Der Rennsteig
Greifenverlag
978-3-86939-840-2 (ISBN)
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Mit der fünften, überarbeiteten Auflage von 'Der Rennsteig' wird nicht nur dem passionierten Wander- und Naturfreund, sondern auch dem geistes- und kulturgeschichtlich Interessierten d a s Standardwerk über Deutschlands bekanntesten Wanderweg in die Hand gegeben.
Zum Geleit5
Von Hörschel bis zur Stopfelskuppe9
Junckerscher Rennsteig15
Zwischen Bettelborn und Tunnelkopf29
Durch die Drachenschlucht zur Wartburg32
Wilde Sau und Hohe Sonne34
Kurierpfad der Landgrafen36
Weinstraßen, Spalthöhlen, Ringberg und Ruhla38
Über den »Rynnestieg« der Henneberger zum Kissel46
Zwischen Schlauchentalwiese und Windsberg51
Der granitische Rennsteig zwischen Glöckner und Gerberstein56
Grenz-, Dreiherren- und Scheffelstein60
Der Rennweg nach Bad Liebenstein64
Zum Großen Inselsberg71
Bergkessel Brotterode81
Schmalkalder Landschaft84
Der Rampenweg über den Ferienorten87
Vom Heuberghaus zur Ebertswiese96
Die drei Hühnberge102
Das Tambacher Becken104
Schmalkalder Loibe, Wolfsdelle und Hohe Most110
Grenzadler, Kern- und Kanzlersgrund115
Alte und moderne Passübergänge am »Oberen Hof« und anderswo120
Oberhofer Eindrücke126
Auf dem Thron des Waldes129
Seit Urzeiten Gejaide am Kamm133
Über die Schmücke zum Großen Finsterberg136
Schmiedefeld am Rennsteig140
Von Frauenwald in Richtung Schleusingen143
Besuch im Kneippbad Stützerbach148
Ein »Rennweg« bei Allzunah151
Der Kickelhahn über der Ilmen Auen154
Zwischen Großem Dreiherrenstein und Neustadt am Rennsteig157
Übergang des Kammgebirges160
Neustadt am Rennsteig161
Die Zunder- und Zündholzmacher166
Erzsucher und Glasschmelzer171
Böse, wilde Schleuse174
Trinkwasserspende des Rennsteigs177
Schönbrunn181
Als dreißig Jahre Krieg war184
Langenbach, Biberau und Waldau192
Gießübel199
Rasthaus an der Kahlertstraße203
Erlenbäche, Rennsteigteufel und fahrendes Volk206
Wanderung in die Erdvergangenheit209
Der Erfurter Stollen214
Die Glasmacher vom alten Feld216
Der Altenfelder Totenweg und 221
andere Traurigkeiten221
Großbreitenbach227
Zwischen Rennsteig und Rinne232
Flachsbauern und Leineweber234
Schwalbenhauptswiese und Triniusstein236
Hie sächsische Raute! Hie schwarzburgisch Schürfgabel!238
Masserberg243
Rundblick von der Rennsteigwarte246
Rösser und Reiter am Rennsteig250
Fehrenbach254
Heubacher Bilder258
Im Quellfächer der Werra263
Pechleite, Harzscharrer und Kienrußer267
Von Friedrichshöhe zum Dreistromstein270
Wiesen und Menschen um Siegmundsburg272
Zum Eisfelder Bleß275
Märbelmacher278
Schirnrod unter Orkanwirbel281
Wunderwasser der Itz bei Stelzen283
Bronzezeitliche Wallanlagen auf dem Herrenberg284
Limbach und die Thüringer Porzelliner286
Der Sandberg, Restscholle im Schiefer290
Siedlung auf der steinigen Heide292
Thüringer Gold295
Der Fellberg über Steinach300
Steinacher Griffelmacher304
Spielzeugmacher307
Steinacher Allerlei309
Mutterglashütte Lauscha311
Perlenbläser und Augenmacher314
Zur Schwarzaquelle318
Der Wurzelberg320
Die Flöße322
Wanderung längs Wulst und Katze324
Räuber Bilberts Leite326
Bergbrücke zwischen Donau und Bernsteinküste327
Neuhaus am Rennweg331
Geschichte einer modernen Industrieburg auf dem Rennweg334
Ernstthaler Miscellen337
Östliches Ende des Rennsteiges?341
Von Laubeshütte bis Blankenstein344
