Walnuss-Veredlung (eBook)
80 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-8548-8 (ISBN)
Geboren 1944 Lizenziat in Botanik, Zoologie, Chemie und Biochemie 1969 Doktorat in Biochemie 1972 Kantonschemiker 1981-2007 Seit Pensionierung 2007 Praxis und Theorie der Walnussveredlung
2 Edelreiser, Unterlagen und Techniken
2.1 Reiserrruten /Edelreiser
Zu diesem Thema gibt es auf unserem Youtube Kanal auch ein Video.
https://www.youtube.com/watch?v=GitfHs9pBKI
Die erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Walnuss-Veredlung sind gesunde, kräftige Reiserruten mit ruhenden, gut entwickelten Knospen. Dies gilt für alle Veredlungen ohne Ausnahme, sei es für Indoor-Veredlungen oder Freilandveredlungen und für alle Veredlungen während des ganzen Jahres.
Gute Reiserruten sind mindestens bei mir immer Mangelware.
In diesem Abschnitt sind die allgemeinen Fragen zu Reiserruten behandelt. Wie von den Reiserruten die Edelreiser gewonnen werden, ist für jede Veredlungstechnik spezifisch und wird deshalb bei der entsprechenden Veredlungstechnik beschrieben.
Das Dokument geht auf folgende Details der Reiserruten ein:
- Anforderungsprofil an Reiserruten
- Reiserbäume
- Rutenschnitt
- Versand von Reiserruten
- Lagerung und Aufbewahrung
- Auswahl der Edelreiser an den Reiserruten
- Herstellung der Edelreiser
- Definitionen und Präzisierungen
- Definition Reiserruten
In diesem Dokument verstehe ich unter dem Begriff Reiserruten, Triebe von einem Mutterbaum der Edelsorte. Für die Winter-, Frühlings- und die meisten Sommer-Veredlungen verwendet man letztjährige Ruten. Für Plattenokulationen auf schlafendes Auge im Sommer können auch diesjährige Reiserruten verwendet werden, sofern deren Knospen schon genügend entwickelt sind.
Eine Präzisierung zur Altersbezeichnung der Ruten: Letztjährige Ruten werden in der Literatur gelegentlich auch als zweijährige Ruten bezeichnet. Die Bezeichnung " zweijährig" kommt wahrscheinlich daher, dass die Ruten im Veredlungszeitpunkt schon in zwei verschiedenen Jahren gelebt haben, nämlich im letzten Jahr, in dem sie gewachsen sind und im laufenden Jahr, in dem sie zur Veredlung verwendet werden. Zum Zeitpunkt der Veredlung sind die letztjährigen oder eben zweijährigen Ruten nur knapp ein Jahr alt. Um Missverständnisse zu vermeiden, verwende ich den Ausdruck „letztjährig“.
Definition Edelreiser
Edelreiser sind diejenigen Abschnitte der Reiserruten, welche unmittelbar vor der Veredlung aus den Ruten geschnitten und auf oder in die Unterlage eingesetzt werden. Je nach Veredlungstechnik kann das Edelreis ein verholzter Rutenabschnitt mit einer oder mehreren Knospen (=Augen) sein, oder auch nur ein Rindenstück (mit oder ohne Holzschild) mit einem Auge.
- Anforderungsprofil an Reiserruten
- Reiserruten müssen:
- gesund, kräftig und fähig sein, Kallus zu bilden
- gut ausgereift und verholzt sein
- mit gut entwickelten, ruhenden Blatt-Knospen bestückt sein
- nur eine dünne Markröhre haben
- mindestens 40 cm lang sein und an der Basis mindestens 8 mm Durchmesser haben. Ruten mit grossem Durchmesser enthalten nach der Literatur mehr Reservestoffe (Stärke) als solche mit
Reiserruten verschiedener Längen und Dicken
Wenn die Ruten nicht sofort gebraucht werden, müssen sie in geeigneter Weise kühl und feucht aufbewahrt werden. Die Edelreiser werden unmittelbar vor der Veredlung aus den Ruten geschnitten.
Reiserbäume
Wenn einmal entschieden ist, welche Nussbaumsorte veredelt werden soll, muss ein Mutterbaum der entsprechenden Sorte gefunden werden, der gute Reiserruten mit guten Knospen liefern kann. Als Rutenlieferanten kommen drei Baumtypen in Frage:
- junge, gesunde, kräftige Bäume, die begonnen haben, Früchte zu tragen. Es sind Ruten auszuwählen und zu schneiden, die dem oben beschriebenen Anforderungsprofil entsprechen. Junge Bäume sind meist noch nicht zu hoch, um die besten Ruten (meistens im obersten Teil der Krone) noch zu erreichen.
- Eigens für die Reisergewinnung gehaltene (zertifizierte) Mutterbäume. Solche stehen in der Regel nur in Nussbaumschulen zur Verfügung. Man kann versuchen, sich Reiserruten der gewünschten Sorte von einer Nussbaumschule zuschicken zu lassen.
- Alte Nussbäume. Diese haben in der Regel nur kurze letztjährige Triebe mit vielen männlichen Blütenknospen. Letztere sind unbrauchbar für die Veredlung. Man kann einen alten Nussbaum aber dazu anregen, junge Triebe mit Blattknospen zu bilden, indem man vor Vegetationsbeginn auf der Südseite des Baumes ein oder zwei armdicke Äste abschneidet. Dann reagiert der Baum meistens mit dem Austrieb von kräftigen Trieben, welche im darauffolgenden Winter als Reiserruten geschnitten werden können. Wasserschosse vom Kroneninnern sind meistens weich und haben dicke Markröhren und sind deshalb nicht geeignet.
