Gebrauchsanweisung für den Strand (eBook)
208 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60322-5 (ISBN)
Stella Bettermann wurde als Tochter eines Deutschen und einer Griechin in München geboren. Sie arbeitet seit 1989 als Journalistin, unter anderem für Focus, Bunte und Mare. Ihren Durchbruch als Autorin feierte sie mit dem Spiegel-Bestseller »Ich trink Ouzo, was trinkst du so?«. Es folgten ihr Buch »Ich mach Party mit Sirtaki« und die erfolgreiche Krimireihe über den deutsch-griechischen Kommissar Nick Zakos. Zuletzt erschien bei Piper ihre »Gebrauchsanweisung für die griechischen Inseln«. Stella Bettermann lebt am schönen Isarstrand in München und in Piräus.
Stella Bettermann arbeitet als Journalistin, u.a. für Focus, Bunte und Mare. Ihren Durchbruch als Autorin feierte sie mit dem Bestseller »Ich trink Ouzo, was trinkst du so?«. Zuletzt erschien ihre »Gebrauchsanweisung für die griechischen Inseln«.
Sehnsuchtsort Strand
Ein Geständnis mit Neidfaktor zuallererst: Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die direkt am Strand wohnen, und blicke vom Wohnzimmerfenster auf Sand und Kiesel. Nachts lullt mich das Rauschen des Wassers in den Schlaf, morgens werden Möwenschreie laut, in die sich das Quaken der Enten mischt.
Enten? Am Strand? Ja, genau, Sie haben richtig gelesen. Enten, Wildgänse, Blesshühner. Und natürlich Schwäne, die am Himmel vorbeiziehen, als wäre es ganz selbstverständlich, 14 Kilo weiß gefiederte Körpermasse einfach so durch die Lüfte zu bewegen.
Dass ich all dies tagtäglich bewundern darf, liegt daran, dass mein Hausstrand nicht etwa an einer Meeresküste liegt, sondern mitten in München. Es handelt sich um den Isarstrand gegenüber der Museumsinsel, unterhalb der Corneliusbrücke. Aber ein Flussstrand ist auch ein Strand und kann bezüglich Beachfeeling durchaus mithalten.
Im Falle »meines« Strandes sieht dies folgendermaßen aus: Eine kleine Steintreppe führt vom Gehweg hinab, und schon befindet man sich in einer ganz anderen Welt, einem Paralleluniversum zur Stadt dort oben. Sofort erzeugen die Schuhe das typisch knirschende Geräusch, das entsteht, wenn man über Kiesel stapft, und das signalisiert, dass man sich nun auf Naturuntergrund bewegt. Währenddessen fährt einem eine kleine Brise ins Haar, denn am ungeschützten Strand ist es ja immer ein bisschen windiger als in den Häuserschluchten der Zivilisation. Und während man dann dasitzt und aufs Wasser blickt, entfaltet der Ort seine besondere Magie, die jedem Strand zu eigen ist und die sich aus einer Mixtur von Gerüchen (Sonnencreme, Grillkohle), Geräuschen (Wasserplätschern) und Gefühlen (Entschleunigung) zusammensetzt.
Wer allerdings findet, ein innerstädtischer Flussstrand könne nicht mit einem »richtigen« mithalten, den lade ich ein, an einem warmen Sommerabend meine Straße zu besuchen, wo die Nachbarn aus unserem sechsstöckigen Mehrparteienhaus mit nichts weiter als einer Badehose und einem lässig über der Schulter drapierten Handtuch bekleidet zum abendlichen Isarbad schlappen.
Ein etwas nachlässiger Kleidungsstil kann übrigens ganz grundsätzlich als Erkennungsmerkmal eines nahe gelegenen Strandes gelten, und dies spätestens seit Coco Chanel 1913 in Deauville in der Normandie ihr erstes Modegeschäft eröffnete. Aus unserer Warte mögen die schlichten Matrosenblusen aus Jersey, die sie den Kundinnen dort seinerzeit verkaufte, recht brav aussehen, im Gegensatz zu den davor üblichen engen Damenkorsetten wirkten sie allerdings regelrecht revolutionär in ihrer Lässigkeit. Außerdem: Damit konnte die gesunde Seeluft endlich auch von Frauen ordentlich tief eingeatmet werden! Die Boutique wurde zum Riesenerfolg, und wie es weiterging mit der Besitzerin, ist allseits bekannt.
