Für eine andere Gerechtigkeit
Campus (Verlag)
978-3-593-50836-8 (ISBN)
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Im Recht spiegeln sich die gesellschaftlichen Machtverhältnisse. Doch mit ihm lässt sich auch die Gesellschaft verändern. Was bedeutet das für die Geschlechtergerechtigkeit und die Frauenrechte?
Die Frauenbewegungen sind schon immer Motoren gesellschaftlichen Wandels gewesen: Sie haben politische Widersprüche und soziale Ungerechtigkeit benannt und Gerechtigkeit eingeklagt. Dieses Buch setzt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen des Rechts als Mittel politischer Einmischung auseinander, die Geschlechtergerechtigkeit als konkrete Utopie nicht aus den Augen verliert.
Den Rechtsgrundsatz der Gleichheit versteht Ute Gerhard dabei nicht als absolutes Prinzip, sondern als dynamisches Konzept.
Rechte müssen im jeweiligen Kontext erkämpft, verteidigt und neu verhandelt werden. Sie schildert die Geschichte der Frauenrechte in Europa seit dem 19. Jahrhundert bis heute und zeigt verschiedene Dimensionen feministischer Rechtskritik auf. Die Lebensrealität von Frauen und Männern behält sie dabei fest im Blick.
Ute Gerhard hat Rechtswissenschaften, Soziologie und Geschichte studiert. Sie ist emeritierte Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Frankfurt am Main. Dort war sie Gründungsdirektorin des Cornelia Goethe Centrums für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse.
Inhalt
Einleitung 7
I. Frauenbewegung und Recht
Nicht nur Gleichberechtigung - Frauenbewegung, Feminismus und Geschlechterpolitik in der Bundesrepublik 19
Feminismen im 20. Jahrhundert - Diskurse und Konzepte 75
Wozu Menschenrechte? Über Unrechtserfahrungen oder das Aussprechen einer Erfahrung mit Recht, das (bisher) keines ist 97
II. Zur Geschichte der Frauenrechte und den Kämpfen um Anerkennung
Frauenrechte im Europa des 19. Jahrhunderts - Die Bedeutung des Privatrechts für die Rechtsungleichheit der Frauen 133
Der Kampf um das Frauenwahlrecht - Deutschland und England im Vergleich 191
Europäische Bürgerinnenrechte - Feministische Anfragen und Visionen 219
III. Gesellschaftskritik in der Geschlechterperspektive
Feministische Perspektiven in der Soziologie - Verschüttete Traditionen und kritische Interventionen 249
Die neue Geschlechter(un)ordnung - Feministische Perspektiven auf Ehe und Familie 277
Das Konzept fürsorglicher Praxis - Care als sozialpolitische Herausforderung moderner Gesellschaften 321
Schlusswort: Eine andere Gerechtigkeit 349
Literatur 357
Dank 405
»Die emeritierte Rechts- und Sozialwissenschaftlerin Ute Gerhard hat ein weiteres interdisziplinäres Grundlagenwerk zum Thema rechtlicher Veränderungsprozesse im Geschlechterverhältnis veröffentlicht. Geschlecht als politische Kategorie sagt etwas über gesellschaftliche Möglichkeiten der Teilhabe aus, insbesondere wenn es um Tätigkeiten in der Kernzone Familie oder um Erwerbsarbeit geht. Reflexionen über Geschlechterdifferenz und die daraus entwickelte Praxis darf sich nicht vom Neoliberalismus vereinnahmen lassen.« Weiberdiwan, 16.07.2019»Ute Gerhards Arbeit führt eindrücklich vor Augen, dass wir einen langen Atem brauchen.« Daniela Schweigler, Streit, 15.10.2019»Überzeugend (...) gut lesbar.« Rolf Löchel, Literatur.de, 07.02.2019»Dieser Band gibt [den] Forscher*innen und Aktivist*innen, die diese Debatten nicht erlebt haben, einen sehr guten Einblick und allen eine Orientierung darüber, was eine andere Gerechtigkeit beinhalten könnte.« Nausikaa Schirilla, socialnet.de, 08.05.2020»Das Buch von Ute Gerhard [bietet] eine umfassende und allgemein verständliche Darstellung der Theoriegeschichte des Feminismus im 20. Jahrhundert, der Entwicklung von Frauenrechten seit den Anfängen des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart sowie der langen und weitverzweigten Geschichte internationaler Frauenorganisationen. Es eignet sich darum auch besonders gut als fundierte Einführung und Überblicksdarstellung in diese geschlechtertheoretisch und gesellschaftspolitisch wichtige Thematik.« Katrin Meyer, Ethik und Gesellschaft, 1/2020
»Die emeritierte Rechts- und Sozialwissenschaftlerin Ute Gerhard hat ein weiteres interdisziplinäres Grundlagenwerk zum Thema rechtlicher Veränderungsprozesse im Geschlechterverhältnis veröffentlicht. Geschlecht als politische Kategorie sagt etwas über gesellschaftliche Möglichkeiten der Teilhabe aus, insbesondere wenn es um Tätigkeiten in der Kernzone Familie oder um Erwerbsarbeit geht. Reflexionen über Geschlechterdifferenz und die daraus entwickelte Praxis darf sich nicht vom Neoliberalismus vereinnahmen lassen.« Weiberdiwan, 16.07.2019
»Ute Gerhards Arbeit führt eindrücklich vor Augen, dass wir einen langen Atem brauchen.« Daniela Schweigler, Streit, 15.10.2019
»Überzeugend (…) gut lesbar.« Rolf Löchel, Literatur.de, 07.02.2019
