Der Gringo Trail (eBook)
hansanord Verlag
978-3-940873-61-3 (ISBN)
Asien hat die Hippie-Trail. Südamerika hat der Gringo Trail. Mark Mann und seine Freundin Melissa machten sich auf den Weg zu alten Monumenten, Bergen und den Regenwäldern Südamerikas. Aber für Mark bedeutete Südamerika nur eins: Drogen. Drastisch und komisch erzählt DER GRINGO TRAIL die wahre Story einer ungewöhnlichen Reise, die einen authentischen und tiefen Einblick in die turbulente Geschichte des südamerikanischen Kontinents gewährt.
Drama und Entdeckung.
Kultur und Kokain.
Fakt ist seltsamer als Fiktion ...
Was eigentlich ein klassischer Rucksackurlaub mit Sightseeing-Trips, unnützen Mitbringseln und kurzen Reisebekanntschaften werden sollte, entpuppt sich als mehrwöchiger Trip auf der unaufhörlichen Suche nach Koks, Pilzen etc., während Mark und seine Freundin verschiedene schräge Charaktere kennenlernen, in aberwitzige Situationen geraten und ein Exzess den nächsten jagt.
Inhalt 8
TEIL 1 DIE ANDEN 10
Ecuador Mama Negra 12
Peru: Busse, Bimbos und Banditos 42
Bolivien: Koks macht alles nur noch schlimmer 90
TEIL 2 DER AMAZONAS 146
Ecuador: Ein Poltern im Dschungel 148
TEIL 3 196
Das Hochland: Cowboys und Indianer 198
Die Karibik: Karneval! 234
TEIL 4 254
Arrecifes 256
Ein Trip bei Vollmond 282
Der Fischjunge 304
Das Leben danach 322
Kapitel 1
Ecuador: Mama Negra
Unterhaltungsprogramm im Flugzeug
Auf dem Flug von London nach Quito nahm Mark seine letzten siebzig Pilze ein. Wie sie ihn überhaupt nach Ecuador hineingelassen haben, ist mir ein Rätsel. In einem lila Sportanzug schritt er (Mark pflegte überall zu schreiten) über die Rollbahn in Richtung des großen Hangars, derals Ankunftshalle herhielt. Sein Kopf und seine Schultern überragten alle Ecuadorianer und die meisten Touristen. Sein Haar war ein wirres Durcheinander. Seine Pupillen waren furchtbar geweitet. Die Adern an seinen Armen und seinem Hals waren angeschwollen. Melissa und ich warteten draußen und beobachteten ihn (es ist ein kleiner Flughafen), wie er zuerst die Zollbeamten und dann die Beamten von der Einwanderungsbehörde wie ein Wahnsinniger angrinste. Er hätte nicht verdächtiger aussehen können, wenn er sich leuchtend pink angemalt und „vollgedröhnt“ auf seine Stirn geschrieben hätte.
Sie ließen Mark durch. Ecuadorianische Beamte achten wohl nicht sonderlich darauf, ob jemand halluzinogene Drogen nach Südamerika hineinschmuggelt. Marks Drogen waren sowieso sicher in einem Körper verwahrt, als er das Flugzeug verließ. Da er gerade in der zweithöchstgelegenen Hauptstadt der Welt aus einem englischen Flugzeug ausstieg, könnten seine wilden Augen und sein dummes Grinsen auch einfach eine Folge von Sauerstoffmangel gewesen sein. Es war ein schlechtes Vorzeichen.
✷ ✷ ✷
Flughafen Charles de Gaulle
Bevor wir England verlassen hatten, hatte ich Mark und Melissa das Versprechen abgenommen, dass wir unter keinen Umständen Drogen über irgendwelche internationale Grenzen mitnehmen würden. Nach Antritt der Reise hielt das Versprechen gerade mal eine Stunde lang – bis Melissa und ich in Charles de Gaulle umstiegen und Melissa ein Paar fertiggedrehte Joints herauszog. Sie zu rauchen wäre, wie sie betonte, der schnellste Weg, sie verschwinden zu lassen. „Wir könnten sie wegwerfen“, wagte ich vorzuschlagen. Melissa wischte schwungvoll ihr langes braunes Haar aus dem Gesicht und sah mich traurig an. Nein. Einen Joint kann man wirklich nicht einfach so wegwerfen. Als wir hinter einer Reihe Gepäckwagen heimlich das Dope rauchten, dämmerte mir die Erkenntnis: Niemand würde dem, was ich sagte, jemals die geringste Beachtung schenken. Nicht, dass das meine Aufgabe war. Aber immerhin hatte ich die ganze Arbeit mit der Reiseplanung gehabt.
„Du hast die Tickets, die Versicherung, die Route und was wir mitnehmen und alles organisiert … was ist meine Aufgabe?“, hatte Mark gefragt. „Du kannst die Drogen besorgen“, hatte ich vorgeschlagen. Mark hatte den kompletten Flug verpasst und ihn um drei Wochen verschoben, während er sich durch die ca. 2000 Magic Mushrooms hindurchgearbeitet hatte, die in seinem Wohnzimmer trockneten. So kam es, dass Melissa und ich schon in Quito auf ihn warteten. Ich wusste, wenn Mark nach Südamerika kam, würde richtig Schwung in die Bude kommen. Ich wusste auch, dass er furchtbar nerven würde. Wie sich herausstellte, hatte ich in beiden Hinsichten Recht.
