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Übergewicht als Politikum? (eBook)

Normative Überlegungen zur Ernährungspolitik Renate Künasts
eBook Download: PDF
2008 | 2008
117 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90976-9 (ISBN)

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Übergewicht als Politikum? - Felissa Mühlich
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Übergewicht wird politisiert. Es wird als Problem im politischen Raum kommuniziert und mit der Erwartung verknüpft, die Politik könne ihm zu Leibe rücken. In Deutschland hatte Renate Künast einen wesentlichen Anteil an dieser Politisierung. Sie hat das Thema unter Stichworten wie Chancengleichheit und
Kostenentwicklung im Gesundheitswesen zum Gegenstand koordinierten staatlichen Handelns und auch moralischer Appelle gemacht. Sollte das unter normativen Gesichtspunkten aber so sein? Wird so nicht eine genuine Privatangelegenheit, unsere Ernährungsgewohnheiten, ins Licht der Öffentlichkeit
gezerrt und damit vielleicht sogar zur Stigmatisierung übergewichtiger Menschen beigetragen?
Wenn unsere Ernährungsweise begründet als Teil des Privaten verstanden werden kann, was bedeutet das wiederum für die Politik? Welche Maßnahmen erscheinen dann eher problematisch und welche geboten? Mit diesen Fragen befasst sich Felissa Mühlich.

Felissa Mühlich ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als freie Autorin in Berlin.

Felissa Mühlich ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als freie Autorin in Berlin.

Danksagung 5
Inhaltsverzeichnis 6
Abkürzungsverzeichnis 8
Vorwort 9
1 Einleitung 12
1.1 Problemaufriss: Ist Übergewicht ein Politikum? 12
1.2 Zum Forschungsstand 15
1.3 Fragestellung: Sollte Übergewicht ein Politikum sein? 22
2 Theoretische Aspekte 24
2.1 Privatheit: Drei Verständnisse 24
2.2 Autonomie und Ernährung 45
3 Dokumentenanalyse 51
3.1 Berichte des Ministeriums 52
3.2 Regierungserklärung „Eine neue Ernährungsbewegung für Deutschland“ mit anschließender parlamentarischer Diskussion 58
3.3 Die Dickmacher– Warum die Deutschen immer fetter werden und was wir dagegen tun müssen 67
3.4 Zusammenschau der Ergebnisse 84
4 Diskussion 87
4.1 Wie privat ist die individuelle Ernährungsweise? 87
4.2 Welche der ernährungspolitischen Maßnahmen verletzen dezisionale Privatheit? – Oder: Wird jetzt gegessen, was vom Amt kommt? 92
4.3 Wie plausibel wird die Notwendigkeit für ein politisches Eingreifen in individuelle Ernährungsweisen und damit unter Umständen auch in dezisionale Privatheit begründet? 98
5 Fazit 105
6 Literaturverzeichnis 108
Primärquellen 108
Sekundärliteratur 108

3 Dokumentenanalyse (S. 55-56)

Die sozialwissenschaftliche Dokumentenanalyse wurde aus der Quellenanalyse der Geschichtswissenschaft entwickelt und gehört zu den interpretativen Verfahren. Laut Werner Reh ist die Quellen- und Dokumentenanalyse auch für politikwissenschaftliche Forschung „unverzichtbar" (Reh 1995: 203). Trotzdem wird sie in politikwissenschaftlichen Methodenlehrbüchern eher vernachlässigt. Die Folgen davon sind eine uneinheitliche Terminologie und unterschiedliche, vage Angaben zur Vorgehensweise. Im Allgemeinen wird entsprechend der Fragestellung eine Quellenauswahl getroffen, die alle für die Fragestellung einschlägigen Quellen umfassen sollte.

