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#MaspalomasPride -  Maximillian von Genster

#MaspalomasPride (eBook)

Schrille Satire über Freundschaft, Liebe und das bunte Chaos beim Maspalomas Pride auf Gran Canaria
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
174 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-6915-1 (ISBN)
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Ein urkomischer Roman über Freundschaft, Spaß, Chaos und das schillernde Leben in der queeren Community! Eine Woche voller Glitzer, Drama und Partylaune: Vier Freunde brechen zum Maspalomas Pride auf Gran Canaria auf, wo sie nicht nur wilde Nächte, sondern auch intensive zwischenmenschliche Begegnungen erleben. Zwischen schrillen Kostümen, nervigen Heten, alten und neuen Liebschaften sowie absurden Stories und diversen Fettnäpfen wird nichts und niemand geschont. Doch unter der schillernden Oberfläche geht es um viel mehr: Freundschaft, Akzeptanz und den turbulenten Alltag in einer vielfältigen queeren Welt. Ob skurrile Bekanntschaften, Ex-Freunde oder Fetisch-Fauxpas: dieser Roman ist ein Muss für alle, die Comedy zum Lesen lieben und eine authentische, zugleich urkomische Perspektive auf das Leben und die Liebe suchen. Lass dich in diese witzig-bissige Geschichte ziehen, die mal zum Lachen, mal zum Nachdenken anregt. Perfekt für Fans von queeren Charakteren und spritzigem Humor. Jetzt eintauchen und mitlachen!

Maximillian von Genster, Jahrgang 1982, lebt und arbeitet mit seinem Ehemann in Köln. #MaspalomasPride ist sein Roman-Debüt.

#EineTasseSekt


Die Zeit raste bis zum Abflug, und es gab noch so viel zu tun: Ins Fitnessstudio gehen, Diät halten, Urlaub einreichen, ins Fitnessstudio gehen, Diät halten, der nervigen Kollegin die Klienten in der Marketingagentur anvertrauen, ins Fitnessstudio gehen, Diät halten, private Termine verschieben, ins Fitnessstudio gehen, Diät halten, fürs Bleachen der Zähne zum Zahnarzt, fürs Bleachen der Haare zum Friseur, ins Fitnessstudio gehen, Diät halten – und dann frustriert die Sommergarderobe in Größe M statt Größe S kaufen, und von der Liesel gesagt bekommen, dass man mit der neuen Frisur aussehe wie ʼne Kampflesbe. Ein Stress!

Und auf einmal saß ich allein und viel zu früh vor ein paar geschlossenen Gepäckschaltern am Flughafen, denn erst in vier Stunden würde mein Flieger nach Gran Canaria abheben. Vor Aufregung hatte ich in der Nacht kaum schlafen können, denn bis dahin war ich noch nie ohne Begleitung geflogen und wusste nicht, ob es nicht ein wenig verzweifelt wirken würde, allein hier zu sitzen. Außerdem war bestimmt auch mein Koffer überladen, aber man will ja auf jede Gelegenheit vorbereitet sein. In Gedanken ging ich noch mal meine Outfits durch und überlegte, ob ich auch wirklich für jede mögliche Situation gerüstet war.

In meinem Strandtäschchen, welches auf dem Flug als Handgepäck fungierte, suchte ich vorsichtig nach meinen Kaugummis. Vorsichtig, nicht weil ich so viel Wert auf Ordnung legte, sondern weil ich einen Teil der Zweitfrisuren der Liesel mitnehmen musste. Gestern hatte sie mich informiert, dass ich noch Dinge aus ihrer Wohnung holen sollte. Sie war vor unserem Trip mal wieder in Hamburg unterwegs und hatte eh schon so viele Sachen mitzuschleppen. Da mein Koffer auch schon voll war, reisten nun in meinem Handgepäck drei Perücken mit: zwei mit Außenwelle, davon eine in Blond und eine in Brünett, die ich liebevoll Modell Agnetha und Modell Anni-Frid taufte, sowie ein weniger verspieltes Teil, welches nun Modell Hannelore hieß.

