Der Doberg bei Bünde – Eine klassische Fundstelle der Paläontologie
Es handelt sich bei diesem Naturdenkmal um die einzige Stelle in Europa, an der die gesamte erdgeschichtliche Epoche des Oligozäns, das vor 33,7 Millionen Jahren begann und vor 23,8 Millionen Jahren endete, zugänglich ist. Die 70 Meter mächtigen Meeresablagerungen des Dobergs aus der Oberoligozänzeit, die auf engstem Raum eine fast vollständige Schichtenfolge aufweisen, sind 1971 zum Neo-Stratotypus ernannt worden.
Im Doberg wurde seit 1734 kontinuierlich Mergel abgebaut, der zum Düngen der Felder bestimmt war. Um 1820 erkannte man erstmals die geologische Bedeutung dieses Aufschlusses und im Laufe weniger Jahrzehnte hatte sich unter den Geologen und Paläontologen herumgesprochen, welche fossilen Schätze der Mergelabbau ans Licht gebracht hatte. In den Mergelgruben sind mehr als 500 marine Tierarten zum Vorschein gekommen. Pflanzen fressende Seekühe hielten sich gerne in flachmarinen Bereichen und Flussmündungen auf, wo sie ausgedehnte Seegraswiesen zum Nahrungserwerb vorfanden, allerdings ständig von riesigen Haien bedroht, die Zähne bis 11 Zentimeter Größe hinterlassen haben. Die größten Räuber stellten wohl 5 Meter messende und mit gezackten und scharfen Zähnen bewehrte Wale dar, die an der Spitze der Nahrungskette standen und keine Feinde hatten. Krokodile, Schildkröten und Seehunde bevorzugten wegen der warmen Wassertemperaturen und des subtropischen Klimas die Flachwasserbereiche und küstennahen Uferzonen.
Dieses Buch ist die erste umfassende fotografische Dokumentation der faszinierenden fossilen Lebewelt des Dobergs. In einzelnen Kapiteln gewinnt der Leser vertiefte Einblicke in die Geologie, die Erforschungsgeschichte und die wirtschaftliche Nutzung des Gesteins. Historische Ansichten des Doberg-Geländes werden in einem Rundgang heutigen Aufnahmen gegenübergestellt. Die spannenden Geschichten spektakulärer Fossilfunde wie Seekuh, Zahnwal und Riesenschildkröte werden in einzelnen Textbeiträgen gesondert beleuchtet.
Autoren Johannes ALBERS, geboren 1962 in Essen, studierte in Bochum Germanistik und katholische Theologie. Magisterarbeit über Walfangliteratur, theologisches Examen über schöpfungstheologische Aspekte von Evolution und Ökologie. Jahrzehntelang für Greenpeace ehrenamtlich und gegen Honorare aktiv, u. a. als Beobachter bei der Internationalen Walfangkommission. Autor für das Wale-Internetprojekt Cetacea.de, z. B. mit Artikeln über fossile Wale. Publizierte im Magazin 'Palaeontology' und für diverse Wal-Ausstellungen. Als Lektor tätig, so für Bücher über bedrohte und ausgestorbene Tiere. Rainer EBEL, Dr. med., geboren 1944 in Bünde. Studium der Medizin in Marburg und München. Von 1980-2008 hausärztlich-internistische Tätigkeit in Bünde. Seit mehr als 30 Jahren Mitarbeit im Paläontologischen Arbeitskreis Bünde und Gründungsmitglied des Fördervereins für das Dobergmuseum. Interessensschwerpunkte: Geologie von Ostwestfalen (Herforder Liasmulde), Erforschungsgeschichte des Dobergs, Bausandsteine der Region. Michael KAISER, Diplom-Chemiker, geboren 1967 in Castrop-Rauxel. Studium der Chemie in Bielefeld. Seit 20 Jahren Mitarbeit im Paläontologischen Arbeitskreis Bünde und seit 5 Jahren Mitarbeit im Förderverein für das Dobergmuseum. Interessensschwerpunkte: Doberg-Fossilien, Geologie und Paläontologie von Ostwestfalen-Lippe. Hans-Volker KARL, Dr. rer. nat., geb. 1955 in Erfurt. Studium der Geologisch-Paläontologischen Präparationstechnik, Naturphilosophie, Mikrobiologie und Erdgeschichte an den Universitäten Berlin (HUB) (1979-1983), Halle/Saale (1983-1985), Jena (1986-1991), Erfurt (1993) und Salzburg (1994-1997); Rigorosenfächer waren Paläontologie und spezielle Zoologie. Schüler der Professoren M. BARTHEL, G. BIEDERMANN, G. TICHY u. a.; Lehrauftrag für Paläobiologie der Vertebraten an der Universität Göttingen (2006-2012); Archäozoologie an der Universität Jena (seit 2012). Eberhard PANNKOKE, Dr. rer. nat., geboren 1935 in Bünde. Studium der Geologie, Paläontologie und Urgeschichte an den Universitäten Münster und Tübingen (1957-1965). Schüler der Professoren O. H. SCHINDEWOLF, H. HÖLDER u. a. 1968-1998 Leiter des Kreisheimat- und Tabakmuseums Bünde. Gründer des Doberg-Museums.