✷ ✷ ✷
Drückeberger
Mark war wahrscheinlich der intelligenteste Mensch, den ich kannte. Auf jeden Fall dachte er das. Ich erinnere mich daran, wie Mark mir, während wir vor ein paar Jahren beim Glastonbury Festival herumliefen, die ganze Nacht lang erklärte, warum Sinus- und Cosinus-Funktionen für das Funktionieren des gesamten Universums entscheidend sind. Das alles ergab Sinn. Während er sprach, erwachten Sinus- und Cosinus-Funktionen zum Leben, tanzten über die Felder und sangen in der Luft. Sie bedeuteten mir etwas. Ich vergaß jedes Wort sofort wieder. (Na ja, ich war auf einem Trip.) Die meisten Leute, die über Mathe, Chemie und solches Zeug länger als, sagen wir, drei Sekunden reden, rangieren gesellschaftlich nur knapp unter einem Fußpilz. Aber Mark konnte so etwas rüberbringen, sogar bei Leuten, die ich für ernsthaft gefährlich hielt – z.B. bei Leuten, die Autos stahlen, um vom Pub nach Hause zu kommen. Natürlich hatte es auch etwas damit zu tun, dass er immer der letzte war, der in jedem Drogen-Wettbewerb noch auf den Beinen stand. Einem wie ihm stand es zu, über Cosinus-Funktionen zu reden.
Ursprünglich hatte ich Mark an der Universität kennen gelernt, wo er Anthropologie und ich Politik studiert hatte. Die letzten zwei Jahre war er allerdings arbeitslos gewesen – und glücklich dabei. Dazwischen war er der „nordeuropäische Verkaufsleiter“ einer amerikanischen Computerfirma gewesen. Was ihm an dem Job gefallen hatte (abgesehen von dem riesigen Gehalt und den Reisen nach Südkalifornien, „wo die Mädchen durchdrehen, wenn sie einen englischen Akzent hören“), war sein Büro – das „Verkaufsbüro für Nordeuropa“: Es bestand aus einer Person und befand sich in seinem Wohnzimmer. Es war genau das Zimmer, wo er sein Dope aufbewahrte. Die Firma wurde durch eine andere übernommen. Mark wurde eingespart. Er kompensierte seinen massiven Einkommensverlust, indem er seinen Speed-Konsum drastisch erhöhte, um keine Lebensmittel kaufen zu müssen, und Rechnungen nicht bezahlte. Er stellte alle Zahlungen für die Hypothek und das Telefon, für Strom, Gas und Wasser sowie für die Fernsehgebühr ein. Nichts geschah. Es folgte eine Flut roter Briefe, die gerichtliche Schritte androhen, aber sein Haus wurde nicht gepfändet. Sein Telefon wurde nicht abgestellt. Strom, Wasser und Gas flossen weiterhin aus den entsprechenden Anschlüssen. Er schaffte es sogar, sein wertvollstes Gut zu behalten: Einen Drei-Liter-Toyota-Super-Sportwagen mit Einspritzer-Motor. Als er noch gearbeitet hatte, hatte er eine stattliche Wand aus einem Fernseher, HiFi-Geräten, einem Videorecorder, Verstärkern, Gitarren und Lautsprechern zusammengestellt, die so angeordnet waren, dass sie die maximale Lautstärke sowie die optimale Klang- und Bildqualität auf einen Sessel ausrichteten, der in der Mitte des Wohnzimmers stand. Das war Marks Sessel – und falls jemand es wagte, sich dorthin zu setzen, hatte das einen anhaltenden Psychokrieg zur Folge. Auf jedem anderen Fleck auf dem Boden stapelte sich Abfall: CDs, Musikkassetten, alte Zigarettenschachteln, leere Bierdosen, halbgeleerte Zigarettenpapier-Packungen, Teller mit Essensresten, ungespülte Kaffeebecher mit Schimmel am Boden, übelriechende Schuhe, schmutzige Kleider, Fußbälle ohne Luft, Golf-Schläger, Bücher, Comics, ein Schachbrett und ein Spiel mit dem Titel Liebhaber-Fantasien.
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LSD Erfahrungen - Der penisfarbene Sportwagen
Eines von Marks Hobbies war, mit seinem Toyota Supra, der die Farbe eines erigierten Penis‘ hatte, auf LSD durch die engen ländlichen Sträßchen in der Nähe seines Hauses in Kent zu rasen, während wir anderen vor Angst zitterten. Auf LSD im Auto mitzufahren ist schon ziemlich angsteinflößend; in diesem Zustand ein Auto zu lenken ist ein kleines Wunder. Wir hatten keine Ahnung, ob er sicher fuhr, aber anscheinend kamen wir immer lebendig an. Da er mehr als einmal mit 180 km/h um 2 Uhr nachts angehalten wurde, unter Drogen und halbbetrunken, ohne Steuerplakette und Versicherungsschein, war es erst Recht ein kleines Wunder, dass er nie verwarnt, geschweige denn verhaftet wurde. „Ich habe eben von Natur aus Glück“, sagte er immer. Er strapazierte sein Glück bis ans Limit. Einmal wurde er von einem engen ländlichen Sträßchen geschleudert, das sich um einen Berg wand. Mit 120 km/h geriet das Auto auf eine Schotterstrecke und stieg wie eine Rakete in die Luft, um dann auf die nächstuntere Serpentine aufzuschlagen, im Salto über eine Hecke zu fliegen und in einem Weizenfeld zu verschwinden, nachdem es zwei kleine Bäume entwurzelt hatte. Andere Autofahrer hielten an und bildeten eine...
Erscheint lt. Verlag | 8.1.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Reisen ► Reiseführer ► Südamerika | |
Schlagworte | Abenteuer • Amerika • Backpacker • Berge • Drama • Entdeckung • Gang • gringotrail • Hippie • Kokain • Kultur • Regenwald • Rucksack • Südamerika • Trail |
ISBN-10 | 3-940873-61-6 / 3940873616 |
ISBN-13 | 978-3-940873-61-3 / 9783940873613 |
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Größe: 3,3 MB
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