Wer eine Landschaft geistig erobern will, muss sie durchwandern; wer sie durcheilt, dem schwinden die Eindrücke. Wem Thüringer Wald und Thüringisches Schiefergebirge zum Erlebnis werden sollen, der befindet sich am Rennsteig auf dem besten Wege. Thüringer Wald und Thüringisch-Fränkisches Schiefergebirge bilden einen zusammenhängenden Gebirgszug. Wie ein Keil stößt er von seiner Grundkante am Bergaer Sattel des Schiefergebirges nach Nordwesten vor. Diese Grundkante ist eine gedachte, etwa 80 Kilometer lange Basis von Kronach nach Greiz. Zwischen Schleusingen und Gehren, wo Massengebirge und Kammgebirge ineinander übergehen, hat sich unser angenommener Keil bereits auf etwa 20 Kilometer verengt und bildet dann, zwischen Wartha und Stedtfeld, westnordwestlich von Eisenach einen Ausläufer von weniger als 5 Kilometer Breite. Die ungefähre Mittellinie des ganzen Gebirgszuges ist der Rennsteig. In Blankenstein taucht er aus dem 414 Meter hoch gelegenen, schwarzen Spiegel der Saale, steigt auf den welligen, breiten Massen des Schiefergebirges bis auf 820 Meter, erreicht bei Neustadt am Rennsteig das Kammgebirge, windet sich über den zwischen 700 und 982 Meter an- und absteigenden Thüringer Wald und klettert dabei über den Großen Finsterberg, Großen Beerberg zur Zellaer Loibe und zum Großen Inselsberg. Nach 168 Kilometer langem Lauf versinkt er am nördlichen Dorfrand von Hörschel in dem 196 Meter hoch gelegenen Spiegel der Werra. Von hier aus wollen wir den Höhen des Gebirges auf dem Rennsteig entgegenwandern, über den Rückenwirbel der Thüringer Bergwelt, über die Wasserscheide zwischen Elbe und Weser sowie Elbe und Rhein. Hunderttausende Feriengäste besuchen alljährlich diese reizvolle Landschaft und Hunderttausende fragen nach dem sagenumwobenen Rennsteig. Dabei ist es so einfach! Man spaziert bachaufwärts, den Tälern und Kerben nach. Dort, wo sich die Quellmulden der Waldbäche des Süd- und Nordhanges fast berühren, dort oben stoßen wir auf den Rennsteig, den First des Gebirges. Bald waldumschlossen, bald den Blick weit freigebend nach Süden in die Rhön, in die Werra-Auen, den Grabfeldgau; bald steinig und hohl, bald Holzabfuhrweg oder harte Landstraße, führt er mitunter mühelos horizontal, einsam oder belebt, oft als Rampenweg mit »Schau ins Land« auch nach Norden – über die Aufwölbung des Bruchschollengebirges, auf die lang gestreckten Hügel der Buntsandsteinlandschaft, auf die hellen Stufen des Muschelkalks vor der breiten Niederung im Innern des Thüringer Beckens. Tief atmen wir die Höhenluft. Leicht ist dem Rennsteig zu folgen: Er windet sich immer in Generalrichtung Nordwest – Südost. Und wenn er uns narrt, wie an der Ebertswiese, merken wir das bald am raschen Fallen des Pfades. Streckenweise führen uns steinerne Zeugen der ehemaligen Thüringer Kleinstaaterei. Wer auf ihre zermürbten Köpfe blickt, entdeckt die zum nächsten behauenen Stein oder einer »Waldwacke1« weisende Kerbe. Zu beiden Seiten des Waldrückens blicken wir hinab in Schluchten, Gründe und Kerben, auf rote Ziegel- oder schwarze Schieferdächer längs der am Wasser entlang wachsenden Dorfzeilen, auf die alten Rodungsinseln der Waldterrassen. Da leuchtet Etterwinden, da klingt die emsige »Ruhl«. Hier liegt das fleißige Brotterode und da liegen die schönsten Ferienorte Thüringens, die parallel zum Rennsteig am nördlichen Gebirgssaum liegen: Tabarz, Friedrichroda, Winterstein, Georgenthal. Eine Waldsaumstraße verknüpft sie und führt über Gräfenroda, Elgersburg und Ilmenau zum Nordrand des Schiefergebirges. Steinbrüche, Berge, Täler; Terrassen und Felsen wecken Fragen nach Ursprung, Faltung, Abtragung und jetziger Form des Gebirges. Wir wandern gleichsam durch die Entwicklungsgeschichte der Erde, lernen am Rennsteig ihren geologischen Aufbau und begreifen und erkennen das Wirken der erdinneren und -äußeren Kräfte. Drei Viertel des Thüringer Waldes bestehen aus magmatischem Gestein: Tiefengestein wie Granit, Porphyr-Ergüssen, Melaphyren und diabasischen Durchbrüchen, Kuppen, Kegel und Decken der Basalte. Wir schauen aus wechselnder Vogelperspektive auf ursprüngliche Voraussetzungen der früheren thüringischen Heim- und Kleinindustrie. Wir