Die Fährte des Lichts (eBook)
676 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-8679-3 (ISBN)
Ralf Herold ist ein Gartengestalter und Landschaftsbauunternehmer. 2007 entdeckte er gemeinsam mit seinem Freund, dem Maschinenbauingenieur Dr. Hilmar Hensel ein kalendarisches Sonnenbeobachtungsphänomen an verschiedenen legendenumwobenen Felsen der Oberlausitz. Seit 2008 leitet er eine Fachgruppe für Archäoastronomie an der Sternwarte Bruno-H.-Bürgel in Sohland an der Spree und erforscht mit seinem Freund, Schülern, Astronomie- und Naturfreunden mutmaßliche Sonnenheiligtümer. Mit seiner Firma baute er bereits verschiedene archäoastronomische Objekte nach. Es entstanden unter anderem der künstliche Dolmen auf dem Sonnenstein in Pirna, das Sonnentor im Zentrum von Bautzen und der Kuckuckstein von Königshain als Funktionsmodell an der Sternwarte in Sohland.
„Jedem passiert, was ihm nie passieren würde.“50
2. Neue Forschungen – Projekt Götterhand
2.1. Sonnenheiligtümer der Oberlausitz - Die Entdeckung eines kalendarischen Sonnenphänomens
Das „Große Oberlausitzer Sagenbuch“ inspirierte 2006 meinen Freund Hilmar Hensel und mich, Schauplätze alter Sagen zu besuchen. Unsere Wanderungen führten auch zu legendenumwobenen Felsen. Einige wirkten sehr konstruiert, als hätte bei ihrer Entstehung nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch seine Hand im Spiel gehabt. Doch zu welchem Zweck hätte man sich mit diesen tonnenschweren Felsblöcken abmühen sollen - war im Ergebnis doch offensichtlich nicht mehr entstanden als gerade nur eine Öffnung, durch welche man ein Stück vom Himmel sah.
Einige Sichtöffnungen sagenhafter Steinformationen oberlausitzer Berggipfel. Von links nach rechts: Hornsberg, Darener Berg, Czorneboh, Löbauer Berg.
Es kam zu der Überlegung, ob diese Sichtöffnungen vielleicht astronomischen Himmelsbeobachtungen gedient haben könnten.
Der Gedanke ließ uns nicht mehr los. Im März 2007 entschlossen wir uns, die Blickrichtungen einiger Sichtöffnungen zu vermessen. Dabei zeigte sich, dass sie offenbar auf annähernd gleiche Himmelsbereiche gerichtet waren. Doch was gab es dort zu sehen?
Wir baten die Sternwarte Sohland um fachliche Unterstützung. Mit Hilfe eines astronomischen Computerprogramms konnten wir feststellen, dass die Sichtöffnungen den Jahreslauf der Sonne widerspiegelten - die Felsen somit der kalendarischen Sonnenbeobachtung gedient haben könnten.
An der Soraer Teufelskanzel, dem ersten Messobjekt der ersten Messaktion, waren uns zum Beispiel eine aus Felsplatten gefügte Höhle mit einer dreieckigen Sichtöffnung und eine handähnliche Auswitterungsmulde auf einem Podest der östlichen Felserhebung aufgefallen. Wir vermuteten, dass in der Höhle ein Beobachter gesessen haben könnte und über die markante Felsspitze mit der Mulde (Teufelssitz der Sage, „Götterhand“) zum Himmel geblickt hat (Bild links und Mitte).
Zur Messung wurde eine Fluchtstange in die Auswitterungsmulde und eine zweite in die dreieckige Sichtöffnung der Höhle gestellt. Eine Schnur zwischen den Fluchtstangen bildete die Blicklinie. Die Messung erfolgte mittels Kompasses und Stellwinkel und erbrachte horizontal 180°, vertikal 13°, was offenbar annähernd dem Stand der Mittagssonne zur Wintersonnenwende entsprach.
