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Eine unerschrockene Frau reist um die Welt -  Ida Pfeiffer

Eine unerschrockene Frau reist um die Welt (eBook)

Drei Bände in Neusatz und neuer Rechtschreibung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-6467-3 (ISBN)
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Zu ihrer Weltreise brach Ida Pfeiffer im Mai 1846 auf, über Hamburg gelangte sie nach Rio de Janeiro. In Brasilien entkam sie nur knapp einem Mordanschlag. Im Februar 1847 machte sie die gefürchtete Schiffspassage durch die stürmischen Gewässer um Kap Horn nach Valparaíso in Chile. Über Tahiti, wo sie von der Königin empfangen wurde, erreichte sie Macau, danach Hongkong und Kanton. In diesen Orten war das Auftreten einer weißen Frau ein so außerordentliches Ereignis, dass sie immer wieder in Bedrängnis geriet. Über Singapur ging es weiter nach Ceylon, von dort nach längeren Exkursionen Ende Oktober 1847 nach Südindien. Hauptsächliche Stationen ihrer Reise durch den indischen Subkontinent waren Kalkutta, Benares und Bombay. Sie fand Aufnahme in den Häusern reicher und vornehmer Inder, nahm an einer Tigerjagd teil, legte aber auch weite Strecken auf Ochsenkarren zurück. Im April 1848 reiste sie weiter nach Mesopotamien und Persien, sie besuchte Bagdad, begleitete Karawanen durch die Wüste, sah die Ruinen von Babylon und Ninive, wurde von Räubern bedroht. Der britische Konsul in Täbris, ein Landeskenner, war von der Kühnheit ihrer Unternehmungen tief beeindruckt. Über Armenien, Georgien, Odessa, Konstantinopel und Athen ging es nach Hause. Die Aufzeichnungen von dieser Reise erschienen 1850 in drei Bänden. (Quelle: Wikipedia Seite Ida Pfeiffer). Die hier vorgestellte Neuauflage enthält die ursprünglichen drei Bände, wurde in die aktuelle Rechtschreibung konvertiert und ist in moderner Antiqua-Schrift gedruckt.

Die österreichische Weltreisende Ida Pfeiffer (1797 - 1858) war die erste europäische Frau, die das Innere der Insel Borneo durchquerte. Sie verbrachte nach problematischen Jugend- und Ehejahren den dritten Abschnitt ihres Lebens als Weltreisende und erfolgreiche Reiseschriftstellerin. Damit war sie als Frau in der Zeit des Biedermeier eine viel beachtete Ausnahmeerscheinung. Auf ihren ausgedehnten Fahrten legte sie insgesamt 240.000 km zur See und 32.000 km auf vier Kontinenten zurück. Sie schrieb darüber 13 Bücher, die in sieben Sprachen übersetzt wurden. (Quelle: Wikipedia Seite Ida Pfeiffer)

Reise nach Brasilien.


Abreise von Wien. Aufenthalt in Hamburg. Dampfschiffe und Segelschiffe. Abfahrt. Cuxhaven. Der Kanal la Manche. Die fliegenden Fische. Die Phisolide. Sternbilder. Das Überschreiten der Linie. Die Vamperos. Die starke Briefe und der Sturm. Kap Frio. Einfahrt in den Hafen von Rio de Janeiro.

Am 1. Mai 1846 verließ ich Wien und ging, einige kleine Unterbrechungen zu Prag, Dresden, Leipzig abgerechnet, gerade nach Hamburg, um mich von da nach Brasilien einzuschiffen. In Prag hatte ich das Vergnügen, den Grafen Berchthold, einen Gefährten auf einem Teile meiner orientalischen Reise, zu sehen und von ihm zu hören, dass er Lust habe, die Reise nach Brasilien mitzumachen. Ich versprach, in Hamburg auf ihn zu warten.

Ein zweites interessantes Zusammentreffen hatte ich auf dem Dampfboote zwischen Prag und Dresden, und zwar mit der Witwe des Professors Mikan, die im Jahre 1817, bei Gelegenheit der Vermählung der österreichischen Prinzessin Leopoldine mit Don Pedro I., ihrem Gemahl nach Brasilien gefolgt war und später mit ihm auch das Innere des Landes wissenschaftlich bereiste.

Oft schon hatte ich von dieser Frau sprechen gehört, und groß war meine Freude, sie nun persönlich kennenzulernen. Die liebenswürdige Greisin teilte mir freundlich viele ihrer Erfahrungen mit, und gab mir manche Ratschläge und Verhaltensregeln, die mir in der Folge sehr nützlich waren.