schauen auf Rohstoffe wie Erz, Steine, Erden, Holz und Wasser und ihre Verwertung durch die Kraft der Menschen und Maschinen bis zur modernen Fertigung. Wir schauen auch auf alte, emsig durchortete Lagerstätten in den Waldtälern. Am Steinbacher Kopf wandern wir über alte Pingen2, äugen in zerfallene Stolleneingänge. Am Südhang des Rennsteiges klingt eine einzige schmiedende, pochende, stanzende Siedlungsreihe der Kleineisenindustrie. Vom Rennsteig blicken wir in den Salzbogen der Werra, wo Hermunduren und Chatten einst um die Solequellen kämpften. Wo man Spuren frühgeschichtlicher Salzhändler bei Leimbach fand, dort rauchten noch bis vor zwei Jahrzehnten die mächtigen Schornsteine der riesigen Kalikombinate und glitzerten Abraumhalden. Dort fuhren damals Kumpel in die Tiefe der Schächte, um Düngesalze zu fördern. Heute dienen einige wenige Schächte als Besucherbergwerke. Alle anderen sind mittlerweile aus dem Landschaftsbild verschwunden. Aus dicht gepresstem Kulmschiefer lösten einst die Hauer von Lehesten und Probstzella, an Ketten in dunkler Tiefe hängend, bedrohlich nachrutschende Schieferschichten. Heute ist der Abbau über und unter Tage gesichert und technisch perfektioniert. Schwarzblaue thüringische Schieferplatten und gemahlener Schiefer wurden zu allen Zeiten auch exportiert. Ein Thüringer namens Greiner entdeckte, unabhängig von Böttger in Meißen, die Mischung für Porzellan. Der Sandberg am Rennsteig bei Steinheid lieferte ihm kaolinhaltige Massen. Vom Rennsteig wuchs die Industrie der Porzellane und Keramiken durch Täler und an Gewässern entlang in die Niederung, wo die heutigen Werke in Kahla und bei Sonneberg die Spitzen ihrer Entwicklung zeigen. Hölzer und Sande des Thüringer Gebirges boten zugewanderten Glasmachern die Voraussetzungen, ihre Hütten zu gründen. In Langenbach, Fehrenbach und in Lauscha standen wohl die ersten Produktionsstätten dieser, sich im Thüringer Wald rasch verbreitenden, alten Manufaktur- und Handwerkskunst. Inzwischen wurde auch hier der Weg zu industrieller Großproduktion beschritten. Vom Kamm stürzende Wasser trieben die ober- und unterschlächtigen Räder der Getreide- und Massenmühlen, der alten Poch-, Hammer- und Stanzwerke. Aus der Tiefe stammende, kohlensäurehaltige Wässer wirken im Heilbad Liebenstein, die aus dem oberirdischen Kreislauf stammenden im Kneippbad Stützerbach. Der Rennsteig ist ein Kronenweg über natürliche Wasserspeicher, seine Hänge sind Regentraufen, die den permanenten Durst des Thüringer Raumes stillen. Man rechnet mit ihnen. Ihr Soll ist die Füllung der Talsperre für Trinkwasser von Dietharz, der für Gebrauchswasser im Lütschetal, der im oberen Ohratal, deren hier noch klare Wasser durch ein langes Verbundsystem in die Niederung zwischen Thüringer Wald und Harz geleitet werden. Wir blicken auf die dunklen Spiegel der Bleiloch- und der Hohenwartetalsperre – künstliche thüringische Seen, deren Millionen Kubikmeter Abfluss der Schifffahrt auf der unteren Saale und mittleren Elbe die notwendige Tauchtiefe sichern. Nie wären die Schätze der Natur ohne den Fleiß des Menschen nutzbar geworden, ohne seine Geschicklichkeit, seinen Ideen- und Erfindungsreichtum. Dieser Ideen- und Erfindungsreichtum, der ihn trotz vieler Rückschläge nie ermüden ließ, wie es beispielhaft die wechselnde Produktion in Ruhla und die vielseitige Handfertigkeit der Sonneberger Spielzeugindustrie zeigen. Der Wäldler verstand, seine natürlichen Schätze zu verwerten. Die sich entwickelnde Wirtschaft sicherte ihm auskömmliche Existenz, steigerte die technische Entwicklung seiner produktiven Kräfte, die in Tausenden von kleinen und großen Werken auch Exportartikel für die Welt schufen. Die Rennsteigwanderung macht uns den Gebirgsrücken