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Unsere Zukunft braucht Natur -  Peter Berthold,  Thomas Krumenacker

Unsere Zukunft braucht Natur (eBook)

Was wir noch tun können - die letzte Chance für unsere geschundene Erde
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
228 Seiten
Frederking & Thaler Verlag
978-3-95416-357-1 (ISBN)
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Nature for Future! Die farbenprächtige Schönheit des geheimen Lebens in Weihern, Auwäldern, Streuobstwiesen, Feldhecken und naturnahen Gärten: Wo man mehr Wildnis wagt, entsteht schnell ein Artenreichtum aus Blütenpflanzen und Tausenden von Lebewesen wie Schmetterlingen, Libellen, Lurchen und Fischen. In dem mitreißenden Bildband erklärt Professor Peter Berthold, wie alles mit allem zusammenhängt. Ein Appell, unser Überleben zu sichern.

Professor Dr. Peter Berthold ist ein seit vielen Jahren international renommierter und bekannter Ornithologe und Verhaltensforscher. Er lehrte an der Universität Konstanz, arbeitete mehrere Jahre im Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen, leitete die Vogelwarte Radolfzell und veröffentlichte eine Vielzahl von Magazinbeiträgen und auch einige Standardwerken über Vögel in Europa.

RÜCKBLICKE


Vom traurigen Zustand unserer Natur heute

Ob sich unsere Mitlebewesen um ihre Zukunft Gedanken, gar Sorgen machen können oder in jeden neu geschenkten Tag einfach nur wie gewohnt hineinleben, ohne sich über ein Morgen bewusst zu sein, wissen wir nicht. So etwa, ob einem vitalen Hund, der als Partner an ein zunehmend klappriger werdendes Herrchen gebunden ist, allmählich »bange« werden kann im Hinblick auf die kommenden Wochen, Monate oder gar Jahre oder eher nicht.

Bei uns ist das anders. So weit wir in unserer Kulturgeschichte zurückblicken können, haben unsere Vorfahren genauso wie wir die Zukunft im Visier gehabt: mit Visionen, auch bedrängt von Zukunftsängsten, wie etwa im Hinblick auf eine von nicht wenigen befürchtete Sintflut sowie beschäftigt mit möglichen Vorkehrungen dagegen. »Unsere Kinder und Enkel sollen es einmal besser haben als wir« ist die wohl am meisten verbreitete unserer in die Zukunft gerichteten Perspektiven – selbst bei denen, die zeitlebens wie die Axt im Walde gewirkt und damit die Zukunft ihrer Nachkommen selbst bereits verspielt haben. Aber auch Letzteres war kein Problem, denn bis in die 1950er-Jahre galt: Nicht nur die Zeit, sondern auch Mutter Natur heilt alle Wunden. Sie, die Unermessliche, Unerschöpfliche, konnte von uns hie und da zwar »angekratzt« werden, etwa durch Müllkippen und Verunreinigung von einem Teil ihrer kristallklaren Gewässer, durch Schadstoffbelastungen mancher ihrer gesunden Böden oder durch Verschmutzung lokaler Bereiche der Atmosphäre. Aber es stand außer Frage: Durch die ihr zugeschriebene Allmächtigkeit und unermüdliche Fürsorge konnte man sich absolut darauf verlassen – Mutter Natur wird’s schon wieder richten, egal, wie rücksichtslos man mit ihr umging.

Dann aber, ab den 1960er-Jahren, wurde recht schnell und immer deutlicher klar: Mutter Natur – im Sinne der für unser Leben und Überleben erforderlichen Umweltbedingungen – ist nicht mehr die unverletzbare Allmutter, in deren Schoß wir allzeit geborgen sind, abgesehen von kleineren vorübergehenden Blessuren wie da mal einer Überschwemmung, dort einer Feuersbrunst usw. Vielmehr machte sich eine zutiefst erschütternde Erkenntnis breit: Viele der von uns als fortschrittlich und zukunftssichernd gedachten Maßnahmen setzten unserer natürlichen Umwelt dermaßen zu, dass die Verletzungen als irreparabel erschienen.