Am 12. Mai kam ich in Hamburg an, und schon am 13. hätte ich Gelegenheit gehabt, mich einzuschiffen, und zwar auf einer herrlichen, schnell segelnden Brigg, die noch dazu meinen Namen "Ida" trug. Mit schwerem Herzen sah ich das schöne Schiff absegeln — ich musste zurückbleiben, da ich meinem Reisegefährten versprochen hatte, ihn hier zu erwarten. Woche um Woche verging, und nur das Zusammensein mit meinen Verwandten verkürzte mir die lange Zeit des Erwartens. Endlich, Mitte Juni, kam er an, und bald darauf war auch ein Schiff gefunden, eine dänische Brigg "Caroline," Kapitän Bock, die nach Rio de Janeiro unter Segel ging.

Mir stand nun eine lange Seereise bevor, eine Seereise, die unter zwei Monaten nicht zu machen war, die aber auch drei und vier Monate dauern konnte. Zum Glück hatte ich schon auf meinen früheren Reisen ziemlich bedeutende Fahrten auf Segelschiffen gemacht, und war dadurch mit deren Einrichtung bekannt geworden, die von jener auf Dampfschiffen gänzlich verschieden ist.

Auf einem Dampfschiff ist alles luxuriös und bequem, die Fahrt selbst geht bei jedem Winde rasch vorwärts, und der Reisende findet frische und gute Nahrung, geräumige Kajüten und gute Gesellschaft.

Anders ist es auf Segelschiffen; diese sind, mit Ausnahme der großen Ostindienfahrer, für Reisende selten eingerichtet. Als Hauptsache werden die Waren betrachtet, und die Reisenden sind eine dem Schiffspersonal sehr unangenehme Zugabe, auf die gewöhnlich nur wenig Rücksicht genommen wird. Der Kapitän ist der Einzige, der sich für sie interessiert, da ihm von dem Passagiergeld ein Drittteil, ja auch die Hälfte zufällt.

Die Räume sind meist so beschränkt, dass man sich in der Schlafkabine kaum umwenden, in der Koje (Schlafstelle) nicht einmal aufrichten kann. Außerdem ist auch auf einem Segelschiffe die Bewegung weit stärker als auf einem Dampfschiffe, — dagegen behaupten aber wieder Viele, dass auf Letzterem das ewig gleichmäßige Erzittern, sowie der üble Geruch des Öles und der Steinkohlen unerträglich sei. Ich fand dies nicht; es ist wohl unangenehm, doch viel leichter zu ertragen als die vielen Unannehmlichkeiten, die man auf einem Segelschiff trifft.

Da ist man der Laune des Kapitäns ganz und gar anheim gegeben. Er ist unumschränkter Gebieter und herrscht über Alles. Auch die Kost hängt von seiner Großmut ab; sie ist zwar für gewöhnlich nicht ganz schlecht, doch im besten Falle nicht so gut, als auf einem Dampfer.

Die gewöhnlichen Gerichte sind: Tee und Kaffee ohne Milch, Speck und Salzfleisch, Erbsen- oder Kohlsuppen, Kraut, Kartoffeln, harte Klöße, Stockfische und Schiffszwieback. Ausnahmsweise findet man auch Schinken, Eier, Fische, Pfannkuchen oder wohl gar magere Hühner. Brot wird auf kleineren Schiffen nur höchst selten gebacken.

Um sich die Kost zu verbessern, besonders bei einer längeren Reise, tut man sehr wohl, sich mit einigen Aushilfsmitteln zu versehen. Die zweckmäßigsten sind: Suppenglace mit feiner Zwieback; beide verwahre man in Blechkästchen, um Feuchtigkeit und Ameisen davon abzuhalten — ferner eine tüchtige Portion Eier, die man aber, wenn die Reise in südliche Gegenden geht, zuvor in starkes Kalkwasser tauchen oder in Steinkohlenstaub verpacken muss; dann Reis, Kartoffeln, Zucker, Butter, und alle Ingredienzien zur Bereitung von Weinsuppe und Kartoffelsalat. Erstere ist sehr stärkend, letzterer sehr kühlend. Dem, welcher mit Kindern reist, würde ich ganz besonders eine Ziege mitzunehmen empfehlen.

In Betreff des Weines muss man ja nicht vergessen, den Kapitän zu fragen, ob dies Getränk in der Zahlung mit begriffen ist, da man es sonst um teures Geld von ihm kaufen muss.

Aber auch noch andere Sachen als Lebensmittel sind da mitzunehmen, und zwar vor allem eine Matratze samt Polster und Decke, da man gewöhnlich nur eine leere Koje vorfindet. Man bekommt diese Gegenstände in jeder Hafenstadt billig zu kaufen.

