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Mikroskopisch-botanisches Praktikum (eBook)

Fachbuch-Bestseller
eBook Download: EPUB
2017 | 3. Auflage
264 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-241673-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mikroskopisch-botanisches Praktikum -  Gerhard Wanner
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<p><strong>Das bewährte Praktikumsbuch nimmt dich an die Hand und zeigt dir:</strong></p> <ul> <li>den richtigen Umgang mit dem Lichtmikroskop</li> <li>Grundlagen der Elektronenmikroskopie</li> <li>wichtige Schnitt- und Färbetechniken</li> <li>Interpretation von Gewebeschnitten</li> <li>Zeichnen von Zellen und Geweben</li> </ul> <p>aller üblicherweise im Kurs behandelten Themen. <br /><br />Jeder einzelne Schritt vom Präparieren bis hin zum Zeichnen ist im Text anschaulich beschrieben und grafisch illustriert. Die brillanten Fotos verdeutlichen wichtige Bauprinzipien und illustrieren pflanzliche Strukturen, wie du sie noch nicht gesehen hast. Alle Informationen zu einem Thema sind auf inhaltlich abgeschlossenen Doppelseiten angeordnet – so musst du während des Mikroskopierens nicht umblättern.</p> <p>Unverzichtbar für deinen Anfängerkurs – tauche ein in die faszinierende Welt der Botanik. </p>

1 Das Lichtmikroskop


1.1 Auge – Lupe – Mikroskop


Unser Auge ist selbst ein „optischer Apparat“ ( ▶ Abb. 1.1). Allem Fortschritt zum Trotz ist das Auge als Sehorgan – verbunden mit dem gleich dahinterliegenden Gehirn – die leistungsfähigste Bildverarbeitung, die es heute gibt.

Abb. 1.1 Licht, das durch die Hornhaut (Cornea, 1) dringt, wird durch eine Linse (2) gebündelt und entwirft ein optisches Bild auf der Netzhaut (Retina, 3). Die einfallende Helligkeit wird über den veränderlichen Durchmesser der Iris (4) geregelt. Für eine scharfe Abbildung sorgt die flexible Linse, deren Brennweite durch Muskeln so angepasst wird, dass auf jedes Objekt zwischen 25 cm (= Bezugssehweite) und unendlich fokussiert werden kann. Das Bild selbst wird auf der Netzhaut von Rezeptoren (ca. 130 Millionen Stäbchen zur Erkennung von Graustufen und 7 Millionen Zapfen zur Farberkennung) erfasst, in elektrische Impulse umgewandelt und über den Sehnerv (5) zum Gehirn weitergeleitet.

1.1.1 Auflösungsvermögen des Auges


Das Auge hat ein Auflösungsvermögen von ca. 50–100 um. Zum Größenvergleich: ein menschliches Haar hat eine Dicke von 50– 100 um. Ein Blatt Schreibpapier ist ca. 100 um dick. Ein Pantoffeltierchen (Paramecium bursaria) ist ca. 100 µm lang. Eines der größten Pollenkörner, der Kürbispollen (Cucurbita pepo), hat einen Durchmesser von ca. 200 um. Die Pollenkörner des Vergissmeinnichts (Myosotis palustris) sind mit ca. 4 µm extrem klein ( ▶ Abb. 1.2).

Abb. 1.2 Größenvergleich von A Bakterien auf einer Nadelspitze, B Kopfhaar, C Schreibpapier, D Kürbispollenkorn mit Pollenkörnern des Vergissmeinnichts (Pfeile).

1.1.2 Von der Lupe zum Mikroskop


Limitierend für die Auflösung des Auges ist – abgesehen von den anatomischen Gegebenheiten – der Sehwinkel; er beträgt ca. 30° ( ▶ Abb. 1.3▶ Abb. 1.7). Bringt man eine Sammellinse zwischen Auge und Objekt, so wird dieser Winkel vergrößert und wir sehen die Objekte ebenfalls größer: Eine Lupe 5 × macht uns jetzt Details von 10–20 um sichtbar. Das vergrößerte Bild bleibt dabei aufrecht ( ▶ Abb. 1.5)! Große Linsen lassen sich aber nur bis zu ca. 5-facher Vergrößerung herstellen. Legt man 2 Linsen aufeinander, so addieren sich im Wesentlichen die Vergrößerungen ( ▶ Abb. 1.6). Ein „Wunder“ passiert, wenn man 2 Linsen in einen passenden Abstand bringt: Die Vergrößerungen multiplizieren sich, und das Bild steht „auf dem Kopf“ ( ▶ Abb. 1.7). Wir haben jetzt ein einfaches, zusammengesetztes Mikroskop mit Objektiv und Okular vor uns.

Abb. 1.3 Der Sehwinkel des Auges von 30° zeigt uns ein Foto von Ernst Abbe und die Landshuter Martinskirche in gleicher Größe auf der Netzhaut.

Abb. 1.4 Kleinbilddia 24 × 36 mm.

Abb. 1.5 Ein Dia wird nacheinander mit zwei verschiedenen Linsen (A oder B) betrachtet. Die Vergrößerungen sind unterschiedlich, die Bilder stehen aufrecht.

Abb. 1.6 Ein Dia wird mit zwei aufeinanderliegenden Linsen (A + B) betrachtet. Die Vergrößerungen addieren sich, das Bild steht aufrecht.

Abb. 1.7 Ein Dia wird mit zwei voneinander entfernten Linsen (A + B) betrachtet. Die Vergrößerungen multiplizieren sich, das Bild steht „auf dem Kopf“.