Kurz vor zwölf


Im Zuge dieser Feststellung entwickelte sich auch eine gänzlich neue Terminologie mit Begriffen, die jeder für sich schon wie Schreckgespenster wirken: Luftverschmutzung, Trinkwasserverseuchung, Waldsterben, Meeresspiegelanstieg, Überfischung, Umkippen von Gewässern, Sinken des Grundwasserspiegels, Versiegen von Quellen, Versteppung, Zersiedlung, Verkehrschaos, Artensterben, Klimakatastrophen, Wüstenbildung, Flüchtlingsströme, Hungertsunami … Damit war klar: Mutter Natur ist nicht mehr nur angekratzt, sie ist schwer angeschlagen. Und inzwischen – 2023 – liegt sie, um im Bilde zu bleiben, längst auf der Intensivstation, im Koma, hängt am Tropf, und bei der Behandlung, die wir ihr derzeit angedeihen lassen, ist völlig offen, ob sie sich jemals wieder zu einer uns umsorgenden Mutter wird erholen können.

»Glühwürmchen« sind keine Würmer, sondern Leuchtkäfer – Käfer mit Leuchtorganen für die Kommunikation, die bei uns leider durch exzessive Landnutzung sehr selten geworden sind.

Mit dem Zweiten Weltkrieg, der Entwicklung von Atombomben und ihrem unfassbaren Einsatz in Hiroshima und Nagasaki entstand ein noch schlimmeres Szenario: Mit Atombomben hat der Mensch nun ein Instrument zur Verfügung, mit dem er das »gesamte Leben« auf der Welt und damit auch jegliche für uns erforderliche Umwelt schlagartig zerstören kann. Also nach dem Drücken einiger roter Knöpfe womöglich die Apokalypse – Weltende, die Erde ein totes Gestirn wie Mars oder Mond.

