Skalpell und Schwesternhäubchen
edition riedenburg (Verlag)
978-3-9502357-6-0 (ISBN)
Chiara Monte lebt und arbeitet in Berlin. Ihre freche Frauenliteratur hat ihr nicht nur Freunde eingebracht, denn spätestens durch „Skalpell und Schwesternhäubchen“ sind die skurrilen Machenschaften in Berlins Krankenhäusern öffentlich geworden. Als Berliner Szene-Roman ist Chiaras Buch schon jetzt ein heißes Eisen, und wer neben Berliner Schnauze Lust auf süditalienische Leidenschaft hat, für den ist Chiaras Buch ein MUSS.
Menü
1 Operation Amore 7
2 Striptease unterm Weihnachtsbaum 11
3 Schokella zum Frühstück 26
4 Arbeitsfrust und Herzeleid 33
5 Schmetterlinge im Kreißsaal 38
6 Überraschungsbesuch mit fadem Nachgeschmack 47
7 Wie man sich Feinde schafft 52
8 Ein einziger Alptraum 58
9 Rache ist süß 62
10 Die Kino-Show 70
11 One-Night-Frösche küssen besser 76
12 Der Morgen danach 77
13 Eine Chance für die Liebe 79
14 Guten Morgen, Donnerwetter! 81
15 Das unerwartete Geständnis 84
16 Sehnsucht nach Bella Italia 88
17 Un grande Fiasko nach dem anderen 90
18 Auf dem Weg ins Glück 95
19 Im Schoß der Familie 100
20 Vorsicht, Brautstrauß! 102
21 Flotte Sohlen und kalte Nasen 105
22 Festtagsfreuden auf Tomatenbasis 107
23 Liebe auf Sizilianisch 113
24 Zurück im Alltag 115
25 Geteiltes Leid ist doppelter Schmerz 119
26 Ein Nachtdienst mit Überraschungen 121
27 Versteck im Wäscheschrank 125
28 Turbulenzen 128
29 Im siebten Himmel 131
30 Serenade zum Abschied 133
31 Freundschaften fürs Leben 136
32 Sizilianische Traditionen 139
33 Überraschende Prophezeiungen 141
34 Glück ohne Ende 145
35 Schon wieder heiraten 147
36 Aller guten Dinge sind drei 148
1 Operation Amore Gegenüber im Kreißsaal drei schrie eine Frau aus Leibeskräften, als Doktor Chance im OP das Skalpell ansetzte und mir kurz darauf das Blut einer vorwitzigen Mikrobaucharterie auf die Stirn spritzte. Niemand reagierte, obwohl es alle gesehen hatten. Doktor Chance schnitt weiter bikinifreundlich den Unterbauch der Patientin auf. Gut gelaunt pfiff er dabei in seinen grünen Mundschutz hinein. Hilfe suchend blickte ich mich um, tapfer zwei Haken in der Hand, die den Patientinnenbauch aufhielten. Wie immer fehlte es im OP am Assistenzarzt, und mir an den nötigen Taschentüchern. Das war in gewisser Weise ein Markenzeichen von mir, mein Steckenpferd im negativen Sinne. „Kann mir mal jemand das Blut aus dem Gesicht wischen oder soll ich warten, bis es mir ins Auge läuft?“, blökte ich schließlich in den OP-Saal hinein. Die Patientin, die dank moderner Anästhesiemethoden wach und ansprechbar war und kurz vor ihrem Mutterdasein stand, zuckte etwas verschreckt zusammen und murmelte: „Ach, das tut mir leid“, als wäre es ihre Schuld gewesen. Diana, unsere rothaarige OP-Schwester, mit der ich gemeinsam vor neun Jahren die Krankenpflegeausbildung gemacht hatte, schnaufte amüsiert und reichte dem Arzt unbeirrt weiter die Instrumente. Die Gute hätte, wäre sie an meiner Stelle gewesen, bestimmt nichts gesagt, nur um den Arzt nicht zu stören. Nur ließ sich dieser sowieso nicht stören, was mich vollends auf die Palme brachte. Endlich bewegte sich jemand und erbarmte sich meiner. Es war der nette Anästhesiepfleger Christian, der etwas unbeholfen mit einem nassen Zellstofflappen in meiner oberen T-Zone herumtupfte, wofür ich ihm einen dankbaren Blick zuwarf. ,Na, wieder kein Taschentuch parat?“, grinste er breit. „Doch!“, raunte ich, „In meinem Dekolleté befindet sich immer eine ganze Packung! Rechts wie links!“ Christian kicherte und Doktor Chance warf einen kurzen, aber prüfenden Blick auf meinen Busen. Ich seufzte leise. Das war wieder typisch! Von allen vier Gesichtern, die in den offenen Patientinnenbauch starrten, erwischte es ausgerechnet MICH, die eifrige, nichts ahnende Krankenschwester mit Abendschulkurs! „Was ist, Carina?“, fragte mich Doktor Chance, und seine dunklen Knopfaugen funkelten. ‚Blöde Frage‘, dachte ich. ‚Ich liebe es, mit Fremdblut kontaminiert zu werden.