er sah das gesamte Universum als ein mathematisches System, und danach erschien ihm der Äther als gewaltige Wirbel von feinstofflicher Materie, die die Planeten entlang ihrer Kreisbahnen trugen.

Descartes führte die Mechanismusmetapher viel weiter als Kepler und Galilei und dehnte sie auf das Reich des Lebendigen aus. Besonders faszinierten ihn die sinnreich erdachten Maschinen seiner Zeit, etwa Uhren, Webstühle und Pumpen. In seiner Jugend hatte er mechanische Modelle für Szenen aus dem Tierreich ersonnen, etwa einen Fasan, dem ein Spaniel nachstellte. Kepler hatte das neue Maschinenbewusstsein auf den Kosmos projiziert, und Descartes projizierte es nun auf die Tierwelt. Auch Tiere funktionierten demnach wie Uhrwerke.[53] Der Herzschlag eines Hundes, seine Verdauung und Atmung waren programmierte Mechanismen. Die gleichen Prinzipien galten schließlich auch für den Körper des Menschen.

Descartes nahm Vivisektionen an Hunden vor, um ihr Herz zu studieren, und er berichtete von seinen Beobachtungen, als könnte der Leser geneigt sein, die Experimente nachzumachen. »Wenn man bei einem lebenden Hund das verjüngte Ende des Herzens abschneidet und einen Finger in eine der Kammern einführt, spürt man ganz deutlich, wie das Herz immer dann, wenn es sich verkürzt, auf den Finger drückt, und wie der Druck nachlässt, wenn es in die Länge geht.«[54]

Er untermauerte seine Beweisführung mit einem Gedankenexperiment. Man stelle sich, sagte er, von Menschen gemachte Automaten vor, welche die Bewegungen von Tieren nachahmen können. Mit genügend Kunstfertigkeit würde man diese Automaten so konstruieren können, dass sie nicht mehr von echten Tieren zu unterscheiden sind:

Wenn solche Maschinen die Organe und äußere Gestalt eines Affen oder irgendeines anderen vernunftlosen Tiers besäßen, würde für uns nicht zu erkennen sein, dass sie nicht ebendieselbe Natur besitzen wie diese Tiere.[55]

Mit solchen Argumenten schuf Descartes die Grundlagen der mechanistischen Biologie und Medizin, die bis heute Schulmeinung sind. Allerdings leuchtete die Maschinentheorie des Lebens den Menschen des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts längst nicht so leicht ein wie die Maschinentheorie des Universums. Vor allem in England wurde die Vorstellung von Tier-Maschinen eher als schrullig angesehen.[56] Descartes’ Lehre schien Gewalt gegen Tiere, sogar Vivisektion zu rechtfertigen; es hieß, man könne seine Anhänger daran erkennen, dass sie ihre Hunde mit Fußtritten bedachten.[57]

Der Philosoph Daniel Dennett fasst zusammen:

Descartes … vertrat die Auffassung, Tiere seien in Wirklichkeit einfach sehr kunstvoll gearbeitete Maschinen … Einzig der nichtmechanische und nichtstoffliche Geist machte aus seiner Sicht den Menschen (und nur den Menschen) intelligent und bewusst. Das war eigentlich eine sehr subtile Sicht der Dinge, der heutige Zoologen ohne Weiteres in großen Teilen zustimmen würden, aber für Descartes’ Zeitgenossen war sie zu revolutionär.[58]

Für uns ist die Maschinentheorie des Lebens heute etwas so Normales, dass wir kaum erfassen können, wie radikal Descartes mit der Tradition brach. Die Theorien seiner Zeit setzten als selbstverständlich voraus, dass Organismen lebendig sind, Lebewesen mit einer eigenen Seele. Die Seele war die Bestimmung eines lebendigen Organismus und stattete ihn mit Kräften der Selbstorganisation aus. Vom Mittelalter bis ins siebzehnte Jahrhundert folgte die allgemein akzeptierte und an den Hochschulen Europas gelehrte Theorie des Lebens Aristoteles und seinem wichtigsten christlichen Interpreten, Thomas von Aquin (ca. 1225 – 1274). Für ihn galt, dass die Materie der Pflanzen und Tiere von ihrer Seele geformt wurde. Die Seele war die prägende Gestalt des Leibes.[59] Sie wirkte wie eine unsichtbare Hohlform, in welche die Pflanze oder das Tier gleichsam hineinwuchs, um in ihr schließlich seine ausgewachsene Form zu finden.[60]

