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Der pastorale Weg vom Kloster Walkenried zum Kloster Huysburg - Eine Pilgerreise in sechs Etappen vom Harz zum Huy -  Günter Bohmert

Der pastorale Weg vom Kloster Walkenried zum Kloster Huysburg - Eine Pilgerreise in sechs Etappen vom Harz zum Huy (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Verlag DeBehr
978-3-95753-775-1 (ISBN)
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Pilgern in Deutschland? Tatsächlich ist dies möglich. Günter Bohmert machte sich auf die Suche nach alten pastoralen Wegen in unserer schönen Heimat. Er recherchierte gründlich - und wurde fündig. Vom Harz zum Huy führt ein Kloster- bzw. Kirchweg. Der Autor wanderte durch Wälder, über Höhen, vorbei an beeindruckenden Naturschauspielen und historischen Denkmälern. Durch malerische Städte und verschlafene Dörfer. Auf den Spuren von Klerikern, Mönchen, Wanderpredigern, Missionaren, Visitationsreisenden etc. legte er in sechs Etappen 80 Kilometer vom Kloster Walkenried zum Kloster Huysburg zurück und suchte Zeugnisse mittelalterlicher Geschichte auf. Doch bewaffnete er sich nicht mit Mantel und Pilgerstab. Was der moderne Pilger auf seiner Reise mit sich führen sollte, erklärt Günter Bohmert ebenso, wie empfehlenswerte kulturelle Ziele und einladende Örtlichkeiten, um Leib und Geist zu stärken. Theodor Heuss sagte einmal: 'Der Sinn des Pilgerns ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.' Eine philosophische Sinnsuche inmitten von Natur und Geschichte lädt zum Wandern bzw. Pilgern ein.

 

Zweite Etappe: Sülzhayn – Tanne

Heute ist Mittwoch, der 25. Juli 2018, 09.30 Uhr. Wir sind ausgeruht, gut gestärkt und zufrieden mit der Unterkunft. Wir begeben uns auf die zweite Etappe. Essen und Zimmer waren nicht zu beanstanden und entsprachen dem ersten Eindruck des Hotels.

Preis-Leistungsverhältnis hat einfach gestimmt.

In Befürchtung dessen, dass wir es zur Mittagszeit nur mit geschlossenen Gaststätten zu tun haben werden, verstauen wir noch eine Brotzeit im Rucksack. Wasser ist immer ausreichend dabei. Außerdem haben wir natürlich noch für den Notfall unsere Energieriegel – doch, wie gesagt, nur für den Notfall.

„Mal sehen, wie weit diese positive Stimmung reicht?“, dachte ich so insgeheim, ohne zu ahnen, was noch auf uns zukommen würde.

Wir laufen los, ohne den neuen Track für die zweite Etappe am Smartphone zu aktivieren. Möglicherweise hat mich Günther mit einem Gespräch abgelenkt oder wieder gefrotzelt: „Du spielst nur an deinem Handy rum!“

Im Ergebnis liefen wir den am Vortag erklommenen Berg in entgegengesetzter Richtung wieder hinunter, um dann unten am Track festzustellen, dass wir fast wieder komplett hoch müssen.

Das nenne ich einen gekonnten Einstieg in die zweite Etappe – aller Enthusiasmus war verflogen.

So sind wir in einer straffen halben Stunde unnütz den Berg runter und wieder hochgelaufen, geschätzte zwei Kilometer umsonst. Dabei hätten wir vom Hotel aus keine 100 m gehen müssen, um dann rechts in Richtung Rothesütte abzubiegen.

Noch lange schimpfte ich vor mich hin und wollte mich nicht wieder beruhigen. „Ich bin eben zu leicht beeinflussbar“ brabbelte ich in meinen Bart. „Ich hätte eben meiner Auffassung treu bleiben müssen, wenn es losgeht, Navi am Smartphone einschalten.“

Ich setzte noch einen drauf: „Das Schöne an der Beeinflussbarkeit ist, es trifft nicht nur den, der sich beeinflussen lässt, sondern auch den Verursacher“ – ich beruhigte mich schlagartig.