‘ Dr. Will Chance war ein Amerikaner mit Indianerblut und leicht schwäbischem Dialekt. Er war der Einzige auf den weiten Krankenhausfluren, der es nicht für nötig hielt, eine Arzt-Schwestern-Hierarchie zu zelebrieren. Außerdem galt er als nett und respektvoll, was man von den anderen akademischen Pappenheimern in diesem erzkatholischen Krankenhaus im Süden Berlins leider nicht behaupten konnte. „Was macht denn Ihr Abendkurs?“ Angestrengt friemelte er an der Gebärmutter der Patientin herum. Diana verödete geschäftig die kleinen Baucharterien und tat so, als interessierte sie das bevorstehende Privatgespräch überhaupt nicht. Auf ihre Diskretion war Verlass, und wer sich darauf verließ, war verlassen. „Alles bestens“, log ich. „Wenn ich nicht arbeite, lerne ich und wenn ich nicht lerne, arbeite ich.“ [.] Was er nicht alles über den Konversationskurs wissen wollte! Welche Leute daran teilnahmen, worüber gesprochen wurde, ob ich viel Grammatik lernen musste und was weiß der Himmel noch alles. Ohne Vorwarnung wurde er nun noch persönlicher: „Aber Carina, Sie werden doch mal Zeit für ein Abendessen haben. Ganz unverbindlich und unverfänglich!“ Zwei sanfte, braune Augen schauten mich dabei ganz verfänglich und verbindlich an und ließen mich die zweite Lüge an diesem Morgen aussprechen: "Ich esse nicht zu Abend!“ „Aber vielleicht zu Mittag?”, kam es hoffnungsvoll hinter dem Mundschutz hervor. „Nein!“ Das war die dritte Lüge. „Also ein Frühstück! Oder essen Sie gar nichts?“ „Ich esse zwischendurch“, wand ich mich wie ein Wurm und rief, um endlich von diesem lästigen Thema abzulenken: „Da, das Ärmchen ist schon zu sehen!“ Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, starrte der liebestolle Gyn in die blutigen Tiefen der jungen Mutter und murmelte: „Ach so, ja, äh! Na, dann soll es mal das Licht der Welt erblicken.“ Routiniert zottelte er das kleine, gekrümmte, rot und weiß verschmierte Menschlein heraus, das prompt zu schreien begann. Ich lächelte entzückt und war wieder einmal davon überzeugt, dass ich, abgesehen von der Hebammenzunft, den schönsten Beruf der Welt ergriffen hatte. [.] 5 Schmetterlinge im Kreißsaal [.] „Carina, können Sie mit mir auf die Station 4 zu Frau von Bissmark kommen! Ihre Wehen haben eingesetzt.“ Doktor Vogelstetters Stimme klang ungewohnt diplomatisch. „Eigentlich ist Gabi dafür verantwortlich, ich bin nur aushilfsweise hier!“, informierte ich ihn. „Gabi musste kurz weg! Kommen Sie nur mit!“, orderte der Oberarzt. Ich grunzte und machte drei Kreuze, dass mir wenigstens die Gegenwart von Doktor Stemper erspart blieb, obwohl Doktor Vogelstetter auch nicht sehr viel besser war. Also erhob ich mich gemächlich. Arbeitseifer zu zeigen war heute völlig deplatziert. Schlecht gelaunt trabte ich hinter dem Oberarzt her, sein weiß bekitteltes Kreuz im Visier des Schwesternhäubchens. Auf zu Frau von Bissmark! Die Ärmste beneidete ich heute nicht. Zum einen, weil sie in den Wehen lag, was ja höllische Schmerzen sein müssen, wie ich mir habe sagen lassen, und zum anderen, weil sie die Fratze vom ach so sympathischen Oberkittel an ihrem Intimbereich ertragen musste. „Welche Schwangerschaftswoche?“, nuschelte Doktor Vogelstetter gegen die Fahrstuhltür. ‚Woher soll ich das wissen? Ist das Ihre Patientin oder meine? Meine Patientin wird sie erst, wenn sie im Kreißsaal liegt oder mich die Schwestern über eine neue Patientin informieren. Mich hat aber keiner informiert’, dachte ich und ärgerte mich, mit welchem Anspruch diese männlichen Halbgötter in verwaschenem Weiß daherstolziert kamen. [.] Um die unangenehme Situation zu relativieren, sagte ich erst einmal: „Guten Abend“, und machte den aggressiven Bock unterschwellig darauf aufmerksam, dass er im Eifer des Gefechts vergessen hatte, zu grüßen. Der übel gelaunte Oberarzt überhörte den Gruß geflissentlich und schnauzte: „Wo liegt die von Bissmark? Privat? Na, dem Namen nach zu urteilen sicherlich!“ ‚Immer dem Stöhnen nach‘, dachte ich und Jessica führte uns mit hängenden Ohren in das Zimmer der Patientin, deren Ächzen über den ganzen Flur zu hören war. „Warum ist die Tür auf?