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Haftungsgrenzen im französischen Deliktsrecht -  Sarah Woyciechowski

Haftungsgrenzen im französischen Deliktsrecht (eBook)

Zur Reichweite der deliktischen Generalklausel in Art. 1382f. Code civil
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2017 | 1. Auflage
404 Seiten
Mohr Siebeck (Verlag)
978-3-16-155268-7 (ISBN)
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Die Frage der adäquaten Formulierung des Schutzbereichs gehört zu den ungeklärten Grundproblemen des europäischen Haftungsrechts. Dem deutschen Modell der 'drei kleinen Generalklauseln' steht die unbeschränkte deliktische Generalklausel in Art. 1382 Code civil gegenüber. Sarah Woyciechowski untersucht, woher dieser Gegensatz stammt und inwieweit die unbeschränkte Formulierung des Schutzbereichs der Haftung das französische Recht von Anfang an geprägt hat. Die Autorin zeigt, wie sich die Reichweite der deliktischen Generalklausel im französischen Recht vom ersten Aufkommen einer solchen Generalklausel im Naturrecht über das ancien droit und den Code civil bis in die Gegenwart entwickelt hat. Dies erfordert zeitweise einen differenzierenden Blick auf Lehre und Rechtsprechung, die für die jeweilige Bestimmung des Schutzbereichs mitunter unterschiedliche 'Techniken' herangezogen haben.

Geboren 1988; Studium der Rechtswissenschaften in Münster und Montréal (LL.M.); Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rechtsgeschichte in Münster; Research Assistant am Institute of Comparative Law in Montréal (McGill University); 2016 Promotion; derzeit Rechtsreferendarin am Kammergericht Berlin.

