Duale Reihe Dermatologie (eBook)
616 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-244606-9 (ISBN)
1 Unsere dynamische Haut – Aufbau und Funktionen
I. Moll
1.1 Makroskopische Struktur der Haut
Das äußere Erscheinungsbild der Haut ist gekennzeichnet durch Falten und Felder bzw. Leisten.
Die Haut stellt die äußere Begrenzung des Menschen zu seiner Umwelt dar. Mit einer Gesamtfläche von 1,5–2 m2 und einem Gewicht von 3,5–10 kg ist sie das größte Organ. Das äußere Erscheinungsbild der Haut ist gekennzeichnet durch Falten, Felder oder Leisten. Grobe Falten treten an den Gelenken und als mimische Falten im Gesicht auf. Verliert die Haut durch Alterung oder Abmagerung ihre Elastizität, entstehen Falten.
Die Felderhaut kommt am gesamten Integument, die Leistenhaut an Palmae und Plantae vor.
Das gesamte Integument ist in polygonale Felder eingeteilt, daher die Bezeichnung Felderhaut. Die Anordnung dieser Felder ist genauso individuell wie die der Papillarleisten der Leistenhaut der Palmae und Plantae. Die Individualität der Papillarleistenmuster wird vielfältig von Anthropolog*innen, Kriminolog*innen und Genetiker*innen benutzt. Unterbrechungen der Leisten kommen bei Dermatosen, wie z.B. beim ▶ Morbus Darier, vor.
In Richtung der Hautspaltlinien verziehen sich kreisförmige Exzisionen elliptisch ( ▶ Abb. 1.1a).
Von klinischer Bedeutung sind die Hautspaltlinien ( ▶ Abb. 1.1a). Sie sind verursacht durch die Struktur und Anordnung der Kollagen- und elastischen Fasern in der darunterliegenden Dermis. Kreisförmige Exzisionen verziehen sich rasch elliptisch mit der Längsachse in Richtung dieser Linien.
Merke
Die Schnittführung bei Operationen sollte längs dieser Spaltlinien verlaufen, da die Wunden weniger klaffen und diskretere Narben resultieren.
Auch die Effloreszenzen vieler Dermatosen ordnen sich in diesen Linien an.
Makroskopische Struktur der Haut
Abb. 1.1 a Verlauf der Hautspaltlinien: Anordnung vieler Dermatosen.
b Verlauf der Blaschko-Linien: Anordnung vieler Genodermatosen und Nävi.
Den Blaschko-Linien folgen oft lineare, umschriebene Dermatosen ( ▶ Abb. 1.1b); ihr Zustandekommen beruht wahrscheinlich auf embryologischen Zellwanderungen.
Hingegen folgen viele Genodermatosen (erbliche Hautkrankheiten) und Nävi, aber auch manche erworbene, oft entzündliche Dermatosen den sog. Blaschko-Linien, die weder mit Nerven- noch Gefäßverläufen der Haut übereinstimmen ( ▶ Abb. 1.1b). Ihr Zustandekommen beruht möglicherweise auf embryologischen Zellwanderungen.
Die segmentale Nervenversorgung der Haut bestimmt die Dermatome. ▶ Herpes zoster ist die häufigste Dermatose in Segmenten.
1.2 Mikroskopische Struktur und Differenzierung der Haut
Die Haut ( ▶ Abb. 1.2) besteht aus 3 Schichten:
-
Epidermis (Oberhaut)
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Dermis (Korium, Lederhaut)
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Subkutis (Unterhaut)
Die Haut ( ▶ Abb. 1.2) besteht aus 3 Schichten:
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Epidermis (Oberhaut)
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Dermis (Korium, Lederhaut)
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Subkutis (Unterhaut)
Integrale Bestandteile sind außerdem verschiedene Adnexe (Hautanhangsgebilde): Haarfollikel, Hautdrüsen und Nägel; siehe Kapitel ▶ Histopathologie.