als Wasser-, Wetter- und Klimascheide bewusst. Im Höhenluftkurort Masserberg und am weltbekannten Wintersportplatz Oberhof umwehen uns natürliche Heilkräfte des Höhenklimas. Der von Nordwest nach Südost streichende Gebirgsrücken stemmt sich den hier vorherrschenden West- und Südwestwinden entgegen. Er zwingt sie zum Aufgleiten und Abregnen, sodass sich Klima und Niederschläge zwischen Windluv und Windlee wesentlich unterscheiden. Die mittlere Monatstemperatur während der Sommermonate steigt am Kamm kaum über 13 Grad, doch das gleichmäßige, ozonreiche Klima ist viel gesünder als das der Extreme in der Ebene. Der sogenannte Grundumsatz eines Wanderers, das heißt sein Kalorienverbrauch, ist zwischen 15 und 25 Grad Außentemperatur, die ungefähr dem genannten Mittel entspricht, am geringsten. Durch Absinken und Erhöhen der Lufttemperatur steigt der Kalorienverbrauch. Schon eine Differenz von 5 Grad erfordert 40 Prozent mehr Kalorien. Bei einer Außentemperatur von 10 oder 30 Grad müsste der Rennsteigwanderer also den Proviant in seinem Rucksack auf einen Kaloriengehalt von ungefähr 2.800 erhöhen, wenn er bei Kräften bleiben will. Demzufolge können wir denen, die abnehmen möchten, nur raten: Sucht euch ein Plätzchen in der Nähe des Kamms, dort wo der Rennsteig horizontal verläuft, und wandert jeden Tag 6 bis 7 Stunden, vor allem bei Regen oder bedecktem Himmel! Da ist es nicht anstrengend, das belastet in der kühlen Luft nicht das gefährdete Herz, man spürt nicht allzu viel Hunger und nimmt trotzdem ab, weil der Kalorienverbrauch bei der Höhenwanderung größer ist als die Zufuhr. Den Nervösen oder Schlaflosen rate ich dasselbe. Die Bewegung in ozonreicher Höhe steigert die Atemtätigkeit, die Umschau im Gelände führt zwangsläufig zum Ablenken von Alltagssorgen und bei täglichen ausgedehnten Wanderungen spätestens nach drei Tagen zu einer so natürlichen Müdigkeit, dass selbst Schlafmittelsüchtige ohne diese problematischen Narkotika mit den Hühnern schlafen gehen möchten und auch schlafen können. Oft wurden wir gefragt: Wer legte den Rennsteig an? Wie entwickelte er sich zum zusammenhängenden Kammweg, zu welchem Zweck und Nutzen? Die Auffassungen darüber sind heute noch umstritten. Sicher ist er älter als sein erster historischer Beleg aus dem Jahr 1330. War der thüringische Firstweg bereits ein urzeitlicher Jagdpfad? War er ein Pirschgang längs des Kamms und über ihn zu den Wildfallen, eine Verbindung zwischen den Stationen der steinzeitlichen Jägerhorden? Lassen die Höhlen im Beerbergstein und Torstein, die Wildpferdfallen an der Hohen Most und am Falkenstein, die Zechsteinklüfte am Altenstein das vermuten? Wurde er zum Stieg und Gebirgsübergang der bronze- und eisenzeitlichen Erzsucher, Erzschürfer und Erzschmelzer, wie zwischen der Hörsel und der Suhl oder zwischen Tambacher Becken und Schönaugrund? Verbreiterten ihn die Kelten und hieben ihn immer wieder aus, als sie von ihren Gipfelburgen in der Rhön und auf dem Gleichberg die Verbindung zu den nördlichen Bergposten gangbar halten mussten, weil die Germanen herandrängten? Wurde er Kundschafterweg, vor allem am Nordwestende des Waldes, als sich Hermunduren im Salzbogen mit Chatten schlugen? War er Leitsaum der Völkerwanderung oder ein »Limes« der Germanen, als die Römer zu den »herzynischen Wäldern« vorfühlten, wie sie die von Nordwest nach Südost streichenden Waldrücken Mittelgermaniens nannten? Überquerte ihn Ahenobarbus, der römische Statthalter, auf seinem Erkundungszug zur Elbe? Bildete er eine fränkisch-thüringische Gaugrenze nach dem Zusammenbruch des großen, zentralisierten Reiches der Angeln, Warnen und Thüringer? Verknüpfte er die berühmten thüringischen Rosszuchtplätze auf dem Kamm? Stückelte er sich