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31 Jahre bis Santiago (eBook)

oder wie ein Lebenstraum Wirklichkeit wurde

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
342 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-7220-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

31 Jahre bis Santiago - Rudolf Blatt
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31 Jahre bis Santiago oder wie ein Lebenstraum Wirklichkeit wurde

Geboren 19.07.1948 Verheiratet, 2 Kinder Aktiv ausgeübter Beruf: Selbständiger Architekt Seit 2019 im Ruhestand Beginn der Pilgerreise 2014 Ende der Pilgerreise 2019

Etappe 1 – 2014…


Saarbrücken - Liverdun,

ca. 150 Kilometer, vom 29.05. – 02.06.2014

Ich fuhr mit dem Auto nach Saarbrücken, stellte es auf meinem gemieteten Stellplatz am Büro ab und ging los. Nach wenigen Metern kam ich am Ludwigsplatz mit der Ludwigskirche, einem bedeutenden Barockensemble, vorbei. Die Eingangstür der Kirche stand offen. Mein ganzes Leben lang war ich noch nicht in dieser Kirche gewesen. Als Pilger wollte ich aber schon die am Weg liegenden Kirchen besuchen. Ich machte also den Abstecher zur Kirche, schaute mir diese an und nutzte die Gelegenheit, Gott um seinen Segen für meine erste Pilgertour zu bitten. Am Rande eines Saarbrücker Wohngebietes, bereits in der Nähe der französischen Grenze, sah ich dann mein erstes Jakobswegschild mit gelber Muschel auf blauem Grund. Dies war schon ein besonderes Gefühl. So kurz erst auf dem Weg und schon der Hinweis auf ein weit entferntes Ziel. Dieses Symbol sollte mich nun über weite Strecken begleiten, bis ich dann eines Tages in Santiago ankommen würde. Das war für mich schon berührend. Nachdem ich die bereits in Frankreich liegenden Spicherer Höhen erklommen hatte, wo im Jahre 1870 eine entscheidende und blutige Schlacht des Krieges 1870/71 stattgefunden hatte, antwortete ich natürlich mit Ja, als mich ein Spaziergänger fragte, ob ich auf dem Jakobsweg sei. Ich musste lachen, als er mich fragte wie lange ich schon unterwegs sei und ich sagte: „Seit heute!“

Auch an diesem historischen Ort, an dem sich Denkmale von drei Kriegen mit unnützem Gemetzel und Blutvergießen befinden, war ich noch nie gewesen. Sie spiegelten wider, wer jeweils den Krieg gewonnen und das Denkmal aufgestellt hatte – die Taten des Siegers wurden verherrlicht. Nur die neuesten Denkmale sind dann tatsächlich eher Mahnmale. Von den Spicherer Höhen aus konnte ich noch einen letzten Blick zurück nach Deutschland bis in meine Heimat werfen. Nachdem ich mich im Wald hinter Spichern etwas verlaufen hatte, kam ich in Forbach an die Kreuzkapelle. Diese ist eine gotische Kapelle aus dem Mittelalter mit einem sehr schönen Innenraum und einer wohltuenden Atmosphäre. Sowas hätte ich in Forbach nicht vermutet. Ebenso überraschte mich später der schöne Park um die Schlossruine, wo ich meine erste Pause machte. Die Gegend um Forbach ist geprägt von Industrie und dem ausgelaufenen Kohlebergbau. Einigen Ortschaften durch die man kommt, sieht man dies stark an. Sie sind noch schmutzig und heruntergekommen. Der Strukturwandel hat auch dort viele Probleme gebracht und geht mit sozialen Erschütterungen einher. Erst in den letzten Jahren ist viel Geld investiert worden um die Folgen des Strukturwandels abzufedern.

Mein erster Abend auf dem Weg…

Mein Hotel lag ca. zwei Kilometer abseits des Jakobsweges in Freyming-Merlebach. Der Weg dorthin führte an halbwegs begrünten Industriebrachen vorbei und im wirklich nicht schönen Freyming-Merlebach bin ich dann noch herumgeirrt, bevor ich mein Hotel fand. Abends war ich im Restaurant „Paradiso“ essen. Wegen des Kontrasts zwischen dem Namen und der unschönen Umgebung war ich gespannt, wie „paradiesisch“ mein erstes Pilgerabendessen wohl sein würde. Ich nehme es vorweg, das Essen war tatsächlich gut und auch das Bier hat geschmeckt. Aber was sehr interessant war: Das Lokal war riesengroß und fast komplett ausgebucht. Wie gut, dass ich sehr früh zum Essen gegangen war und deswegen noch problemlos einen guten Platz bekam, von dem aus ich die Eintretenden gut beobachten konnte. Fast alle waren dem Anschein nach Stammgäste und nach der herzlichen Begrüßung durch die Wirtin, ging es dann fast von Tisch zu Tisch und jeder und jede wurde begrüßt, geküsst und umarmt. So dauerte der Weg bis zum Tisch sehr lange und das Restaurant wurde voll und voller und die Begrüßungen lang und länger. So etwas habe ich außer am Tag danach auf meiner ganzen Pilgerreise nicht mehr gesehen.

Erste Umwege…

Am nächsten Tag habe ich dann mein erstes Training im Umweg gehen absolviert. Bei großer Hitze bin ich 2 Stunden in St. Avold im Kreis gelaufen, bis ich dann doch den Weg zu meinem nächsten Zielort Longeville de St. Avold einschlagen konnte. In Longeville wurde ich von einer Einheimischen angesprochen, ob ich auf dem Jakobsweg sei. Sie selbst sei schon von Speyer aus auf dem Pfälzischen Jakobsweg unterwegs gewesen. Das fand ich toll: Nach so kurzer Zeit schon von Leuten auf den Jakobsweg angesprochen zu werden und eine „Gute Reise“ gewünscht zu bekommen.