1.2 Optik und Auflösung


1.2.1 Mikroskope vergrößern schrittweise


Das klassische Mikroskop vergrößert in zwei Schritten: Das Objektiv entwirft ein vergrößertes Bild des Objekts in der sogenannten Zwischenbildebene, und das Okular (lat. oculus = Auge) vergrößert wie eine Lupe das Zwischenbild. Bei modernen Mikroskopen gibt es eine Zwischenstufe: Zur Unterstützung des Objektivs kommt eine Tubuslinse hinzu. Das Objektiv entwirft ein Abbild in eine „unendliche“ Entfernung, die Tubuslinse mit ihrer Brennweite (hier: f = 164,5 mm) formt aus diesen parallelen Strahlen dann das Zwischenbild.

Das Okular dient wiederum als Betrachtungslupe, um dieses kleine Zwischenbild dem Auge noch stärker vergrößert erscheinen zu lassen.

Gesamtvergrößerung = Maßstabszahl des Objektivs × Okularvergrößerung

1.2.2 Die Auflösung bestimmt, was sichtbar wird


Weißes Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen, deren Periodenlängen 400 bis 700 nm betragen. Licht von grüner Farbe hat eine Wellenlänge von 550 nm.

Beobachtet man im Mikroskop kleine Objekte, so wird das einfallende Licht von solchen Objekten aus der ursprünglichen Richtung abgelenkt (gebeugt). Diese Ablenkung wird immer stärker, je kleiner die Strukturen werden. Um von kleinen Strukturen scharfe Bilder zu bekommen, muss das Objektiv möglichst viel von diesem gebeugten Licht „einsammeln“. Dies geht dann besonders gut, wenn das Objektiv einen großen Raumwinkel erfasst. Der Begriff Apertur („Öffnung“) beschreibt diese Eigenschaft. Der fundamentale Zusammenhang zwischen Auflösung, Wellenlänge und Öffnungswinkel wurde in bahnbrechenden Arbeiten von Ernst Abbe erstmals beschrieben ( ▶ Abb. 1.8).

Abb. 1.8 Ernst Abbe (1840-1905) mit seiner Originalformel für das theoretisch mögliche Auflösungsvermögen des Lichtmikroskopes von 1872. Er konstruierte erstmals für Carl Zeiss Lichtmikroskope nach fundierten theoretischen Berechnungen.

Die „numerische Apertur“ ist ein Maß für den Raumwinkel, den ein Objektiv überblickt ( ▶ Abb. 1.9). Diese Formel gilt, wenn sich Luft (Brechungsindex n ˜ 1) zwischen Objektiv und Objekt befindet.

Abb. 1.9 Von kleinen Objekten (1) wird im Mikroskop das einfallende Licht (2) aus der ursprünglichen Richtung abgelenkt (gebeugt). Das Objektiv (3) im Mikroskop muss möglichst viel von diesem gebeugten Licht „einsammeln“. Der Begriff Apertur („Öffnung“) beschreibt diese Eigenschaft. Der Kondensor (4) erhöht das optische Auflösungsvermögen. Seine numerische Apertur entspricht der des Objektivs. Dadurch wird der Öffnungswinkel verdoppelt (2 a).

Numerische Apertur = n × sin α

  • α = halber Öffnungswinkel des Objektivs

  • n = Brechungsindex des verwendeten Immersionsmittels

Für eine optimale Beleuchtung des Präparats wird ein Kondensor eingesetzt, dessen numerische Apertur der des Objektivs entspricht ( ▶ Abb. 1.9). Dadurch wird der wirksame Öffnungswinkel verdoppelt. So können vom Objektiv noch stärker gebeugte Lichtstrahlen eingefangen werden. Diese stärker abgelenkten Strahlen stammen von noch feineren Strukturen.

Eine weitere Möglichkeit den Öffnungswinkel zu vergrößern, ist zwischen der Frontlinse des Objektivs und dem Deckglas Immersionsflüssigkeiten einzubringen ( ▶ Abb. 1.10).

Bewährt hat sich ein bestimmtes Öl mit dem Brechungsindex n = 1,51, das genau an den Brechungsindex von Glas angepasst ist. Auf diese Weise werden alle Lichtreflexe auf dem Weg vom Objekt zum Objektiv beseitigt. Ohne diesen „Trick“ ginge bei größeren Winkeln immer Licht im Deckglas oder an der Frontlinse durch Reflexionen verloren. Die nutzbare Apertur des Objektivs würde durch diese Reflexionen verringert und das Auflösungsvermögen dadurch vermindert.

  • d0 = 1,22λ / N.A.Ob + N.A.Cond vereinfacht: d0 = λ/2 N.A.

  • d0 = kleinster Abstand von zwei Bildpunkten

  • N.A. = numerische Apertur

  • λ = Wellenlänge, z. B. 550 nm (grün)

Abb. 1.10 Schematische Darstellung des Strahlenganges mit und ohne Immersionsöl (1) zwischen Deckglas (2) und Objektiv (3). Die nutzbare Apertur des Objektivs ist ohne Immersionsöl durch Reflexionen zwischen Deckglas und Luftschicht verringert, das Auflösungsvermögen dadurch vermindert.

Okulare sind die Lupen, mit denen das mikroskopische Zwischenbild betrachtet wird ( ▶...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2017
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie Botanik
Schlagworte BASt • Blatt • Botanik • Gewebe • Histologie • Holz • Leitbündel • Mikroskop • Morphologie • Nadel • Parenchym • Periderm • Pflanze • Pflanzenzelle • Plastide • Speicherstoffe • Spross • Wurzel • Zellwand
ISBN-10 3-13-241673-8 / 3132416738
ISBN-13 978-3-13-241673-4 / 9783132416734
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