aus Querverbindungen der alten Sattelpässe zusammen? War der Rennsteig vielleicht ein Teil einer Via Regia von Nordwest nach Südost und weiter über Fichtelgebirge – Böhmerwald zu den Donau-Ufern? War er eine Querverbindung der Kinzig-, Frankfurter, der Wein-, Meinoldes-, Wald-, Leuben-, Frauenwald- und Nürnberger Straße, als zwischen den nördlichen und südlichen Messestädten, »Erpisfort« und »Noris«, die mittelalterlichen Handelsverbindungen immer gewinnbringender und deswegen reger wurden? Wurde er Reit-, Kurier- und Inspektionspfad der Ludowingischen Landgrafen, wenn sie von der Wartburg zu ihrer Gründung Reinhardsbrunn hin- und hertrabten? War er streckenweise Wildbanngrenze zwischen Benediktinern, Zisterziensern und bäuerlichen Markgenossenschaften? Als teilweiser Grenzweg der thüringischen Territorialstaaten ist er historisch bewiesen. Seine spätere Entwicklung bis in die Gegenwart gibt kaum noch Rätsel auf – doch woher kommt der Name des Höhenweges? Zum ersten Male lesen wir im Frankensteinischen Verkaufsbrief von 1330 »Rynnestig«. Im deutschen Sprachgebiet gibt es über 200 Rennsteige und Rennwege. Die Namenserklärung ist auch heute noch für die Sprachforscher eine »harte Nuss«. Zweimal begegnen wir am Rennsteig einem abzweigenden Renn»weg«; beim Dreiherrenstein auf dem Großen Weißenberg und bei Allzunah. Dort drängen sich ausführliche Erklärungen auf. In der Jagdschilderung fragen wir: Stammt er aus der Jägersprache? Die heutigen Etymologen leiten das Wort von Rain, »Grenze«, ab, aber auch vom Althochdeutschen »renniweg«3. So wird jeder Wanderschritt zum Ausflug in natürliche und geschichtliche Zusammenhänge. Selbst das Unscheinbare am Wege kann uns bereichern, aber »gucke müss’ mer könne, gelle?« Die Schau vom Kickelhahn auf Goethestätten und auf die große Technische Hochschule, wo junge Leute für ihre Aufgaben in Wissenschaft und Technik ausgebildet werden, erscheint uns als Symbol unserer Fahrt, Vergangenes mit Gegenwärtigem zu verknüpfen. Wir wollen versuchen, während der Wanderung viele Fragen zu beantworten. Die Umwelt des reizvollen Kammweges soll so ausführlich und gründlich geschildert werden, dass der Leser zu eigenen Schlüssen kommt. Zum Schluss einige praktische Hinweise: Man erhoffe im Thüringer Gebirge keine beständigen Wetterlagen. Zieht euch daher wetterfest an! Sorgt für gutes Schuhwerk, einen wasserdichten Umhang und für die rasch aufblendende Sonne etwas Leichtes, Luftiges. Rucksack mit breitem Riemen, zweckmäßig gepackt – flach an der Rückenseite –, dann spürt man nicht die Last. Eine gute, nicht allzu große Digitalkamera mit gutem Zoom- und Weitwinkelobjektiv, um ebenso wie die große Weite auch das Unscheinbare mit Schärfe in der Tiefe festzuhalten. Wer sich für Geologie interessiert, sollte einen kleinen Geologenhammer und eine geologische Karte im Gepäck haben. Die Wanderkarte gehört sowieso dazu. Kartenlesen lernt jeder, der logisch denken kann. An den Kompass gewöhne man sich von Anfang an. Wer aus der Irre heraus will, laufe der Nadel nach. Die Beachtung der Wasserscheiden und Bergrücken sichert die Einhaltung der Generallinien. Wenn wir uns nun anschicken, den Rennsteig und seine Landschaft zu erleben, nehmen wir uns einen alten Spruch zum Leitmotiv: »Drum nütz du jede kleine Frist! Ob lang du pilgerst, gilt nicht viel! Der Kernpunkt allen Wanderns ist, Wie du gewandert an dein Ziel.«
Illustrationen | Frank Rüdiger |
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Sprache | deutsch |
Maße | 168 x 240 mm |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Deutschland |
ISBN-10 | 3-86939-840-X / 386939840X |
ISBN-13 | 978-3-86939-840-2 / 9783869398402 |
Zustand | Neuware |
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