“, meckerte Doktor Vogelstetter, als hätte er für heute nicht schon genug Frust abgelassen, und flatterte hektisch auf das Einzelzimmer zu. Respektvoller als bei Vierbettzimmern klopfte er an. Jessica zog den Kopf ein und ich sagte schnell: „Damit ich sie besser hören kann.“ Das sollte ein kleiner Witz als Beitrag zur Situationsauflockerung sein. Tatsächlich entglitt dem Vogelfänger ein leichtes Lächeln. Wenigstens hatte er seinen Humor nicht vollends verloren, wenn seine Contenance schon auf der Strecke geblieben war. Das CTG, mit dem die Wehentätigkeit gemessen und die kindlichen Herztöne überwacht werden sollten, stand bereits im Zimmer, und ich verkabelte nach einem herzlichen Gruß und aufmunterndem Blick die sich vor Schmerzen krümmende Patientin. Der Arzt stand mit verschränkten Armen an der Fußseite des Bettes und war auf Beobachtungsposten. Die CTG-Nadel begann sofort, hektisch hin- und herzukratzen. „Frau von Bissmark, atmen Sie jetzt einmal ruhig ein und wieder aus und denken Sie an Ihren letzten Urlaub!“, befahl ich freundlich, aber bestimmt. „Lieber nicht“, kam es zwischen zwei Stöhnern von der verschwitzten Patientin, deren feines Blondhaar auf der Stirn klebte: „Diesem Urlaub verdanke ich ja meinen jetzigen Zustand.“ Ich wollte lachen, aber der Lacher blieb mir im Halse stecken, als Jessica, die sich an der Bettdecke zu schaffen machte, mir zuraunte, dass das Schwein sie sitzen gelassen hätte. Frau von Bissmark machte ein missmutiges Gesicht. Als hätte die Arme nicht schon genug zu leiden gehabt, musste ich sie in ihrem Zustand auch noch an ihre misslungene Beziehung mit anschließendem Storchbesuch erinnern. Doktor Vogelstetter hatte sich zum Fenster gedreht und fühlte sich wieder unbeobachtet, als er verträumt seine Abendbrotreste aus den Schneidezähnen kratzte. Er hatte unsere Konversation offensichtlich nicht verfolgt und glotzte verloren in den schwarzen Nachthimmel hinein, während er weiter in seinem Mund herumfingerte. [.] Wieder kramte Doktor Vogelstetter in seinen von Speckrändern verzierten Kitteltaschen und zauberte zwei steril eingepackte Handschuhe hervor. Von Händedesinfektion hielt der Oberarzt auch diesmal nichts. Zum zweiten Mal an diesem Abend tat mir die wehende Frau leid, obwohl ich irgendwo gehört hatte, dass der Leidende nicht mehr den Menschen sieht, sondern nur noch den Arzt, der helfen soll, und somit dessen Persönlichkeit in der Stunde des Schmerzes in den Hintergrund rückt. „Haben Sie schon den Blutdruck gemessen?“, wollte Doktor Vogelstetter wissen und fingerte dabei emsig in Frau von Bissmark herum. „Nach Riva Rocci 130 zu 95“, antwortete ich prompt. „Hm, der Muttermund ist schon 7 cm offen. Wir nehmen sie mit in den Kreißsaal, da können wir sie besser überwachen“, informierte uns der Oberarzt und würdigte die Hochschwangere keines Blickes. ‚Mensch zu werden ist nicht schwer, Frau zu sein dagegen sehr‘, dachte ich mitfühlend, als ich das Gesicht der erschrockenen Frau von Bissmark sah. „Der Patient kommt mit in den Kreißsaal“, wiederholte er barsch. Suchend und verwundert schaute ich mich nach einem Patienten um, der auch mit in den Kreißsaal sollte.
Sprache | deutsch |
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Maße | 140 x 220 mm |
Gewicht | 227 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga ► Humor / Satire |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Medizinethik | |
Schlagworte | Affaire • Affäre • Alltag eines Arztes • Arzt • Arztroman • Berlin • Dann press doch selber Frau Doktor • Echte Krankenhausgeschichten • Flirt • Flirten • Frauenarzt • Geburt • Geburtshilfe • Gynäkologe • Hebamme • Italien • Josephine Chaos • Kaiserschnitt • Klinik • Krankenhaus • Krankenpfleger • Krankenschwester • Liebesroman • Liebesromanze • Mobbing • Oberarzt • Operation • Romanze • Schwester • Sex • Spritzenmäßig • Station • Stationsarzt • verliebt • Verliebtheit • verliebt in einen Arzt • Von Windeln verweht |
ISBN-10 | 3-9502357-6-0 / 3950235760 |
ISBN-13 | 978-3-9502357-6-0 / 9783950235760 |
Zustand | Neuware |
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