Experten-Sprechstunde Schulter (eBook)
160 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11730-0 (ISBN)
<p><strong>Prof. Dr. med. Marc Schnetzke</strong> ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Spezielle Unfallchirurgie. Inspiriert durch einen Aufenthalt im Jahr 2013 im Deutschen Gelenkzentrum hat sich Prof. Schnetzke auf Erkrankungen des Schulter- und Ellenbogengelenkes spezialisiert und ist seit 2020 Partner im Deutschen Gelenkzentrum Heidelberg.</p> <p><strong>Dr. med. Sven Lichtenberg</strong> ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie am Deutschen Gelenkzentrum in Heidelberg. An der Seite des inzwischen ausgeschiedenen Praxispartners Prof. Peter Habermeyer hat sich Dr. Sven Lichtenberg zu einem der führenden Schulterspezialisten Deutschlands etabliert.</p> <p><strong>Prof. Dr. med. Markus Loew</strong> ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Spezielle Orthopädische Chirurgie. Bereits 1990 gründete Prof. Loew eine der ersten Schulterambulanzen Deutschlands an der Orthopädischen Universitätsklink Heidelberg. Von 2004 bis 2010 war Prof. Loew Präsident der Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie.</p> <p><strong>Felix Stasch</strong> arbeitet als Physiotherapeut in eigener Praxis. Durch Erfahrungen aus dem Leistungssport und diverse eigene Verletzungen ist es für ihn eine Berufung geworden, Patienten effektiv bei ihrer Rehabilitation zu begleiten und dabei an allen Einflussfaktoren zu arbeiten. </p> <p>Das Deutsche Gelenkzentrum in Heidelberg zählt zu den Top-Adressen in Deutschland und wurde vom Focus mehrfach im Bereich Schulterchirurgie ausgezeichnet.</p>
Wie funktioniert unsere Schulter?
Das Schultergelenk ist ein Kugelgelenk und ermöglicht durch seine komplexe Struktur viele Bewegungen in unterschiedliche Richtungen.
Das Schultergelenk ist ein faszinierendes Gelenk – es ermöglicht uns, unseren Arm um fast 180° seitlich und nach vorne anzuheben sowie die Hand hinter den Körper zu führen. Dies ist etwa für unsere tägliche Hygiene unerlässlich oder auch, um eine Wurfbewegung auszuführen. Was das Schultergelenk jeden Tag leistet, fällt meist erst auf, wenn es nicht mehr richtig funktioniert. Aufgrund seiner enormen Beweglichkeit ist das Schultergelenk im Vergleich zu den anderen großen Gelenken des menschlichen Körpers sehr anfällig für Überlastungen im Alltag oder im Sport – einseitige Belastungen oder Fehlhaltungen können zu Schmerzen im Schulterbereich führen. Um die Gründe dafür zu verstehen, ist es hilfreich, wenn man Aufbau und Funktionsweise des Schultergelenks kennt. Denn eigentlich ist es viel mehr als ein einfaches Gelenk.
Vergleichen wir es mit den Elementen eines Hauses, dem Erdreich, dem Fundament, den Wänden und dem Dach. Entsprechend gehört zu einem Schultergelenk eine kräftige und gerade Brustwirbelsäule (Erdreich), das Schulterblatt mit seinen vielen Gelenk-Verbindungen und Muskeln (das Fundament) sowie das eigentliche aus Kopf und Pfanne bestehende Schultergelenk (die Wände) samt Schulterdach (das Dach).
Struktur des Schultergelenks – einfach erklärt
Das Schultergelenk besteht aus mehreren echten und unechten Gelenken. Das eigentliche Gelenk oder Hauptgelenk, unser »Haus«, ist sehr empfindlich, da es wenig knöcherne Führung aufweist. Es kann somit schnell in eine Schieflage geraten und verrutschen. Daher braucht die Schulter eine ausreichende (muskuläre) Stabilität, um auch bei widrigen Bedingungen einem Sturm standzuhalten. Denn wie auf einem schlechten Erdreich und Fundament kein Haus lange stehen bleibt, so ist auch die Stabilität des Schultergelenks nicht gegeben, wenn einzelne Bestandteile nicht richtig funktionieren.
Die Brustwirbelsäule: „das Erdreich“
Die Brustwirbelsäule als Teil der gesamten Wirbelsäule wird von kräftigen Rückenmuskeln aufgerichtet. Diese bewegen auch das Schulterblatt nach oben, nach unten und zu den Seiten, wenn man sie aktiviert.
1: Aufbau des Schultergelenks
Schulterblatt mit Nebengelenken: „das Fundament“ oder „die Basis“
An der Bewegung des Schulterblatts sind viele Gelenke beteiligt. Hierbei unterscheidet man unechte Gelenke und echte Gelenke. Als unechtes Gelenk fungiert das Gleitlager zwischen Schulterblatt und Brustkorb sowie das Gleitlager zwischen dem Schulterdach und dem Oberarmkopf (subakromiales Nebengelenk). Ein wichtiges echtes Gelenk ist z. B. das Schultereckgelenk, das dafür sorgt, dass sich das Schlüsselbein unabhängig vom Schulterblatt bewegen kann.
Das Schulterblatt stellt mit seinen Gelenk-Verbindungen die Basis für das Hauptgelenk, das eigentliche Schultergelenk, dar und wird von mehreren wichtigen Muskeln, u. a. vom Musculus trapezius (Trapezmuskel), von den Rhomboiden (Rautenmuskeln), vom M. serratus anterior und vom M. latissimus dorsi, geführt. Sie sorgen dafür, dass das Schulterblatt, unser Fundament, stabil ist.