Inhalt
Grußwort der Stadt Bünde (WOLFGANG KOCH) 4
Der Doberg als Anlass zu einer paläontologischen Betrachtung (HELMUT HÖLDER ) 5
Vorwort (RAINER SPRINGHORN) 6-7
Vorwort der Herausgeber (MICHAEL KAISER und RAINER EBEL) 7-8
Der Doberg bei Bünde (EBERHARD PANNKOKE und RAINER EBEL) 9-41
Rundgang durch den Doberg einst und jetzt (MICHAEL KAISER) 42-60
Der Weg vom Fundstück zum Museumsstück (MICHAEL KAISER) 61-68
Die Doberg-Seekuh Anomotherium langewieschei und ihre Verwandtschaft (JOHANNES ALBERS) 69-76
Eosqualodon langewieschei die Bedeutung des großen Doberg-Zahnwals (JOHANNES ALBERS) 77-82
Der kleine Zahnwal Microcetus ambiguus in der Forschungsgeschichte (JOHANNES ALBERS) 83-89
Die fossilen Schildkröten vom Doberg bei Bünde (HANS-VOLKER KARL) 90-102
Abbildungen der Fossilien vom Doberg 103-167
Die Autoren 168
Trotz seiner überragenden Bedeutung ist der Doberg bei Bünde als eine der klassischen Fundstellen der Paläontologie leider etwas in Vergessenheit geraten. Obwohl die Kalkmergel des Dobergs bereits seit fast 200 Jahren erforscht werden, fehlt bis heute eine moderne Dokumentation der umfangreichen fossilen Tier- und auch Pflanzenwelt mit all ihren paläontologischen und geologischen Aspekten. Dieses Buch soll Abhilfe schaffen und den Doberg wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und auch der lokalen und regionalen Politik rücken. Dabei würde es ohne die ansprechenden Fossilien des Dobergs weder ein Dobergmuseum noch ein Geologisches Museum Ostwestfalen-Lippe in Bünde geben. Die küstennahen oligozänen Meeresablagerungen des Dobergs mit ihrer vielfältigen Lebewelt dokumentieren einen spannenden Zeitraum der Erdgeschichte vor 33,7-23,8 Millionen Jahren, in dem Norddeutschland zum letzten Mal großflächig vom Meer bedeckt war. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Klimawandel weltweit aktueller Gegenstand der Forschung ist und durch das rasante Abschmelzen der Eisberge ein Anstieg des Meeresspiegels die Folge sein könnte, lohnt sich der Blick zurück in die jüngere Erdgeschichte, die hier über nahezu 10 Millionen Jahre in 140 Meter mächtigen, unter subtropischen Temperaturen entstandenen Flachwasserablagerungen der Urnordsee fast komplett dokumentiert ist. Der obere Abschnitt dieser Schichtenfolge aus dem Oligozän (Chattium) wurde 1971 von Geologen und Paläontologen zum alleinigen Referenzprofil bestimmt. Zudem gilt der Doberg als das größte und bekannteste Naturdenkmal aus dem Alttertiär (Paläogen), weil alle Stufen des Oligozäns in mariner Ausbildung auf engstem Raum aufgeschlossen sind bzw. freigelegt oder durch Bohrungen zugänglich gemacht werden können. Der Doberg wurde 1984 in das Kataster der Geotope aufgenommen und ist durch die Ernennung zum paläontologischen Bodendenkmal besonders geschützt. Die Entnahme von fossilhaltigem Material ist seither deshalb untersagt. Der Leser des Buches erfährt im Einführungskapitel detaillierte Informationen zum Aufbau und Alter des Dobergs und der Erforschungsgeschichte dieser einzigartigen geologischen Lokalität. In den Meeresablagerungen des Dobergs sind mehr als 500 marine Arten ans Tageslicht gekommen. Neben den bodenbewohnenden Tiergruppen und Kleinstlebewesen haben vor allem die Wirbeltiere die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen. Besonders zwei Zahnwalexemplare und die 'Bünder Seekuh', also Säugetiere, die im Frühtertiär sich von Land- zu Meeresbewohnern entwickelt haben, stellen aufgrund ihrer Seltenheit einen einzigarten Schatz dar. Erstmals werden diese Funde sowie zwei im Doberg entdeckte Schildkröten von kundigen Experten einer besonderen Betrachtung unterzogen. Der Leser wird angeregt, diese Raritäten der Säugetierevolution im Dobergmuseum in Augenschein zu nehmen, oder auch selbst wichtige Fundpunkte vor Ort aufzusuchen, die in dem Beitrag 'Rundgang durch den Doberg' erläutert werden. Ausgangspunkt und Keimzelle für dieses Buch waren die sehr ansprechenden Fotos von MANFRED DROEGE (Detmold). Dessen Aufnahmen bilden die Grundlage der Fossiltafeln. Die besten und interessantesten Exponate aus den Privatsammlungen von MANFRED DROEGE und HARRY BREITKREUTZ (Enger) wurden abgebildet und durch wichtige Stücke aus dem Dobergmuseum und anderen Sammlungen ergänzt. Beiden Sammlern sei für ihre ständige Diskussionsbereitschaft gedankt.