Diese Quellen werden in ihrer Aussagekraft bewertet, bevor dann die eigentliche sprachliche und inhaltliche Analyse durchgeführt wird (vgl. dazu ebd.). Nach Atteslander gehe es um eine „intensive, persönliche Auseinandersetzung mit dem Dokument, welches in seiner Einmaligkeit möglichst umfassend durchleuchtet und interpretiert wird" (Atteslander 1971: 67, zitiert nach Mayring 1993: 33). Da es mir um eine inhaltliche Aufschlüsselung der Quellen geht, entspricht mein genaueres Vorgehen der Inhaltlichen Strukturierung nach Philipp Mayring (1988), einer Version der dort als „qualitative Inhaltsanalyse" bezeichneten Methode.43 Ziel einer solchen Strukturierung ist es, unter vorher festgelegten Gesichtspunkten „bestimmte Themen, Inhalte, Aspekte aus dem Material herauszufiltern und zusammenzufassen" (Mayring 1988: 82).

Wonach in den Quellen genau gesucht wird, hängt von der Fragestellung ab. In einem ersten Durchgang werden die Fundstellen im Material gekennzeichnet, bei denen das gesuchte Thema angesprochen wird. Dann werden die Fundstellen extrahiert und die Inhalte zusammengefasst. Die aus dem Material herausgearbeiteten Inhalte können dann im breiteren Rahmen der Fragestellung diskutiert und kritisiert werden (ebd.). Als Quellen habe ich regierungsamtliche Veröffentlichungen Renate Künasts und des BMVEL gewählt, sowie das von Renate Künast selbst geschriebene Buch Die Dickmacher. Regierungsamtliche Quellen sind für meine Fragestellung wichtig, da die offizielle Politik und Haltung von Renate Künast als Bun desministerin gegenüber Ernährung und Übergewicht normativ untersucht werden soll.

Da die meisten ernährungspolitischen Publikationen über den aid44 und in Absprache mit diesem erscheinen, bleiben als wichtigste Dokumente die regelmäßigen Ernährungs- und Agrarpolitischen Berichte des Ministeriums und die Regierungserklärung Renate Künasts Eine neue Ernährungsbewegung für Deutschland vom 17.06.2004. Das Buch Die Dickmacher ist keine regierungsamtliche Äußerung, die sonst mit anderen Ressorts oder dem Kabinett hätte abgestimmt werden müssen, sondern wurde von Frau Künast als Privatperson und ohne Arbeitsbeteiligung des Ministeriums veröffentlicht.

Das Dokument ist jedoch für meine Fragestellung auch wichtig, weil Renate Künasts persönliche Ansichten zum Thema Ernährung und Übergewicht dort ausführlich dargestellt werden, die sicherlich ihre Positionen als Ministerin beeinflussen, und das noch in einer publikumswirksamen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglichen Weise. Die drei Materialarten Regierungserklärung, Berichte des BMVEL und Die Dickmacher werde ich zunächst getrennt von einander darstellen und analysieren, damit die jeweiligen Besonderheiten nicht aus dem Blick geraten. Antworten zu den folgende Fragen, die sich auch aus den theoretischen Aspekten herleiten, werde ich aus den Dokumenten herausarbeiten:

1. Wie wird Übergewicht thematisiert und welche Ursachen für Übergewicht und Adipositas werden genannt?
2. In welchen Zusammenhängen taucht „Privatheit" bzw. die Grenze zwischen öffentlich und privat in den Dokumenten im Kontext von Ernährungspolitik direkt oder indirekt auf?
3. In welchem Zusammenhang taucht „Autonomie" direkt oder indirekt auf?
4. Wie wird die Notwendigkeit von politischem Handeln bezüglich der Ernährungsweise und Übergewicht begründet oder abgelehnt?
5. Welche politischen Instrumente sollen zum Einsatz kommen, bzw. wie soll politisches Handeln hier aussehen? Welche politischen Maßnahmen gibt es bereits?

Erscheint lt. Verlag 5.7.2008
Zusatzinfo 117 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Autonomie • Chancengleichheit • Ernährung • Ernährungsbewegung • Gesundheit • Gesundheitswesen • Privatheit
ISBN-10 3-531-90976-2 / 3531909762
ISBN-13 978-3-531-90976-9 / 9783531909769
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