Heute, vor allem nach Tschernobyl, wissen wir: Mit Atomkraft können wir zwar unseren, also den für Menschen erforderlichen Lebensraum zerstören, eventuell auch den größten Teil der Menschheit ausrotten, nie und nimmer aber das ganze Leben auf Erden vernichten. Im Gegenteil: Nach einem atomaren Holocaust hätten die vielen, etwa in den tiefsten Tiefen der Weltmeere verbliebenen Lebewesen eine neue Evolutionsbasis, von der aus sie gänzlich ungestört in Hülle und Fülle neue Formen entwickeln könnten. Für uns mag das interessant sein, ist aber wenig tröstlich, denn es beschreibt das Szenario einer Ära nach dem Homo imperfectus. Dann wirkt es schon eher zumindest etwas beruhigend, dass sich die Beherrschung von Atomkraftwerken im Laufe der Zeit verbessert, die Gefahr atomarer Kriege verringert hat und dass einige Länder inzwischen auf Atomkraft zur Energiegewinnung sogar verzichten. Aber es bleibt genügend Apokalyptisches übrig. Der derzeitige Zustand von Mutter Natur erfordert, dass wir uns erstmals in der Geschichte der Menschheit nicht nur Sorgen um unsere eigene Zukunft, sondern vor allem auch um die unserer Allmutter – also der gesamten Natur – machen müssen. Galt bis um 1950: Natur hat Zukunft (sozusagen von Natur aus, immer, wie selbstverständlich und damit auch in sie eingebettet wir und unsere Nachkommen), muss es heute heißen: Natur braucht Zukunft – jedenfalls die, die uns als Mutter Natur wie gehabt auch künftig verlässlich am Leben erhalten könnte. Denn unsere Zukunft braucht Natur, viel Natur, sonst hätten wir keine Zukunft. Und inzwischen haben wir unserer Natur so lebensbedrohlich zugesetzt, dass sie geradezu nach Zukunft schreit. Damit sind wir erstmals in der Menschheitsgeschichte gefordert, unserer todkrank gemachten Versorgerin wieder so auf die Beine zu helfen, dass sie ihre verlässliche Mutterrolle für uns überhaupt wieder übernehmen könnte. Wahrlich eine Mammutaufgabe – und sicher die größte, die die Menschheit je vor sich hatte. Schließlich ist Mutter Natur derzeit an allen Ecken und Enden unserer Erde millionenfach verletzt – und nun sollen wir sie aus diesem Zustand wieder aufpäppeln! Ob das gelingen kann, weiß derzeit keiner. Und die Zeichen dafür stehen – gelinde gesagt – nicht gut. Alles, was bisher zur Gesundung und Stabilisierung einer für uns unbedingt erforderlichen Umwelt unternommen wurde, ist absolut unzureichend. Das gilt für verlässliche Nachhaltigkeit in Industrie, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, für die vorausschauende Nutzung von Rohstoffen, Eindämmung zerstörerischer Klimaentwicklungen ebenso wie für Lösungen des Hauptproblems: der immer noch ungebremsten Bevölkerungszunahme. Über Letztere wird – abgesehen von Regelungen in China – bis auf seltene Ausnahmen (etwa im Club of Rome) kaum ernsthaft diskutiert, geschweige denn zukunftssichernd geplant. Ein interessanter Ansatz ist die in einer Reihe von Ländern angelaufene »Birthstrike«-Bewegung – Verzicht auf Kinder als Klimaschutzmaßnahme (auch Antinatalismus genannt). Aber sie dürfte kaum nennenswerten Einfluss auf die derzeitige Bevölkerungsentwicklung nehmen. Und auch im Hinblick auf die »einfacheren«, oben genannten Probleme als Folge unserer Massenvermehrung sind zukunftsweisende Rettungs- und Verbesserungsmaßnahmen durchweg erschreckend halbherzig, aussichtsarm und zum Teil sogar absurd. Völlig irrational etwa ist die Forderung von der »Fridays for Future«-Bewegung nach rascher Klimaneutralität in Deutschland. Selbst wenn wir in unserem Land sofort alle industriellen, landwirtschaftlichen und sonstigen Aktivitäten einstellen und sich alle 80 Millionen Einwohner wie stoffwechselfreie Viren verhalten würden, könnte dadurch der derzeitige globale Temperaturanstieg nur um Bruchteile von einem Grad Celsius reduziert werden. Kein Wunder – das winzige Deutschland ist einfach zu klein, um das Weltklima effektiv zu beeinflussen. Und solange China, Indien, die USA und viele weitere Länder nicht aufhören, der Erde ordentlich einzuheizen, können wir im Hinblick auf eine zunehmend gefährlicher werdende Erderwärmung so gut wie gar nichts ausrichten. Besserung ist nicht in Sicht, und so hat – wenig überraschend – der Weltklimarat in seinem Bericht 2022 mitgeteilt, dass inzwischen bereits etwa die Hälfte der derzeit lebenden Menschheit durch den Klimawandel existenziell bedroht ist.

Blick nach vorne


Aber etwas anderes könnten wir: Durch umgehend eingeleitete Maßnahmen wie generell ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft, Beendigung des Flächenverbrauchs (Umbau statt Neubau), Umstellung vom Prinzip Wachstum auf Nachhaltigkeit und vieles mehr ließen sich Umweltzerstörungen, Artensterben usw. rasch beenden, und Deutschland könnte in wenigen Jahrzehnten wieder ein »blühendes Land« sein – voller wild lebender Tiere und Pflanzen – und...

Erscheint lt. Verlag 22.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer Europa
ISBN-10 3-95416-357-8 / 3954163578
ISBN-13 978-3-95416-357-1 / 9783954163571
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