Schon lange also ist der Handel mit Beachwear und Badeaccessoires ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftszweig, und so manche strandtypischen Waren kommen mittlerweile überall vor. Beispielsweise erfordert es längst keine Küstennähe mehr, um mit Flipflops durch die Gegend zu schlurfen. Und auch der ikonische Strandkorb aus den windigen Gefilden nördlicher Küstenregionen kommt ganz ohne steife Brise aus und wird in windstillen Binnengärten und Gastronomiebetrieben aufgestellt.
Die universelle Ausbreitung solcher Artikel kommt natürlich von der steten Sehnsucht nach Destinationen mit Sand und Klippen (und natürlich: Wasser) für die wenigen Wochen, in denen nicht gearbeitet werden muss und einfach gelebt werden darf. Wenn es dann endlich so weit ist und man am Traumstrand sitzt, dann seufzt man glücklich und tut endlich – nichts. Nichts?
Es gehört zu den Paradoxien der deutschen Befindlichkeiten, dass Abermillionen Bürger Jahr für Jahr begeistert an Meeres- und Seeküsten reisen und viel Geld für Hotels in Strandnähe bezahlen, dann sogar mitunter zu nachtschwarzer Zeit aufstehen, um sich die besten Liegestühle mit ihrem Handtuch zu reservieren – und dennoch der »reine« Strandurlaub als öde und todlangweilig gilt. Irgendwie nicht nachvollziehbar, denn: Mal abgesehen davon, dass sich hinter dem geschmähten Nichtstun am Strand tatsächliche Tätigkeiten wie lesen, schwimmen, sich mit Sonnencreme einschmieren, Sandburgen bauen, Strandspaziergänge machen, Beachball spielen, schnorcheln et cetera verstecken, lästert ja auch im Gegenzug niemand über diejenigen Touristen, die lieber bergwandern gehen. Jeder nach seiner Fasson!
Was man tatsächlich als Strandaktivität wählt, wie man sich dort stylt, was man wann konsumiert, ist dabei nicht nur eine Frage der Moden, sondern natürlich auch der Jahreszeiten. Und so wäre als eines der beliebtesten Strandgetränke längst nicht mehr ausschließlich der Aperol Spritz zu nennen, den die Abendsonne beim Sundowner zum Leuchten bringt, sondern auch der Ingwertee aus der mitgebrachten Thermoskanne, den man nach dem Winterschwimmen mit tomatenroten Gliedmaßen und endorphinbedröhntem Grinsen unter der Wollmütze in sich hineinschlürft. Ein Trend, den wir den Corona-Lockdown-Zeiten zu verdanken haben und der wohl auch das Ende der Maßnahmen überleben wird.
Weil ich Ihnen bereits den (aus meiner Warte) nächsten Strand genannt habe, den ich kenne, möchte ich Ihnen den am weitesten entfernten nicht vorenthalten: Es ist der 13 581 Kilometer südöstlich von München gelegene Cottesloe Beach in Westaustralien – ebenfalls ein Hausstrand, nämlich für die knapp zwei Millionen Einwohner von Perth. Er liegt nur zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, man erreicht ihn in rund zwanzig Minuten über eine Art Metro. Nahe der Station erwarten einen dann: Sand, Strand, Surfer, so weit das Auge reicht – Beachfeeling mit echtem Wow-Effekt.
Dabei gilt der Cottesloe Beach bei den Australiern als recht durchschnittlicher Strandstreifen, den insbesondere die ansässige Jugend, die noch keinen motorisierten fahrbaren Untersatz besitzt, frequentiert – ähnlich wie in Deutschland das Freibad und die Bolzwiese im Park. Nur dass die Kids Down Under in ihrer Freizeit eher wellenreiten, statt zu kicken.