 

 

Nach ein paar kleineren Irritationen am Weg, quasi Nachbeben der letzten Kalamität, erreichen wir die „Alte Poststraße“, die im Wald immer straff bergauf führt. Wie man hier in früheren Jahrhunderten mit der Postkutsche bergauf gefahren ist, erscheint uns schleierhaft. Wir hatten unsere liebe Not, den körperlichen Anforderungen der Steigung gerecht zu werden - die Harzkante lässt sicher grüßen.

 

 

Alte Poststraße bis Rothesütte

 

 

„Womöglich ist man vierspännig gefahren und musste unterwegs die Pferde wechseln“, meint Günther etwas nach Luft japsend und steuerte gedanklich auf eine Unterbrechung zum „Pferdewechsel“ hin. Ich hielt das für eine gute Idee und nickte zustimmend.

Ein uns am Weg stetig entgegenkommender, wie munter plätschernder Gebirgsbach will uns von Rothesütte grüßen und zur Trinkpause einladen. Also „links ran!“, sagt Günther.

Nach kurzem Verweilen verlassen wir unser schattiges Plätzchen und erkennen schon bald nach Erreichen des Waldsaumes die ersten Häuser von Rothesütte. Einen Wendeplatz mit einer schön gestalteten und gepflegten Verkehrsinsel nehmen wir zum Anlass, gegen 11.50 Uhr ein Beweisfoto mit dem Straßenschild „Alte Poststraße“ zu schießen.

Jetzt glüht die Sonne schon wieder gnadenlos vom wolkenlosen Himmel auf uns hernieder und wir haben im bebauten Ortsgebiet so gut wie keinen Schatten zu erwarten.

„Wir sollten uns für den Verzehr unserer Rucksackverpflegung noch ein schattiges Plätzchen suchen“, rief ich nach dem Fotoshooting Günther zu.

Wir erreichen schon nach ca. 150 m die Gaststätte „Waldfrieden“, die wegen Betriebsferien geschlossen ist, damit haben wir gerechnet – nicht aber damit, dass der Wirt seine gesamte Bestuhlung auf der Terrasse stehen lässt. „Der gute Mann muss ein Herz für müde Wanderer und Pilger haben“, sage ich. Gern nehmen wir die „Einladung“ an und decken den Tisch mit unserer spartanischen Rucksackverpflegung, während hohe Bäume uns kühlenden Schatten spenden.

Ich bin zufrieden, stelle mir aber insgeheim vor, wie schön es wohl gewesen wäre, hier noch von einem freundlichen Wirt bedient zu werden. Ich glaube, Günther denkt dasselbe.

Nach einer Stunde Mittag auf der Terrasse des „Waldfrieden“ geht es ausgeruht und gestärkt um 13.00 Uhr weiter. Natürlich alles ordentlich aufgeräumt und ohne Müll zu hinterlassen, geht es jetzt über die Alte Straße nach Benneckenstein.

„Die Alte Straße kenne ich schon von meiner Radtour, die ich 2014 durch den Harz machte, um dem Brocken einen Besuch abzustatten“, versuche ich mit meiner Geschichte vom langen Weg nach Benneckenstein etwas abzulenken. Die Alte Straße geht weitestgehend parallel zur L98, die auch nach Benneckenstein führt – doch davon merken wir nichts.

Auf der Alten Straße gibt es nicht allzu viel Sehenswertes, außer ein paar Schilder am Wegesrand, die doch auf einige Highlights aufmerksam machen.

 

Zeugen des Erzbergbaus

 

Alte Poststraße

 

Nichts für uns!

 

Eines sagt uns unverhohlen „Von hier 30 km bis zum Brocken“. Ich sage im spaßigen Ton zu Günther: „Was meinst du, wollen wir umdisponieren?“ Doch ein eindeutiges „nein“ sorgte dafür, dass wir weiter unseren Weg gehen.