Mein nächstes Etappenziel war Metz. Dort hatte ich am westlichen Stadtrand ein Hotel gebucht, weil für kürzere Etappen keine Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. Bis nach Metz waren es weit über 40 Kilometer. Da dies für einen Fußmarsch zu weit war, wollte ich einen Teil der Strecke mit dem Bus fahren. Frühmorgens um kurz nach sechs bin ich los. Schon vor meinem ersten Ziel Bambiderstroff habe ich einen Umweg gemacht, weil ich nicht genau genug in die Karte geschaut hatte. In Bambiderstroff an der Kapelle am Ortseingang ist ein altes Steinkreuz mit einem im Sockel des Kreuzes eingemeißelten Jakobspilger zu sehen. Ein Hinweis auf den früher hier verlaufenden Jakobsweg. Durch Bambiderstroff bin ich dann „Im Frühtau zu Berge“ summend weitergegangen und dabei habe ich den Wegabzweig nicht beachtet und bin so auf den zweiten Umweg gekommen. So dauerte meine Gehzeit länger und erst nach über fünf Stunden fand ich in Raville vor dem Friedhof die erste Bank. Von dort sollte es nach einer Karte mit der ich meine Route geplant hatte, eine Abkürzung nach Courcelles-Chaussy geben, die es aber als Weg nicht gab. So musste ich mich durch ein beackertes Feld quälen und es war sehr heiß. Bei einem Heuschober, in dem auch noch eine Menge stinkender Mist gelagert war, konnte ich dann im Schatten eine Pause einlegen. Die Landschaft in Lothringen ist sehr schön, hat aber nur wenige Bäume. So musste ich bei dieser Pause an einen alten Pilgerbericht denken. In diesem steht sinngemäß, dass wer die Weite Lothringens gesund übersteht mit der Messeta in Spanien keine Probleme haben wird. Wie ich später feststellen konnte, ist dem tatsächlich so.

Da ich schon vor 14:00 Uhr in Courcelles-Chaussy ankam, hätte ich den Bus um 14:09 Uhr nach Metz nehmen können. Aber in meiner Unerfahrenheit wollte ich versuchen über eine Abkürzung doch noch bis nach Metz zu gehen. Bald schon danach tat mir alles weh. Die Füße vom Gehen, die Schulter vom Gewicht des Rucksacks und der Körper von der Hitze. In Pange habe ich mir bei einer Frau Wasser erbeten. Sie befüllte meine Wasserflasche mit eiskaltem Wasser. Woher sie dieses wirklich eiskalte Wasser hatte ist mir ein Rätsel, aber es tat mir sehr gut. Wegen meiner Müdigkeit nicht mehr so ganz konzentriert habe ich noch einen Falschweg von einem Kilometer gemacht bevor ich dann den Weg über die Landstraße in Richtung Metz ging. Nach neun Stunden Fußmarsch kam ich in Colligny an, von wo aus ich noch weitere zwei Stunden bis zum Hotel gebraucht hätte. Mir tat nun neben meinen ganzen Körper auch noch das Herz weh. Da ich nichts riskieren wollte, habe ich dann von dort ein Taxi gerufen und bin mit diesem nach Metz gefahren.

Zum ersten Male – eine gelbe Muschel

Ludwigskirche in Saarbrücken

Bildnis eines Pilgers an der Kirche in Bambiderstroff

Die Weiten Lothringens

Ein Hotelwechsel…

Das Hotel stand in einem Gewerbegebiet am östlichen Stadtrand von Metz. Das Umfeld war hässlich, Metz war weit weg und zum Abendessen war kein vernünftiges Restaurant zu sehen. So habe ich mir von der Freundin meines Sohnes, die perfekt Französisch spricht, von zu Hause aus ein Hotel in Metz buchen lassen und bin dann mit dem Taxi nach Metz hineingefahren. So konnte ich mir abends noch die schöne Altstadt von Metz anschauen, dort gut essen und mir am anderen Morgen zwei Stunden Fußweg durch die Vorstädte von Metz ersparen. Danach suchte ich mir meine Hotels sorgsamer aus und es passierte mir nicht noch einmal, dass ich für eine Nacht zwei Übernachtungen zahlen musste. Dennoch hatte es sich wirklich gelohnt, mich spontan anders zu entscheiden. Ich wollte mir nach meiner ersten wirklich großen Tagesetappe von etwa 40 Kilometern einfach etwas Gutes tun.

Ja so war das. Generell muss ich sagen, dass ich mir nach dem Buch und dem Film „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling vorgenommen habe, nicht in Pilgerherbergen zu übernachten. Bestärkt wurde diese Absicht auch durch Schilderungen von Pilgern, mit denen ich in Kontakt gekommen war, und die von den Pilgerherbergen nicht allzu viel Gutes berichteten. Diese Plätze wollte ich außerdem gerne jüngeren Menschen überlassen, die darauf angewiesen waren. Ich war nicht so arm, dass ich mir die zumeist sehr einfachen und preiswerten Hotels nicht hätte leisten können. In meinem Alter wollte ich einfach meine Ruhe und Platz haben und anderen Menschen nicht mit meinen Schlafproblemen auf die Nerven gehen. Ich konnte zu Bett gehen wann...

Erscheint lt. Verlag 12.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Schlagworte Etappenpilgertour nach Santiago de Compostela • Pilgern nach Santiago de Compostela • Pilgern nach Santiago de Compostela in Etappen • Pilgertour nach Santiago de Compostela von Deutschland aus • Santiago de Compostela
ISBN-10 3-7578-7220-7 / 3757872207
ISBN-13 978-3-7578-7220-5 / 9783757872205
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