Außerdem tut man auch gut, sich mit farbiger Wäsche zu versehen. Die Stelle des Wäschers vertritt ein Matrose, und dass man da die Wäsche nicht im besten Zustande zurückbekommt, ist leicht begreiflich.

Sind die Matrosen gerade mit der Stellung der Segel beschäftigt, so muss man außerordentlich achthaben, von einem herabfallenden Taue nicht beschädigt zu werden.

Doch all' diese Unannehmlichkeiten sind noch sehr gering — die wahre Qual beginnt gegen das Ende der Reise. Des Kapitäns Geliebte ist sein Schiff. Auf dem Meere gestattet er ihr das bequeme Negligé; aber im Hafen muss sie geputzt und geschmückt erscheinen. Keine Spur der weiten Reise, der Stürme, der glühenden Sonnenhitze darf man an ihr gewahren. Da beginnt denn ein unaufhörliches Hämmern, Hobeln und Sägen; jeder Sprung, jede Fuge und Beschädigung wird ausgebessert und am Ende das ganze Schiff mit Ölfarbe übermalt. Am ärgsten ist das Gehämmer, wenn die Fugen des Decks ausgebessert und mit Teer eingelassen werden. Dies ist beinahe unerträglich.

Aber genug von den Unannehmlichkeiten. Ihre Beschreibung soll nur dazu dienen, jene, die noch nie zur See gereist sind, einigermaßen vorzubereiten. Leute, die in Seehäfen wohnen, bedürfen dieser Andeutungen freilich nicht, denn die hören ja täglich davon sprechen; — nicht so wir armen Binnenstädter. Wir wissen oft kaum, wie ein Segel- oder Dampfschiff aussieht, viel weniger, wie man darauf lebt. Ich spreche aus Erfahrung, und weiß nur zu gut, was ich bei meiner ersten Seereise litt, weil ich, von nichts unterrichtet, außer einiger Wäsche und Kleidung, nichts mit mir nahm.

Nun zu dem weiteren Verlaufe meiner Reise. Am 28. Juni Abends schifften wir uns ein, und am 29. vor Sonnenaufgang wurden die Anker gelichtet. Die Reise begann eben nicht sehr ermutigend; wir hatten höchst flauen, beinahe gar keinen Wind, jeder Fußgänger ward, im Vergleich zu uns, ein Schnellläufer — wir legten die 8 Meilen [Auf der See wie auf Flüssen rechne ich immer nach Seemeilen, von welchen vier auf eine geografische Meile kommen.] bis Blankenese in sieben Stunden zurück.

Zum Glücke ward uns diese Langsamkeit nicht so lästig, da wir Anfangs noch lange die herrliche Hafenstadt im Gesicht behielten, und später an der holsteinischen Küste an den schönen Landhäusern der reichen Hamburger, die auf reizenden Hügeln gelegen, und von zierlichen Gärten umgeben sind, fortwährend unser Auge ergötzten. So schön dieses Ufer ist, so einfach und langweilig ist das linke, das Hannoveranische. Die Elbe hat an manchen Stellen schon eine Breite von 3 bis 4 Meilen.

Unterhalb Blankenese versehen sich die Schiffer mit Wasser aus der Elbe, das zwar schmutzig und trübe aussieht, doch die gute Eigenschaft haben soll, jahrelang der Fäulnis zu widerstehen.

Glückstadt (32 Meilen von Hamburg) erreichten wir erst am 30. Morgens. Der Wind hörte hier ganz auf, die Flut gewann die Oberhand, und wir trieben zurück. Der Kapitän ließ daher die Anker fallen, und benützte diese aufgedrungene Ruhe, die Kisten und Koffer auf und unter dem Deck befestigen zu lassen. Uns Müßiggängern wurde erlaubt ans Land zu gehen und das Städtchen zu besehen, an dem wir jedoch wenig zu bewundern fanden.

Die Reisegesellschaft bestand aus 8 Personen. Die vier Kajütenplätze waren, außer dem Grafen B. und mir, noch von zwei jungen Leuten besetzt, die in Brasilien schneller Glück zu machen hofften als in Europa. — Der Preis eines Kajütenplatzes betrug 100, jener des Zwischendecks 50 Dollars.

Im Zwischendecke befand sich, außer zwei achtbaren Bürgersmännern, noch ein altes...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2021
Sprache deutsch
ISBN-10 3-7543-6467-7 / 3754364677
ISBN-13 978-3-7543-6467-3 / 9783754364673
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