Weiter geht’s auf der Alten Straße nach Benneckenstein, die natürlich auch eine Poststraße der Neuzeit war. Sie war explizit Teil der Poststraße, die von Halberstadt über Blankenburg und Elbingerode bis Benneckenstein und weiter über Rothesütte nach Sülzhayn, Ellrich und nach Kassel führte. Das lässt auf das Vorhandensein einer noch älteren Straße schließen, denn neuzeitliche Poststraßen folgten oftmals dem Verlauf mittelalterlicher Straßen. Ich bin regelrecht glücklich, dass ich Günther einen Zeitabschnitt des historischen Itinerars unserer via pastorale darlegen kann.

Auf halber Strecke unseres Weges nach Benneckenstein überschreiten wir die Landesgrenze. Thüringen im Rücken, befinden wir uns nun in Sachsen-Anhalt. Unweit treffen wir auf eine Schutzhütte mit einem Hinweisschild, dem wir entnehmen können, dass die Gräben abseits des Weges bergmännische Schürfen seien, wo man vor ca. 500 Jahren nach Blei-, Silber-, Kupfer- und Eisenerzen suchte. „Beeindruckend“, sagte ich. „Doch wenn das Schild nicht wäre, wären wir an den unscheinbaren Gräben vorbeigelaufen“, sagte Günther schlicht und ergreifend.

Recht hatte er.

Insgeheim sehnten wir uns schon nach einer innerlichen Abkühlung in Benneckenstein.

„Apropos Brocken“, sagte ich, während ich in diesem Moment über einen der kleineren Ausführungen stolperte. Erinnerst du dich noch an das Schild: „30 km bis zum Brocken.“

Hier, auf diesem langen Weg nach Benneckenstein muss ich die Gelegenheit nutzen, Günther noch etwas über den Brocken zu erzählen. „Günther“, sagte ich und fing an zu erzählen: „Weißt du eigentlich, dass ich zu DDR-Zeiten während meines Grundwehrdienstes als Grenzer schon auf dem Brocken war?“

„Ach“, sagte Günther und holte weiter aus: „Ich dachte, du warst in Ellrich stationiert? Als wir dort die ehemalige innerdeutsche Grenze überschritten, hast du doch davon erzählt“, sagte Günther fast vorwurfsvoll.

„Jein, ich muss da etwas weiter ausholen“, sagte ich kleinlaut.

Eigentlich war es eine furchtbare Zeit damals. Der Kalte Krieg zwischen den Großmächten tobte, und ich fuhr mit meiner Kalaschnikow und sechzig Schuss Munition in meinem Trabant-Kübel an der innerdeutschen Grenze entlang. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges standen sich mit ihren gigantischen Abhöranlagen im Harz gegenüber. Die Russen auf dem Brocken und die Engländer auf dem Wurmberg. So konnte ich schon zu DDR-Zeiten immer mal auf den Brocken hoch und ein wenig mein Fernweh befriedigen. Von hier aus konnte man nach Torfhaus (hier stehen die Antennen für unser damaliges Westfernsehen), Bad Harzburg oder bei guter Sicht bis Wolfsburg sehen. Alles zum Greifen nah – und doch so fern.

Ich war in Schierke stationiert, und wir sicherten die Grenze vom Brocken bis Ellrich, so waren die Zusammenhänge“, erklärte ich. „Du wirst es nicht glauben, Günther, in dieser Zeit wurde der Grundstein für meine Liebe zum Harz gelegt, die bis heute ungebrochen ist. Nach der Maueröffnung bin ich umgehend hoch zum Brocken und habe erschrocken feststellen müssen, dass hier seit meiner Entlassung aus dem Grundwehrdienst noch viel Blödsinn gemacht wurde. Ich bin so froh, dass der Brocken nun wieder ausschließlich friedlichen bzw. zivilen Zwecken dient.“

Ich war stehen geblieben, um dem Gesagten besonders viel Gewicht zu verleihen.

„Dem kann ich nur beipflichten“ entgegnet Günther und zählt auf, wie oft er schon oben auf dem Brockenplateau war. Das sei übrigens die...

Erscheint lt. Verlag 5.5.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer Europa
ISBN-10 3-95753-775-4 / 3957537754
ISBN-13 978-3-95753-775-1 / 9783957537751
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