Bakterien in Krieg und Frieden (eBook)
476 Seiten
Wallstein Verlag
9783835320895 (ISBN)
Silvia Berger, geb. 1973, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Völkerrecht in Zürich und Berlin. Postdoktorandin im Graduiertenkolleg 'Geschichte des Wissens' am interfakultären Kompetenzzentrum von ETH und Universität Zürich. Veröffentlichung u.a.: Bakteriologie und Moderne. Studien zur Biopolitik des Unsichtbaren, 1870-1920 (2007, hg. zus. mit Philipp Sarasin, Myriam Spörri und Marianne Hänseler).
Silvia Berger, geb. 1973, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Völkerrecht in Zürich und Berlin. Postdoktorandin im Graduiertenkolleg "Geschichte des Wissens" am interfakultären Kompetenzzentrum von ETH und Universität Zürich. Veröffentlichung u.a.: Bakteriologie und Moderne. Studien zur Biopolitik des Unsichtbaren, 1870-1920 (2007, hg. zus. mit Philipp Sarasin, Myriam Spörri und Marianne Hänseler).
Inhalt 6
Einleitung 10
I. Formation. Genese einer Leitwissenschaft, 1840–ca. 1890 28
1. Konstruktion ›pathogener Bakterien‹ 29
2. Das bakteriologische Denkkollektiv 45
3. Konfiguration des bakteriologischen Denkstils 55
4. Öffentliche Resonanzen 78
II. Dissonanz. Bakteriologie zwischen Beharrung und Reform, 1890-1914 92
5. Exoterische und esoterische Dissonanzen 93
6. Bakteriologische Offensive: Stabilisierungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs 144
III. Krieg! Das pathogene Bakterium im Ersten Weltkrieg 172
7. Auftakt 173
8. Bakteriologische ›Kriegsführung‹: Metaphern – Praktiken – Orte 187
9. Sieg über die Bazillen? Bilanzen und Ausblicke nach zwei Kriegsjahren 253
10. »Eine reine Seite gibt es nicht mehr« – Das Kriegsende und seine Folgen 268
IV. Frieden? Destabilisierung und Wandel der Bakteriologie in der Weimarer Republik 292
11. Der sinkende Stern der Bakteriologie 293
12. Transformierte Bakteriologie, 1924/25-1933 332
Ausblick 392
13. Bakteriologie nach der Machtergreifung 392
Anhang 414
Abbildungsnachweis 414
Abkürzungen 415
Bibliographie 416
Dank 472
Register 474
IV. FRIEDEN? (S. 291-292)
Destabilisierung und Wandel der Bakteriologie in der Weimarer Republik
Die letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts markierten den Beginn des Zeitalters der Bakteriologie. In der aufregenden Phase neuer Erkenntnisse und neuen Erkennens blickten medizinische Fachwelt und Öffentlichkeit gebannt auf die Welt des Kleinsten. Die Lehre von den pathogenen Mikroorganismen versprach nicht nur praktische Hilfe für die leidende Menschheit, sie schürte zugleich die Hoffnung, die Infektionskrankheiten in Zukunft vollständig auszurotten.
Obwohl das bakteriologische ›Gold‹ um die Jahrhundertwende an Glanz verlor, gelang es Koch und seinen Schülern, die Bakteriologie als potente epidemiologische Feldwissenschaft zu etablieren. Im Weltkrieg erlebte die Disziplin, inthronisiert als wissenschaftlicher Schutzgeist Deutschlands, nach dem ›Sturm und Drang‹ der 1880er Jahre einen zweiten Höhepunkt an Einfluss und Ansehen. Es sollte, wie ich im Folgenden zeigen werde, der letzte sein.
Der militärische Zusammenbruch, die Revolution, das »Schanddiktat von Versailles« und die wirtschaftlich-soziale Notlage führten nicht nur in Bezug auf die politischen, ökonomischen und mentalen Ordnungsstrukturen zu einschneidenden Transformationsprozessen.? Auch für die Formation des bakteriologischen Denkstils und das Prestige der Bakteriologen bedeutete die Weimarer Zeit eine Zäsur. Im Zuge der paradoxen Realitätseinbrüche am Kriegsende und in den Folgejahren erfuhren die bewährten Wahrheiten und Denkkategorien eine zunehmende Destabilisierung.
Die Influenza, ihre irritierenden Nachfolgekrankheiten und insbesondere das Ausbleiben der von allen erwarteten, im Zentrum der Aufmerksamkeit stehenden Kriegsseuchen offenbarten eindrücklich, dass die traditionellen bakteriologischen Modelle und Denkfiguren nicht mehr imstande waren, die offensichtlich doch um einiges komplexeren Beziehungen von Makro- und Mikroorganismen zu erklären.
Der Zusammenbruch der bakteriologischen Harmonie der Täuschungen (Fleck) frieden? mündete Mitte der 1920er Jahre in einen grundlegenden Wandel des Denkstils. Anstelle der martialischen Bilderwelten verwendete man jetzt Denkfiguren, die Infektionskrankheiten als Störungen diffiziler »Gleichgewichte « oder »Symbiosen« (eine Art friedliche Koexistenz) von Menschen und Bakterien entwarfen und den »unreinen« Körper als Normalfall installierten – vollkommen neue Koordinaten begannen sich in der bakteriologischen Ordnung des Wissens zu etablieren.
| Erscheint lt. Verlag | 25.10.2013 |
|---|---|
| Reihe/Serie | "Wissenschaftsgeschichte" |
| Verlagsort | Göttingen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte |
| Naturwissenschaften ► Biologie ► Allgemeines / Lexika | |
| Schlagworte | 19. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Auszeichnung • Bakterien • Bakteriologie • Biologie • Deutschland • Erster Weltkrieg • Gesundheit • Infektionen • Krankheit • Medizin • Naturwissenschaft • Studie • Wissenschaftsgeschichte • Wissenschaftspreis |
| ISBN-13 | 9783835320895 / 9783835320895 |
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