Mikroskopische Struktur der Haut
Abb. 1.2
1.2.1 Epidermis
Definition
Die Epidermis ist ein mehrschichtiges, verhorntes Plattenepithel, dessen Dicke in Abhängigkeit von Lokalisation, Alter und Geschlecht zwischen 0,03 und 0,3 mm variiert. Die Hauptzellpopulation sind die Keratinozyten.
Zellen der Epidermis:
-
Keratinozyten (> 90%)
-
Melanozyten
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Langerhans-Zellen
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Merkel-Zellen
-
Lymphozyten
Zellen der Epidermis:
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Keratinozyten (> 90%)
-
Melanozyten
-
Langerhans-Zellen
-
Merkel-Zellen
-
Lymphozyten
Epidermale Reteleisten ragen in die Dermis, dermale Papillen in die Epidermis.
Neben Zellen kommen in der Epidermis Nervenfasern vor, jedoch keine Gefäße. Die Versorgung erfolgt durch Diffusion aus der darunterliegenden gefäßreichen ▶ Dermis. Die Epidermis und Dermis sind miteinander dreidimensional verzapft. Epidermale Reteleisten ragen in die Dermis und bindegewebige dermale Papillen in die Epidermis ( ▶ Abb. 1.2).
1.2.1.1 Histologischer Aufbau
Histologisch ist die Epidermis ein mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel ( ▶ Abb. 1.3a) und besteht aus:
-
Stratum basale (einschichtig)
-
Stratum spinosum (vielschichtig)
-
Stratum granulosum (ein- bis mehrschichtig)
-
Stratum corneum
Im histologischen Bild sind mehrere Schichten zu unterscheiden ( ▶ Abb. 1.3):
-
Das Stratum basale ist eine Schicht kubischer Keratinozyten, Basalzellen.
-
Darüber befindet sich das vielschichtige Stratum spinosum, in dem die Keratinozyten größer, polygonal und in höheren Schichten zunehmend flach werden. Untereinander sind die Keratinozyten durch multiple „stachelartige“ Interzellularbrücken, die Desmosomen, verbunden, weshalb sie auch Stachelzellen heißen. Die Verbreiterung, vornehmlich des Stratum spinosum, nennt man Akanthose.
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Das Stratum granulosum mit seinen Körnerzellen bildet eine bis mehrere Schichten. Die „Körner“ sind basophile Keratohyalingranula (s.u.). Die Keratinozyten sind noch abgeflachter. Die Verbreiterung des Stratum granulosum wird als Hypergranulose bezeichnet.
-
Das Stratum corneum ist die äußerste Zellschicht, bestehend aus ganz flachen, fest gepackten, kernlosen Hornzellen in 5–15 Zellschichten, die dicht gefüllt sind mit Tonofilamenten und einer amorphen Matrix. Das Stratum lucidum, ausgeprägt an Palmae und Plantae, ist die unterste Zelllage dieser Schicht, in der die Zellen optisch dichter erscheinen.
Schematische mikroskopische Darstellung der Keratinozyten in den Hautschichten
Abb. 1.3 a Lichtmikroskopisch.
b Elektronenmikroskopisch.
Die Epidermis ist ein Proliferationsgewebe. Die Mitosen erfolgen im Stratum basale (Kompartiment der Proliferation). Unter gesetzmäßiger Veränderung ihrer Struktur durchwandern die Keratinozyten die suprabasalen Schichten bis ins Stratum corneum.
Diese Vorgänge werden terminale epidermale Differenzierung genannt. Die Turn-over-Zeit der Epidermis beträgt ca. 4 Wochen.
Die Epidermis ist ein...
Erscheint lt. Verlag | 24.4.2024 |
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Co-Autor | Esther Coors, Friedrich A. Bahmer, Hugo P.J. Boonen, Judith Bahmer |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Dermatologie |
Medizin / Pharmazie ► Studium | |
Schlagworte | Allgemeine Dermatologie • Dermatologie • Haut • Hautkrankheiten • Hautschutz • Humanmedizin • Klinik • Medizinstudium • Spezielle Dermatologie • Weiterbildungsassistenten. |
ISBN-10 | 3-13-244606-8 / 3132446068 |
ISBN-13 | 978-3-13-244606-9 / 9783132446069 |
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