Das Schnarchbuch (eBook)
192 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-44901-5 (ISBN)
Dr. Peter Spork, geboren 1965 in Frankfurt am Main, Studium der Biologie, Anthropologie und Psychologie in Marburg und Hamburg. 1995 Promotion in Hamburg (Bereich Neurobiologie/Biokybernetik). Seit 1991 freiberuflicher Wissenschaftsjournalist (unter anderem für «Die Zeit», «Geo Wissen», «FAZ», «NZZ», «Süddeutsche Zeitung», «bild der wissenschaft») und viel eingeladener Redner bei Firmenkongressen und ärztlichen Fachtagungen. Im Rowohlt-Verlag publizierte er unter anderem die Bücher «Das Uhrwerk der Natur», «Das Schlafbuch» und «Der zweite Code». Sein neuestes Buch heißt «Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft». Sporks Bücher wurden bisher in neun Sprachen übersetzt.
Dr. Peter Spork, geboren 1965 in Frankfurt am Main, Studium der Biologie, Anthropologie und Psychologie in Marburg und Hamburg. 1995 Promotion in Hamburg (Bereich Neurobiologie/Biokybernetik). Seit 1991 freiberuflicher Wissenschaftsjournalist (unter anderem für «Die Zeit», «Geo Wissen», «FAZ», «NZZ», «Süddeutsche Zeitung», «bild der wissenschaft») und viel eingeladener Redner bei Firmenkongressen und ärztlichen Fachtagungen. Im Rowohlt-Verlag publizierte er unter anderem die Bücher «Das Uhrwerk der Natur», «Das Schlafbuch» und «Der zweite Code». Sein neuestes Buch heißt «Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft». Sporks Bücher wurden bisher in neun Sprachen übersetzt.
Was soll die Sägerei?
Wissenswertes rund ums Schnarchen
Ein Drittel seiner Zeit verbringt der Mensch im Schlaf – am liebsten ungestört. Warum lässt es die Natur dann zu, dass die Hälfte aller Männer schnarcht, die einen oft und laut, die anderen leise und gelegentlich, manche mit gefährlichen Atempausen, manche harmlos, fast gemütlich schnorchelnd?
Sehr wahrscheinlich passierte es irgendwo in Afrika, vor rund hunderttausend Jahren: Satt, müde und zufrieden legte einer der ersten Menschen den Faustkeil beiseite. Das Mammut war zerlegt, die schmackhaftesten Fleischfetzen waren verschlungen. Doch der Mensch war zu faul, um zur Schlafhöhle zurückzukehren, und beging einen fatalen Fehler: Er bettete sich in den Schatten des Busches, der gut hundert Meter vom Kadaver des zotteligen Urviechs entfernt wuchs, und schlief ein. Das verwesende Mammut lockte zahlreiche Tiere an – auch gefährliche. Einige wurden nicht satt. Und es passierte, was passieren musste: «Hä chrrrrr, hä chrrrrr, hä chrrrrr», schnarchte der Jäger. Er hatte keine Chance.
So könnte es gewesen sein, als der erste Mensch Opfer seines Schnarchens wurde. Er ist auf jeden Fall nicht der Einzige geblieben: Überraschte Liebhaber, aufgespürte Flüchtlinge, erschossene Soldaten folgten – wie viele es insgesamt waren, weiß niemand. Im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg um 1780 mussten schlafende Soldaten Uniformen tragen, auf deren Rückenseite Kanonenkugeln eingenäht waren. Dadurch konnten sich die Kämpfer nicht auf den Rücken drehen. Sie schnarchten seltener und verrieten sich weniger leicht dem Feind.
Bis heute wird das Einnähen von Gegenständen in den Schlafanzug als probates Antischnarch-Mittel empfohlen. Allerdings sind eher zivile «Projektile» wie Tennis- oder Golfbälle angesagt. Wer dann Stunden wach liegt, weil er auf der Seite einfach nicht einschlafen kann, schließlich trotz Tennisball in Rückenlage vor sich hin schnarcht und am Morgen mit heftigen Kreuzschmerzen aufwacht, stellt sich vermutlich eine Frage, auf deren Antwort schon Millionen vor ihm vergeblich warteten: Warum schnarcht der Mensch? Auch die Sippe des gefressenen Jägers wird fassungslos nach dem Sinn der Sägerei gefahndet haben und die übermüdete Partnerin meines Hotelzimmernachbarn im letzten Urlaub sowieso.
Warum lässt die Natur die erbärmliche Sägerei bloß zu? Auf diese Frage gibt es keine befriedigende Antwort. Dem Schnarcher muss der Hinweis genügen, dass seine nächtliche Ruhestörung auf eine Fehlfunktion der Atemwege zurückgeht, die offenbar nicht gefährlich genug ist, um von der Evolution ausgemerzt worden zu sein.
Schnarch-Tabus.
Schweigen über den Krach
Gibt es dem schnorchelnden Geräusch wenigstens etwas Positives abzugewinnen? «Männer müssen schnarchen, weil sie ihre Frauen vor den wilden Tieren beschützen müssen», rechtfertigt sich der Verpackungsdesigner Julius Armbrust gegen Ende des Erfolgsfilms «Männer». Manch einer findet die Sägerei gemütlich. Und tatsächlich sollen einige Kinder besser schlafen, wenn sie ihre Eltern schnarchen hören. Doch wiegt das schwerer als das Schicksal Abertausender gequälter Menschen?
