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Siegfrieds Tod (eBook)

Nibelungenlied
eBook Download: PDF | EPUB
2016 | 1. Auflage
128 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-69115-7 (ISBN)

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Siegfrieds Tod
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Eine Tarnkappe, das scharfe, edle Schwert Balmung und ein Bad im Drachenblut lassen Siegfried von Xanten als unbezwingbaren Helden erscheinen. Welche Motive und Verwicklungen dennoch zu seinem schicksalhaften Tod führen, erzählt das Nibelungenlied. Es ist eine Geschichte von Täuschung, Eifersucht, Machtstreben und Verrat, angesiedelt in einer Welt, die beides zugleich ist: höfisch-zivilisiert und grausam-barbarisch.



<p><strong>&Uuml;ber den Autor </strong></p> <p>Otfrid Ehrismann, der das Nibelungenlied f&uuml;r diesen Band neu &uuml;bersetzt bat, lehrt deutsche Sprache und &auml;ltere deutsche Literatur an der Universit&auml;t Gie&szlig;en. Bei C.H.Beck ist von ihm u.a. erschienen: Das Nibelungenlied (C.H.Beck Wissen, 2005).</p>

lt;p>Über den Autor

Otfrid Ehrismann, der das Nibelungenlied für diesen Band neu übersetzt bat, lehrt deutsche Sprache und ältere deutsche Literatur an der Universität Gießen. Bei C.H.Beck ist von ihm u.a. erschienen: Das Nibelungenlied (C.H.Beck Wissen, 2005).

3. AVENTÜRE


SIEGFRIEDS WERBUNG


Kein Herzeleid bedrückte Siegfried. Da erfuhr er, dass eine herrliche junge Frau in Burgund lebte, die Erfüllung aller männlichen Sehnsüchte. Sie schenkte ihm später viel Freude, fügte ihm jedoch auch viel Leid zu. Ihre außergewöhnliche Schönheit war weithin berühmt, viele Männer machten allerdings auch mit dem Selbstbewusstsein der jungen Dame Bekanntschaft, denn Kriemhild zog zwar viele Gäste in Gunthers Reich, aber wer auch um ihre Liebe warb, sie hatte nie die Absicht, einen als Liebsten zu nehmen. Denjenigen, dem sie später untertan sein sollte, kannte sie noch nicht.

Nun dachte Sieglinds Sohn an hohe Minne, an die große Liebe. Ihr aller Werben war gegen ihn ein Windhauch, war der kühne Siegfried doch darin geübt, schönen Frauen zu dienen. Später würde die edle Kriemhild auch seine Frau werden.

Als die Verwandten und Vasallen ihm rieten, wenn er eine feste Beziehung anstrebe, dann solle er um eine Frau werben, die ihm angemessen wäre, da erklärte er: «Dann werde ich Kriemhild nehmen, die schöne junge Dame aus Burgund, wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Ich weiß wohl, dass es jedem noch so mächtigen heiratswilligen Kaiser gut angestanden hätte, um die mächtige Königin zu werben.» Dies kam Siegmund zu Ohren, denn seine Leute redeten darüber, und dadurch erfuhr er die Absicht seines Sohnes. Dessen Plan, um die herrliche junge Frau zu werben, bekümmerte ihn sehr. Auch Sieglind, des edlen Königs Frau, erfuhr es. Sie sorgte sich sehr um ihr Kind, denn sie kannte Gunther und seine Vasallen nur zu gut. Deshalb versuchte man, Siegfried sein Vorhaben auszureden. Doch dieser sagte: «Liebster Vater, ich werde für immer ohne die Liebe zu einer edlen Dame bleiben, wenn ich mich nicht um eine bemühen darf, für die ich große Liebe empfinde. Nichts kann mich von meinem Vorhaben abbringen.» «Willst du nicht davon ablassen», erwiderte der König, «dann freue ich mich wirklich über deine Absicht und will dir helfen, sie, so gut ich kann, auszuführen. König Gunther besitzt allerdings zahlreiche stolze Vasallen. Schon allein der Mann Hagen! Der kann so überheblich und hochfahrend sein, dass ich sehr fürchte, es könnte uns leidtun, um die herrliche junge Frau zu werben.» «Was kümmert uns das?», gab Siegfried zur Antwort, «was ich von ihnen nicht als Freund erbitten kann, das werde ich mit Gewalt holen. Ich denke schon, dass ich ihnen Land und Leute gewaltsam entreißen kann.» Fürst Siegmund entgegnete: «Was du sagst, bekümmert mich. Denn würde man davon am Rhein erfahren, so dürftest du niemals dorthin reiten. Gunther und Gernot kenne ich seit langem. Gewaltsam kann niemand die junge Frau nehmen, das hat man mir gesagt. Willst du aber in Begleitung von Kriegern dorthin reiten, so sind die Freunde, die wir haben, schnell herbeigerufen.» «Ich habe nicht die Absicht», erwiderte Siegfried, «eine kriegerische Heerfahrt an den Rhein zu unternehmen und die schöne Jungfrau gewaltsam zu erobern. Das möchte ich wirklich nicht. Ich allein werde sie gewinnen. Mit zwölf Gefährten will ich in Gunthers Reich ziehen. Dazu, Vater Siegmund, sollt Ihr mir verhelfen.» Da kleidete man seine Gefährten mit Gewändern ein, die grau und zweifarbig mit Pelz verbrämt waren.