Cover 1
Vorwort 8
Inhaltsübersicht 10
Inhaltsverzeichnis 12
Abkürzungsverzeichnis 20
Einleitung 24
I. Ausgangspunkt: zwei verschiedene Regelungsmodelle 24
II. Praktische Unterschiede der Regelungen: die Ersatzfähigkeit primärer Vermögensschäden 26
1. Konsequenzen der restriktiven Haltung im deutschen Recht 27
2. Gründe für den Ausschluss primärer Vermögensschäden 27
3. Konsequenzen der offenen Regelung im französischen Recht 28
III. Begründung des umfassenden Ersatzes im französischen Recht 30
IV. Gegenstand der Arbeit 32
V. Gang der Untersuchung 35
VI. Terminologie 36
Kapitel 1: Die Entwicklung des Prinzips 38
A. Die Entwicklung im Naturrecht 38
I. Hugo Grotius 39
1. De iure praedae commentarius (1604) 40
a) Oberste Prinzipien 41
b) Gerechter Krieg und subjektive Rechte 42
c) Zwischenergebnis 43
2. Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-geleerdheid (um 1621) 44
a) System des Schadensersatzes und subjektive Rechte 44
b) Zwischenergebnis 47
3. De iure belli ac pacis (1625) 47
a) Grundlagen des Rechtssystems 48
b) Subjektive Rechte als zentraler Bestandteil 51
c) Das Schadensersatzrecht 52
aa) Schaden 53
(1) Schwierigkeiten bei der Schadensfeststellung 54
(2) Umfang der Ersatzpflicht 56
bb) Sonderfall „Nichtigkeit einer irrtümlichen Willens-erklärung“ 56
cc) faute 60
d) Zwischenergebnis 60
e) Exkurs: Einflüsse auf Grotius 61
4. Zwischenergebnis zu Grotius 62
II. Samuel Pufendorf 64
1. Naturrechtliches Verständnis und Pflichtenlehre 65
2. Schadensersatzrecht 67
a) Einzelheiten zur Ersatzpflicht 69
b) Haftung für die Nichtigkeit einer irrtumsbehafteten Willenserklärung 72
3. Zwischenergebnis zu Pufendorf 74
B. (Weiter-)Entwicklung im französischen Recht 75
I. Ancien droit (allgemein) 76
1. Überblick 77
2. Deliktische Haftung 82
a) Nur im Zusammenhang mit Strafen/droit criminel 83
b) Lex Aquilia erläutert 85
c) Haftung für die Nichtigkeit eines Vertrags 88
II. Jean Domat 89
1. Anliegen Domats 91
2. Grundlagen des Rechtssystems und Methode 93
3. Schadensersatzrecht 97
a) Die deliktische Generalklausel bei Domat 98
b) Ersatzpflicht im Falle nichtiger Verträge 102
c) Bedeutung der Generalklausel 104
4. Zwischenergebnis zu Domat 104
5. Ausstrahlung 107
a) Henri-François d’Aguesseau 109
aa) Exkurs: Das Schadensersatzrecht bei Christian Wolff 111
bb) Parallelen bei d’Aguesseau 114
b) Michel Prévost de la Jannès 115
III. Robert Joseph Pothier 117
1. Einstellung zum römischen Recht 118
2. Werke 120
3. Traité des obligations 122
a) Ausführungen zur deliktischen Haftung 122
b) Ersatzpflicht bei nichtigen Verträgen 124
aa) Verkauf nicht verkehrsfähiger Sachen 124
bb) Andere Fälle „vorvertraglichen Verschuldens“ 125
c) Umfang der deliktischen Haftung 127
4. Zwischenergebnis zu Pothier 128
IV. Entstehung des Code civil 131
1. (Verfassungs-)Rechtliche Vorgaben und Zuständigkeit 131
2. Entwürfe 133
a) Die Entwürfe von Cambacérès 135
b) Zwischenergebnis 140
3. Der „finale“ Entwurf 141
a) Regelung der deliktischen Haftung 143
b) Begründungen und Motive 144
aa) Treilhard (Corps législatif) 144
bb) Bertrand de Greuille (Tribunal) 145
cc) Tarrible (Corps législatif) 146
4. Zwischenergebnis zur Entstehung des Code civil 147
C. Ergebnis zu Kapitel 1 149
Kapitel 2: Die Entwicklung im 19. Jahrhundert: Der Umfang der deliktischen Haftung von 1804–1900 151
A. Herangehensweise an das neue Gesetz 152
I. Rückgriff auf das Ancien droit 153
II. Natürliche Billigkeit, équité 156
III. Rechtsvergleichende Auslegung 157
IV. Der Wille des Gesetzgebers 158
1. Gesetzesmaterialien 158
2. École de l’exégèse 159
3. Das Verhältnis zur Rechtsprechung 161
V. Zwischenergebnis zur Herangehensweise an das neue Gesetz 162
B. Verständnis in Lehre und Rechtsprechung 163
I. Behandlung durch die Lehre 163
1. Eigenständige Bedeutung von fait illicite und faute 165
a) Fait illicite 166
b) Faute 168
2. Erfordernis einer Rechtsverletzung 170
a) Rechtsverletzung als Grenze erlaubten Verhaltens 170
b) Verständnis in der Lehre 171
aa) Ausgangspunkt: Toullier 172
bb) Weiterführung in der französischen Lehre 174
cc) Zachariae und Übersetzungen 176
dd) Ausdehnung bei Laurent 179
c) Verortung innerhalb der deliktischen Generalklausel 182
d) Zwischenergebnis zur Rechtsverletzung 183
3. Rechtsgebrauch 184
a) Beispielsfälle 186
b) Einschränkungen 189
4. Praxisbezug 191
a) Häufige Fallgruppen im Rahmen der Art. 1382 f. Cc 191
b) Spezialfall: Haftung von Notaren 194
c) Spezielle Haftungstatbestände 198
aa) Schäden durch wilde Tiere 198
bb) Arbeitsunfälle 199
d) Zwischenergebnis 201
5. Ersatz vertraglicher Schäden über die Art. 1382 f. Cc 202
6. Haftung für vorvertragliche Pflichtverletzungen 204
a) Verkauf nicht verkehrsfähiger Sachen 205
b) Error in persona 206
c) Widerruf eines Angebots 208
d) Zwischenergebnis 209
7. Zwischenergebnis zur Behandlung durch die Lehre 210
II. Rechtsprechungspraxis 213
1. Vorbemerkungen zur Analyse 213
a) Untersuchungsgegenstand 213
b) Besonderheiten des französischen Urteilsstils 215
2. Fallgruppen 218
a) Eigentum 219
aa) Beeinträchtigungen nachbarlicher Grundstücke 219
bb) Feuerschäden 221
cc) Bergbau und Minen 222
dd) Kaninchen, Wild 223