Sebastian flog von München und Kevin von Berlin aus. Zu unserem Verwundern hatte er sich gar nicht geziert und der Reise sofort zugesagt, und dass obwohl keine Schulferien waren. Er ließ sich einfach von seinem Arzt – mit dem er auch schlief – eine Krankmeldung ausstellen. Pragmatismus nenne ich das.

Ich beschloss, die Menschen um mich herum zu beobachten. Allerdings herrschte noch nicht viel Treiben am kleinen, gemütlichen Flughafen Köln/Bonn, und es war ja noch recht früh am Morgen. Erwartet hatte ich ja, dass mehr Schwestern unterwegs sein würden, denn eigentlich war der Hinflug auch schon eine Art Casting für die Insel. Genau deshalb hatte ich mich für ein mehr sexy als bequemes Outfit entschieden. Schließlich hatte ich die letzten Wochen hart an mir gearbeitet. Nicht zuletzt sollte mich mein Urlaubsflirt auch erkennen, was mit Jogginghose, Nackenrolle, Cappy und Hoodie schwierig geworden wäre.

Immer stellte man sich dieselbe Frage: Stil oder Bequemlichkeit? Ja, man konnte auch verhüllt etwas Geheimnisvolles ausstrahlen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und trotzdem bequem fliegen. Aber wir wissen ja alle, wie Männer ticken: Schwanz auf Toast ziehen wir Verhüllung vor, wenn nicht feti schbedingt Kleidung erforderlich ist.

So saß ich in einer viel zu engen Jeans und einem viel zu weit ausgeschnittenen Oberteil am Flughafen und fror mir meinen süßen Po ab.

Nach einer Weile betrat ein Pulk von Menschen den Flughafen. Ich zählte mehrere Nackenrollen sowie eine schlecht blondierte biologische Frau in einer weißen Leggings und dem dazugehörigen Karl-Heinz, eine weitere blonde biologische Frau, die in einer knappen Hose und einem viel zu weit ausgeschnittenen Oberteil mit Leopardenmuster durch den Flughafen stöckelte, begleitet von einer brünetten biologischen Frau im knappen Rock und einem durchsichtigen Oberteil. Dahinter zog eine Gruppe von drei Typen in Jogginghosen meine Aufmerksamkeit auf sich. Einer von ihnen wirkte definitiv geheimnisvoll und zugleich sexy.

Erwartungsvoll schmiss ich Grindr an, vielleicht gab es ja schon mehr von ihm zu sehen? Die Profile ploppten auf, es schienen sich schon einige Schwestern mehr am Flughafen versammelt zu haben. Der sexy Typ war jedoch auf die Schnelle nicht zu finden. Bei genauerem Betrachten der Profile befand ich die angebotene Ware als nicht besonders ansprechend. Ich steckte mein Handy enttäuscht in die Tasche zurück und sagte mir, dass das hier erst der Anfang sei und es auf der Insel bestimmt besser werden würde.

Als sich das Personal an der Gepäckausgabe regte, stellte ich mich schnell davor auf: Ich wollte der Erste sein. Kurze Zeit später war ich meinen Koffer los, und das sogar ohne Übergepäck zahlen zu müssen. Allmählich verspürte ich Durst und beschloss, das erniedrigende Ritual der Sicherheitskontrolle über mich ergehen zu lassen, um die restliche Zeit bis zum Boarding an irgendeiner Bar zu verbringen. Vielleicht würden die angebotenen Männer schöner oder ich träfe gar den sexy Typ wieder?

Die Herren vom Sicherheitspersonal fanden es ausgesprochen lustig, die Bekanntschaft mit Agnetha, Anni-Frid und Hannelore zu machen, und rissen ein paar Witze über die Zweitfrisuren der Liesel. Hannelore wurde sogar aus dem Netz gezogen und ordentlich durchgeschüttelt. Als wenn die arme Panne-Hanne im Drag-Alltag nicht schon genug durchgemacht hatte, denn sie war das »Modell fürs Grobe«, wie die Liesel immer zu sagen pflegte. Verkrampft lächelte ich, sammelte meine Habseligkeiten inklusive Hannelore, Agnetha und Anni-Frid ein und steuerte direkt die Bar an.