Soraer Teufelskanze mit der Peillinie (roter Pfeil) zur Sonne (gelb) aus der Höhle mit der dreieckigen Sichtöffnung sowie ein Foto von der ersten Vermessung 2007 (rechts).
Die Auswertung der Messergebnisse des zweiten Objektes der Messaktion, dem Hornsberg in Sohland, brachte folgendes Bild:
- die Sichtöffnung zwischen den beiden altarförmigen Gipfelsteinen (rot) markierte mit dem großen mutmaßlichen Visierstein (blau) die Sichtlinie für die Wintersonnenwende (WSW) gegen Mittag
- die Sichtöffnung unter dem brückenartig aufgesetzten Deckstein (lila und Bild rechts) gestattete im Zusammenspiel mit weiteren Markensteinen (blau, im Bild links) die Bestimmung der Tagundnachtgleiche (TNG) und der Sommersonnenwende (SSW) jeweils beim späten Sonnenaufgang über dem Felsen.
Das dritte Felsobjekt der ersten Messaktion war der Bieloboh-Altar bei Beiersdorf. Unter dem „Altarstein“ befindet sich eine augenförmige Sichtöffnung, dass sogenannte „Teufelsfenster“ bzw. „Teufelsauge“. Die Sichtöffnung gestattet, wie am Hornsberg, die Bestimmung der Tagundnachtgleiche (TNG).
Das letzte Objekt der ersten Messaktion waren die Steinklunsen bei Beiersdorf, die Nachbarerhebung des Bieleboh im Süden. Wie beim Bieleboh-Altar gab es auch hier einen Stein unter dessen Überhang sich eine Art Höhle mit einer Sichtöffnung befand. Ebenso gestattete diese Sichtöffnung offenbar die Bestimmung der Tagundnachtgleiche.
Vergleichbar der Situation auf dem Hornsberg bei Sohland gab es auch an den Steinklunsen einen etwas abseits im Norden liegenden Stein, der größer als die anderen, zwar nicht die Größe des Visiersteins am Hormsberg erreichte, aber ebenso als Visierstein der Wintersonnenwende gegen Mittag genutzt werden konnte. Einerseits zwischen den beiden Felsgipfeln hindurch über eine längliche, dort wie eine Peilhilfe aufgerichtete Steinplatte, andererseits über den östlichen Felsgipfel hinweg, der an dieser Stelle einen markanten Steineinschluß besitzt. Ein auffälliges Mal, vergleichbar der Götterhand-Markierung auf der Teufelskanzel Sora.
Hornsberg: Bild links entstand während der ersten Messung 2007 am Hornsberg. Während Dr. Hilmar Hensel die Visierlinie vom mutmaßlichen Visierstein(blau) durch die Sichtöffnung zwischen den zwei altarförmigen Gipfelsteinen(rot) (horizontal 180°, vertikal 13°) misst. Das Bild rechts zeigt die Halbjahresöffnung (Tagundnachtgleiche - Sommersonnenwende) unter der Steinbrücke (lila).
Bielebohaltar: Bild links zeigt den Altarstein (lila) mit der augenförmigen Sichtöffnung (gelb) von Osten. Im Bild rechts ist der kleine höhlenartige Überhang des Altarsteins (lila) zu erkennen. Der mutmaßliche Beobachtungsplatz für den Sonnenaufgang der Tagundnachtgleiche (gelb/orange).
Steinklunsen: Bild links zeigt die Sichtöffnung unter dem westlichen Gipfelstein (lila) der Steinklunsen, unter dessem Überhang sich wiederum eine Höhle befindet. Bild rechts zeigt diese Höhle (lila Rahmen) und den ca. 2 Wochen nach dem ersten Lichteintritt der Tagundnachtgleiche in die Sichtöffnung folgenden Lichtaustritt (gelb) der Sonne aus der Höhle.