Trotz seiner überragenden Bedeutung ist der Doberg bei Bünde als eine der klassischen Fundstellen der Paläontologie leider etwas in Vergessenheit geraten. Obwohl die Kalkmergel des Dobergs bereits seit fast 200 Jahren erforscht werden, fehlt bis heute eine moderne Dokumentation der umfangreichen fossilen Tier- und auch Pflanzenwelt mit all ihren paläontologischen und geologischen Aspekten. Dieses Buch soll Abhilfe schaffen und den Doberg wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und auch der lokalen und regionalen Politik rücken. Dabei würde es ohne die ansprechenden Fossilien des Dobergs weder ein Dobergmuseum noch ein Geologisches Museum Ostwestfalen-Lippe in Bünde geben.
Die küstennahen oligozänen Meeresablagerungen des Dobergs mit ihrer vielfältigen Lebewelt dokumentieren einen spannenden Zeitraum der Erdgeschichte vor 33,7-23,8 Millionen Jahren, in dem Norddeutschland zum letzten Mal großflächig vom Meer bedeckt war. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Klimawandel weltweit aktueller Gegenstand der Forschung ist und durch das rasante Abschmelzen der Eisberge ein Anstieg des Meeresspiegels die Folge sein könnte, lohnt sich der Blick zurück in die jüngere Erdgeschichte, die hier über nahezu 10 Millionen Jahre in 140 Meter mächtigen, unter subtropischen Temperaturen entstandenen Flachwasserablagerungen der Urnordsee fast komplett dokumentiert ist. Der obere Abschnitt dieser Schichtenfolge aus dem Oligozän (Chattium) wurde 1971 von Geologen und Paläontologen zum alleinigen Referenzprofil bestimmt. Zudem gilt der Doberg als das größte und bekannteste Naturdenkmal aus dem Alttertiär (Paläogen), weil alle Stufen des Oligozäns in mariner Ausbildung auf engstem Raum aufgeschlossen sind bzw. freigelegt oder durch Bohrungen zugänglich gemacht werden können.
Der Doberg wurde 1984 in das Kataster der Geotope aufgenommen und ist durch die Ernennung zum paläontologischen Bodendenkmal besonders geschützt. Die Entnahme von fossilhaltigem Material ist seither deshalb untersagt.
Der Leser des Buches erfährt im Einführungskapitel detaillierte Informationen zum Aufbau und Alter des Dobergs und der Erforschungsgeschichte dieser einzigartigen geologischen Lokalität. In den Meeresablagerungen des Dobergs sind mehr als 500 marine Arten ans Tageslicht gekommen.
Neben den bodenbewohnenden Tiergruppen und Kleinstlebewesen haben vor allem die Wirbeltiere die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen. Besonders zwei Zahnwalexemplare und die "Bünder Seekuh", also Säugetiere, die im Frühtertiär sich von Land- zu Meeresbewohnern entwickelt haben, stellen aufgrund ihrer Seltenheit einen einzigarten Schatz dar. Erstmals werden diese Funde sowie zwei im Doberg entdeckte Schildkröten von kundigen Experten einer besonderen Betrachtung unterzogen.
Der Leser wird angeregt, diese Raritäten der Säugetierevolution im Dobergmuseum in Augenschein zu nehmen, oder auch selbst wichtige Fundpunkte vor Ort aufzusuchen, die in dem Beitrag "Rundgang durch den Doberg" erläutert werden.
Ausgangspunkt und Keimzelle für dieses Buch waren die sehr ansprechenden Fotos von MANFRED DROEGE (Detmold). Dessen Aufnahmen bilden die Grundlage der Fossiltafeln. Die besten und interes santesten Exponate aus den Privatsammlungen von MANFRED DROEGE und HARRY BREITKREUTZ (Enger) wurden abgebildet und durch wichtige Stücke aus dem Dobergmuseum und anderen Sammlungen ergänzt. Beiden Sammlern sei für ihre ständige Diskussionsbereitschaft gedankt.
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2014 |
---|---|
Zusatzinfo | 294 Farb- und 23 Schwarzweißabbildungen, 3 Tabellen |
Sprache | deutsch |
Maße | 173 x 245 mm |
Gewicht | 640 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Naturwissenschaften ► Geowissenschaften ► Mineralogie / Paläontologie |
Schlagworte | Bünde; Geologie • Doberg • Paläontologie |
ISBN-10 | 3-89937-176-3 / 3899371763 |
ISBN-13 | 978-3-89937-176-5 / 9783899371765 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich