Berichte aus ... (eBook)
166 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6672-2 (ISBN)
Eigefleischter Reisemuffel. Durch die Verehelichung - dem Hausfrieden zuliebe - zu Ausflügen in kulinarisch unsichere Gebiete von seiner Herzensdame verschleppt. Diese Berichte sind die Vergeltung.
... DER TÜRKISCHEN RIVIERA
Januar 2008
Letztes Jahr um die gleiche Zeit, im Januar 2007, waren wir, mit dem Reiseveranstalter BigXtra eine Woche Gäste in Belek an der türkischen Riviera. Im Fünfsternhotel ASTERIA BELLIS verbrachten wir, gastlich aufgenommen und gut verpflegt, zufrieden unsere Ferien. Das wollten wir dieses Jahr wiederholen. Mit dem gleichen Anbieter, aber diesmal auf der anderen Seite von Antalya in Richtung Kemer. Meine Frau beeindruckten die Bilder des Hotels Antedon in Beldibi, ebenso die Beschreibungen im Internet. Also buchten wir für das
AK-KA Ressort Antedon de Luxe in Beldibi
Sie können sich hier schadenfreudig erheitern ...
... oder sich im Antedon grün und blau ärgern ...
Die Hotelanlage
Das Hotelgebäude ist aus edeln Materialien in gefälliger, aber nicht ausgefallener Architektur erbaut. Auf den schönen Schein wird sehr viel Wert gelegt. Während unseres Aufenthalts wurde beispielsweise ein Treppengeländer von drei Vergoldern während mindestens vier Tagen mit echtem Blattgold belegt. Der SPA - Bereich lässt wenig Wünsche offen. Ein Kraftraum, gut bestückt mit den üblichen Foltergeräten, luxuriöses, grosses türkisches Bad, Angebote für Massagen und die anderen gängigen Renovationsprogramme für den schlaffen Wohlstandsbody. Selbstverständlich auch ein Innenpool mit kleiner Tee-Bar, ein Ruheraum und ein Spielsaal mit Tischtennis und Billard.
Eine sehr ansehnliche Anlage, gepflegter und ausgedehnter Aussenbereich, grosszügige Pools, saisonhalber allerdings fast oder ganz ohne Wasser. Der Garten mit der üblichen Bepflanzung, gewissenhaft gewartet.
Die Zimmer und die Rezeption zum Ersten
Das erste Zimmer
Wir kamen um Mitternacht im Hotel an und bezogen das uns zugeteilte Zimmer. Es war mit einem eher kleineren Grandlit bestückt, das Neuverliebte sicher entzückt hätte. Wir Altgedienten ziehen getrennte Betten vor.
Obwohl von der Reise und auch angesichts der späten Stunde müde, wollten wir doch noch schnell duschen. Das war aber weder schnell noch überhaupt möglich. Die Wasserarmatur ist kaputt, Drehknopf und Umschaltknopf fehlen. Der Brausekopf ist mit Grünspan überzogen, der Spülkasten hängt schräg in den Fliessen. Nachts um ein Uhr wollten wir keinen Aufstand mehr veranstalten und so befüllten wir das Brautbett und rangelten um die viel zu schmale Decke.
Wie schon eingangs gelobt: Auf den ersten Blick stimmt alles. Das gilt auch für die Isolation der Zimmer. Die Wände waren absolut blickdicht. Der Schall ist seiner physikalischen Eigenschaften wegen schwerer zu dämmen. Während der ersten Nacht, zusammengedrängt im Brautbett, schnarchte meine Dulcinea doch mit einem Mal eine neue, von ihr niegehörte Melodie. Sie drückte auch die Stimmlage vom vertrauten Mezzosopran runter, sempre piu basso. Eine echte Überraschung, so kurz vor der silbernen Hochzeit. Aber nicht unbedingt ein Genuss. Also bewegte ich mich ein bisschen, und so, wie wir lagen, Fleisch an Fleisch, weckte dies Wallen auch meine Bettgenossin, die wissen wollte, was denn jetzt schon wieder los sei. Da auch sie nicht reden und gleichzeitig schnarchen kann, überkam mich die Erkenntnis, dass das Röhren des Zimmernachbars unser Schlafgemach erfüllte. Anderntags waren wir schon früh bettflüchtig, froh uns wieder in die in vielen Jahren erworbene Form ausdehnen zu können. Wir marschierten zur Rezeption und unterbreiteten unsere Bedürfnisse. Die sichtbar desinteressierte Dame wollte uns mit der Bemerkung abfertigen, die Armatur würde repariert. Wir drängten aber auch auf ein Zweibettzimmer, nochmals und nochmals. Meine Hartnäckigkeit führte immerhin dazu, dass ich einer Antwort gewürdigt wurde, die da lautete: Sie haben ein Doppelzimmer bestellt und bei uns ist ein Doppelzimmer mit Grandlit und nicht mit zwei Einzelbetten. Mit halsstarriger Hartnäckigkeit insistierte ich weiter Richtung getrennte Betten. Nein, das gehe nicht, das Hotel sei voll belegt. Jetzt meldete sich mein Schwyzerknebelgrind und ich verweigerte der Dame das Recht, mich solcherart zu verarschen. Ich wollte wissen, wozu denn bitte, ein Speisesaal gebaut worden sei, der bei vollbesetztem Hotel nicht mal zur Hälfte besetzt sei. Sichtbar entnervt reagiert sie nur noch mit der Botschaft: „Gehen Sie zu Ihrem Reiseleiter...gehen Sie zu Ihrem Reiseleiter...gehen Sie zu Ihrem Reiseleiter.“
Das zweite Zimmer
So vernahmen wir, dass es diesen Job überhaupt gab, und trafen Mustafa Sahin und ein paar Minuten später auch Fräulein Sibel, die Zimmermanagerin. (Wenn wir das richtig verstanden haben.) Die beiden sind perfekt, einzeln und als Team. Freundlich, zuvorkommend, dienstbeflissen unternimmt das liebenswürdige Fräulein Sibel alles, was ihr möglich ist, um die Gäste zufriedenzustellen. Und Herr Sahin, ein ebenso angenehmer Mensch, bemüht um das Wohl seiner Gäste, weiss sich gegenüber dem Hotelpersonal ohne Wenn und Aber durchzusetzen. Innerhalb kaum mehr als fünf Minuten war ein Doppelzimmer auch ein Zweibettzimmer, das wir rund zwei Stunden später, um 11:00 Uhr, bereits beziehen konnten.
Die Duscharmatur funktioniert, das Wasser strömt, der Pegel in der Wanne steigt. Wir eignen uns die Technik der „Lavatio interruptus“ an: Wasser marsch – Stopp – Wanne leerlaufen lassen - Wasser marsch – Stopp – Wanne leerlaufen lassen - Wasser marsch – Stopp – Wanne leerlaufen lassen. Währenddem das Wasser gemächlich im Wannenablauf versickert, bleibt genug Zeit sich gründlich einzuseifen und abzurubbeln. Leichtsinnigerweise unterliessen wir es, dieses Verfahren zu üben, bis wir es blind beherrschten. Somit standen wir wie der berühmte Esel im Tunnel, nachtblind im Badezimmer, als am Morgen, nach der ersten Nacht mit persönlicher Bettdecke, der Schalter für das Licht im Bad kollaborierte. Innerhalb dreier Tage reklamierten wir insgesamt achtmal bei wechselndem Rezeptionspersonal, welches allerdings auf einheitliche Sprachregelung getrimmt, also sprach: „Wird sofort repariert!“ Und von Mal zu Mal wahrnehmbarer wurden mir die fünf Sterne an der Wand über dem Verkünder der Botschaft zum Menetekel. So haben wir denn das Badezimmer genau fünfzig Stunden lang mit der Ständerlampe aus dem Schlafzimmer geteilt, welche uns ein romantisches Ambiente schuf.
Ein weiteres Zimmer
Alles nicht der Rede wert, was uns da so zugestossen ist. Schliesslich blieben wir körperlich wohlauf. Nicht so die Vorarlberger-Familie, Vati, Mutti und ein reizendes zweieinhalbjähriges Töchterchen. In deren Zimmer war die Klimaanlage ausgestiegen. Durchschnittliche Lufttemperatur im Januar 10,6° Celsius. Tags bis 17°, nachts bis nahe am Nullpunkt. Die Kleine weigerte sich, ins Pyjama zu steigen und übernachtete angezogen, inklusive Winterjacke, unter der dünnen Bettdecke. Die Reklamationen der Eltern beim Rezeptionspersonal brachten kein Ergebnis. Die Drei froren vier Tage in ihrem Zimmer, die vierte Nacht verbrachten sie, alle drei zusammen, im Spital von Antalya. Die Kleine hatte hohes Fieber, Nase zu, Ohren entzündet. Sie wurde mit Antibiotika behandelt, gegen Barzahlung. Die Medikamente wirkten. Nach der Rückkehr ins Hotel konnten sie erleichtert feststellen, dass die Heizung inzwischen repariert worden war.
Alle Zimmer
In allen Zimmern darf geraucht werden. Dank des Klimas, das selbst im Januar tagsüber offenen Fenster gestattet, verflüchtigt sich das Rauchparfüm gänzlich. Bis das Bett durch die Körperwärme etwas temperiert ist: Jetzt riecht es nach kaltem, abgestandenem Rauch, wie in einem Raucherauto nach abgelaufener Garantiefrist.
Hauslieferungen und die Rezeption Zum Zweiten
Die Reiseleitung warnt alle Gäste eindringlich vor den Strassenhändlern. Stattdessen empfehlen uns die Reiseleiter ausgewiesene Fachfirmen, deren Fabrik-Verkaufsläden im Zuge eines Tagesausfluges in die Umgebung besucht werden. Wir Touristen werden also in Busladungen portioniert zu den empfohlenen Geschäften gekarrt. Immer angeboten werden Lederwaren und Schmuck in beeindruckender Auswahl in ebensolcher Umgebung. Wir hatten schon im Vorjahr bei der Firma Tugra Brillantenschmuck gekauft, gut beraten und bedient. So haben wir auch dieses Jahr wieder eingekauft. Lederwesten nach Mass, Schmuck, nach unseren Wünschen individuell anzufertigen.
Die Lederwesten
Am darauffolgenden Montag, abends gegen halb sechs Uhr, wurden die beiden Westen geliefert. Die Rezeption rief uns an, wir würden am Security Point vor der Hotelanlage verlangt. Wir baten, den Boten hereinzubitten. Die Verständigung schien aber nicht zu klappen, wir fanden keine passende Person in der Halle. Also stiefelten wir, während die Dämmerung fortschritt, zur Barriere am Eingang zum Ressort. Vor der Schranke, auf dem Bürgersteig, parkierte das Auto mit dem Boten, der uns die Lederwesten brachte. Ich schloff in die neue Haut, nichts zwickte, nichts beengte, alles schien paletti. Ich unterschrieb den Lieferschein und...
Erscheint lt. Verlag | 28.11.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte |
Schlagworte | Abartige Landsleute • Eigenartige Menschen • Reisebekanntschaften • Reiseberichte aus nah und fern • seltsame Tiere |
ISBN-10 | 3-7562-6672-9 / 3756266729 |
ISBN-13 | 978-3-7562-6672-2 / 9783756266722 |
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