Die Seelen der Pflanzen und Tiere wurden als natürlich und nicht als übernatürlich angesehen. Nach der klassischen griechischen und ebenso in der mittelalterlichen Philosophie besaßen sogar Magnete eine Seele, und das finden wir auch in William Gilberts Theorie des Magnetismus wieder.[61] Ihre Seele, von der sie durchdrungen und umgeben waren, verlieh ihnen die Kraft der Anziehung und Abstoßung. Erhitzte man einen Magneten, sodass er seine magnetischen Eigenschaften verlor, dann war es, als hätte ihn die Seele verlassen, wie sie den Körper eines sterbenden Tiers verlässt. Heute sprechen wir von Magnetfeldern. So gut wie überall sind Felder an die Stelle der Seele der klassischen und mittelalterlichen Philosophie getreten.[62]

Vor der mechanistischen Revolution existierten drei Betrachtungsebenen, die der Körper, der Seelen und der Geister. Körper und Seelen gehörten zur Natur. Geister waren immateriell, konnten jedoch durch die Seelen verkörperter Wesen mit diesen Umgang haben. In der christlichen Theologie galt, dass der menschliche Geist, die »rationale Seele«, für den Geist Gottes empfänglich war.[63]

Nach der mechanistischen Revolution gab es nur noch zwei Betrachtungsebenen: Körper und Geist. Die Seele wurde aus der Natur entfernt, und es blieb nur noch die »rationale Seele«, das heißt der Geist des Menschen. Die Abschaffung der Seele führte zur Trennung des Menschen von allen Tieren, die zu unbelebten Maschinen wurden. Die »rationale Seele« des Menschen war wie ein immaterieller Geist in der Maschine des Körpers.

Aber wie sollte die rationale Seele mit dem Gehirn zusammenarbeiten? Nach Descartes’ Spekulation war die Zirbeldrüse die Kontaktstelle.[64] Er dachte sich die Seele als kleinen Mann in der Zirbeldrüse, der das Röhrensystem des Gehirns regulierte. Descartes sah Nerven als so etwas wie Wasserleitungen, die Flüssigkeitsräume des Gehirns als Speichertanks, die Muskeln als Federn, die Atmung als so etwas wie die Bewegungen einer Uhr. Die Organe des Körpers waren wie die Automaten in den Wassergärten jener Zeit, und das immaterielle Männchen in der Zirbeldrüse versah den Dienst des Brunnenmeisters:

Äußere Gegenstände, die durch ihr bloßes Vorhandensein die Sinnesorgane anregen … sind wie in die Grotten dieser Springbrunnen eintretende Besucher, die unwissentlich die vor ihren Augen ablaufenden Bewegungen auslösen. Sie können nämlich nicht eintreten, ohne auf bestimmte Fliesen zu treten, die so eingerichtet sind, dass, wenn sie beispielsweise an eine badende Diana herantreten, diese veranlasst wird, sich im Schilf zu verbergen. Und wenn schließlich eine rationale Seele in dieser Maschine gegenwärtig ist, wird sie ihren Hauptsitz im Gehirn haben und dort walten wie der Brunnenmeister, der ja bei den Vorratsbehältern sein muss, zu denen die Leitungen der Brunnen zurückführen, wenn er denn deren Bewegungen in Gang setzen oder beenden oder in irgendeiner Weise ändern möchte.[65]

Im letzten Schritt der mechanistischen Revolution wurden die verbliebenen zwei Betrachtungsebenen auf eine reduziert. Statt der Dualität von Materie und Geist gab es jetzt nur noch Materie. Das ist die Philosophie des Materialismus, die seit der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts das naturwissenschaftliche Denken beherrscht. Die meisten Wissenschaftler blieben jedoch trotz ihres öffentlichen Bekenntnisses zum Materialismus Dualisten und bedienten sich weiterhin dualistischer Metaphern.

Der kleine Mann im Gehirn, Homunkulus genannt,...

Erscheint lt. Verlag 3.9.2012
Übersetzer Jochen Lehner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte Bewusstsein • Das Gedächtnis der Natur • ganzheitliches Weltbild • Gehirn • Gehirnforschung • Geist • Gott und die Naturwissenschaften • holistische Wissenschaft • Materialismus • Materialismus Kritik • materialistisches Weltbild • Morphogenetische Felder • Naturwissenschaft • Naturwissenschaft und Spiritualität • philosophische Bücher • Religion und Philosophie • Religion und Wissenschaft • Sachbuch Philosophie • Sheldrake • Spiritualität • spiritualität bücher • Spiritualität ohne Religion • spirituelle Bücher • Universum • Wissenschaft • wissenschaft buch • Wissenschaft Menschheit • Wissenschaft und Spiritualität
ISBN-10 3-426-41621-2 / 3426416212
ISBN-13 978-3-426-41621-1 / 9783426416211
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