Hauptgelenk mit Schulterdach: „das Haus mit Dach“
Die knöchernen Strukturen, wie das Schulterblatt und das Schulterdach, sowie die umgebenden stabilisierenden Muskeln bewirken, dass der Oberarmkopf (Kugel) in der Mitte der Pfanne des Schulterblatts gehalten wird. Wenn wir den Arm heben möchten, muss sich die Kugel in der Pfanne bewegen. Damit sie jedoch nicht aus dieser herausrollt, wird sie von kleinen Muskeln (der sogenannten Rotatorenmanschette) gehalten; es entsteht ein sogenanntes Rollgleiten. Der wichtigste Motor, um den Arm zu heben, ist der Deltamuskel.
Die komplexe Anatomie des Schultergelenks
Laienhaft sprechen wir von „dem Schultergelenk“. Wie bereits angedeutet, gehören zum Schultergelenk jedoch mehrere Gelenke, insgesamt sind es fünf: drei echte Gelenke und zwei Nebengelenke (Abb. 2): Das eigentliche Schultergelenk, das Schultereckgelenk und das Schlüsselbein-Brustbein-Gelenk bilden dabei echte Gelenke. Als Nebengelenke werden das sogenannte Schulterblatt-Brustkorb-Gelenk und das Gleitlager unter dem Schulterdach bezeichnet. Nur das Zusammenspiel aller fünf Gelenke ermöglicht eine uneingeschränkte Funktion der Schulter.
2: Die fünf Gelenke der Schulter: rechte Schulter in der Ansicht von vorne
3: Artikulierende Skelettelemente eines rechten Schultergelenks
4: Die Gelenkkapsel umgibt das Schultergelenk
5: Die kapselverstärkenden Bänder geben zusätzlich Stabilität
6: eitenansicht einer rechten Schulter mit Darstellung der Schulterpfanne. Die Pfanne ist umgeben von einer Gelenklippe.
7): Darstellung der langen und kurzen Bizepssehne
8: Darstellung der vier Muskeln und dazugehörigen Sehnen der Rotatorenmanschette einer rechten Schulter, von der Seite betrachtet
9: Aktive/dynamische Stabilisatoren des Schultergelenks. Das Gelenk ist stabil, solange der resultierende Kraftvektor aller Muskeln in die Gelenkpfanne gerichtet ist.
Stopp
10: Ansicht des Deltamuskels einer rechten Schulter von vorne
11: von hinten
12: Das Schulterblatt-Brustkorb-Gelenk ist ein Gleitlager zwischen M. serratus anterior und dem M. subscapularis.
13: Das Schulterblatt führt bei der Seitwärtshebung des Arms eine Gleitbewegung im Schulterblatt-Brustkorb-Gelenk durch, um ein Anschlagen des Oberarmkopfes am Schulterdach zu vermeiden.
14: Handgriff nach Codman
15: Das Schulterblatt in der Ansicht von hinten mit den wichtigsten Muskelgruppen für die Stabilisierung des Schulterblatts
16: Seitliche Ansicht mit Darstellung des M. serratus anterior
17: Durch Lähmung oder Schwäche des M. serratus anterior kommt es zu einem Abheben des Schulterblatts.
18: Ansicht von oben mit Darstellung des AC- und SC-Gelenks
19: Frontalschnitt durch das Schultergelenk mit Darstellung der Strukturen des subakromialen Gleitlagers
Das Glenohumeralgelenk
Das zentrale Gelenk ist das eigentliche Schultergelenk (Articulatio humeri oder Glenohumeralgelenk). Es besteht aus dem Oberarmkopf (Caput humeri) und der Schulterpfanne (Glenoid; Abb. 3).
Biomechanisch handelt es sich hierbei um ein Kugelgelenk. Im Unterschied zum Hüftgelenk, ebenfalls ein Kugelgelenk, ist das Schultergelenk jedoch nicht knöchern, sondern muskulär geführt. Das heißt, die Stabilität des Gelenks wird fast ausschließlich durch Muskeln und Bandstrukturen gewährleistet. Die geringe knöcherne Führung des Schultergelenks ermöglicht es uns überhaupt erst, den Arm um fast 180° nach vorne und seitlich anzuheben, ohne dass es zu einer Einengung des Bewegungsspielraumes durch knöcherne Strukturen kommt.
Diese hohe Flexibilität „erkauft“ sich das Gelenk mit einem hohen Risiko für Instabilitäten. Das Glenohumeralgelenk ist von all unseren Gelenken am anfälligsten für eine sogenannte Luxation – also für eine Ausrenkung der Gelenkflächen. Mehr dazu finden Sie im Kapitel über die ▶ Instabilitäten des Schultergelenks.
Schultergelenkkapsel
Die Stabilität des Gelenks wird im Wesentlichen durch umgebende Bänder und Muskeln gewährleistet. Die wichtigste stabilisierende Bandstruktur ist die Schultergelenkkapsel (Abb. 4). Sie ist im Gegensatz zu den Gelenkkapseln anderer Gelenke sehr weit und elastisch, um den großen Bewegungsspielraum der Schulter zu ermöglichen. Das erklärt auch,...
Erscheint lt. Verlag | 6.11.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Allgemeinmedizin |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Orthopädie | |
ISBN-10 | 3-432-11730-2 / 3432117302 |
ISBN-13 | 978-3-432-11730-0 / 9783432117300 |
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