Genau den Alltagscharme dieses Strandes fand ich besonders anziehend – ich bin immer fasziniert von Orten, an denen die Strandnähe zum normalen Leben gehört. Ruhige Naturstrände sind natürlich auch wunderbar, keine Frage, auf mich üben alle Strände eine regelrechte Sogwirkung aus, ich kann ihnen nicht widerstehen – auch wenn ich gar nicht zum Strandurlaub da bin.
Und so muss ich beispielsweise im November in Venedig trotz Windes auf dem Lido den Adriastrand entlangstapfen und fühle mich danach im Vaporetto regelrecht paniert. Und wenn Sie mal jemanden beobachten, der Anfang April in New York auf Coney Island die Schuhe auszieht und die Wassertemperatur prüft (eiskalt!), bin das höchstwahrscheinlich ich.
Hervorgerufen wurde meine Strandliebe wahrscheinlich durch ein Poster, das ich mit knapp 14 Jahren in meinem damals neu gestalteten Jugendzimmer aufhängen durfte. Es zeigte einen Traumstrand samt Pärchen bei Sonnenuntergang und harmonierte farblich bestens mit der Tapete (braunorange Blüten auf beigem Untergrund, typisch Seventies). Das Pärchen küsste sich, und zwar – nackt! Vielleicht aber doch mit Badesachen an. Das konnte man nicht richtig erkennen, da von dem Paar nur die Umrisse im Gegenlicht auszumachen waren. Jedenfalls hielten mich meine gleichaltrigen Freundinnen wegen des Posters plötzlich für cool. Außerdem wachte ich nun jeden Morgen mit Strandblick auf und schlummerte nachts zum Sound einer erträumten Brandung ein – so was prägt!
Auch heute, Jahrzehnte später, hat sich kaum etwas geändert (außer natürlich, dass ich keine Pärchenposter mehr aufhänge). Doch das Bewundern eines schönen Sonnenuntergangs am Strand gilt unter Deutschen nach wie vor als das Allerromantischste, was ein Paar unternehmen kann, es besitzt den höchsten Romantikfaktor überhaupt – noch vor Candle-Light-Dinner und Frühstück im Bett. Das ergab erst jüngst eine kleine Umfrage eines Touristikunternehmens namens Sandals Resorts International, das auf Pärchenurlaube spezialisiert ist.
Mit romantisch aufs Meer blicken hört es allerdings nicht auf – das ist oft nur das Vorspiel. Von dort aus geht es dann direkt weiter zum Thema Sex am Strand. Zumindest in der Fantasie. Beim Strandsex handelt es sich um die erotische Urlaubsfantasie Nummer eins, die Mehrheit der...
Erscheint lt. Verlag | 27.4.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Welt / Arktis / Antarktis |
Schlagworte | Atlantik • Australien • Baden • Beach • Beachvolleyball • Bernstein • Bikini • Bootfahren • Coco Chanel • Coney Island • Eis • Entspannung • Erholung • Ferien • Fischerdorf • Flaschenpost • Flip Flops • Flüchtlinge • Fluss • Frankreich • Full Moon Party • Griechenland • Griechische Inseln • Handtuch • Heilwirkung • Hitze • Insel • Isar • Italien • Karibik • Kies • Kitesurfen • Klimawandel • Klippen • Kreta • Kultur • Kunst • Liegestuhl • Meer • Meeresschildkröte • Meeresspiegel • Mittelmeer • Möwen • Muscheln • Nordsee • Ostsee • Ozean • Pazifik • Piraten • Portugal • Salz • Sand • Schnorcheln • Schwimmen • Schwimmtier • See • Sehnsucht • Sommer • Sonne • Sonnenbaden • Sonnenschirm • Sonnenuntergang • Spanien • Sport • Strand • Strandkorb • Strandtuch • Süden • Sundowner • Surfen • Tauchen • Thailand • Tourismus • Tsunami • Urlaub • Wasser • Winterschwimmen |
ISBN-10 | 3-492-60322-X / 349260322X |
ISBN-13 | 978-3-492-60322-5 / 9783492603225 |
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