Einleitung Rechte sind immer wieder neu zu verhandeln, zu verteidigen und zu erwerben. Sie können daher nicht verstanden werden als Haben oder Besitz, vielmehr sind sie Ausdruck von institutionalisierten Regeln für soziale Beziehungen und für die Verbundenheit mit anderen Menschen. Das gilt 'erst recht' für die Rechte von Frauen, zumal im aufgeklärten, neuzeitlichen Rechtsverständnis nicht eine "austeilende oder vergeltende Gerechtigkeit von oben", sondern "eine aktive von unten" denkbar wird, also ein von den Menschen, mit Rücksicht auf die gleiche Freiheit der jeweils anderen vereinbartes Recht möglich ist. Doch obwohl Frauen als die eine 'Hälfte des Menschengeschlechts' grundsätzlich an allen Revolutionen, Protest- und Reformbewegungen beteiligt waren, mussten sie im Nachhinein immer wieder mit Verwunderung und Empörung feststellen, nicht mitgemeint und um die 'Früchte der Revolution' betrogen worden zu sein. "Mann, bist Du fähig, gerecht zu sein? Eine Frau stellt Dir diese Frage." Mit diesem Zuruf hatte Olympe de Gouges 1791 ihre Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin eingeleitet. Die französische Revolutionärin hat darin nicht nur gleiche Freiheiten und Bürgerinnenrechte, nicht etwa 'nur' die Rechte der Männer eingeklagt, sondern sehr konkret die spezifischen Unrechtserfahrungen von Frauen und Müttern benannt und ein für alle Menschen mögliches Maß von Freiheit und Gleichheit gefordert. Sie kennzeichnete damit eine auch für ihre Geschlechtsgenossinnen typische, verallgemeinerbare Erfahrung als Unrecht und zwar in der Form des Rechts. Allein mit der öffentlichen "Inszenierung des Widerspruchs", einer "Deklaration" in der Sprache der Menschenrechte, war die von de Gouges geforderte Gleichheit noch nicht realisiert. Aber es war ein neuer "Erfahrungsraum" eröffnet und ein grundlegender Dissens angeklungen, in den später andere einstimmen sollten. Seit dem 19. Jahrhundert ist von vielen politischen Interventionen, sozialen Protesten und persönlichen Befreiungskämpfen zu berichten, in denen es um Emanzipation und die Rechte von Frauen ging. In diesem Sinne hat Anita Augspurg vor mehr als 100 Jahren argumentiert, als ihr wie anderen Akteur_innen der Frauenbewegung in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts klar wurde, dass sie sich einmischen müssten in die Arbeit an der Kodifikation des neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB), einem Jahrhundertwerk, das die Bevormundung und Zurücksetzung von Frauen im Privaten noch im 20. Jahrhundert fortsetzen sollte. Augspurg versuchte als erste deutsche promovierte Juristin ihre Geschlechtsgenossinnen davon zu überzeugen, dass die "Frauenfrage in allererster Linie [eine] Rechtsfrage" sei, denn "was immer eine einzelne Frau erreicht und erringt in Kunst, Wissenschaft, in Industrie, an allgemeinem Ansehen und Einfluss: es ist etwas Privates, Persönliches, Momentanes, Isoliertes - es haftet ihm immer der Charakter des Ausnahmsweisen und als solchem Geduldeten an, aber es ist nicht berechtigt und kann daher nicht zur Regel werden und Einfluss nehmen auf die Allgemeinheit." Nach vielen Rückschlägen und Flauten bedurfte es neuer Mobilisierungen und besonderer politischer Konstellationen, um über nationale Grenzen hinweg in den 'langen Wellen' der Frauenbewegung da anzukommen, wo wir heute sind. Ja, formal sind Frauen in den demokratisch verfassten Gesellschaften heute gleichgestellt, als Staatsbürgerinnen mit Wahl- und Partizipationsrechten ausgestattet, auch im Privaten in der Familie, nicht nur in heterosexuellen Beziehungen gleichberechtigt. Doch jenseits dessen, erst recht weltweit, lebt die Mehrheit der Frauen überwiegend in prekären Verhältnissen, in ökonomischer Abhängigkeit und bedroht von Gewalt. Dabei sind die Errungenschaften in vielen Ländern der westlichen Welt keineswegs gering zu achten, im Gegenteil, es ist nicht genug hervorzuheben, welche nachhaltige Veränderung im Bewusstsein der Menschen, welche "kulturelle Revolution" in den B
Erscheinungsdatum | 05.12.2018 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Maße | 140 x 213 mm |
Gewicht | 514 g |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Recht / Steuern ► Allgemeines / Lexika |
Recht / Steuern ► Rechtsgeschichte | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Politische Theorie | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Gender Studies | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Mikrosoziologie | |
Schlagworte | Anerkennung • Feminismus • Frauenbewegung • Frauenrechte • Frauenwahlrecht • Geschlecht • Geschlechterperspektive • Gesellschaftskritik • Gleichberechtigung • Menschenrechte |
ISBN-10 | 3-593-50836-2 / 3593508362 |
ISBN-13 | 978-3-593-50836-8 / 9783593508368 |
Zustand | Neuware |
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