Dies vernahm auch Sieglind, die Mutter. Sie wurde traurig und fürchtete, ihr geliebtes Kind durch Gunthers Vasallen zu verlieren. Die edle Königin weinte. Da trat Herr Siegfried zu ihr und sprach liebevoll: «Herrin, weint nicht um meinetwillen, für mich stellt doch ein Kämpfer keine Gefahr dar! Helft mir für die Reise nach Burgund, damit ich und meine Gefährten Gewänder haben, die tüchtige Helden ehrenvoll tragen können. Dafür werde ich mich wahrhaft und aufrichtig bedanken.» «Da du nicht aufgeben willst», sprach Frau Sieglind, «so statte ich dich, mein einziges Kind, und deine Gefährten für die Reise mit den besten Gewändern aus, die je ein Ritter trug. Ihr werdet genug mitbekommen.» Da verneigte sich der junge Siegfried vor der Königin und sagte: «Wir werden nur zwölf Krieger auf der Fahrt sein, uns soll man die Gewänder zurechtmachen. Ich möchte doch gerne sehen, wie es um Kriemhild steht.»

Tag und Nacht gönnten sich hübsche Frauen keine Ruhe, bis sie Siegfrieds Kleidung genäht hatten, denn er wollte von seiner Reise nicht ablassen. Sein Vater Siegmund ließ das ritterliche Gewand, mit dem Siegfried das Land verlassen wollte, kostbar ausschmücken. Auch seine und seiner Gefährten glänzende Rüstungen, ihre festen Helme und ihre schönen und breiten Schilde wurden zurechtgemacht.

Der Tag ihrer Abreise nach Burgund nahte, Frauen und Männer waren in Sorge, ob die Helden jemals wieder nach Hause zurückkehren würden. Diese ließen Waffen und Gewänder auf die Saumtiere laden. Ihre Rosse waren schön, ihr Reitzeug aus Rotgold, niemand hätte herausfordernder sein können als Siegfried und seine Gefährten. Als dieser darum bat, sich für die Reise nach Burgund verabschieden zu dürfen, erlaubten es der König und seine Frau traurig. Siegfried tröstete beide liebevoll und sagte: «Weint nicht meinetwegen, denn um mich braucht ihr euch keine Sorgen zu machen.» Die Ritter waren traurig, auch manche junge Frau weinte. Ich glaube, ihr Herz hatte ihnen die Wahrheit gesagt, dass nämlich viele ihrer Vertrauten wegen dieser Reise den Tod finden würden. Sie klagten zu Recht; sie waren wahrhaftig dazu gezwungen.

Am Morgen des siebten Tages erreicht Siegfried mit seinen Gefährten, bestaunt von der Bevölkerung, den Hof König Gunthers in Worms:

Der König hatte erfahren, dass tüchtige Ritter angekommen seien, die hell glänzende Rüstungen und prächtige Gewänder trügen. Niemand kannte sie in Burgund, und er hätte gerne gewusst, woher die herrlichen Ritter in ihren strahlenden Gewändern und mit den guten, neuen und breiten Schilden kamen. Es bekümmerte ihn, dass ihm das niemand sagte. Deshalb antwortete ihm Ortwin von Metz, mächtig und mutig war er: «Da wir sie nicht kennen, so lasst Hagen, meinen Oheim, holen und zeigt sie ihm. Er kennt sich in allen Reichen und fremden Ländern aus. Sollte er die Herren kennen, wird er es uns sagen.» Der König bat, ihn und seine Leute zu rufen. Bald darauf erschien Hagen in vornehmer Haltung mit seiner Begleitung am Hof. Was der König von ihm wünsche, fragte er, und dieser antwortete: «In meiner Burg halten sich fremde Krieger auf, die hier niemand kennt. Wenn Ihr sie schon einmal gesehen habt, Hagen, müsst Ihr mir sagen, wer sie sind.» «Das mache ich», antwortete Hagen. Er trat an ein Fenster und ließ seine Blicke zu den Gästen schweifen. Ihr Auftritt und ihre Ausrüstung gefielen ihm gut, aber auch er hatte sie in Burgund noch nie gesehen und meinte: «Ich weiß nicht, woher die Herren an den Rhein kamen, es könnten allerdings Fürsten oder deren Boten sein. Ihre Rosse sind schön, ihre Gewänder sehr gut. Woher sie das auch bringen, sie sind adlig und wohlhabend.»

Weiter sagte Hagen: «Obwohl ich Siegfried noch nie gesehen habe, glaube ich doch, so wie es aussieht, dass er der Held ist, der dort so herrlich einhergeht. Dies nehme ich jedenfalls an. Er bringt Neuigkeiten in dieses Land. Der Held siegte über die kühnen Nibelungen, Schilbung und Nibelung, die Kinder eines reichen Königs. Seither vollbrachte er mit seiner großen Kraft fantastische Taten. Als er einst ganz allein ausritt, ohne alle Hilfe, da traf er vor einem Berg, wie mir erzählt wurde, viele kühne Männer. Die kannte er bis dahin noch nicht. Der Hort Nibelungs war aus einer Berghöhle herausgetragen worden. Hört nun die seltsame Geschichte, wie die Nibelungen ihn aufteilen wollten! Siegfried sah es nämlich und wunderte sich. Er ging so nahe zu den Männern, dass er sie gut beobachten konnte und diese auch ihn sahen. Einer von ihnen sagte: ‹Hier kommt der starke Siegfried, der Held aus den Niederlanden.› Seltsames erlebte dieser bei den Nibelungen!

Schilbung und Nibelung empfingen den herrlichen Helden freundlich. Die edlen jungen Fürsten baten ihn – dies hatten sie gemeinsam beschlossen –, den Schatz zu teilen, und sie bedrängten ihn so lange, bis er es ihnen endlich feierlich versprach. Er erblickte, so erzählte man, derart viele Edelsteine und dazu so viel Rotgold aus dem Nibelungenland, dass hundert große Lastwagen es nicht hätten transportieren können. Dies alles sollte der kühne Siegfried zwischen ihnen aufteilen. Als Lohn schenkten sie ihm das Schwert Nibelungs. Der Dienst, den ihnen Siegfried, der edle Held, leisten sollte, wurde ihnen allerdings sehr schlecht vergolten, denn er konnte die Teilung nicht beenden, weil sie in Zorn gerieten.

Sie besaßen ihre Freunde dort, zwölf kühne Lehnsmänner, starke Riesen. Doch was half ihnen das? Siegfried erschlug sie zornig, und mit dem guten Schwert Balmung bezwang er daraufhin noch siebenhundert Krieger aus Nibelungenland. Aus großer Furcht vor dem Schwert und dem kühnen Mann unterwarfen sich ihm viele junge Krieger und übergaben ihm ihre Länder und ihre...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2016
Reihe/Serie Beck'sche Reihe
Beck'sche Reihe
Übersetzer Otfrid Ehrismann
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Reisen Reiseführer Europa
Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte 13.Jahrhundert • Deutschland • Geschichte • Heldenepos • Kriemhild • Mittelalter • Nationalepos • Nationalheld • Nibelungensage • Rhein • Xanten
ISBN-10 3-406-69115-3 / 3406691153
ISBN-13 978-3-406-69115-7 / 9783406691157
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