Dort saß eine ältere Schwester vor einem Glas prickelndem Sekt. Die Tropfen perlten von oben nach unten herunter, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich setzte mich daneben und bestellte mir auch ein solches Glas. Der Kellner servierte neben dem Elixier des Lebens auch noch eine Rechnung, bei deren Anblick ich gern eine ganze Flasche getrunken hätte.

Mein Gesicht sprach scheinbar Bände, denn prompt wurde ich von der älteren Schwester angesprochen: »Na, dann lass dir die Tasse Sekt mal schmecken!«

Ich blickte auf und erhob mein Glas. »Prost.«

»Die Preise sind arg unverschämt«, fuhr sie fort. »Ich bin übrigens Ingo, freut mich!«

»Ich bin Max, freut mich auch«, antwortete ich. »Fliegst du gleich auch nach Gran Canaria?«

»My Sweet Summerchild, natürlich fliege ich nach Granny – oder sehe ich aus, als wenn ich nach Mallorca fliegen würde?«, sagte Ingo gebieterisch und machte eine Kopfbewegung in Richtung zweier biologischer Frauen.

Ich lachte. »Ich fliege das erste Mal dahin. Du warst bestimmt schon oft da?«

»Zwei-, dreiundvierzig Mal bestimmt schon.« Ingo kicherte.

Ich riss die Augen auf. »Dir scheint es da ja gefallen zu haben.«

»Wer einmal da war, kommt immer wieder. Ich bin im Schnitt zweimal pro Jahr auf der Insel. Als alte, dicke Tunte kann man nirgendwo besser Urlaub machen. Klar, woanders ist es auch schön, aber auf Granny kann man so sein, wie man will, und hat Gleichgesinnte um sich.«

Nickend dachte ich mir meinen Teil.

Ingo sah mir meine Gedanken wohl an der Nasenspitze an, denn er fuhr fort: »Und damit meine ich nicht Sex. Küssen auf der Straße, Händchenhalten am Strand, im Kleid bei Tageslicht, im Restaurant flirten – probiere das mal in der Türkei oder Ägypten. Pinkwashing betreiben sie alle, wenn die einen ausnehmen können, aber wenn es drauf ankommt, wird es ungemütlich.« Ingo leerte sein Glas in einem Zug. »So jetzt komm mal mit und nimm dein Glas mit«, forderte er mich auf.

Sogleich stand ich auf und folgte Ingo mit meinem halbvollen Glas.

Vor dem Duty-free-Shop stoppte er. »My Sweet Summerchild, halb besoffen ist verschenktes Geld! Und Geld ist knapp, deshalb kaufen wir uns jetzt jeder eine Flasche Sekt hier in dem Laden und setzen unseren Plausch in einer ruhigen Ecke fort.«

Lachend betrat ich mit ihm den Shop. In der Parfümabteilung blieb er bei jedem zweiten Testflakon stehen und nahm eine Nase. Als wir endlich beim Sekt angelangt waren, griffen wir uns jeder eine Flasche und stellten uns an der Kasse an.

Mitten im Gänsemarsch drehte sich Ingo plötzlich zu mir um und sagte: »My Sweet Summerchild, mein letzter Wille sind viele Promille.« Dabei zog er aus einem Becken mit Schnapsfläschchen zwei heraus.

Gerade als ich auch zugreifen wollte, hielt er mich auf. »My Sweet Summerchild, kenne deine Grenzen! Die wichtigste Regel von allen. Wir wollen ja noch heile ankommen.«

Ich beschloss, Ingo den Spitznamen Tante Uschi zu geben, wegen ihres gluckenhaften Verhaltens.

Als wir den Laden verließen, schlug ich vor, direkt vor dem Abfluggate Platz zu nehmen. »Da kann man am besten schauen, wer noch mitfliegt.« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme vor Vorfreude nach oben ging.

Tante Uschi lachte laut und antwortete: »Du lernst schnell, My Sweet Summerchild!«

So nahmen wir direkt vor Gate A Platz und sie erzählte, dass man auf Granny nach dem Strand in die Strand-Apo-Theke ginge, von da aus zum Essen, dann...

Erscheint lt. Verlag 22.11.2024
Sprache deutsch
ISBN-10 3-7693-6915-7 / 3769369157
ISBN-13 978-3-7693-6915-1 / 9783769369151
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