Ein Drittel seiner Zeit verbringt der Mensch im Schlaf. Am liebsten ist er dabei ungestört. Doch muss er sich meist taub stellen: Gut 50 Prozent aller älteren Männer und Frauen schnarchen, schätzen Experten. Betrachtet man alle Erwachsenen, vibriert bei einem Drittel nachts der Rachen. Und doch wird über die Schlafgeräusche oft geschwiegen. «Schnarchen war lange Zeit ein Tabu», beklagt Dr. Josef Wirth, Schlafmediziner in Alfeld, der einiges dafür getan hat, dass die Schnarcherei aus der Unpopularität herausfand: Er gründete im Februar 2000 das erste Schnarchmuseum der Welt, und seit 1993 betreut er eine der ersten Selbsthilfegruppen für Extremschnarcher in Deutschland.
Schnarchlautstärken im Vergleich
0 dB | Hörschwelle |
10 dB | leises Rauschen schwaches Atmen |
20 dB | Flüstern normales Atmen |
30 dB | schwacher Verkehr schweres Atmen, Keuchen |
40 dB | normales Gespräch Übergang zum Schnarchen |
50 dB | normale Musik störendes Schnarchen |
60 dB | laute Musik Sie schlafen nur noch alleine |
70 dB | starker Verkehr Man tuschelt im Viertel über Sie |
80 dB | laute Schreie Sogar die Nachbarn schicken Sie zum Arzt |
90 dB | lautes Autohupen Im Schlaflabor läuft das Personal zusammen |
100 dB | ungedämpftes Motorrad Glückwunsch: Sie haben alle bisherigen Schnarchrekorde gebrochen |
120 dB | Presslufthammer in 1 m Abstand |
130 dB | Schmerzschwelle |
Rekorde.
Schnarchen, so laut wie eine Autobahn
Wundern Sie sich nicht, wenn Ihre Nachbarn Sie nach einer durchschnarchten Nacht erbost anschauen. Es kann durchaus sein, dass Sie ihnen den Schlaf geraubt haben. «Manche Schnarcher sind noch etliche Zimmer entfernt durch alle Wände hindurch zu hören», berichtet Dr. Hans-Werner Gessmann vom PIB Schlafmedizinischen Zentrum in Duisburg. Da das Mikrophon im Schlaflabor, das die Schnarchlaute registriert, oft direkt auf dem Kehlkopf platziert werde, kämen gelegentlich Spitzenlautstärken von knapp unter 100 Dezibel (dB) vor. Zum Vergleich: So laut ist Autohupen, ein ungedämpftes Motorrad oder eine stark befahrene Autobahn. Hat Ihnen schon jemals jemand vorgeschlagen, auf der A2 Hannover – Dortmund zu übernachten?
Für vergleichende Analysen eignet sich allerdings nur die Messung aus einem Meter Entfernung. Im Archiv des Guinness-Verlags ist als lautester wissenschaftlich korrekt ermittelter Schnarcher Kåre Walkert aus dem schwedischen Kumala verzeichnet. Der arme Zeitgenosse quälte seine Mitmenschen mit Schnarchern, die bis zu 93 dB laut waren. Der Schlafmediziner und HNO-Arzt Dr. Jürgen Schäfer schreibt allerdings: «Bei Geräuschen im Anschluss an obstruktive Apnoen haben wir Pegel bis zu 94 dB gemessen.»
Schäfer ermittelte in einer Studie mit 31 Patienten übrigens auch die Lautstärke, bei der normales Atmen in Schnarchen übergeht: die Schnarchschwelle. Sie liege «praktisch immer bei einem Schallpegel zwischen 40 und 45 dB». Diese Lautstärke entspricht einem normalen menschlichen Gespräch.
Das Schnarchtabu mag der Hauptgrund sein, warum über das Phänomen so wenig bekannt ist. Erst seit wenigen Jahren spricht sich beispielsweise herum, dass Schnarchen gefährlich werden kann. Bei heftigen Schnarchern stockt gelegentlich der Atem. Sie bekommen manchmal minutenlang keine Luft. Ihr Blutdruck steigt bedrohlich. Die Schlafzentren in ihrem Gehirn lösen eine unbewusste Aufwachreaktion aus. Tagsüber sind sie völlig übermüdet, können sich kaum konzentrieren, neigen zu Depressionen oder Impotenz und schlafen bei jedweder Gelegenheit hemmungslos ein.
Es wundert kaum, dass die Lebenserwartung solcher Menschen verringert ist, dass sie leichter als andere einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt bekommen. Was aber wundert: Trotz derart massiver Symptome wurde die zugrunde liegende Krankheit erst im Jahre 1965 entdeckt: Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, kurz OSAS genannt.
Erfreulich.
Fortschritte bei der Schnarchtherapie
Seit der Entdeckung von OSAS werden die Patientinnen und Patienten immer besser behandelt, das Übel wird immer öfter an der Wurzel gepackt. Mit Überdruckmasken, die auf der Nase sitzen und nachts für freie Atemwege sorgen, gibt es sogar eine effektive Therapie. Und doch wissen viel zu wenig Ärzte gut über Symptome und Gefahren heftigen Schnarchens Bescheid. Sie haben es nie gelernt, denn deutsche Medizinstudenten müssen erst seit 1993 im Examen Fragen zur Schlafapnoe beantworten. Vor dieser Zeit dürften sich nur wenige mit dem Problem beschäftigt haben. Und so denken noch immer nicht alle Hausärzte sofort ans Schnarchen, wenn Menschen über die einschlägigen Krankheitszeichen klagen.
Doch das Umdenken in Sachen Schnarchen hat begonnen: 1995 gab es in Deutschland gerade 100 Schlaflabors, die die anspruchsvollen Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2011 |
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Illustrationen | Gerda Raichle |
Zusatzinfo | Mit 6 s/w Ill. |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Nachtruhe • Schlafen • Schlaflosigkeit • Schnarchtherapie |
ISBN-10 | 3-644-44901-5 / 3644449015 |
ISBN-13 | 978-3-644-44901-5 / 9783644449015 |
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