Steinklunsen: Vom Visierstein (blau) kann die Wintersonnenwende (WSW I.) gegen Mittag über dem linken Gipfelstein (rot/links) angepeilt werden. Eine längliche Steinplatte (rot/rechts) zwischen den beiden Gipfelsteinen wirkt konstruiert und gestattet die Bestimmung der Wintersonnenwende (WSW II.) mit der gleichen (2°) Abweichung wie an der Teufelskanzel un dem Hornsberg.
Eines der auffälligsten Objekte, die wir fanden, war der Kuckuckstein bei Königshain. Ein Felsen wie ein versteinerter Adlerkopf mit einer Sichtöffnung als Auge. Unsere Messungen ergaben eine Funktion zur Wintersonnenwende gegen Mittag. Steine im Gelände funktionierten zudem als Marken für den Termin.
Kuckuckstein: Die Grafik zeigt den Maximaldurchblick für das Sichtfenster des Kuckucksteins. Die äußersten Sichtgrenzen im viereckigen Sichtfenster sind nach links (nahezu Nord-Süd) durch Beobachter C und nach rechts durch Beobachter D dargestellt. Für Beobachter B ergibt sich neben der Beobachtung des Sonnenuntergangs der Wintersonnenwende auch ein kleiner Sichtspalt über das eigentliche viereckige Sichtfenster hinaus. Für eine monatgenaue Bestimmung der Wintersonnenwende wäre eine Beobachtung aus dem „ästhetischfunktionellen Sektor“ durch Beobachter A ausreichend. Vorhandene Steine erfüllen die Funktion von Marken: 1.Durchstrahlbeginn Wintersonnenwende gegen Mittag im viereckigen Auge; 2. Wintersonnenwende gegen Durchstrahlende im viereckigen Auge; 3. Ankündigung Wintersonnenwende; 4. Dezemberstein; 5. Novemberstein; 6. Sitzstein Sonnenaufgang der Sommersonnenwende im Winkel vor dem viereckigen Auge das Kuckucksteins.
Messung der mutmaßlichen Markensteine am Kuckuckstein: Links: Steinstrecke (2,3,4,5); rechts: Marke (1)
Kuckuckstein: Vermessung der Sichtöffnung mit Stellwinkel und Kompass: Linkes Bild = Maximaldurchblick östliche Richtung (Beobachter C); rechtes Bild= Maximaldurchblick westliche Richtung (Beobachter D).
Kuckuckstein: Möglicher Markenstein (1) mit Blick zur Sichtöffnung (Bild links); Markenstein (2) mit Lichtfleck der Sichtöffnung des Kuckucksteins am Tag der Wintersonnenwende (Bild rechts)
Wir entwarfen eine Internetseite, auf der wir unsere Beobachtungen darlegten und meldeten uns bei verschiedenen Internetforen an, um das Thema mit Anderen zu diskutieren. Wir erhielten Hinweise auf Felsobjekte außerhalb der Oberlausitz, die als vorzeitliche Kultplätze vermutet wurden.
Um zu überprüfen, ob sich die Beobachtungen in der Oberlausitz auch andernorts bestätigten, besuchten wir am 01.09.2007 eines der Internetobjekte – die Giersteine bei Bermersbach, einem Ortsteil von Forbach in Baden-Württemberg. Die Felsformation weist hier keine Sichtöffnungen auf. Aber die Lage der einzelnen Felsblöcke spiegelte in ihren Visuren über die Steinspitzen hinweg das gleiche kalendarische Zusammenspiel mit der Sonne wider.
Gierstein: Die Messungen vor Ort bestätigten, dass anscheinend auch die Felsblöcke der Giersteine, obwohl ohne Sichtfenster, einfach durch...
Erscheint lt. Verlag | 28.7.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Naturwissenschaften ► Physik / Astronomie ► Astronomie / Astrophysik |
ISBN-10 | 3-7519-8679-0 / 3751986790 |
ISBN-13 | 978-3-7519-8679-3 / 9783751986793 |
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