ee) Gewerbliches/geistiges Eigentum 224
ff) Sonstige Eigentumsverletzungen 225
b) Leben, Körper, Gesundheit 227
aa) Duelle 227
bb) Unfälle durch öffentliche Verkehrsmittel 228
cc) Arbeitsunfälle 229
dd) Exkurs 1: Ersatzberechtigte im Todesfall 231
ee) Exkurs 2: Das Verhältnis zu strafrechtlichen Ur-teilen 233
c) Ansehen, Ehre 234
aa) Heiratsversprechen Verführung, Ehebruch
bb) (Öffentliche) Beleidigungen 235
cc) Prozessführung 236
dd) Exkurs 3: Ersatz moralischen Schadens 236
d) „Vermögen“ 237
aa) Notarhaftung 237
bb) Aufsichtsrat/Verwaltungsrat Gesellschaft 240
cc) Sonstige Fälle 242
e) Verletzung von Vertragspflichten 242
3. Zwischenergebnis zur Rechtsprechungspraxis 245
III. Vergleichende Auswertung 248
C. Der Code civil in Deutschland 250
I. Die Rezeption des Code civil in Deutschland 250
1. Gesetzliche Besonderheiten in Deutschland 252
a) Die deliktische Generalklausel im Badischen Landrecht 252
b) Spezialgesetzliche reichseinheitliche Regelungen 254
2. Der Umgang mit dem Code civil/Badischen Landrecht 256
a) Lehre 256
b) Gerichte 258
II. Das Verständnis der deutschen Lehre vom Umfang der de-liktischen Haftung 260
1. Badisches Landrecht 260
2. Rheinisches Recht 265
3. Vergleichende Ergebnisse 266
III. Die Rechtsprechung deutscher Gerichte 267
1. Genereller Überblick: Rechtsverletzungen und Fallgruppen 268
a) Leben und Körper 268
b) Eigentum 270
c) Ehre und Ansehen 271
d) Vermögen als solches 272
e) Vorvertragliches Verschulden 273
f) Ersatz vertraglicher Pflichtverletzungen 275
2. Abweichende Rechtsprechung zu Einzelfragen 276
a) Verlöbnisbruch und Verführung zum Beischlaf 276
b) Beeinträchtigungen nachbarlicher Grundstücke 277
c) Ersatz moralischen Schadens 278
3. Fälle, die gerade nicht über die Art. 1382 f. Cc/LRS entschieden wurden 279
IV. Ergebnis zum deutschen und französischen Verständnis 281
D. Ergebnis zur Entwicklung im 19. Jahrhundert 282
Kapitel 3: Die Entwicklung im 20. und 21. Jahrhundert 284
A. Faute und fait illicite 285
I. Die Bedeutung der faute für die deliktische Haftung 285
1. Notwendigkeit des Erfordernisses: théories du risque und objektive Haftung 285
2. Beweiserleichterungen in bestimmten Situationen 288
a) Strikte Haftung bei bestimmten Verletzungen 288
b) Haftung des gardien 289
3. Autonomer Schutz subjektiver Rechte 291
4. Beibehaltung der faute 292
II. Die faute in der Lehre 292
1. Anknüpfung an Rechtsverletzung und fait illicite 294
2. Die faute als Verletzung einer Pflicht 297
a) Ausgangspunkt Planiol: manquement à une obligation préexistante 298
b) Kritik und abweichendes Verständnis 299
c) Konkretisierungen der Pflichtverletzung 300
aa) Obligations déterminées 301
bb) Obligation générale de prudence et de diligence 301
cc) Übertragung der im Vertragsrecht üblichen Einteilung der Obligationen auf das Deliktsrecht? 302
3. Die faute als „erreur de conduite“ 305
a) Beurteilungsperspektive 306
b) Vergleichsmaßstab 306
c) Einwände der Lehre 308
4. Zwischenergebnis zur faute in der Lehre 309
III. Verständnis der Rechtsprechung 309
1. Pflichtverletzung als Element der faute 310
a) Obligations déterminées 310
b) Obligation générale de prudence et de diligence 311
aa) Beurteilungsperspektive 312
bb) Anerkannte Kategorien 313
2. Zwischenergebnis zum Verständnis der Rechtsprechung 314
IV. Ausdehnung der faute durch die théorie de l’abus du droit 314
V. Exkurs: Die Bedeutung der Pflichtverletzung im kanadischen Recht (Québec) 320
VI. Zwischenergebnis zu faute und fait illicite 323
B. Ersatzfähiger Schaden 324
I. Generelle Unbegrenztheit des Schadensbegriffs 324
II. Rechtsverletzung als Begrenzung 326
III. Erneuter Verzicht auf einschränkende Kriterien 332
1. Veranschaulichung des weiten Verständnisses 333
a) Ersatz emotionaler Schäden 334
b) Primäre Vermögensschäden 337
aa) Verlust einer Chance 338
bb) Vorvertragliches Verschulden 343
(1) Widerruf eines Angebots 343
(2) Nichtige Verträge 345
(3) Abbruch von Vertragsverhandlungen 346
2. Entwicklung einschränkender Kriterien 348
IV. Zwischenergebnis zum ersatzfähigen Schaden 350
C. Kausalität 352
I. Bezugspunkte der Kausalität 353
II. Auslegung in Lehre und Rechtsprechung 354
1. Ansätze der Lehre 355
a) Äquivalenztheorie 355
b) Adäquanztheorie 355
c) Proximité des causes conséquence immédiate
2. Vorgehen der Rechtsprechung 356
a) Ausgangspunkt: ein weites Verständnis 356
b) Einschränkungen 357
aa) Bestimmung nach dem Grad der faute 357
bb) Exklusive Ursachen 358
cc) Relativität 358
III. Beweislast und Kausalitätsvermutungen 359
IV. Anwendung der perte d’une chance-Doktrin? 360
V. Ausschlussgründe 361
VI. Zwischenergebnis zur Kausalität 362
D. „Techniken“ zur Einschränkung der Haftung 363
I. Non-cumul des responsabilités 363
II. Ausdehnung vertraglicher Pflichten 366
E. Einige Ergebnisse zu Teil 3 368
Gesamtergebnis 371
Schrifttumsverzeichnis 376
A. Quellen zu Kapitel 1 376
B. Literatur 379
C. Urteilsanmerkungen 400
Sachregister 402

Erscheint lt. Verlag 1.10.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern Allgemeines / Lexika
ISBN-10 3-16-155268-7 / 3161552687
ISBN-13 978-3-16-155268-7 / 9783161552687
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