Die besten Ruten mit den besten Augen findet man meistens in der oberen Hälfte der Krone, an den äussersten Teilen und an gut besonnten südexponierten Stellen.
Foto 2: Reiserruten an zurückgeschnittenem Ast
Die letztjährige Reiserruten an einem zurück geschnittenen Ast eines 90-jährigen ertragreichen Baumes sind etwas dunkler als die älteren Fruchtäste. Foto vom 8.1.2013.
Schnitt der Reiserruten
Zeitpunkte
Traditionell werden für die Winter-, Frühlings- und Sommer-Veredlungen die Ruten zwischen Januar und März bei Winterruhe und auf alle Fälle vor Vegetationsbeginn geschnitten und bis zum Gebrauch gelagert. Sie sollten nicht geschnitten werden, wenn es gefroren ist.
Für Winterveredlungen von Januar bis März schneide ich, wenn immer möglich, die Ruten unmittelbar vor der Veredlung (sofern die Reiser nicht gefroren sind und die Reiserbäume in der Nähe stehen). Damit entfällt die Arbeit der Aufbewahrung und das Risiko von Lagerschäden.
Für die Plattenokulation sowohl im Frühling (Mai/Juni) auf treibendes Auge wie auch im Sommer (Juli/ August) auf schlafendes Auge müssen die letztjährigen Ruten im Saft sein. Sie werden unmittelbar vor der Veredlung geschnitten.
Bei vorgesehenem Versand der Reiserruten mit der Post, ist der Schnitt-Zeitpunkt so zu wählen, dass die Ruten nicht mehrere Tage auf der Post, z. B über ein Wochenende oder Feiertage herum liegen.
Hilfsmittel
Die Reiserruten werden mit einer scharfen Säge oder Baumschere geschnitten. Bei hohen Bäumen erweisen Schneidgiraffen mit langen, ausziehbaren Stielen unschätzbare Dienste. Sie ersparen Leitern steigen und Klettern.
Verschiedene Veredler empfehlen, wenn möglich einige cm vorletztjähriges Holz mitzuschneiden, um die Austrocknung zu verringern.
Weiterbehandlung
Sofort nach dem Schnitt müssen die Ruten weiterverarbeitet werden und dürfen nicht herum liegen gelassen werden. Sie müssen vor allem im Frühling und Sommer gegen Austrocknung geschützt werden, z.B. mit feuchten Tüchern. Um Verwechslungen zu vermeiden müssen sie auch sofort etikettiert werden.
Entweder werden die Ruten sofort für die Veredlung gebraucht oder sie werden für den direkten Versand oder die Aufbewahrung bereit gemacht. Für den Versand, die Aufbewahrung im Kühlschrank oder im Sand werden sie auf die gewünschte Länge gekürzt. Die Länge hängt von der Grösse der Versandpackung respektive von der Grösse der Plastiksäcke, des Kühlschrankes oder des Sandbeetes ab. Das Abdichten der Schnittflächen mit Wachs hilft gegen das Austrocknen der Rutenstücke.
Rutenaufbewahrung
Wenn die Ruten nicht sofort verwendet werden, müssen sie bis zur Veredlung aufbewahrt werden. Die Reiserruten dürfen auf keinen Fall austrocknen. Sie sollten sich bei der Veredlung noch möglichst im gleichen physiologischen Zustand befinden wie beim Schnitt. Das bedeutet, dass man die Ruten feucht und kühl aufbewahren sollte. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Als klassisch gilt die Aufbewahrung in feuchtem Sand, an einem schattigen Ort, auf der Nordseite eines Gebäudes. Die ganzen Ruten oder 30 bis 40 cm lange Stücke davon werden gebündelt, beschriftet ganz oder zu 3/4 in den feuchten Sand gesteckt. In diesem Zustand ertragen sie Fröste problemlos und treiben in der Regel nicht vor Ende Mai aus. Unmittelbar vor dem Veredeln werden die Ruten aus dem Sand herausgeholt, gewaschen und weiterverarbeitet. Anstatt draussen kann man die Ruten auch in feuchtem Sand in einem guten Keller aufbewahren.
In den letzten Jahren hat sich die Aufbewahrung von Reiserruten oder von Abschnitten davon im Kühlschrank bei 0 bis 40 C bewährt. Wichtig dabei ist, dass die Ruten in wasser- und luftdichte Plastiksäcke (z.B. solche fürs Tiefgefrieren) eingepackt und gut verschlossen werden. Verschweissen der Plastiksäcke hat sich bewährt. Es gibt Autoren, welche empfehlen, in den Plastiksack feuchte Tücher zu legen (sind gute Indikatoren, für die Austrocknung). Andere Autoren lehnen dies wegen einer möglichen Schimmelbildung ab.
Das Einfrieren der in Plastiksäcke eingepackten Ruten bei - 18 ° C hat sich bei mir nicht bewährt. Alex Dragotin empfiehlt das Aufbewahren der eingepackten Ruten bei minus 6...
Erscheint lt. Verlag | 4.4.2024 |
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Sprache | deutsch |
ISBN-10 | 3-7562-8548-0 / 3756285480 |
ISBN-13 | 978-3-7562-8548-8 / 9783756285488 |
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Größe: 15,8 MB
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